...fange Heute mit deftiger Kost aus 1967/68 an
PÄRSON SOUND - same
ZITAT :
Pärson Sound war die Vorgängerformation von International Harvester. Die Gruppe wurde irgendwann im Sommer 1967 von Per Anders Persson ins Leben gerufen, der damals an der Königlichen Musikakademie von Stockholm Komposition studierte. Beeindruckt von einem Besuch des Komponisten Terry Riley, der mit den Studenten der Akademie seine Komposition "In C" aufgeführt hatte, wollte Persson ähnliche Musik machen, allerdings auf Rockbasis. Das Ergebnis war eine Art von zeitgenössisch-minimalistischer Psychedelikrock mit Folkeinflüssen, mit dem Pärson Sound schnell zu einer der angesagtesten Gruppen der Stockholmer Psychedelikszene wurden.
Einen Tonträger hat die Band zu Lebzeiten nicht veröffentlicht. 1968 änderte Persson den Bandnamen in International Harvester um, unter welchem Namen die Gruppe ihr erstes Album einspielte (siehe "Sov Gott Rose-Marie"). 2001 veröffentlichte das schwedische Label Sublimal Sounds eine Doppel-CD mit Archivaufnahmen von Pärson Sound, die der Grund für diese Rezension ist. Es handelt sich meist um Live-Aufnahmen von durchwachsener bis guter Klangqualität, die in den Jahren 1967 und 1968 aufgezeichnet wurden.
Pärson Sound hatten eine durchaus ungewöhnliche Besetzung. Neben dem üblichen Rocktrio (E-Gitarre, Bass, Schlagzeug) gehörten der Band ein Cellist und ein Saxophonist an, der zudem Flöte und Blockflöte bediente. Ab und an war mit dem Geiger Urban Yman auch ein zweiter Streicher im Lineup (und bei einigen der Nummern kommen auch weitere Gastmusiker zum Einsatz). Tasteninstrumente werden kaum verwendet. Gelegentlich bedient Persson allerdings Piano und Orgel, oder setzte seine selbstfabrizierten Tonbandkollagen ein.
Die auf "Pärson Sound" zu findende Musik ist eine recht eigentümliche Mischung aus zeittypischer Psychedelik à la frühe Floyd, krautig-freiformatigem Gejamme, repetitiv-minimalistischen Mustern und einigen rudimentären Folkeinwürfen. Aus diesen Ingredienzien schufen die Schweden ziemlich wüste und monoton dahin rockende Klangkonglomerate, die wohl am ehesten mit den frühen, experimentellen Hervorbringungen der deutschen Krautrocker vergleichbar sind.
Scheinbar ziemlich zugedröhnt rockt die Band durch die mitunter sehr langen Nummern. Arne Ericssons elektrifiziertes Cello sorgt für schwebend-sägende Drones, während der Rest der Band sich in langen, repetitiven Gitarren-Bass-Schlagzeug-Exzessen ergeht. Lärmend und wüst rumpeln die Musiker durch die langen, mitunter zu langen Stücke, treffen jaulend-sägende E-Gitarrenausflüge auf heftigst verzerrte Bassläufe, weggetretene Vokaldarbietungen, tumultöse Schlagzeugausbrüche und knarzende und schneidende elektrifizierte Streicherklänge. "From Tunis To India" und "Skrubra" sind sicher zu lang geraten, tut sich hier doch über die lange Dauer in musikalischer Hinsicht zu wenig. Das Waldwiesengeklampfe von "On How To Live" ist dagegen reichlich kurios und Anderes wie "Tio Minuter", "India", "Sov Gott Rose-Marie" (eine frühe Version dreier Nummern des Debüts von International Harvester), "Milano" oder "Blaslaten" ist schlichtweg beeindruckend kaputt, besticht durch die kompromisslose Derbheit und wüste Expressivität. Mit "A glimpse inside the glyptotec - 66" gibt es zudem eine der wirren Tonbandkollagen Perssons zu hören.
"Pärson Sound" ist ein ziemlich eigenartiges Album, welches man entweder als dilettantischer Mist oder stümperhaftes Freiformgerocke verdammen, oder als geniales Kraut-Psychedelikgebräu genießen kann. Ich finde vieles hier ziemlich interessant, auch wenn es einige auf der Stelle tretende Längen gibt. Wer allgemein psychedelisch-krautige Experimente und im speziellen "Sov Gott Rose-Marie" sehr schätzt, der braucht auch dieses Album, wenn er sich denn mit dem eher unterdurchschnittlichen Klang anfreunden kann.
https://www.youtube.com/watch?v=a3cLqWRcCEQ
LG - Franz