Neben meiner Affinität zu nordischen Spielfilmen, Thrillern oder Dramen entdeckte ich recht bald auch eine gewisse Vorliebe zu nordischen Bands. Egal, ob Dänemark, Finnland, Island, Norwegen oder Schweden sowie die Färöerer - irgendetwas Besonderes liegt bei deren Musik in der Luft. Während es bei den Filmen die ruhige Erzählweise der Dramen oder Spielfilme, die spezielle Düsternis der Thriller oder ganz allgemein die dichte Atmosphäre dieser Filme ist, kann ich dies in der Musik gar nicht richtig begründen. Oft liegt es an der für uns exotisch klingenden Landessprache der Künstler, darüber hinaus vermute ich deren Mut zur Eigenständigkeit oder die oft trotz harter Töne vorhandene Melancholie, die wohl der Weite und Einsamkeit der Länder geschuldet ist.
Nun hat eine weitere Band den Weg in das heimische CD-Regal gefunden. Nachdem ein Zufallstreffer zunächst das Debutalbum an meine Lauscher spülte, hatte ich mich schnell entschieden, daneben auch deren letzte Veröffentlichung im Blindflug mitzubestellen. Siebzehn Jahre liegen zwischen den beiden Alben, sodass schnell festgestellt werden kann, ob sich die Band weit von ihren Ursprüngen entfernt hat.
Arabs in Aspic | Norwegen | Rock / ProgressiveRock / Psychedelic / Metal (?)
ARABS IN ASPIC entstanden 1997 in Norwegen. Die Gründungsmitglieder waren der Gitarrist und Sänger Jostein Smeby sowie der Rhythmusgitarrist und Theremin-Spieler Tommy Ingebrigtsen. Ihre gemeinsame Liebe zu BLACK SABBATH brachte sie zusammen, dies ist in deren Songs des Öfteren an den schweren Gitarrenriffs nachzuvollziehen. Weitere Mitglieder, die zur Band stießen, wechselten sich bald ab, sodass es zu den Veröffentlichungen unterschiedliche Lineups gibt, aufgeführt beim jeweils vorgestellten Album.
Progeria (2003) Spielzeit 27:02
- Jostein Smeby / guitars, vocals
- Eskil Nyhus / drums
- Terje Nyhus / bass
- Tommy Ingebrigtsen / guitars
Schwere, satte Gitarrenläufe, fette Orgelklänge, prog- und psychedelicdurchtränkter Sound kennzeichnen das Debut der Norweger. Ja, die tonnenschweren Gitarrenriffs erinnern an BLACK SABBATH. Das war es aber noch nicht mit der Reminiszenz an diese Band - der Band, die ARABS IN ASPIC möglicherweise erst begründete. Deren Verehrung lauert in vielen Einzelheiten der Stücke auf dieser EP um die Ecke.
Nach dem etwas seltsam anmutenden und verspielten Opener Progeria, wenig instrumentiert, der Sprechgesang hört sich an wie durch ein Megaphon gesprochen, geht es nahtlos in den ---> Silver Storm. Regen prasselt hernieder, mehrere Orgelklänge überlagern sich, langsam und gemächlich entwickelt sich der Stoner. Schwer und düster liegt der Gesang über den dezent geschlagenen Drums, bis mächtig und gewaltig das erste Gitarren- und Orgelsolo einsetzt. Ein fettes Pfund auf dieser Scheibe, welches jetzt bereits zu der Entscheidung führen kann: Hate Me or Love Me! Wer an dieser Stelle nicht aufgegeben hat, wird mit einem ebensolchen grandiosen Finale belohnt - die Gitarren kreischen einen Ticken mehr, die Orgel dröhnt intensiver, die Drums werden einen Schlag härter bedroschen.
Das Medley ---> Shelob's Cave / The Great Shelob / Wizard in White rauscht herrlich doomig durch die Boxen. Dezent hält sich die Orgel im Hintergrund, während der Bass sich träge durch den Song arbeitet. Ganz Ozzy-Like der Gesang, dominant, langgezogen und verheißungsvoll. Während das Stück langsam und melancholisch beginnt, kommt es im letzten Viertel zu einem brachialen Finale. Volle Deckung, liebe Nachbarn!
---> Megalodon ist ein würdiger Abschluss dieser Debut-EP. Kräftig, laut, gewaltig, mit tonnenschweren Gitarrenriffs, erinnert dieser Song wohl am meisten an die Sabbath-Scheiben. Perfekt wird hier der Übergang von den mächtig-lauten Passagen zu den verhalteneren Tönen zelebriert, bis das Stück mit dem letzten Ton des Sängers im Off verschwindet.
[Die Songs]
1. Progeria (1:47)
2. Silver Storm (8:01)
3. Shelob's Cave/The Great Shelob/Wizard in White(7:38)
4. Megalodon (9:51)
"Progeria", mit einer Gesamtspielzeit von lediglich 27 Minuten, macht neugierig auf weitere Alben der Band. Mich hat es sofort gefesselt und dazu bewogen, vergleichsweise auch das letzte Album der Band zu bestellen. Vorab aber zu "Progeria": Ein Album voller Spannung und Magie, somit eine absolute Kaufempfehlung für alle Freunde dieses Genres.
Madness and Magic (2020) Spielzeit 46:53
- Jostein Smeby / guitars, vocals
- Stig Jørgensen / organs, vocals
- Erik Paulsen / bass, vocals
- Eskil Nyhus / drums, cymbals
- Alessandro G. Elide / percussion, gongs
Mit "Madness and Magic" ist 2020 das derzeit letzte Album der Band erschienen. Nach dem freudig aufgenommenen Debut war ich sehr neugierig darauf, was sich bei ARABS IN ASPIC in den vergangenen 17 Jahren getan hat. Ist die Band ihren Wurzeln treu geblieben? Wie hat sie sich entwickelt, ist das noch die Band der Anfangszeit?
Eines kann bereits gesagt werden: Ja, sie haben sich weiterentwickelt. Aber - es sind unverkennbar ARABS IN ASPIC geblieben.
Während auf ihrem Debut BLACK SABBATH grüßten, schwebt hier der Geist von YES, GENESIS, PINK FLOYD, mitunter auch ZAPPA über den Songs. Dennoch bleibt es bei der eingangs erwähnten Eigenständigkeit der Band. Souverän und kunstvoll werden die Spielarten der genannten Heroes miteinander verwoben und ergeben ein von ihren vermeintlichen Vorbildern völlig autarkes Gebräu - welches sich hören lassen kann! Dieser Mix aus Rock, Metal, Progrock, Doom und Psychedelic, manchmal auch einem leichten Schuss Canterbury spielt dermaßen lustvoll auf, dass es sträflich wäre, das Album links liegen zu lassen.
Erinnert der Gesangspart auf ---> Lullaby for modern kids 1, dem zweiten Stück des Longplayers, nicht unvermittelt an ZAPPA? Und ist es nicht dennoch ein Song, der völlig frisch und wie gerade erst entstanden klingt? Dieses und die weiteren Stücke des Albums machen es für mich so einzigartig: Eine Verbeugung vor den Helden der 70er, ohne sich zu verbiegen, gleichsam immer die Eigenständigkeit zu bewahren.
Als Freund mellotroner Klänge, breitwandiger Orgelsounds oder satter Gitarrenläufe werde ich mit diesem Album bestens bedient. Wechseln sich darüber hinaus drei hervorragende Sänger am Mikro ab, ist stimmliche Vielfalt ebenso garantiert. So verwundert es nicht, dass der Opener ---> I Vow to Thee, My Screen zu einem meiner Lieblingssongs des Albums geworden ist.
Nach einer Reise durch verschiedene Stilelemente endet das Album mit dem Longtrack ---> Heaven In Your Eye. Über fast 17 Minuten erstreckt sich das Stück. Es startet wunderschön melodiös, mit Mellotrontönen und zart gezupfter Gitarre, bevor der Gesang einsetzt. Ein wenig schimmert Caravan hindurch, aber nur ganz kurz, bis nach wenigen Minuten reichlich Orgel präsentiert wird und der Song richtig heavy abgeht. Es werden sogar wieder Erinnerungen an ZAPPA wach - und ganz nebenbei mischt sich auch noch ein leicht orientalisches Flair in die Musik. Dieser Song ist ein weiteres Highlight für mich und wird seinen Platz in meiner Lieblingsplaylist erhalten.
"Madness and Magic" ist bereits das elfte Album der Band. Textlich handelt es gleichsam von der Sucht als auch von der Faszination, die der Computer / die Computerunterhaltung auf den Menschen ausübt. Inspiriert wurde der Text von der britischen Hymne "I Vow To Thee, My Country", die 1918 von Cecil Spring-Rice geschrieben wurde. "Madness And Magic" = Wahnsinn und Magie, und so nimmt das Album den Hörer mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens.
[Die Songs]
01. I Vow To Thee, My Screen - 8:22
02. Lullaby For Modern Kids - Part 1 - 8:19
03. Lullaby For Modern Kids - Part 2 - 2:06
04. High - Tech Parent - 4:34
05. Madness And Magic - 6:47
06. Heaven In Your Eye - 16:45
Langeweile sucht man auf beiden Alben vergebens. Wer jedoch auf der Suche nach einem spannenden und abwechslungsreichen Werk, angelehnt an die Zeit der Siebziger ist, wird hier sicher fündig. Ein Hoch auf die Neugierde!
[Im Web]
Homepage der Band
Im Bandcamp
Nun hat eine weitere Band den Weg in das heimische CD-Regal gefunden. Nachdem ein Zufallstreffer zunächst das Debutalbum an meine Lauscher spülte, hatte ich mich schnell entschieden, daneben auch deren letzte Veröffentlichung im Blindflug mitzubestellen. Siebzehn Jahre liegen zwischen den beiden Alben, sodass schnell festgestellt werden kann, ob sich die Band weit von ihren Ursprüngen entfernt hat.
Arabs in Aspic | Norwegen | Rock / ProgressiveRock / Psychedelic / Metal (?)
ARABS IN ASPIC entstanden 1997 in Norwegen. Die Gründungsmitglieder waren der Gitarrist und Sänger Jostein Smeby sowie der Rhythmusgitarrist und Theremin-Spieler Tommy Ingebrigtsen. Ihre gemeinsame Liebe zu BLACK SABBATH brachte sie zusammen, dies ist in deren Songs des Öfteren an den schweren Gitarrenriffs nachzuvollziehen. Weitere Mitglieder, die zur Band stießen, wechselten sich bald ab, sodass es zu den Veröffentlichungen unterschiedliche Lineups gibt, aufgeführt beim jeweils vorgestellten Album.
Progeria (2003) Spielzeit 27:02
- Jostein Smeby / guitars, vocals
- Eskil Nyhus / drums
- Terje Nyhus / bass
- Tommy Ingebrigtsen / guitars
Schwere, satte Gitarrenläufe, fette Orgelklänge, prog- und psychedelicdurchtränkter Sound kennzeichnen das Debut der Norweger. Ja, die tonnenschweren Gitarrenriffs erinnern an BLACK SABBATH. Das war es aber noch nicht mit der Reminiszenz an diese Band - der Band, die ARABS IN ASPIC möglicherweise erst begründete. Deren Verehrung lauert in vielen Einzelheiten der Stücke auf dieser EP um die Ecke.
Nach dem etwas seltsam anmutenden und verspielten Opener Progeria, wenig instrumentiert, der Sprechgesang hört sich an wie durch ein Megaphon gesprochen, geht es nahtlos in den ---> Silver Storm. Regen prasselt hernieder, mehrere Orgelklänge überlagern sich, langsam und gemächlich entwickelt sich der Stoner. Schwer und düster liegt der Gesang über den dezent geschlagenen Drums, bis mächtig und gewaltig das erste Gitarren- und Orgelsolo einsetzt. Ein fettes Pfund auf dieser Scheibe, welches jetzt bereits zu der Entscheidung führen kann: Hate Me or Love Me! Wer an dieser Stelle nicht aufgegeben hat, wird mit einem ebensolchen grandiosen Finale belohnt - die Gitarren kreischen einen Ticken mehr, die Orgel dröhnt intensiver, die Drums werden einen Schlag härter bedroschen.
Das Medley ---> Shelob's Cave / The Great Shelob / Wizard in White rauscht herrlich doomig durch die Boxen. Dezent hält sich die Orgel im Hintergrund, während der Bass sich träge durch den Song arbeitet. Ganz Ozzy-Like der Gesang, dominant, langgezogen und verheißungsvoll. Während das Stück langsam und melancholisch beginnt, kommt es im letzten Viertel zu einem brachialen Finale. Volle Deckung, liebe Nachbarn!
---> Megalodon ist ein würdiger Abschluss dieser Debut-EP. Kräftig, laut, gewaltig, mit tonnenschweren Gitarrenriffs, erinnert dieser Song wohl am meisten an die Sabbath-Scheiben. Perfekt wird hier der Übergang von den mächtig-lauten Passagen zu den verhalteneren Tönen zelebriert, bis das Stück mit dem letzten Ton des Sängers im Off verschwindet.
[Die Songs]
1. Progeria (1:47)
2. Silver Storm (8:01)
3. Shelob's Cave/The Great Shelob/Wizard in White(7:38)
4. Megalodon (9:51)
"Progeria", mit einer Gesamtspielzeit von lediglich 27 Minuten, macht neugierig auf weitere Alben der Band. Mich hat es sofort gefesselt und dazu bewogen, vergleichsweise auch das letzte Album der Band zu bestellen. Vorab aber zu "Progeria": Ein Album voller Spannung und Magie, somit eine absolute Kaufempfehlung für alle Freunde dieses Genres.
Madness and Magic (2020) Spielzeit 46:53
- Jostein Smeby / guitars, vocals
- Stig Jørgensen / organs, vocals
- Erik Paulsen / bass, vocals
- Eskil Nyhus / drums, cymbals
- Alessandro G. Elide / percussion, gongs
Mit "Madness and Magic" ist 2020 das derzeit letzte Album der Band erschienen. Nach dem freudig aufgenommenen Debut war ich sehr neugierig darauf, was sich bei ARABS IN ASPIC in den vergangenen 17 Jahren getan hat. Ist die Band ihren Wurzeln treu geblieben? Wie hat sie sich entwickelt, ist das noch die Band der Anfangszeit?
Eines kann bereits gesagt werden: Ja, sie haben sich weiterentwickelt. Aber - es sind unverkennbar ARABS IN ASPIC geblieben.
Während auf ihrem Debut BLACK SABBATH grüßten, schwebt hier der Geist von YES, GENESIS, PINK FLOYD, mitunter auch ZAPPA über den Songs. Dennoch bleibt es bei der eingangs erwähnten Eigenständigkeit der Band. Souverän und kunstvoll werden die Spielarten der genannten Heroes miteinander verwoben und ergeben ein von ihren vermeintlichen Vorbildern völlig autarkes Gebräu - welches sich hören lassen kann! Dieser Mix aus Rock, Metal, Progrock, Doom und Psychedelic, manchmal auch einem leichten Schuss Canterbury spielt dermaßen lustvoll auf, dass es sträflich wäre, das Album links liegen zu lassen.
Erinnert der Gesangspart auf ---> Lullaby for modern kids 1, dem zweiten Stück des Longplayers, nicht unvermittelt an ZAPPA? Und ist es nicht dennoch ein Song, der völlig frisch und wie gerade erst entstanden klingt? Dieses und die weiteren Stücke des Albums machen es für mich so einzigartig: Eine Verbeugung vor den Helden der 70er, ohne sich zu verbiegen, gleichsam immer die Eigenständigkeit zu bewahren.
Als Freund mellotroner Klänge, breitwandiger Orgelsounds oder satter Gitarrenläufe werde ich mit diesem Album bestens bedient. Wechseln sich darüber hinaus drei hervorragende Sänger am Mikro ab, ist stimmliche Vielfalt ebenso garantiert. So verwundert es nicht, dass der Opener ---> I Vow to Thee, My Screen zu einem meiner Lieblingssongs des Albums geworden ist.
Nach einer Reise durch verschiedene Stilelemente endet das Album mit dem Longtrack ---> Heaven In Your Eye. Über fast 17 Minuten erstreckt sich das Stück. Es startet wunderschön melodiös, mit Mellotrontönen und zart gezupfter Gitarre, bevor der Gesang einsetzt. Ein wenig schimmert Caravan hindurch, aber nur ganz kurz, bis nach wenigen Minuten reichlich Orgel präsentiert wird und der Song richtig heavy abgeht. Es werden sogar wieder Erinnerungen an ZAPPA wach - und ganz nebenbei mischt sich auch noch ein leicht orientalisches Flair in die Musik. Dieser Song ist ein weiteres Highlight für mich und wird seinen Platz in meiner Lieblingsplaylist erhalten.
"Madness and Magic" ist bereits das elfte Album der Band. Textlich handelt es gleichsam von der Sucht als auch von der Faszination, die der Computer / die Computerunterhaltung auf den Menschen ausübt. Inspiriert wurde der Text von der britischen Hymne "I Vow To Thee, My Country", die 1918 von Cecil Spring-Rice geschrieben wurde. "Madness And Magic" = Wahnsinn und Magie, und so nimmt das Album den Hörer mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens.
[Die Songs]
01. I Vow To Thee, My Screen - 8:22
02. Lullaby For Modern Kids - Part 1 - 8:19
03. Lullaby For Modern Kids - Part 2 - 2:06
04. High - Tech Parent - 4:34
05. Madness And Magic - 6:47
06. Heaven In Your Eye - 16:45
Langeweile sucht man auf beiden Alben vergebens. Wer jedoch auf der Suche nach einem spannenden und abwechslungsreichen Werk, angelehnt an die Zeit der Siebziger ist, wird hier sicher fündig. Ein Hoch auf die Neugierde!
[Im Web]
Homepage der Band
Im Bandcamp