Jimi vom anderen Stern

 
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Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 25.04.2007 - 17:26 Uhr  ·  #1
In dem Buch Star-Club von Dieter Beckmann und Klaus Mertens las ich folgenden Absatz über Hendrix` erstes Konzert in Deutschland`s Kultstätte Nr.1, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
Am 17 März (1967) schließlich kletterte ein Trio auf die Bühne , das gerade zuvor in England die erste Single veröffentlicht hatte und am ersten Abend knapp 600 Leute in den Star Club zog. Die Band nannte sich Jimi Hendrix Experience, und was sie brachte, war das Heißeste im Star Club seit den Beatles: "Ein paar von uns hatten vorher schon Hey Joe auf Radio Luxemburg gehört, aber die Nummer sagte ja nicht viel über das, was dann kam. Hendrix schloß die Gitarre an und ließ sie gleich ganz wahnsinnig losheulen und pfeifen, wir dachten erst, seine Anlage ist kaputt. Aber dann legten Schlagzeug und Baß los, und Hendrix würgte seine Gitarre, biß rein und spielte mit der Zunge und auf dem Rücken und unterm Knie, und er haute sie gegen den Marschall-Turm, das klang so, als explodiert gerade ein Elektrizitätswerk. Dazu verzog er ständig sein Gesicht, das war ein voller Film, der da ablief, also auf dem Gesicht konnte man richtig die Töne sehen, die er erzeugte. Dazu denn noch seine heißere Stimme, die wilden Haare und die kaputte Uniformjacke, die er am ersten Abend trug - das hat uns alle völlig fertiggemacht. Daß da noch andere Leute mit auf der Bühne standen, haben wir gar nicht mitgekriegt. Wir haben immer nur diesen Kerl gesehen, der da Sachen machte, die so total wahnsinnig waren, daß wir gar nicht begreifen konnten, daß es so was gibt. Zum Schluß hat er dann Wild Thing gespielt, über 10 Minuten lang, in einer Mörderversion. Als er fertig war, waren wir auch alle fertig. Keiner ist gegangen, alle blieben da, um ihn um Mitternacht noch mal zu sehen."
"Hendrix weckte uns alle wie aus einem großen Traum. Als wir die Augen öffneten, war die alte Zeit vorbei, ein neues Kapitel Rockgeschichte aufgeschlagen, das alles Vorherige vergessen ließ."
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 25.04.2007 - 17:30 Uhr  ·  #2
Sehr schön beschrieben. So stelle ichs mir auch vor wenn man Hendrix damals das erstemal auf der Bühne gesehen hat. Beschreiben ja selbst einige Rockmusiker so, die ihn damals sahen.

Jerry
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 25.04.2007 - 17:39 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Jerry Garcia
Sehr schön beschrieben. So stelle ichs mir auch vor wenn man Hendrix damals das erstemal auf der Bühne gesehen hat. Beschreiben ja selbst einige Rockmusiker so, die ihn damals sahen.

Jerry


Vor allen Dingen, wenn man`s in der Relation zur Zeit sieht. Bis dato gab`s kaum ernstzunehmende Gitarristen bzw. sie hatten in der Medienlandschaft (und auch beim Publikum) längst nicht den Stellenwert wie später.
Die meisten Beatformationen gaben sich mit 3minütigen La La La Songs zufrieden. Und dann kommt dieser wahnsinnige Kerl mit seinem freakigen Äußeren und stellt alles auf den Kopf.
Wahrlich, der Beginn einer neuen Epoche....
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 25.04.2007 - 17:40 Uhr  ·  #4
Wow,
"als wir die Augen öffneten, war die alte Zeit vorbei"
was für ein Satz!!

Ich beneide wenige Leute auf dieser Welt; die die Jimi in seinen frühen Jahren live erlebt haben gehören mit Sicherheit dazu.

Ich stelle mir vor unvorbereitet durch Massenmedien in "so ein" Konzert zu gehen und dann z.B. Litte Wing das erste Mal zu hören. Schon bei dem Gedanken kriege ich eine Gänsehaut....

exPsychedelic
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 25.04.2007 - 21:57 Uhr  ·  #5
jimi war so gut, daß er uns noch heute auf videos und dvds in bann schlägt.
ich kann deshalb gut verstehen, daß für den autor eine neue zeit heranbrach,
als er jimi gar live erleben durfte.
heute, 40 jahre später, leben wir leider in einer zeit, in der alles irgendwie
schon unzählige male da war (das soll nicht heißen, daß es nicht nach wie vor hervorragende bands gibts), so daß es fast unmöglich geworden ist, uns noch einmal auf eine 'vorher nie dagewesene art' zu begeistern.
vielleicht sind auch die wahren, großen persönlichkeiten im rock sehr rar
geworden; jimi & jim, janis, jerry & co, sie hatten irgendwie noch etwas
EXTRA zu bieten.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 26.04.2007 - 01:16 Uhr  ·  #6
Ich habe meine Zweifel, ob sich musikalische Ausnahmekünstler und Individuen wie Jimi und Co. heute noch so entwickeln könnten wie einst. Zu sehr hat sich die Musik- und Medienlandschaft verändert. Die Globalisierung und digitale Welt hat uns alle enger zusammengebracht.
Es wird ge-castet, ge-outet und jeder musikalische Furz auf Internetportalen wie YouTube, My Video oder My Space publiziert. Vorbei die Zeit, wo Musiker sich ihre Lehrjahre in verräucherten Clubs und endlosen Jams erarbeiteten. Selbst die Beatles spielten über Jahre in heruntergekommenen Hafenkneipen, nächtigten zu viert oder fünft in feuchten Hotelzimmern und spielten sich bis 4Uhr morgens die Finger wund.
Wenn ich mich in unserer Gegend umsehe (ich habe ja auch viele Jahre Konzerte veranstaltet), sehe ich eine Menge erstklassige Coverbands mit hohem instrumentalen Potential, interessantem Outfit und starker Bühnenpräsentation, aber wenige Bands, die ihr eigenes Ding durchziehen.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 26.04.2007 - 12:49 Uhr  ·  #7
Da geb ich Brian recht. Es wird immer schwerer überhaupt eine echte Persönlichkeit und Identität zu entwickeln für junge Musiker. Zu schnell wird alles gnadenlos vermarktet.

Jerry
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 28.04.2007 - 20:37 Uhr  ·  #8
Dazu passt ja mein Erlebnis mit Hendrix.
Ein Nachbar von mir der in München studierte hatte Hendrix in München erlebt und mir am Wochendene erzählt wie geil das Konzert gewesen sei.
Zwei oder drei Wochen später kam er und nahm mich mit nach München weil Hendrix wieder spielte. Als wir zum Lokal kamen ( ich glaube das Big Apple war es) stand eine grosse Schlange davor und uns wurde klar da geht nichts mehr. Doch mein Nachbar wusste wie wir auf die Rückseite kamen zum Bühneneingang. Dort sprach er dann mit ein paar Leuten auf englisch und plötzlich stand Hendrix da. Er sprach dann mit Hendrix gab mir ein Zeichen ich solle rankommen und Hendrix nahm uns mit auf die Bühne redete mit einem Roadie und der gab uns auf einer Kiste einen Platz. Was dann folgte war ein Konzert wie ich es nie wieder erlebt habe und ich habe noch viele erlebt. So was hatte ich noch nicht gehört, gesehen und gespürt denn sowas wie eine Monitoranlage oder extra Mischer für die Bühne gab es noch nicht. Das war die volle power, pur. Hendrix steigerte sich von song zu song wälzte sich mit seiner Gitarre am Boden sprang wieder auf und stand grinsend wie ein Kind vor seinem Verstärker um die Rückkopplungen zu genießen dabei aber genau auf den punkt zu achten wann das signal abbricht um sofort einen höllischen Lauf nachzuschieben. ich habe später noch viele Gitarristen gesehen und gehört doch Hendrix wird keiner erreichen. Zwar haben einige in etwa sein technischen Können erreicht doch seine Improvisationen, sein spontanes Reagieren das schaffte bisher keiner. Ich habe ihn später noch zweimal gesehen und gehört, zum letzten Mal auf Fehmarn, doch dieses Münchner Konzert war einfach einmalig, vermutlich auch weil ich halt mittendrin und das Konzert aus einem völlig anderen Blickwinkel erleben durfte.
Später hat er mit uns noch geraucht und was getrunken wir haben gelacht über allen möglichen und unmöglichen scheiß geredet und plötzlich wollte wissen ob er gut gewesen sei. "Ich will immer neues zu versuchen, ich will noch besser werden und heute habe ich mich richtig gut auf der Bühne gefühlt", so in etwa waren seine Worte.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 28.04.2007 - 21:44 Uhr  ·  #9
MANNOMANN.

das kann man sich ja nicht mal im traum vorstellen...
welch ein erlebnis!
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 28.04.2007 - 22:18 Uhr  ·  #10
:flenn: :jump:
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 29.04.2007 - 11:45 Uhr  ·  #11
@Manager: Das klingt toll !!! Hendrix so nah erlebt zu haben können nicht viele wohl behaupten. Big Apple war richtig, da war damals das Konzert, weiß ich von nem Freund.

Jerry
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 29.04.2007 - 12:29 Uhr  ·  #12
was mich damals auch so beeindruckte war die freundliche liebenswürdige Art wie Hendrix nach dem Konzert war. Ein ganz normaler Kerl, eher leise und zurückhaltend ja, fast schüchtern, vor allem wenn es um ihn und sein Gitarrenspiel ging. Er tat so als wäre das alles gar nichts besonderes und ich hatte nicht den Eindruck er koketiert damit sondern es war ehrlich gemeint.
Eine Tatsache die mir erst viele Jahre nach seinem Tod so richtig bewusst wurde. Auch weil ich in der Zwischenzeit viele Stars kennengelernt hatte und doch so mancher arroganter Arsch darunter war.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 29.04.2007 - 13:15 Uhr  ·  #13
Hey Manager, ober-affen-super-geil :daumen:
Es geht nichts über unverfälschte persönliche Eindrücke.
Ein solches Event erlebt haben zu dürfen muss auch 40 Jahre später ein erhabenes Gefühl sein.
Wenn Hendrix im Big Apple gespielt hat, nehme ich an, dass es verdammt früh gewesen sein muss. Vielleicht sogar vor seinen Ersterfolgen Hey Joe und Purple Haze.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 29.04.2007 - 22:37 Uhr  ·  #14
Hey Joe war da gerade raus, deshalb auch die Schlange von Menschen vor dem Big Apple
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 30.04.2007 - 19:15 Uhr  ·  #15
Habe eben, naiv wie ich bin, versucht bei meinem Bücherwurm das o.g. Buch zu bestellen..... natürlich laaaange gestrichen.

Dann bei emmerson geschaut (bei ibäh nicht gefunden) und gestaunt: Preise von 45, 56, 100 und 175 Euro werden aufgerufen!

Da sind sie wieder , meine Lieblingsspinner bei Emmerson, 175Euro.....

exPsychedelic
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 30.04.2007 - 19:44 Uhr  ·  #16
Zitat geschrieben von exPsychedelic
Habe eben, naiv wie ich bin, versucht bei meinem Bücherwurm das o.g. Buch zu bestellen..... natürlich laaaange gestrichen.
exPsychedelic


Bei Bücher, speziell bei Musikliteratur, sollte man immer direkt zugreifen.
Die Dinger sind unheimlich schnell vergriffen und werden bei Nicht-Bestseller oft nicht nachgepresst.
Oft gibt`s auch vertragliche Schwierigkeiten. Beispielsweise ist das Klassebuch Shakin` All Over - Die Beatmusik in der BRD - von H.J.Klitsch
viewtopic.php?t=2761
aus ähnlichen Gründen (Unstimmigkeiten zwischen Autor und Verlag) trotz immenser Nachfrage nicht mehr erhältlich und die Preise bei Ibäy steigen schnell ums Mehrfache des ursprünglichen Verkaufspreises.
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Re: Jimi vom anderen Stern

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Gepostet: 01.05.2007 - 10:32 Uhr  ·  #17
Zitat geschrieben von The Return of Brian J.

Bei Bücher, speziell bei Musikliteratur, sollte man immer direkt zugreifen.
Die Dinger sind unheimlich schnell vergriffen und werden bei Nicht-Bestseller oft nicht nachgepresst.
Oft gibt`s auch vertragliche Schwierigkeiten. Beispielsweise ist das Klassebuch Shakin` All Over - Die Beatmusik in der BRD - von H.J.Klitsch
viewtopic.php?t=2761
aus ähnlichen Gründen (Unstimmigkeiten zwischen Autor und Verlag) trotz immenser Nachfrage nicht mehr erhältlich und die Preise bei Ibäy steigen schnell ums Mehrfache des ursprünglichen Verkaufspreises.


ich möchte o.a. worte einfach nochmal ganz DICK UNTERSTREICHEN, denn ich kenne zu viele, die glauben, mit büchern sei es wie mit tonträgern; "och, die werden irgendwann neu aufgelegt", etc.
DEM IST NICHT SO!
das gilt für Shakin' All Over und die Borderline-Enzyklopädien von Vernon Joynson (obwohl die schon verhältnismäßig hohe auflagen hatten) und
auch andere werke; wenn ich nur an meinen vielen bücher zum thema
San Francisco/West Coast oder auch Chicago Blues denke, keins davon ist
mehr erhältlich.
am besten: am veröffentlichungstag bestellen. vorausgesetzt, man hat gerade die kohle, denn gute bücher sind teuer.
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