HAWKWIND - Space Bandits

 
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HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 26.04.2007 - 19:44 Uhr  ·  #1
Zwei Jahre nach dem Nicht-Fisch/Fleisch Album „Xenon Codex“ kam „Space Bandits“. Und das wartet sofort mit einer echten Neuerung (bis heute) in der Geschichte der Spacerocker auf: Am Mikro steht mit Bridgett Wishart eine Sängerin !

Götterdämmerung auf dem Planeten Spacerock. Das weibliche Geschlecht ist nämlich in diesem Genre nur recht selten bis überhaupt nicht anzutreffen. Frau Wishart tat der Herren-Truppe aber hörbar gut. Eine weiche leicht brüchig melodische Stimme und vor allem eine wunderbare Performance, die mehr vom Theater als von Rockkonzerten inspiriert war.

Und so startet das knapp 10minütige Eröffnungsstück „Images“ gleich herrlich frisch drauflos rockend los um dann durch den erstmaligen Einsatz von Ms. Wishart eine besonder Note zu bekommen. Ein psychedelisch schräger Mittelteil, wo sie ihren Text mit etwas überkippender Stimme spricht während die Synthiegeräusche sich auftürmen und überschlagen, steigert die Dramatik des Stücks. Das Lied bricht völlig ab, wird still und dann vernimmt man einen alten lange nicht gehörten Bekannten an der Violine – Simon House. Dessen ebenso immer schon eher schräg-kratzigen Soli fügen dem Bandsound eine weitere interessante Note hinzu. Das Violinensolo steigert sich kratzend bis dann endlich erwartet die Band wieder komplett mit dem schnellen Stück losbricht. „Images“ ist ein großer Klassiker im HW-Backkatalog und sollte nicht verpasst werden. Der damals auf dem Album ebenso neue Drummer Richard Chadwick tut dazu sein übriges, agiert er doch wesentlich lebendiger als Vorgänger Thompson.

Die Frischzellenkur aus neuen Musikern und alten Bekannten geht gleich inspiriert weiter. Ein Gebet des Medizinmannes Black Elk, vom Stamme der Oglala-Lakota Indianer wird mit indianische Stammestrommeln simulierenden Keyboardklängen untermalt. Ergänzend dazu gibt es wellenhaft aufbrandende Synthigeräusche. Nach dem Ende der Rede des Indianers übernimmt Bridgett Wishart in ebenso sprechender Erzählweise und erweitert das Stück zu einer Art Space Ritual besonderer Art. Mit den Stammestrommeln und Vogelstimmen endet das Stück.

Diese Vogelstimmen leiten ein zu Alan Daveys „Wings“. Sicher eines der sanftesten Stücke des Lemmy-Verehrers, ganz sicher eines meiner absoluten Lieblingsstücke von Hawkwind. Das Lied um den Tod der Vögel bei der Exxon-Valdez Katastrophe gefällt durch den traurigen Refrain (no longer do we hear them sing, no longer do we here the fluttering of wings) und treibt dennoch dezent mit prägnanter Bassarbeit getragen vorwärts.

Diese drei Stücke stellen die ehemalige Seite 1 der LP dar und die gehört zum Besten was Hawkwind je im Studio aufgenommen haben.

Seite 2 eröffnet mit „Out of the shadows“ verwaschen rockig. Für die Band selbst ein Stage-Favourite, mir gefällt das Stück (das mich auch eher wieder an das „Xenon Codex“ Album erinnert) mit den blechern wirkenden Drums und dem recht sperrigen Refrain nicht sonderlich. Es ist definitiv besser in den Teilen wo nicht gesungen wird.

„Realms“ ist wieder eines der bei HW obligatorischen Electronic-Zwischenspiele. „Ship of dreams“ zeigt den Finger dann ganz deutlich Richtung 90er Jahre, in welchen Hawkwind mehr und mehr technoide Elemente aufnehmen werden (zu ihrem Besten meiner Meinung nach). Ein verhalten stampfender Maschinenrhythmus über den ebenso verhalten ab und an eine Rhythmusgitarre sich schiebt, die dann in kratzige Soli ausbricht. Das Stück hat Untergangsstimmung, hat etwas von „Gasmasken-Rock“ an sich. House’s fast folkiges Violinensoli konterkariert hier regelrecht.

Das Album schließt mit „TV Suicide“, einem Stück das auf dem Fast-Ambient Album „It is the business of the future to be dangerous“ gut gepasst hätte.

Space Bandits ist eines der unverzichtbaren Hawkwind Studio Werke. Mit den ersten drei Songs, sowie „Ship of dreams“ findet man hier vier großartige HW-Stücke. Der Rest ist ebenso auf sehr hohem Niveau.

Bridgett Wishart bekam leider nicht den Platz auf dem Album, den sie verdient hätte. Ich denke das Album hätte durch einen größeren Anteil ihres Talents noch ein Quentchen besser werdenkönnen.

Überhaupt war Miss Wisharts Gastspiel bei der Space-Legende nur von kurzer Dauer. Lediglich auf dem folgenden „Live“ Album „Palace Springs“ ist sie noch zu vernehmen (und natürlich auf späteren Livealben dieser Ära), danach wurde sie aus der Band gemobbt. Vor allem Alan Davey entpuppte sich da als Macho alter Schule und bedachte die Dame wohl mehr oder minder regelmäßig mit Anzüglichkeiten blödester Art. Die theatralische Performance der Bridgett Wishart behagte ihm ebenfalls überhaupt nicht.

Besetzung:

Dave Brock - Vocals, Guitar, Keyboards
Bridgett Wishart - Vocals
Harvey Bainbridge - Keyboards, Vocals
Simon House - Violin
Alan Davey - Bass, Vocals, Synthesizer
Richard Chadwick - Drums, Percussion

Songs:
1. Images 9:34
2. Black Elk speaks 5:14
3. Wings 5:22
4. Out of the shadows 4:59
5. Realms 3:29
6. Ship of dreams 5:14
7. T.V. Suicide 5:13

Jahr: 1990
Label: GWR Records


Jerry
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Daisan
 
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Re: HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 27.04.2007 - 23:59 Uhr  ·  #2
Hallo Jerry,

das wurmt mich noch heute, daß ich von Hawkwind gerade in dieser Zeit der 90er Jahre praktisch nichts mitbekommen habe, da war ich aufgrund meines Berufslebens völlig aus der "Verfolgung" jeglicher Musik gerissen, was ich sehr bedauere.

Lediglich das "Images" kenne ich - und das "Treadmill", was auch ungefähr aus dieser Zeit stammen muss (wobei ich nicht mal weiss, ob und auf welchem Album das ist....)

Und gerade Space Bandits würde ich zu gerne kaufen, leider ists nicht erschwinglich, geschweige denn erhältlich. Schadeschadeschade.

Grüsse

Roland
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Re: HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 28.04.2007 - 12:31 Uhr  ·  #3
@Roland: "Treadmill" ist auf "Palace Springs" und dort das einzig neue Stück.

Hatte dich schon im Verdacht, dass du der Wünscher auf den Babyblauen Seiten bist :mrgreen:

Dort kamen nämlich die letzten beiden Tage drei Wünsche nach HW Rezis rein. Drum hab ich die jetzt verfasst. Und da dachte ich, könnte Roland gewesen sein. War aber wohl nicht, gibt noch nen Neugierigen da draussen.

Und bzgl. schwer erhältlich - da kann geholfen werden.

Jerry
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Re: HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 28.04.2007 - 21:01 Uhr  ·  #4
Nö, Du, das bin ich nicht gewesen, ich schwöre es.

Ich sehe schon, daß ich Dir mal ein Mail schreiben muss, denn Hilfe nehme
ich gerne an :)

Danke Dir und liebe Grüsse

Roland
Daisan
 
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Re: HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 28.04.2007 - 21:05 Uhr  ·  #5
PS: Ich muss mich jetzt unbedingt mal mit ner Rezi zu einer HW-Konzert-DVD revanchieren, ich bin bloss noch unentschieden, ob ich die Out of shadows, Chaos, Night of the Hawks, Black Sword oder die Live Legends zuerst machen soll.

Welche tätst Du denn als erstes lieber lesen? Ich kann mich einfach nicht entscheiden
:haeh: :)
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Re: HAWKWIND - Space Bandits

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Gepostet: 29.04.2007 - 11:47 Uhr  ·  #6
So gut ich musikalisch die Live Legends finde, optisch gibt die nicht so viel her. Drum hätte ich gern die "Out of the shadows" bitteschön.

Jerry
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