Der Manager erzählt......The Who

der etwas andere konzertbericht

 
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Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 01.05.2007 - 22:40 Uhr  ·  #1
Sonntag 16, April 1967
The Who und ca. 4-5 Vorgruppen in Ulm in der bestuhlten Donauhalle. Eintritt DM 4.50 das muss man sich mal vorstellen.
Der Who Auftritt verzögerte sich weil irgendwie die Gage für die Who nicht kommplett da war, die wollten alles in Bargeld.
Irgendwie haben sie es dann aber doch noch geschafft und so kam es dann nach einer fast halbstündigen Pause zum Auftritt der Who. Alles war sehr laut, wild und chaotisch. Am Schluß dann My generation wobei Pete Townshend die Gitarre in eine Box rammte.Um sie danch in Kleinholz zu zerlegen. Keith Moon warf seine Drums durch die Gegend, zetrat Trommelfelle und es gab Rauch, Blitze und Rückkopplungen und irgenwoher klang immer noch my Generation. Und im ganzen Chaos verschwanden die Who von der Bühne und kamen nicht mehr zurück.

Soweit dazu, doch das eigentliche Erlebnis hatte ich dann am nächsten Tag.

Ich habe zu der Zeit als Schaufenstergestalter gearbeitet und stand kurz vor meiner Mittagspause im Schaufenster herum als ich auf der anderen Gehwegseite zwei Typen sah wovon der eine aussah wie Keith Moon. Konnte das sein? Ich nichts wie raus aus meinen Dekomantel aus dem Fenster und den Beiden nach.
Als ich näher kam wurde es immer sicherer es war Keith Moon und ein Ulmer den ich vom sehen kannte. Also ran an die Beiden und Keith um ein Autogramm gefragt. Doch der hatte keine Lust auf Autogramme geben. Meinte jedoch komm mit ich will ein wenig Schoppen.
Erste Anlaufstelle war dann die Kaufhalle wo er am Bananen- Sonderverkaufstand drei oder vier Kilo Bananen kaufte eine schälte und sich in den Mund stopfte und mir die anderen in den Arm drückte, grinste und meinte aber keine essen. Doch wie auch hatte ja beide Hände voll.
Nächste Station war ein Modegeschäft dort hatte Keith im Schaufenster ein Sakko gesehen das er unbedingt wollte. Es gab im Laden den üblichen Streß wenn was aus dem Schaufenster geholt werden soll und man wollte Keith überzeugen, daß es die falsche Grösse hätte, doch das war dem vollkommen egal er wollte das Teil. Natürlich passte es nicht und er kaufte es trotzdem und noch zwei Andere.
Weiter ging es in einen Uhren und Schmuckgeschäft wo er 6 oder 7 Uhren kaufte. Bezahlt hat er alles mit Scheinen welche er zu kleinen Bündeln gerollt in seinen Taschen hatte, deshalb die Gage in Bargeld.
Der nächste Laden war das teuerste Bekleidungshaus Ulms. Dort wurde er ziemlich schnell erkannt
und alle wollten Autogramme, die sie auch bekamen. Dort kaufte er dann noch ca 20 Hemden, Socken, Unterwäsche und Krawatten wobei er meinte die bekäme sein Vater.
Vollbepackt ging es dann zum Hotel.

Dort standen dann so ca 30 bis vierzig Mädchen und auch ein paar Jungs rum und auf einem kleinen Balkon stand Pete Townshend und fing an rumzubrüllen und rumzuhampeln als er uns kommen sah. Keith und der Ulmer gingen dann ins Hotel, mich ließen die Bodyguards nicht weiter,also stand ich da mit den Bananen. Doch nicht lange, da kam Keith und brüllte die Typen an und schon war ich drin und gleich darauf in den Zimmern der Who bis auf das Zimmer von Keith sah es überall einigermaßen normal aus nur bei Keith war einiges zu Bruch gegangen und die Möbel standen nicht mehr an ihrem Platz. John Entwistle grinste und meinte, der braucht das, wenn er er was getrunken hat.
Nun wollte ich aber endlich meine Autogramme, doch nirgend wo war eine Autogrammkarte auf zu treiben nicht beim Management und auch nicht bei den Leuten der Plattenfirma. Das gab die nächste Rumbrüllerei aber Autogrammkarten, Fehlanzeige. Zum Glück viel mir dann meine Eintrittskarte ein, die ich im Geldbeutel hatte. Raus damit und nun mussten sie ran zum Autogramm geben.
In der Zwischenzeit war ein Mercedes Pullmann vorgefahren und die Jungs sollten runter und abfahren. Nur dazu kam es es nicht denn nun begann eine wilde Bananen-Schlacht. Verzweifelte
Leute von Plattenfirma und Management und völlig abgedrehte Who. Daltrey und Entwistel stiegen dann irgendwann ins Auto aber Pete und Keith kasperten noch weiter herum. Rein ins Auto, raus aus dem Auto. Das Ganze dauerte so eine Viertelstunde bis auch die Beiden endlich im Auto blieben und sich der Tross in Bewegung setzte.

Im übrigen war Keith Moon zu der Zeit einer der besten Drummer. Leider haben ihn Exzesse mit Alkohol und Drogen einige Jahre später zu einem nur noch mittelmäßigen Drummer gemacht und die Who wolten ihn nicht nur einmal rausschmeissen.
manager
 
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 01.05.2007 - 22:46 Uhr  ·  #2
hier noch die Eintrittskarte
Der an diesem Beitrag angefügte Anhang ist entweder nur im eingeloggten Zustand sichtbar oder die Berechtigung Deiner Benutzergruppe ist nicht ausreichend.
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 01.05.2007 - 22:53 Uhr  ·  #3
...dann hat ja Townshend seinen Gehörschaden nicht von der lauten Musik, sondern von der vielen Herumbrüllerei..

Das Keith Moon am üblichen Stoff kaputt gegangen ist, ist wirklich schade.
Schade auch, das es so wenig gute Videos von Keith gibt, immer haben die Kameras auf die Sänger gehalten, kaum auf die Drummer.

Demnächst soll ja das Leben von Keith Moon verfilmt werden. Bin gespannt.
Aber ich denke es wird schwierig werden das Charisma seiner frühen Tage in einem Film rüberzubringen.

Ach ja, kleiner "Tadel": wo ist denn die Titelzeile: der Manager erzählt?? :?

exPsychedelic
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 07:47 Uhr  ·  #4
Witzige Story! Offensichtlich hatten sie einen an der Waffel, was für Musiker in diesen Jahren ja nicht so ganz unüblich war.
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 09:52 Uhr  ·  #5
klasse story; man kann nachempfinden, daß es dich nicht im schaufenster
halten konnte, als keith moon draußen vorbeiging.
du hast wohl instinktiv das richtige getan, denn wie man sieht, zehrst du
noch heute davon. die alten erlebnisse sind immer die besten, denn sie
hinterlassen einen nachhaltigen eindruck.

die frühen Who waren für mich musikalisch die aufregendsten, obgleich ich
schon damals die zerstörungswut nicht nachvollziehen konnte. jedenfalls
hast du die band in ihrem zenit gesehen; so wie ich sie nur aus dem Beat Club kannte.

Bring uns mehr von deinen stories, damit auch wir uns an die alten tage
erinnern können.
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 10:41 Uhr  ·  #6
Ein guter Drummer der aber eindeutig psychisch schwerst angeschlagen war. Aber die meisten großen Bands zu der Zeit lebten ja ihre Depressionen auf die Art aus und viele davon haben dafür den Preis des frühen Todes bezahlen dürfen. Sehr schade.

@Manager: Ich hab oben deine Titelzeile ergänzt. Freu mich auf weitere Geschichten.

@Badger: Die alten Erlebnisse sind für dich immer die besten ? Bei mir genau andersrum. Die aktuellen sind für mich die besten weil ich die hier, heute, jetzt spüre, sie mich berühren und bewegen.

Jerry
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 12:32 Uhr  ·  #7
@Jerry: im Namen aller Suchenden: danke!
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 12:45 Uhr  ·  #8
@jerry,
die alten geschichten sind deswegen für mich immer die besten, weil damals
alles DAS ERSTE MAL war. heute ist es immer das tausendste oder gar zehntausendste mal. das bringt (leider) das alter so mit sich.
auch wenn ich mich immer noch wie ein kleiner schuljunge über eine tolle
neue cd oder eine gute live show freuen kann, es wird nie mehr ganz so intensiv wie damals, als man zum allerersten mal die Beatles, Stones, Who, Kinks und immer so weiter hörte. mehr als 40 jahre später stumpfen sich
einige empfindungen etwas ab. das einzige, was heute noch genau so gut ist, wenn nicht gar besser... aber nein, das erzähl ich nicht hier und jetzt.
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 12:49 Uhr  ·  #9
@Badger: Ich versteh schon was du meinst. Die ersten Male sind wohl für jeden sehr intensiv, egal um was es dabei geht. Und oft auch intensiv schön. Aber wenn du mich heute fragst, kann ich mich an die ersten Male halt nur erinnern. An das eine besser als an das andere, aber alles ist halt nur Erinnerung. Wenn ich heute abend was Schönes erlebe ist es da, für mich unmittelbar zu spüren. Und drum ist es für mich im Vergleich so, dass die aktuellen Erlebnisse viel schöner sind eben weil ich sie grade jetzt spüre und nicht nur noch erinnern kann.

Die alten Erlebenisse sind für mich wunderbar für Anekdoten (eben wie der Manager hier erzählt) aber wichtiger für mich persönlich ist immer das was gerade jetzt bei mir stattfindet.

Jerry
Twister
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 12:56 Uhr  ·  #10
Super witzige Story. Stell ich mir schon klasse vor mit den Armen voller Bananen durch Ulm zu laufen.

Bitte noch mehr Storys.


Twister
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 12:58 Uhr  ·  #11
@jerry,
auch da hast du recht; wir leben jetzt und heute, und so soll es auch sein.
aber man darf seine wurzeln nie unterbewerten; denn je länger und intensiver
man sich erinnert, desto mehr hat man davon. die NACHfreude ist ähnlich wie die VORfreude und schon wegen dieser köstlichen verlängerungen will
ich gerne wissen: wie war das nochmal...DAMALS.
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 13:07 Uhr  ·  #12
@Badger: Da stimme ich dir zu. Heute leben und heute genießen, aber das Gestern nicht vergessen. Die Wurzeln in einem sollten schon da sein.

Jerry
The Return of Brian J.
 
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 13:51 Uhr  ·  #13
hey Manager, lebendige u. amüsante Story, die natürlich auch eine gewisse Tragik erkennen läßt. :daumen:
Nicht alle Musiker waren so abgefahren und schräg wie Keith, aber (fast) jede Band hatte mindestens einen in ihrer Reihe, der die Diskrepanz zwischen Ruhm und Einsamkeit durch solche Eskapaden kompensierte.
Weitere solche Stories, Manager, lechz lechz.....
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 17:13 Uhr  ·  #14
@ manager:

:daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:

Macht Laune auf mehr,
Rhino-Reiner
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Re: Der Manager erzählt......The Who

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Gepostet: 02.05.2007 - 19:09 Uhr  ·  #15
Sorry für fehlerhafte Abgabe und danke fürs Nacharbeiten. Verspreche besserung.
Noch eine kleine Anmerkung zu Keith. Ja ich fand es sehr schade, daß damals nicht möglich war den guten in die richtigen Bahnen zu lenken. ich habe ihn als witzigen Typ kennengelernt.
Die Zerstörungsorgien auf der Bühne war eigentlich nur Show und daß teilweise Hotelzimmer verwüstet wurden waren für die Zeit ein richtig guter Promotion Gag, denn eigentlich waren die Mods ja eher harmlose Typen mit schönen Klamotten und Motorrollern. Gut in Brighton haben sie sich auch mit den andern geprügelt aber die wilden und bösen Buben waren zu der Zeit halt schon die Stones und da mussten sie dann noch einen draufsetzten und mit Moon hatten sie ja einen zu Ausrastern neigenden kleinen Rabauken.

Im übrigen geht es mir ähnlich wie Jerry Garcia im heute leben aber das gestern nicht vergessen und heute merke ich immer wieder wie schön es ist wenn man vieles erlebt hat und sich jetzt daran zurückerinnern kann.

Es freut mich, daß Euch die Geschichte gefallen hat und die nächste kommt bestimmt.

lg manager
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