Good Old Boys - Live

Das ist herrlicher Bluegrass von höchster Spielfreude und mit einer Menge Spaß eingespielt

 
firebyrd
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Good Old Boys - Live

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Gepostet: 09.04.2020 - 18:19 Uhr  ·  #1
Good Old Boys - Live

Damals war es, 1973, da gründeten The Grateful Dead ihr eigenes Label, Grateful Dead Records. Jerry Garcia war ein Freund der Spielart des Bluegrass, unter anderem zu hören als Projekt “Old & In The Way“. Doch es gab auch die Good Old Boys. Das war eigentlich eine Bluegrass-Supergroup, und so ist dann auch die Band bei diesen Liveaufnahmen vom 20. und 21. Februar 1975 zusammengesetzt ( aufgenommen Margarita’s Cantina in Santa Cruz, California). Owsley Stanley, Toningenieur und Drogenhersteller (LSD), hatte hierfür seinen Nagra Tape Zweispur-Recorder zur Verfügung gestellt. John Cutler hat diese Auftritte damals mitgeschnitten und nun, runderneuert, können uns diese frisch und locker klingenden Aufnahmen in guter Klangqualität erfreuen, sofern man natürlich dem Bluegrass zugewandt ist.

Denn hier geht es nur darum, und ausschließlich akustische Instrumente bestimmen den Session-Charakter der Musik, auch das Publikum kann man voller Begeisterung vernehmen, man klatscht, pfeift und johlt, ja, die fünf Musiker bringen in der Tat richtig tolle und unkomplizierte Musik mit hohem Unterhaltungswert. Dabei bedienen sie sich so manches Klassikers, angeführt von Don Gibson’s “Ashes Of Love“ gleich zu Beginn. Die fünf Musiker stammen aus verschiedenen Ecken, so war David Nelson der Gitarrist der New Riders Of The Purple Sage, damals ja eigentlich auch ein Ableger von The Grateful Dead, Brantley Kearns spielte mit Dwight Yoakam, Jerry Garcia, klar, den kennen wir alle, und Frank Wakefield und Pat Campbell waren vielbeschäftigte Sessionmusiker.

Zusammen repräsentieren sie mit ihrem Projekt vor Allem Spielfreude und Spaß, nicht alles sitzt perfekt, muss aber auch nicht. Brantley Kearns quietscht mitunter mit seiner Fiddle ein wenig gegen den Strich und füllt insofern den Live-Begriff mit Leben, und ganz so perfekt läuft hier auch nicht der Four-Harmony-Gesang immer. Aber das Bluegrass-Fieber ist stets lebendig, die Stimmung ist durchgehend mitreißend. Die Lead Vocals teilen sich die Musiker, Jerry Garcia ist zum Beispiel bei den Songs “All the Good Times“ und “Drink Up & Go Home“ zu vernehmen. Ansonsten glänzt er am Banjo, wie die anderen Instrumentalisten auf ihren Instrumenten ebenfalls professionelle Leistungen vorlegen. So fließt die Energie ständig, und dass wird in den Instrumentals noch deutlicher, das schnelle “Rawhide“ soll als gutes Beispiel herhalten, und – natürlich immer ein Renner – hier als letztes Stück – “Orange Blossom Special“ in einer tollen Version, auf dem Cover zwar als Instrumental aufgeführt, aber tatsächlich wird auch hier gesungen.

Resümierend kann ich nicht umhin, festzustellen, dass es höchst erfreulich ist, diese Aufnahmen wiederzuentdecken und auf Tonträger zugänglich gemacht zu machen. Das ist herrlicher Bluegrass von höchster Spielfreude und mit einer Menge Spaß eingespielt und das überträgt sich automatisch auf alle Bluegrass-affinen Musikliebhaber/innen.

Frank Wakefield (mandolin, vocals)
David Nelson (guitar, vocals)
Brantley Kearns (fiddle, vocals)
Jerry Garcia (banjo, vocals)
Pat Campbell (bass)

Disc 1:

1 Ashes of Love
2 Deep Elem Blues
3 Dim Lights, Thick Smoke
4 Toy Heart
5 Fireball Mail
6 I'll Never Make You Blue
7 All the Good Times
8 She's No Angel
9 Here To Get My Baby Out Of Jail
10 Wildwood Flower
11 Teardrops In My Eyes

Disc 2:

1 Lonesome Road Blues
2 Long Gone
3 Leave Well Enough Alone
4 White House Blues
5 T For Texas
6 Jesus Loves His Mandolin Player
7 First Whippoorwill
8 New Camptown Races
9 Pistol Packing Mama
10 Rawhide
11 Jerusalem Moan
12 Drink Up & Go Home
13 Orange Blossom Special

kraut-brain
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Re: Good Old Boys - Live

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Gepostet: 17.04.2020 - 17:48 Uhr  ·  #2
Bluegrass war bisher immer eine Spielart, um die ich einen großen Bogen gemacht habe. Aber durch deine Rezi wuchs bei mir die Neugierde, doch mal in das eine oder andere beschriebene Musikstück reinzuhören.

Und Erstaunen machte sich breit, mit welcher Spielfreude die beteiligten Musiker ihre musikalischen Ideen umsetzten. Man wird geradezu mitgerissen und ist ein Teil des Ganzen. Mehr gute Laune kann Musik gar nicht vermitteln.

Ähnlich ist es mir vor Kurzem ergangen, als ich eine Beschreibung der 74er Aufnahmen von Gene Clark über seine Platte "No Other" las. Was Markus Baro zu diesem Meisterwerk vortrug, war letztlich Verführung zum Hören und anschließenden Kauf dieser besonderen Platte in einem.

Wie man sieht, kann der Blick über den Tellerrand hinaus einem neue muskalische Welten eröffnen. Somit nochmals Danke für deine Rezi.
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