B-52’s „Wild Planet“ -1980-
Die Band wurde 1976 aus einer Schnapslaune heraus in Athens/ Georgia gegründet und spielte 1979 ihren ersten unbetitelten Tonträger ein, der vollends einschlug. Fortan galten sie neben den Talking Heads und Blondie zu den großen Hoffnungsträgern der amerikanischen New Wave Bewegung, auch wenn sich die genannten Bands musikalisch erheblich voneinander unterschieden.
Der gewählte Bandname B-52 mag ein wenig irritieren und hat rein gar nichts mit dem Langstreckenbomber der US Armee zu tun. Sauertöpfische Linksintellektuelle haben dieses der Gruppe mehrfach zum Vorwurf gemacht, die aber einen Bezug zu diesem Kriegsgerät immer entschieden zurückgewiesen haben. Stattdessen handelt es sich hier um einen Spitznamen für hochtoupierte Haare in Form von Bienenkörben. Gerade diese Haartracht findet man bei beiden Mädels der Band vor. Verknüpft diesen Aspekt mit dem Outfit der anderen Gruppenmitglieder, die an optischer Abgedrehtheit kaum noch zu übertrumpfen sind, so leben die B-52’s in ihrer eigenen Welt. Spontan fallen mir hierzu noch die Cramps und auch Devo ein.
In einer ähnlichen Fantasiewelt bewegen sich auch ihre Texte. Hier waren Themen von anderen Welten, dem Teufel im Auto, Partys außerhalb aller Grenzen oder gar Kartoffeln die Rede und alles war fein in einem comichaften Kontext verpackt.
Gerade diese unkonventionelle und trotzdem experimentierfreudige Art ihrer Songgestaltung war ein Garant für die mitreißende Partymusik. Was auf dieser Platte erneut an Spannung, Überraschungen und Qualität eingebracht wird, lässt sie locker auf eine Stufe ihres Debüts hochschnellen.
Das Album:
Der Opener „Party Out Of Bounds“ wird durch einen Motorik-Beat des Schlagzeugs getragen, dazu der pulsierende Synthie-Bass. Die eingestreuten Bongos, die verzerrten Backing Vokals von Kate Pierson und Ricky Wilsons Gitarrensprengsel runden diesen Tanzklassiker ab.
Der zweite Song „Dirty Back Road“ verfügt über die sogenannte „Can‘sche Magie“, wie man sie bei der deutschen Krautrockband seinerzeit vorgefunden hat. Über einen Zeitrahmen von über 3 Minuten befindet sich der Beat in immer demselben Tempo, ohne das er in irgendeiner Weise variiert wird. Das immer wiederkehrende twangartige Gitarrenriff ist der Teppich für den Gesang beider Sängerinnen. Man scheint sich in einer Endlosschleife zu befinden, natürlich tanzend und hofft, dass das Lied nie enden möge.
Das dritte Stück „Running Around“ beginnt mit einem schwungvollen Groove und entwickelt sich durch das Gitarrenspiel zu einem klassischen Rocksong mit dem nötigen Härtegrad.
Im vierten Stück rückt Cindy Wilson gesanglich in den Mittelpunkt, die durch ihre gedämpfte Stimme eine nachdenkliche Note in das Musikstück einbringt. Immer wieder taucht das schneidende Riff auf, das dem Song auch eine gewisse Melancholie vermittelt. Eine rhythmische Verwandtschaft zur Band Devo ist sicherlich wegen des Drum Computerstils nicht von der Hand zu weisen.
Das Folgestück „Private Idaho“ diente auch als Singleauskoppelung und war in der Tat sehr radiotauglich. Perfekt arrangiert glänzt es auch durch den freakigen Backgroundgesang von Kate Piersons. Wieder ist es die Gitarre, das feine Orgelriff und der betörende Refrain der Sängerinnen, der den Charme des Musikstückes auszeichnet. Spitzenplätze in den US Charts konnten sie jedoch ungerechterweise mit diesem Stück nicht verzeichnen.
Der 6. Song „Devil In My Car“ startet mit einem knackigen Gitarrenriff und wird durch den Wechselgesang der beiden Mädels und Fred Schneider getragen. Natürlich ist der Text sehr eigenwillig, fügt sich aber bestens in den musikalischen Kontext der Band ein.
Es folgt „Quiche Loraine“, das sich sehr verhalten im Down Beat bewegt, fast schon ungewöhnlich für diese Band. Das fragile Gitarrenspiel stößt hierbei auf die kantige und bestimmende Farfisa von Kate Pierson.
Das 8. Stück „Strobe Light“ kommt wieder sehr treibend rüber und steht im Gesangswechselspiel der beiden Mädels mit Fred Schneider.
Den Abschluss des Albums bildet „53 Miles West From Venus“, wirkt trotz aller Verträumtheit, Sanftmütigkeit und einer gewissen Zurückhaltung immer noch rhythmisch genug, um eine tanzbare Note zu vermitteln.
Fazit: Mit dem gelben Album (Debüt) und dem roten Album (Wild Planet) sind der Band B-52’s zwei große Würfe gelungen, die weltweit für Bewunderung und Anerkennung tanzbarer Musik fanden. Sie haben mit ihrem schrill angehauchten New Wave eine weitere Facette dieser Musikrichtung übermittelt, was nur wenigen Bands gelungen ist. Der frühzeitige Tod von Ricky Wilson im Jahre 1985 war nicht nur einen schwerer Schock für die Band, sie haben seitdem auch nicht mehr an ihre Großtaten der frühen Jahre anknüpfen können.
Musiker
Kate Pierson: Gesang, Keyboard, Gitarre
Cindy Wilson: Gesang, Gitarre, Bongos
Fred Schneider: Gesang, Keyboard
Ricky Wilson: Gitarre
Keith Strickland: Drums, Gitarre
Trackliste
Party Out Of Bounds 3:21
Dirty Back Road 3:21
Runnin' Around 3:09
Give Me Back My Man 4:00
Private Idaho 3:35
Devil In My Car 4:28
Quiche Lorraine 3:58
Strobe Light 3:59
53 Miles West Of Venus 4:53
"Party Out Of Bounds"
"Dirty Back Road"
"Runnin' Around"
"Give Me Back My Man"
"Private Idaho"
"Devil In My Car"
"Quiche Lorraine"
"Strobe Light"
"53 Miles West From Venus"
Die Band wurde 1976 aus einer Schnapslaune heraus in Athens/ Georgia gegründet und spielte 1979 ihren ersten unbetitelten Tonträger ein, der vollends einschlug. Fortan galten sie neben den Talking Heads und Blondie zu den großen Hoffnungsträgern der amerikanischen New Wave Bewegung, auch wenn sich die genannten Bands musikalisch erheblich voneinander unterschieden.
Der gewählte Bandname B-52 mag ein wenig irritieren und hat rein gar nichts mit dem Langstreckenbomber der US Armee zu tun. Sauertöpfische Linksintellektuelle haben dieses der Gruppe mehrfach zum Vorwurf gemacht, die aber einen Bezug zu diesem Kriegsgerät immer entschieden zurückgewiesen haben. Stattdessen handelt es sich hier um einen Spitznamen für hochtoupierte Haare in Form von Bienenkörben. Gerade diese Haartracht findet man bei beiden Mädels der Band vor. Verknüpft diesen Aspekt mit dem Outfit der anderen Gruppenmitglieder, die an optischer Abgedrehtheit kaum noch zu übertrumpfen sind, so leben die B-52’s in ihrer eigenen Welt. Spontan fallen mir hierzu noch die Cramps und auch Devo ein.
In einer ähnlichen Fantasiewelt bewegen sich auch ihre Texte. Hier waren Themen von anderen Welten, dem Teufel im Auto, Partys außerhalb aller Grenzen oder gar Kartoffeln die Rede und alles war fein in einem comichaften Kontext verpackt.
Gerade diese unkonventionelle und trotzdem experimentierfreudige Art ihrer Songgestaltung war ein Garant für die mitreißende Partymusik. Was auf dieser Platte erneut an Spannung, Überraschungen und Qualität eingebracht wird, lässt sie locker auf eine Stufe ihres Debüts hochschnellen.
Das Album:
Der Opener „Party Out Of Bounds“ wird durch einen Motorik-Beat des Schlagzeugs getragen, dazu der pulsierende Synthie-Bass. Die eingestreuten Bongos, die verzerrten Backing Vokals von Kate Pierson und Ricky Wilsons Gitarrensprengsel runden diesen Tanzklassiker ab.
Der zweite Song „Dirty Back Road“ verfügt über die sogenannte „Can‘sche Magie“, wie man sie bei der deutschen Krautrockband seinerzeit vorgefunden hat. Über einen Zeitrahmen von über 3 Minuten befindet sich der Beat in immer demselben Tempo, ohne das er in irgendeiner Weise variiert wird. Das immer wiederkehrende twangartige Gitarrenriff ist der Teppich für den Gesang beider Sängerinnen. Man scheint sich in einer Endlosschleife zu befinden, natürlich tanzend und hofft, dass das Lied nie enden möge.
Das dritte Stück „Running Around“ beginnt mit einem schwungvollen Groove und entwickelt sich durch das Gitarrenspiel zu einem klassischen Rocksong mit dem nötigen Härtegrad.
Im vierten Stück rückt Cindy Wilson gesanglich in den Mittelpunkt, die durch ihre gedämpfte Stimme eine nachdenkliche Note in das Musikstück einbringt. Immer wieder taucht das schneidende Riff auf, das dem Song auch eine gewisse Melancholie vermittelt. Eine rhythmische Verwandtschaft zur Band Devo ist sicherlich wegen des Drum Computerstils nicht von der Hand zu weisen.
Das Folgestück „Private Idaho“ diente auch als Singleauskoppelung und war in der Tat sehr radiotauglich. Perfekt arrangiert glänzt es auch durch den freakigen Backgroundgesang von Kate Piersons. Wieder ist es die Gitarre, das feine Orgelriff und der betörende Refrain der Sängerinnen, der den Charme des Musikstückes auszeichnet. Spitzenplätze in den US Charts konnten sie jedoch ungerechterweise mit diesem Stück nicht verzeichnen.
Der 6. Song „Devil In My Car“ startet mit einem knackigen Gitarrenriff und wird durch den Wechselgesang der beiden Mädels und Fred Schneider getragen. Natürlich ist der Text sehr eigenwillig, fügt sich aber bestens in den musikalischen Kontext der Band ein.
Es folgt „Quiche Loraine“, das sich sehr verhalten im Down Beat bewegt, fast schon ungewöhnlich für diese Band. Das fragile Gitarrenspiel stößt hierbei auf die kantige und bestimmende Farfisa von Kate Pierson.
Das 8. Stück „Strobe Light“ kommt wieder sehr treibend rüber und steht im Gesangswechselspiel der beiden Mädels mit Fred Schneider.
Den Abschluss des Albums bildet „53 Miles West From Venus“, wirkt trotz aller Verträumtheit, Sanftmütigkeit und einer gewissen Zurückhaltung immer noch rhythmisch genug, um eine tanzbare Note zu vermitteln.
Fazit: Mit dem gelben Album (Debüt) und dem roten Album (Wild Planet) sind der Band B-52’s zwei große Würfe gelungen, die weltweit für Bewunderung und Anerkennung tanzbarer Musik fanden. Sie haben mit ihrem schrill angehauchten New Wave eine weitere Facette dieser Musikrichtung übermittelt, was nur wenigen Bands gelungen ist. Der frühzeitige Tod von Ricky Wilson im Jahre 1985 war nicht nur einen schwerer Schock für die Band, sie haben seitdem auch nicht mehr an ihre Großtaten der frühen Jahre anknüpfen können.
Musiker
Kate Pierson: Gesang, Keyboard, Gitarre
Cindy Wilson: Gesang, Gitarre, Bongos
Fred Schneider: Gesang, Keyboard
Ricky Wilson: Gitarre
Keith Strickland: Drums, Gitarre
Trackliste
Party Out Of Bounds 3:21
Dirty Back Road 3:21
Runnin' Around 3:09
Give Me Back My Man 4:00
Private Idaho 3:35
Devil In My Car 4:28
Quiche Lorraine 3:58
Strobe Light 3:59
53 Miles West Of Venus 4:53
"Party Out Of Bounds"
"Dirty Back Road"
"Runnin' Around"
"Give Me Back My Man"
"Private Idaho"
"Devil In My Car"
"Quiche Lorraine"
"Strobe Light"
"53 Miles West From Venus"