Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

 
caramel
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Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 19.01.2023 - 16:59 Uhr  ·  #1
Es war einmal das Jahr 1973. Wie immer zu dieser Zeit brachte mir mein älterer Bruder Musiker, Bands und die Musik an sich näher. 1973 war es u.a. Rory Gallagher, der in diesem Jahr gleich 2 Studioalben vorlegte:

Blueprint am 18. Februar 1973 und Tattoo am 11. November 1973.
Beide Alben sollten in Großbritannien Goldstatus erlangen.

Rory Gallagher wird an vielen Stellen in unserem Forum erwähnt. Was ich aber nicht finden konnte, waren Rezensionen seiner Soloalben, allerdings die Vorstellung eines Albums als Mitglied der Band Taste.

An dieser Stelle nur ein kurzer Abriss seines Lebens, da seine Vita wohl hinreichend bekannt sein dürfte.

Rory William Gallagher wurde am 2. März 1948 in dem Ort Ballyshannon im Norden Irlands in einem Krankenhaus mit dem bereits wegweisenden Namen "Rock Hospital" geboren. Aufgewachsen ist er in Südirland in der Hafenstadt Cork, gestorben am 14. Juni 1995 in London.

Im zarten Alter von 6 Jahren lernte der kleine Rory die ersten Griffe auf einer Spielzeuggitarre aus Plastik. Mit 9 Jahren hielt er das erste richtige Instrument, eine Akustikgitarre, in den Händen, mit 15 Jahren war er bereits Profi.
Mit dem Bluesrock-Trio Taste (1966 - 1970) sollten ihm die ersten Erfolge beschert werden. Trotzdem sonderte er sich nach und nach immer mehr von den beiden anderen Bandmitgliedern ab und machte ihnen das Leben mit seinen musikalischen Eskapaden auf der Bühne schwer.

So beginnt er 1971 seine Solokarriere, suchte sich eine Begleitband und trat fortan unter seinem Namen auf. Angebote von Cream, den Rolling Stones oder Deep Purple, in deren Bands mitzuspielen, soll er im Laufe der Jahre zugunsten seiner Solokarriere abgelehnt haben. Mit seiner uralten, ramponierten Fender Stratocaster und dem (meist) karierten Hemd war er ganz der Anti-Star, der jeglichen Firlefanz auf der Bühne ablehnte. Die musikalische Intensität des Auftritts war das, was für ihn zählte.

Seiner Rolle als trinkfestem Iren wurde er dabei leider auch gerecht. Er griff viel zu oft zum Glas, gerne auch mit seinen Fans. Das traurige Ende kam 1995, als er im März ins Londoner Kings College Hospital eingeliefert wurde. Die durch Alkohol und Medikamente angeschlagene Leber war so sehr geschädigt, dass nur eine Organtransplantation blieb. Nach erfolgreicher Operation erkrankte er an einer bakteriellen Infektion. Er verstarb am 14. Juni 95 mit nur 47 Jahren.

In den Achtzigern und Neunzigern veröffentlichte Gallagher reihenweise erstklassige Alben. 12 Studioalben werden es insgesamt. 8 Livealben - der Live-Mitschnitt der Irish Tour ’74 gilt vielleicht als der Höhepunkt seines Schaffens - und zahlreiche Kompilations. 30 Millionen Alben sollen es sein, die er in seiner Karriere verkauft.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich zuerst Tattoo'd Lady und A Million Miles Away bewusst hörte und hierbei der Funke übersprang. Erst danach entdeckte ich auch das früher im Jahr erschienene Album mit dem Übertitel Daughter Of The Everglades.


Das November-Album Tattoo:


Tattoo'd Lady – 4:34
Cradle Rock – 6:15
20:20 Vision – 4:02
They Don't Make Them Like You Anymore – 4:05
Livin' Like a Trucker – 4:19
Sleep on a Clothes Line – 5:13
Who's That Coming – 7:09
A Million Miles Away – 6:55
Admit It – 4:19

Rory Gallagher – guitars, vocals, harmonica, saxophone, mandolin, bouzouki
Gerry McAvoy – bass guitar
Lou Martin – keyboards, accordion
Rod de'Ath – drums, percussion

Tattoo'd Lady beginnt mit leisen, psychedelischen Tönen und entwickelt sich dann schnell zu einem lässigen Rocksong.
Mit Cradle Rock folgt ein derber Bluesrock. Die Wiege wird so heftig gerockt, dass es nur so rumpelt. Gitarre und Keyboards treiben sich gegenseitig vorwärts. Ein tolles Zusammenspiel, welches durch die Einwürfe der Mundharmonika noch zusätzlich aufgeheizt wird.
Es folgt ein langsames Stück. Mit 20:20 Vision lernen wir die akustische Seite Gallaghers kennen. Sanftes Fingerpicking, dazu das leicht jazzige Bar-Piano und die Mundharmonika - ein lässiger Sound, der nicht nur einlädt, sondern geradezu dazu zwingt, mit dem Fuß im Takt mitzuwippen.
They Don't Make Them Like You Anymore swingt fröhlich vor sich hin. Die Jazz-Einflüsse sind auch hier wieder deutlich.
Livin' Like A Trucker klingt als Studioaufnahme fast lahm, vergleicht man es mit der auf 11 Minuten gewachsenen Live-Version aus dem Cowtown Ballroom, 1974 in Kansas. Wer dieser Bootleg-Aufnahme bis zum Ende lauscht, hört wie der Ansager ehrfürchtig sagt: "Well, the people that came tonight sure got their dollars worth". Da hatte er wohl recht.
Sleep On A Clothes Line beginnt mit stampfendem Boogie-Rhythmus, erinnert immer wieder ein wenig an Status Quo.
Who's That Coming? startet mit exzellenter akustischer Slide-Gitarre ganz im Stil des Delta-Blues, um das Thema dann in einem ebenso exzellenten Chicago-Blues zu wiederholen. Der Song bietet ein musikalisches Feuerwerk, Gitarre, Keyboard und Drums jammen ohne Halt.
Mit A Million Miles Away folgt für mich das Highlight des Albums. Hier zeigt sich eine ganz andere Seite des Musikers. Der Song ist melodiös, gefühlvoll, geradezu balladesk.
Der Abschluss ist mit Admit It dann wieder härter und ungeschliffener.


Das Februar-Album Blueprint:


Walk on Hot Coals – 7:04
Daughter of the Everglades – 6:14
Banker's Blues (Big Bill Broonzy) – 4:47
Hands Off – 4:32
Race the Breeze – 6:55
Seventh Son of the Seventh Son – 8:26
Unmilitary Two-Step – 2:50
If I Had a Reason – 4:31

Rory Gallagher – guitars, harmonica, mandolin, saxophones, vocals
Gerry McAvoy – bass guitar
Lou Martin – keyboards, some guitar
Rod de'Ath – drums, percussion

Der Titel des Openers Walk On Hot Coals sagt bereits alles aus. Dieses Album beginnt furios. Gitarre und Klavier überbieten sich gegenseitig.
Mit Daughter Of The Everglades folgt eine wunderschöne Ballade. So melodisch hört man Rory Gallagher selten. Hierzu trägt auch die hervorragende Keyboardarbeit von Lou Martin bei.
Bankers Blues wird im Booklet fälschlicherweise als Gallagher-Titel ausgegeben, ist aber tatsächlich ein Big Bill Broonzy-Titel. Die Mundharmonika und das Piano im Barrelhouse-Stil sind hier für mich die Hauptakteure. Die Gitarre klingt sehr zurückgenommen.
Die Studioaufnahme von Hands Off beginnt mit einem zarten Fingerschnippen, um dann rockig und stampfend loszulegen.
Race the Breeze beginnt mit einer Basslinie, die dann rhythmisch und gleichmäßig durch den Song tuckert, wie ein alter Zug. "Sounds like the night train", entsprechend lautet die erste Textzeile.
Der Seventh Son Of A Seventh Son groovt sich ziemlich lässig durch 8 1/2 Minuten. Rory Gallagher begibt sich in die Welt der Mystik und besingt den siebten Sohn eines siebten Sohnes, der übernatürliche Heilkräfte besitzen soll. Passend dazu beginnt der etwas düstere Song mit sphärischen und psychedelischen Klängen. Lange Keyboard- und Gitarrensoli zeichnen den Song aus.
Unmilitary Two-Step ist ein akustisches Instrumentalstück, welches sich durch feine, heitere Melodien im Ragtime-Stil auszeichnet und einmal mehr Gallaghers Vielseitigkeit zeigt.
Zum Abschluß gibt es noch einen Schuß Country-Feeling im 3/4 -Takt . Für If I Had a Reason lässt Gallagher es ruhig angehen, packt die Lap-Steel-Gitarre aus und Lou Martin spielt die Keyboards im Honky-Tonk-Sound.

Rory Gallagher war in erster Linie Bluesrocker, der aber auch mühelos Abstecher in andere Genres unternahm. Dass er auch eine zarte Seite hatte, zeigt er eindrucksvoll auf der Akustikrock-Kompilation Rory - Wheels Within Wheels, die posthum von seinem Bruder Dónal veröffentlicht wurde. Das hörenswerte Album enthält Stilrichtungen wie Flamenco, Skiffle, Country und traditionelle irische Musik.

Rory Gallagher war ein Vollblutmusiker, voller Energie und Herzblut für die Musik, was man beim Anschauen seiner furiosen Liveauftritte leicht erkennt. Leider habe ich ihn nie live gesehen. Zahlreiche Konzertmitschnitte trösten mich ein wenig darüber hinweg.

Neben dem musikalischen Vermächtnis erinnert seit 1995 in Paris die Rue Rory Gallagher und in Irland seit 2002 eine Briefmarke an den Gitarrenkünstler. Natürlich muss in Irland auch mit Denkmälern an ihn erinnert werden. So steht in Ballyshannon eine Bronzestatue und in Cork auf dem Rory Gallagher Platz eine Skulptur. Selbst seine Stratocaster bekam in Dublin ihr eigenes Denkmal.

Es gibt, passenderweise aus dem Jahr 1973, diesen kurzen aber lohnenden WDR Bericht, hörenswert auch wegen der leicht antiquierten Moderation:

Floyd Pink
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 19.01.2023 - 17:26 Uhr  ·  #2
Vielen Dank für Deine hervorragende Rezension(en). Finde auch, dass der Solo-Rory hier eher etwas unterrepäsentiert ist. Dabei war er für mich mit seiner Stilistik, seiner Intensität und tiefen Musikalität tatsächlich das, was oftmals nur so dahingesagt wird, nämlich "einzigartig". Wie erwähnt war er ja leider Ire und der Tullamore Dew war sein Schicksal...
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 19.01.2023 - 18:53 Uhr  ·  #3
Eine wunderbare Rezi über einen tollen Musiker!

Ich mag Rory sehr und werde es mir nicht verzeihen, bei meinem Irlandbesuch vor langer Zeit nicht sein Grab besucht zu haben.
Letztens habe ich gelesen, das Jimi Hendrix in einem Interview gefragt wurde, wie man sich so als weltbester Gitarrist fühlt.
Seine Antwort: weiß ich nicht, da müssen sie Rory Gallagher fragen!
Das sagt, finde ich, viel über die Beiden aus!

Und jetzt werde ich seine Irish Tour auf den Teller legen.
Emma
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 19.01.2023 - 20:13 Uhr  ·  #4
Caramel, danke für deine beiden Rezensionen und den schönen Bericht über Rory's Leben, das viel zu früh und so tragisch endete!
Leider habe ich ihn auch nie live gesehen, was ich sehr bedaure. So ein Abend muss fantastisch gewesen sein. Ich erinnere mich noch sehr genau an die erste Rockpalast Nacht 1977, die wir gemeinsam auf dem Geburtstag eines Freundes verfolgt haben.
Beim Lesen deiner Rezension, so kurz nach unserer Irlandreise, werde ich wieder ganz wehmütig.
xanadu
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 19.01.2023 - 23:17 Uhr  ·  #5
Ein Wahnsinns schöner und mit viel Herzblut geschriebene Beitrag, Caramel
Dankeschön

Tattoo'd Lady
Für mich DAS Album von Rory.
Ein absolutes Meisterstück, allen voran "A Million Miles Away"

Den fabelhaften Rockpalast Auftritt hatte ich leider erst viel später kennen lernen dürfen.
frimp
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 20.01.2023 - 07:05 Uhr  ·  #6
Schöne Review der beiden Alben! Rory läuft hier sehr oft, Mitte 70er avancierte er zu einem meiner Lieblingsgitarristen, bis heute!
Triskell
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 20.01.2023 - 23:12 Uhr  ·  #7
Liebste Christa, Chapeau!

Die "Blueprint" war der Einstieg für mich zu Rory. Danach kam noch die "Irish Tour" und "Live! in Europe".
Dann trennten sich unsere Wege, aber Dein Beitrag könnte das Blatt noch wenden. :-D Danke für diesen
wunderbaren Beitrag. ;-) Ich habe fertig!
freaksound
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 21.01.2023 - 10:58 Uhr  ·  #8
Hallo Christa - kann mich den Vorrednern nur anschließen.
Top Rezi und Gallagher ist auch für mich bis Mitte/Ende 70 ein Garant für hochwertige und begeisternde Musik.
Leslie
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 21.01.2023 - 11:42 Uhr  ·  #9
Respekt für den mit viel Aufwand geschriebenen Bericht!

Rory kenne ich seit 1968 mit seinen Taste und auch danach die Solo Sachen - ich habe eine Reihe Alben von ihm - auch deine besprochenen Alben - meine persönlichen Favoriten sind das 78er Photo-Finish und das 79er Spitzen Album Top Priority mit Blues- und Hardrock vom Feinsten

Rory ist fast 30 Jahre tot und ehrlich gesagt hab ich ihn fast "vergessen"
kraut-brain
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 23.01.2023 - 12:32 Uhr  ·  #10
Ein äußerst gelungener Reziverbund der beiden Alben "Blueprint" und "Tattoo" ist dir in diesem Zusammenhang gelungen. Witzig ist hierbei, dass ich am Vorabend deiner Rezipräsentation das Album "Blueprint" im Brezel gepostet habe.

Was mir besonders gut gefiel, war der biografische Background und die gesonderte Beschreibung der einzelnen Musikstücke. Hut ab für diese bemerkenswerte Fleißarbeit.

Im Grunde war Rory jedoch eine tragische Figur. Spielen konnte er wie nur wenige andere Gitarristen. Dort geriet er bisweilen in einen spielerischen Tunnel, der an Emotionalität kaum zu überbieten war. Und auf der anderen Seite war der König Alkohol kein guter Begleiter für ihn, wohl auch an Ermangelung sozialer Bindungen. So ist das leider bisweilen im Leben.

Abschließend nochmals vielen Dank für deine Rezi.
Tom Cody
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 23.01.2023 - 18:31 Uhr  ·  #11
Eine äußerst gelungene Vorstellung dieser beiden Alben!

Diese zwei Werke von Rory sind mir auch bekannt, allerdings nicht mehr in ihrer Gesamtheit. Es sind einzelne Songs wie "Daughter Of The Everglades" ( Blue Print) sowie "Tattoo`d Lady" und "Cradle Rock" (Tattoo), die bei mir kleben geblieben sind. Dazu kommt noch, wie schon von Emma erwähnt., die erste Rocknacht 1977.

Vielen Dank Christa für diese interessanten und sehr informativen Rezitationen der zwei Alben ! :-D
frimp
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 23.01.2023 - 18:42 Uhr  ·  #12
Ich hab‘ mich irgendwann entschieden, alle Alben von Rory und auch Taste zu besitzen und gerne zu hören. Eigentlich gibt es für mich kaum Ausfälle.
caramel
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 24.01.2023 - 12:49 Uhr  ·  #13
Danke für die vielen Antworten.

Alle Gedanken und Gefühle "zu Papier" zu bringen, ist tatsächlich (für mich) immer mit ziemlich viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden. Hat aber riesig viel Spaß gemacht. Zumal ich durch diese Arbeit Rory Gallagher wieder richtig nah gekommen bin 😄 und seine Musik neu entdeckt haben. Hier liegt - ganz frisch - das Buch Rory Gallagher: Der Mensch hinter der Gitarre, eine Buchbestellung, die sich aufgrund der Rezi ergeben hat.

Wenn man das musikalische Jahr 1973 anschaut, gibts noch einige Alben, die es lohnt, besprochen zu werden. Bin gespannt, ob und was noch folgt.
badMoon
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 13:12 Uhr  ·  #14
Zitat geschrieben von caramel

Danke für die vielen Antworten.

Alle Gedanken und Gefühle "zu Papier" zu bringen, ist tatsächlich (für mich) immer mit ziemlich viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden.


Das kann ich gerne bestätigen. Wenn Frau C. mit einer Rezi beginnt, ist für mich für einige Tage kaum noch Platz am Schreibtisch. Musikbücher machen sich breit - natürlich neben den CDs, die oft Song für Song durchgehört werden.

Nun aber zum Rory.

Bis heute kann ich nicht behaupten, eines seiner Werke in Gänze zu kennen. Es sind ab und an einzelne Stücke, die ich mir zu Gemüte führe. Eine gewisse Konstanz ist also nicht vorhanden, oft sind es die mir nicht sehr zusagenden schrägen und schrillen Töne, die mich abhalten. Wenn allerdings mal ein Song gezündet hat, dann aber Hallo! Seinen flinken Fingern und seinem wirklich einzigartigen Stil kann nur mit hohem Respekt begegnet werden - ob man seine Musik nun mag oder nicht. Glücklicherweise steht hier im Caramel'schen Regal - oh Wunder - eine reichliche Auswahl an Gallagher-Scheiben. Durch die "Tattoo" habe ich mich bereits durchgewühlt, andere folgen. Bin gespannt.

Ein Song, den ich mir immer wieder anhören kann, ist "Shadow Play" in dieser tollen Liveversion. Junge Junge, wäre ich dabei gewesen, wäre die Speicherkarte meiner Knipse am Glühen. Wann erlebt man das heutzutage noch, dass nicht nur die Kamera erlaubt ist, sondern ein Künstler ins Publikum springt und unbeirrt weiterspielt? Der Traum eines jeden Konzertfotografen!!!

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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 13:38 Uhr  ·  #15
Ja, der Wahnsinn! Allerdings habe ich es schon öfter erlebt, dass Gitarristen ins Publikum gehen und weiterspielen. Randy Hansen z.B., aber den würde ich nicht gerne anfassen mögen (er riecht etwas streng).
In Thüringen gibt es die Coverband Double Vision. Die sind auch auf dem Fehmarn Open Air aufgetreten. Da hat der Gitarrist bei Shadow Play genau diese Szene nachgespielt (Gitarre am Boden und am Kabel gezogen). Das fand ich dann doof und bin Kaffee trinken gegangen.
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 13:48 Uhr  ·  #16
@Emma,

ja, bei "kleineren" Veranstaltungen mit gerade aufstrebenden Künstlern trifft das wohl zu. Aber Gallagher war ja eher eine Hausnummer. Vergleichend ist für mich unvorstellbar, dass heutzutage ein, sagen wir Bonamassa, ins Publikum springt.
firebyrd
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 14:08 Uhr  ·  #17
Zitat geschrieben von badMoon

@Emma,

ja, bei "kleineren" Veranstaltungen mit gerade aufstrebenden Künstlern trifft das wohl zu. Aber Gallagher war ja eher eine Hausnummer. Vergleichend ist für mich unvorstellbar, dass heutzutage ein, sagen wir Bonamassa, ins Publikum springt.


ALBERT HAMMOND ist immerhin von der Bühne geklettert, ins Publikum!
Floyd Pink
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 15:50 Uhr  ·  #18
Zitat geschrieben von badMoon

@Emma,

ja, bei "kleineren" Veranstaltungen mit gerade aufstrebenden Künstlern trifft das wohl zu. Aber Gallagher war ja eher eine Hausnummer. Vergleichend ist für mich unvorstellbar, dass heutzutage ein, sagen wir Bonamassa, ins Publikum springt.



Bonamassa hätte Angst um seinen Anzug.

Aber a propos stage diving (vorsichtshalber Ton runterdrehen, Musik ist furchtbar, aber Video sehenswert wenn auch fast nicht jugendfrei): Lady Gaga
Emma
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 06.02.2023 - 20:51 Uhr  ·  #19
Entsetzlich! Unvorstellbar, dass die bei Bidens Amtseinführung die Nationalhymne gesungen hat!
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 07.02.2023 - 11:33 Uhr  ·  #20
Das dachte ich bisher auch. Dann habe ich die Doku "The True Story of Lady Gaga", zu finden in der ZDF Mediathek, gesehen, in der auch zum Schluss der Auftritt bei der Amtseinführung zu sehen ist.
Nun ist mein Bild von L.G. deutlich anders und positiv. Ok, ihre Musik ist nicht meins, aber das ist bei dem größten Teil der heutigen Musik so, bin halt ein Kind der Siebziger und nicht mehr so flexiebel.
caramel
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 08.02.2023 - 10:40 Uhr  ·  #21
Zitat geschrieben von badMoon
Ein Song, den ich mir immer wieder anhören kann, ist "Shadow Play" in dieser tollen Liveversion. Junge Junge, wäre ich dabei gewesen, wäre die Speicherkarte meiner Knipse am Glühen. Wann erlebt man das heutzutage noch, dass nicht nur die Kamera erlaubt ist, sondern ein Künstler ins Publikum springt und unbeirrt weiterspielt? Der Traum eines jeden Konzertfotografen!!!

Das ist interessant, dass du gerade dieses Video einstellt. Ich lese gerade Rory Gallagher – Der Mensch hinter der Gitarre. Genau mit der Beschreibung dieses Auftritts, der besonders eindrucksvoll Gallaghers Verhältnis nicht nur zu seinem Publikum, sondern vor allem zu seiner Gitarre zeigt, beginnt das Buch.
Jersch
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 21.02.2023 - 16:47 Uhr  ·  #22
Wunderbare, mit Herzblut geschriebene Rezensionen zu zwei wichtigen Alben in der sehr umfangreichen Veröffentlichungshistory des Iren. RORY GALLAGHER war mit seinem traditionellen Bluesrock Anfang der 70er schon etwas ganz besonderes. Ein Album nach dem anderen war musikalisch schön und qualitativ hochwertig.

Mein Liebling beider Alben: "Walk On Hoat Coals", 7 Minuten pure Energie und so abwechslungsreich, das es eine Freude ist.

Live gesehen hab ich RORY GALLAGHER auch leider nie, meine einzige Verbeugung vor Ihm, war das niederknien 2015 an seinem Grab, auf meiner ersten Irlandreise.

Recht herzlichen Dank, für die sehr schöne Rezension!
michaeljoseph
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 02.05.2023 - 00:46 Uhr  ·  #23
Zitat geschrieben von badMoon

Zitat geschrieben von caramel

Danke für die vielen Antworten.

Alle Gedanken und Gefühle "zu Papier" zu bringen, ist tatsächlich (für mich) immer mit ziemlich viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden.


Das kann ich gerne bestätigen. Wenn Frau C. mit einer Rezi beginnt, ist für mich für einige Tage kaum noch Platz am Schreibtisch. Musikbücher machen sich breit - natürlich neben den CDs, die oft Song für Song durchgehört werden.

Nun aber zum Rory.

Bis heute kann ich nicht behaupten, eines seiner Werke in Gänze zu kennen. Es sind ab und an einzelne Stücke, die ich mir zu Gemüte führe. Eine gewisse Konstanz ist also nicht vorhanden, oft sind es die mir nicht sehr zusagenden schrägen und schrillen Töne, die mich abhalten. Wenn allerdings mal ein Song gezündet hat, dann aber Hallo! Seinen flinken Fingern und seinem wirklich einzigartigen Stil kann nur mit hohem Respekt begegnet werden - ob man seine Musik nun mag oder nicht. Glücklicherweise steht hier im Caramel'schen Regal - oh Wunder - eine reichliche Auswahl an Gallagher-Scheiben. Durch die "Tattoo" habe ich mich bereits durchgewühlt, andere folgen. Bin gespannt.

Ein Song, den ich mir immer wieder anhören kann, ist "Shadow Play" in dieser tollen Liveversion. Junge Junge, wäre ich dabei gewesen, wäre die Speicherkarte meiner Knipse am Glühen. Wann erlebt man das heutzutage noch, dass nicht nur die Kamera erlaubt ist, sondern ein Künstler ins Publikum springt und unbeirrt weiterspielt? Der Traum eines jeden Konzertfotografen!!!




Ich habe das in meiner entscheidenden Phase des Erwachsenenwerdens gesehen und dann sehr schnell begriffen, dass es mein Ziel ist ein Gitarrenvirtuose zu werden.Ob ich einer geworden bin, müssen andere beurteilen. Jedenfalls war der Konzertfilm, aus dem dieses Video stammt, eine Initialzündung für mich. Hier der Auscchnitt, der mein Leben verändert hat: Bis heute die vielleicht beste Konzertaufnahme eines Solokünstlers
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 04.07.2023 - 11:51 Uhr  ·  #24
Aber hallo; klasse Arbeit.

Es gibt einiges, das ich hier aufholen muss.

Rory habe ich seinerzeit in der Westfalen Halle sehen dürfen.
Lange her, aber ich habe noch einiges im Ohr und Herz.

Schade das Suff und Kippen so fatal wirken können.
Wenn das anders wäre, würden wir im Paradis leben.

Auch werde nun Rory als 0 und 1 konsumieren.
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Re: Rory Gallagher - Blueprint / Tattoo | 1973

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Gepostet: 27.07.2023 - 11:55 Uhr  ·  #25
auch dies ein ganz hervorragendes posting, das weit über eine sehr gut analysierte rezension hinausgeht
und hintergrundinfos hinzufügt. das macht den text noch interesanter und lesbarer, als er ohnedies schon ist.

Mit Blueprint und Tattoo gabs den zweiten großen richtungswechsel nach Taste, wo er eher
progressive (blues-)töne anschlug und dem powerhouse-bluesrock der ersten drei solo-lps.

zum ersten mal als quartett und mit klavierspieler; zwei engländer waren es auch noch, die er
von Killing Floor unter vertrag nahm; es wird erzählt, daß er sich seinen eigenen Otis Spann in
die band holen wollte, ganz nach dem muster Muddy Waters/Otis Spann.

damit wurde es insgesamt ruhiger, aber auch vielschichtiger; country- und folk-blues
und sogar Waltzer (If I Had A Reason)... man mußte sich erst daran gewöhnen, aber mit jedem
hören wurden diese beiden lps immer besser.
immerhin so gut, daß er die stücke auch auf der legendären Irish Tour '74 regelmäßig spielte und eine
ganze reihe davon auf der hochgepriesenen gleichnamigen live-lp zu finden sind.

Our Rory..., natürlich der große bruder, den man einfach bewundern und gern haben mußte;
auf der bühne ein feuerwerk nach dem anderen abbrennend, privat zwar freundlich, aber auf eine
irisch-katholische weise schüchtern und zurückhaltend.
über persönliches hat er sich nie ausgelassen, aber wenn man eine diskussion über Big Bill Broonzy
oder irgend einen anderen alten country-blues-musiker suchte... da hatte er einiges zu erzählen.

sein bruder und manager Donal hat die journalisten immer sehr stark reglementiert und das auf eine art,
daß ich und ein solider eichenknüppel gerne mit ihm vor die tür gegangen wäre.
aber dann begriff ich, daß Rory diese brüderliche schutzmauer brauchte und das selbst diese ihn
im endeffekt nicht vor sich selbst und seiner sauferei schützen konnte. also, Donal, nix für ungut.

vielleicht muß man Rory auch mit einer katze vergleichen, die man ebenfalls nicht trainieren und
unter kontrolle bringen kann.... deswegen liebt man sie ja gerade...

in einem kleinen land kann man nicht dauerhaft von profi-musik leben, trotzdem kam er immer
wieder nach hause; ob Cork oder die großen festivals, wie z.b. Lisdoonvarna oderMacroom; und
an eine mäßige show kann ich mich nicht erinnern.

Zwei platten, die auch deshalb genau richtig kamen, weil man in dem alter war, indem Jungens
nun einmal fortgesetzt liebeskummer haben und emotionale klängen brauchen. da lieferten
'Banker's Blues' 'A Million Miles Away' oder 'If I Had A Reason' den nötigen trost.

irgendwann gehts dann weiter und nach mehreren quartett-platten wars mit der piano-
spielerei erstmal wieder vorbei; Photo-Finish brachte erneut Trio-Dampf in die Rille; es war
die platte, die ihm nach vielen jahren und endlich die breite anerkennung der ewig skeptischen
haupstädter brachte.
und das, obwohl in Dublin längst punk und new wave dominierten...

ja, ein sehr schönes posting und eine willkommene erinnerung.
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