Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

 
Stattmeister
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Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 12.08.2022 - 16:41 Uhr  ·  #1


Künstler: Ganz, ganz Viele 😊
Datum: 28.07. bis 31.07.2022
Ort: Breitenbach am Herzberg
Delegation vom Zirkus: Holger_Fischer und Stattmeister


Mensch wie die Zeit vergeht. Seit meinem letzten Besuch auf dem „Berch“, wie das Burg Herzberg Festival kurz und bündig sowie liebevoll von den Besuchern genannt wird, sind auch schon wieder neun Jahre vergangen. Eigentlich wären es sieben Jahre gewesen, da ich meine Karte bereits für 2020 erworben hatte. Aber selbst nach so langer Abstinenz fühlt es sich, sobald man auf das Gelände fährt, wieder sehr vertraut an. Man sieht die großen Flächen zum Campen, die etwas tiefer gelegene Fläche mit der Hauptbühne, die Dixie-Klos, die Wasserstellen, die bereits aufgebauten Zelte und geparkkten Wohnwagen und-mobile und, und, und natürlich die einzigartige Mischung der Herzberger, Hippies, Rocker, Normalos und immer mehr Familien, aber alle in bester Stimmung und man kommt sofort in Kontakt, insbesondere natürlich mit den Zeltnachbarn und -nachbarinnen (von denen hatten wir in diesem Jahr besonders viele) ;-) .



Wie schrieb ich bereits 2013: Hitze, Haschisch, Hippies, Herzberg. Genau das traf auch heuer wieder zu, wobei die Hitze sich zum Glück in Grenzen hielt, mehr als gefühlte 30 Grad am Freitag waren zum Glück nicht zu verzeichnen. Einige Schauer sorgten dann an diesem Freitag auch für etwas Abkühlung – das es pünktlich zu Beginn des Spidergawd Auftrittes noch einmal richtig schüttete konnte Holger und mich nicht erschüttern, wir waren mit adäquater Regelkleidung gut vorbereitet. Im Verlaufe des sehr engagierten Auftrittes der Norweger (aus dem Dunstkreis von Motorpsycho, deren Drummer Kenneth Kapstad spielte auch mit und erinnerte sich gerne an seine Auftritte mit der Stammband auf dem Berg zurück) hörte es dann auch auf und es blieb bis zu unserer Abreise trocken.


Spidergawd in Action

Die Hardrocker aus dem hohen Norden hinterließen, wie fast alle anderen von uns verfolgten Auftritte, bei mir einen sehr guten Eindruck. Angesichts der erneuten Vielfalt an tollen Bands und Künstlern ist man leider gezwungen eine Auswahl zu treffen und wir hatten entschieden uns nicht mehr als 3-4 Bands/Künstler pro Tag anzusehen. Schließlich muss man ja auch noch ausgiebig Chillen sowie Bier und Nahrung zu sich nehmen.



Daher sah dann unsere diesjährige Konzertreise so aus:

Donnerstag
Lazuli
Heavy Feather
King Buffalo

Freitag
Wallis Bird
Spidergawd
Monomyth
Siena Root

Samstag
King Khan & The Shrines
Efterklang (kurz)
Space Debris
New Model Army
Kadavar
Orange (ganz kurz)

Die Auswahl an Nahrungsmitteln war auch in diesem Jahr vorzüglich, Schwerpunkt lag dabei auf vegetarischen bzw. veganen Speisen, aber alles sehr schmackhaft und frisch zubereitet und preislich noch sehr fair gestaltet. Mir hat es der vegane Döner-Wrap angetan, super lecker.



Um uns fit für die (leider) sehr spät angesetzten Auftritte von King Buffalo und Siena Root (00.45 h) stärkten wir uns jeweils kurz vorher noch mit grünem Tee und einem Stück selbst gemachten Kuchen bei der Kommune Kaufungen, ein Ritual welches man beibehalten sollte. Das nachmittägliche Kaffeetrinken findet ohnehin traditionell dort statt, genauso wie das obligatorische Frühstück zum Abschluss am Sonntagmorgen in der „Bar jeder Sinne“.



Meine musikalisch absolute Neuentdeckung in diesem Jahr (Holger kannte sie schon und führte uns zielsicher zur Freakstage) war die niederländische Band Monomyth. “Dutch Stoner / Kraut / Drone”. Mit diesen knappen Worten beschreibt der Fünfer aus Den Haag seinen Stil auf Facebook. Hierzu gebe ich mal ein paar ergänzende Adjektive dazu: langsam, träge, schwebend, mystisch und hin und wieder eruptiv, wenn auf die Kraft von Riffs und Spannungssteigerungen in bester Stoner Rock Manier gesetzt wird. Doch die gut eingesetzten Keyboards mit Orgel- und Synthiesounds sorgen vor allem für ordentliches 70s Flair. Gelegentliche monotone, minimalistische Rhythmen sind eindeutig dem Krautrock entliehen.

Die begleitende phänomenale Lightshow (bei ihrem Auftritt um 22.30 Uhr war es bereits sehr dunkel) brachte das Hypnotische bestens zur Geltung, sodass man sich am Ende wie in einem endlosen spacigen Trip wähnte, obwohl der Auftritt leider nur gut 70 Minuten dauerte.

Knapp dahinter in meiner Begeisterungsskala mussten sich dann die von mir mit großer Vorfreude erwarteten Siena Root (erstaunlicherweise nur in Quartett-Stärke, beim letzten Album waren sie noch zu Sechst) einordnen. Lightshow und musikalische Umsetzung waren aber auch bei ihnen vorzüglich, ich vermisste allerdings einige der Top-Stücke des letzten Albums, dafür präsentierten sie bereits einen starken neuen Song vom Ende des Jahres erscheinenden neuen Album. Die Schweden ließen sich auch von kleinen Widrigkeiten nicht beeinflussen, so konnten sie leider ihren Sitarspieler nicht in den Auftritt integrieren, weil das Instrument am Flughafen in Prag am Zoll hängengeblieben war.





Auch Lazuli hatte ich mich mit Spannung erwartet, kannte ich von den Franzosen doch bisher nur Fragmente aus den bisherigen zehn Alben. Aber mit diesem Auftritt und der sehr abwechslungsreichen Musik, die zwischen bretonischem Folk, Prog und Chanson changiert und der ungewöhnlichen Vielfalt an Instrumenten (u. a. Marimba, Harp Guitar) haben sie mich als Fan hinzugewonnen. Das 2020er Album „Le Fantastique Envol De Dieter Böhm“, von dem sie einige Stücke präsentierten, ist schon auf dem Weg zu mir.



Zum ersten Mal habe ich auch eine Band zum zweiten Mal auf dem Berch gesehen und zwar die Berliner Kadavar. Standen sie 2013 noch am Anfang ihrer Karriere und spielten auf der (damals noch kleineren) Freakstage, so waren sie heuer neben New Model Army der Top Act am Samstag und spielten natürlich auf der Mainstage. Man merkt dem Trio „Lupus“, „Dragon“ und „Tiger“ die gesammelten Bühnenerfahrungen der letzten 12 Jahre durchaus an, von Anfang an haben sie die Zuhörer (und das sind immer speziell am Samstagabend bei den „Haupt-Acts“ immer sehr viele, ich schätze mal vorsichtig so 3000 bis 4000) mit ihrem knackigen Hard-/Stoner-Rock auf ihrer Seite. Für einige Stücke verstärkten sie sich mit einem zweiten Gitarristen was ihrem Sound noch etwas mehr Druck verlieh.



Nicht ganz so überzeugend fand ich die Amis namens King Buffalo. Auf Tonträger finde ich ihre Musik, eine Mischung aus Heavy Psych, Stoner- und Hard-Rock, sehr gelungen, aber live fand ich den Aufbau der Stücke etwas zu gleichförmig (Bass und Drums formten stets die gleichen Melodiefolgen) und, obwohl sowohl Gitarrist als auch Bassist parallel auch ihre Tasteninstrumente bedienten, nicht ganz so abwechslungsreich.



Auch der Top-Act, auch wenn es eigentlich so etwas bei diesem Festival nicht gibt, aber der Auftritt am Samstag um 20.15 Uhr, ist schon ein kleines Privileg, da zu keiner anderen Zeit sich so viele Menschen vor der Bühne versammeln, die New Model Army rund um Bandleader Justin Sullivan legte sich richtig ins Zeug und lieferte eine Top-Performance ab (was, so habe ich von Holger gehört nicht immer selbstverständlich ist). Die Mischung aus Rock-, Folk- und Punkelementen passt natürlich auch wie die Faust aufs Auge zum Herzberg. Ich fand ihren Auftritt, vorab hatte ich die Band, im Gegensatz zu Holger, noch nie live gesehen, sehr gut, da abwechslungs- und variantenreich und dies nicht nur durch den gelegentlichen Einsatz einer elektrisch verstärkten Violine. Natürlich kann Sullivan, letztes verbliebenes Gründungsmitglied, auf ein sehr breites Repertoire aus 42 Jahren Bandgeschichte zurückgreifen. Aber ohne Stücke aus dem Erfolgsalbum schlechthin „Thunder And Consolation“ geht es sich auch nicht aus.



Kurz vorher standen noch die Herzberg-Dauergäste Space Debris auf unserem Programm. Auch von den Jams der vier Süddeutschen kann man sich wunderbar einsaugen lassen -satte Hammondklänge, deftige Gitarrenausflüge und ein aufregendes Schlagzeugspiel sind ihr Markenzeichen - mal als Blues, mal als Space Rock, dann wieder wild orgiastisch dargeboten, um im nächsten Moment fast meditative Formen anzunehmen. Hier werde ich auch mal medientechnisch aktiv.



Verpasst haben wir leider, da wir am Sonntagvormittag wieder unseren Heimweg antreten mussten, Monkey3, Blues Pills, Rosalie Cunningham und, und, und. Aber es wird ja noch viele weitere Festivals auf dem Herzberg geben und viele Künstler kommen ja gerne und öfters auf den Berch – ich bin schon gespannt wie das Programm 2023 aussehen wird.


Lustiges Völkchen die Dänen - hier Efterklang auf der Mainstage (diesen lauschten wir nur kurz, wegen Termindruck und so :-)


Solide Mischung aus Hard- und Blues-Rock: Heavy Feather aus Schweden, noch nicht ganz so reif wie ihre Landsleute Siena Root


Nette Abwechslung am Samstagnachmittag, King Khan & The Shrines, Heisses Gebräu aus Soul, Funk und Rock mit einem wahren Entertainer als Frontmann


Der Herzberg-Truck


Hotel Fischer, mußte leider nach dem Festival aufgrund baulicher Mängel entsorgt werden :happy:
Triskell
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 12.08.2022 - 18:23 Uhr  ·  #2
Hauptsache es hat Spaß gemacht und das Wetter war gut. Musikalisch wäre das allerdings so gar nichts für mich gewesen.

Schöne Bilder! :-D
Mr. Upduff
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 12.08.2022 - 18:39 Uhr  ·  #3
... tolles Erlebnis... toller Bericht... tolle Fotos...Space Febris wären was für mich gewesen... und das beste an solchen Festivals ist dass man unbekannte Bands erlebt von dem man nie was gehört hat und die einen schier vor Freude umhauen...
Floyd Pink
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 12.08.2022 - 19:50 Uhr  ·  #4
Da kommt ja richtig Neid auf!

Tolle Bandauswahl habt ihr getroffen...Spidergawd, Lazuli. King Buffalo, Monomyth, Space Debris, Kadavar...echt top!
Und das der gute King Khan auch noch seine Hüften schwingt...habe den vor Ewigkeiten mal in Frankfurt bei seinem damaligen Label Waggle Daggle in deren "Hedquarter" gesehen - sehr unterhaltsam.

Herzberg ist vor den Bandauswahl zusammen mit dem Stoned From The Underground in Erfurt und dem Roadburn in Tilburg /NL mein Lieblingsfestival, leider hab ich es iwie nie auf den Berch geschafft, lag immer ungünstig - zeitlich oder räumlich.
holger_fischer
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 13.08.2022 - 21:26 Uhr  ·  #5
Tom Cody
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 14.08.2022 - 16:58 Uhr  ·  #6
Dirk, vielen Dank für Impressionen und die tollen Bilder. Schön, daß es Holger und dir gefallen hat. Bei Durchsicht des Line- Up mußte ich für mich feststellen, daß ich offenbar doch schon "alt" gewoden bin. :-o Ich kenne gerade mal, Siena Root, Space Debris und Kadavar. ^_^
badMoon
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 19.08.2022 - 12:37 Uhr  ·  #7
Toller Bericht mit vielen schönen, persönlichen Eindrücken. Holger hat uns vor einiger Zeit mit seiner Frau besucht (...vor dem Festival), wir hatten kurz über das Herzberg-Festival gesprochen. Das Line-Up liest sich gut, von einigen Bands stehen hier auch einige CDs. Dennoch könnte mich das Herzberg-Festival nicht locken. Keine Wettergarantie (bin kein Freund von Regen- oder Matschveranstaltungen), und, ...naja, mit knapp 70 würde mir das auf Dauer zu anstrengend. Ein Loreley-Festival käme mir gerade noch in die Tüte - natürlich mit Hotelübernachtung o) .

Egal, Hauptsache, es hat euch gefallen und ihr hattet eine gute Zeit. Bericht und Bilder sind klasse - Danke dafür :-)
xanadu
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 19.08.2022 - 21:41 Uhr  ·  #8
Dirk, was für eine toller persönlicher Beitrag und Impressionen Herzberg Festival.
Bin begeistert und die Auswahl eurer Live Acts , da wäre ich auch gerne dabei gewesen.
Es war doch ein sehr feines Line Up wo die Auswahl für mich auch schwer fallen würde.
Vielen Dank und herzliches Beileid Holger für dein Zelt das du entsorgen musstest :lol:
holger_fischer
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Re: Burg Herzberg Festival 28.07. - 31.07.2022

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Gepostet: 22.08.2022 - 19:26 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von xanadu

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Vielen Dank und herzliches Beileid Holger für dein Zelt das du entsorgen musstest :lol:


So schlimm war die Trennung nicht. War schon älter und ein Budgetkauf (86 EUR oder so). Immerhin ein 9-Mann-Zelt (wenn man unempfindlich ist). Es hat uns noch einmal gute Dienste geleistet, aber mit gespaltenen Stangen und defekten Reißverschlüssen möchte ich nicht noch mal aufschlagen.
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