Procol Harum - Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra (1972)

 
Rainer The Mage
 
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Procol Harum - Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra (1972)

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Gepostet: 15.07.2014 - 19:13 Uhr  ·  #1
Meine gespaltene Beziehung zu Procol Harum war schon öfter ein Thema. Die Vorgänger dieses Albums konnten mich nie voll überzeugen, Broken Barricades vielleicht noch am ehesten. Der Nachfolger Grand Hotel dagegen ist für mich etwas eingängiger.
Ich hatte mit der Band schon fast abgeschlossen, als mir Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra in die Hände viel und ich mir dachte, vielleicht gefallen sie mir ja Live besser. So kam es dann auch, denn die Energie entfaltete sich im Gegensatz zu den Studioalben recht schnell und so wundert es mich nicht, dass dieses Scheibe aus dem Jahr 1972 bis auf Platz 5 in den USA vordrang und so das erfolgreichste Album von Procol Harum in den Staaten wurde und Gold-Status erreichte. Es war gleichzeitig auch das erste Orchester-Album, dem dies gelang.



Die Band war eingeladen worden, am Ende ihrer Tour ein Konzert mit dem Edmonton Symphony Orchestra und den Da Camera Singers in eben jener Stadt in der kanadischen Provinz Alberta zu spielen. Es sollte auch die letzte Tour mit Robin Trower werden. Das ganze sollte im August 1971 stattfinden.

Das ESO hatte zuvor bereits sehr erfolgreich mit der kanadischen Band Lighthouse zusammengearbeitet. Man suchte nach einer weiteren Band für einen Auftritt und der Jornalist Ritchie Yorke schlug bei einem Treffen mit der Leitung des Orchesters Procol Harum vor. Das alles war nicht so üblich zu der Zeit. Eines der wenigen Beispiele waren die Moody Blues, welche mit dem London Symphony Orchestra auf Days Of Future Passed musiziert hatten.

Inmitten der Planungen, während Brooker die neuen Arrangements für das Orchester schrieb und mit Dave Ball ein neuer Gitarrist zur Band stieß, kam Brooker die Idee, dass man doch ein professionelles Tape des Auftritts für A&M Records machen könnte, um das ganze dann als Album zu veröffentlichen. Eine Woche vor dem Auftritt wurde das ganze von ihrem Label abgesegnet. Sogar "Conquistador", der größte Hit der Veröffentlichung, wurde erst in letzter Minute hinzugefügt, ohne das genug
Zeit für die Orchester-Proben übrig blieb. Das Konzert fand am 18 November 1971 statt und die Arrangements für den Song hatte Brooker erst währen des Fluges von England nach Kanada fertiggestellt.

So stieg man gleich mit der ungeprobten Nummer in das Konzert ein und die spanisch angehauchte Brass Section und B.J. Wilson mit seinem druckvollen Schlagzeugspiel sorgten dafür, dass sich die Nummer bis auf Platz 16 in den US-Charts hochschraubte. Der zweitgrößte Hit nach "A Whiter Shade of Pale" sorge dadurch auch für den Aufstieg des Albums.

Gleichzeitig verschob der Erfolg dieser Platte aber auch das Image der Band in eine progressivere Richtung. Das Orchester, der Chor und die anspruchsvollsten Stücke aus dem Repertoir der Band sorgten für mehr Progressiv Rock als die Band in Wirklichkeit zu bieten hatte. Procol Harum war nie Art Rock, aber ihre klassischen Wurzeln kamen hier sehr stark zur Geltung.

Das Orchester öffnet einige Songs und macht sie so dem Hörer zugänglicher, während die Band auch mal härtere Töne anschlägt und so eine gute Mischung erzeugt. Die Show ging in die Geschichte ein, wie auch das dazugehörige Album. Es kam so gut an, dass man die Show an dem Abend fast komplett wiederholte.

1991, beim 20ten Jubileum des Auftitts, gaben sich das ESO, Procol Harum und die Greenwood Singers ein weiteres mal die Ehre und die Halle war wieder restlos ausverkauft. 2010 wiederholten sie dies noch ein weiteres mal.

2002 wurde das ganze auf Repertoire als Remaster wiederveröffentlicht und als Bonus gibt es hier noch den Song "Luskus Delph", welcher ebenfalls bei dem Konzert aufgezeichnet wurde, jedoch auf der LP keinen Platz mehr hatte.

Die Kollegen von den Moody Blues sind mir zwar meist lieber, aber diese Scheibe zählt für mich zu den ganz großen Live-Dokumenten überhaupt. Gerade der leichte Amateur-Touch durch die etwas chaotischen Umstände machen das ganze sogar noch stärker. Wahrscheinlich ist auch der eher progressive Ansatz dafür verantwortlich, dass es mir eben den Tick besser
gefallt als die restlichen Werke der Band, vielleicht ändert sich das ja irgendwann doch noch.
Ich besitze die Scheibe inzwischen in der Repertoir-Ausgabe und als LP.



Band
Chris Copping - organ
Alan Cartwright - bass guitar
B.J. Wilson - drums
Dave Ball - guitar
Gary Brooker - piano and vocals
Keith Reid - lyrics

The Edmonton Symphony Orchestra
The Da Camera Singers


Album

Seite 1
Musik: Gary Brooker, Texte: Keith Reid
1) Conquistador - 4:16
2) Whaling Stories - 7:41
3) A Salty Dog - 5:37
4) All This and More - 4:23

Seite 2
Musik: Gary Brooker und Matthew Fisher, Texte: Keith Reid
In Held 'Twas In I - 19:11
a) Glimpses of Nirvana
b) 'Twas Teatime at the Circus
c) In the Autumn of My Madness
d) Look to Your Soul
e) Grand Finale

Die CD-Veröffentlichung aus dem Jahr 2002 enthält zusätzlich das Lied Luskus Delph. Neben den auf diesem Album veröffentlichten wurden noch die Lieder Shine on Brightly, Simple Sister und Repent Walpurgis aufgenommen.
Auf manchen LPs wird der Titel "Look to Your Soul" mit "I Know If I'd Been Wiser" bezeichnet. Ist auf meiner auch so.

hmc
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Re: Procol Harum - Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra (1972)

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Gepostet: 16.07.2014 - 14:58 Uhr  ·  #2
"Die Kollegen von den Moody Blues sind mir zwar meist lieber, aber diese Scheibe zählt für mich zu den ganz großen Live-Dokumenten überhaupt. Gerade der leichte Amateur-Touch durch die etwas chaotischen Umstände machen das ganze sogar noch stärker. Wahrscheinlich ist auch der eher progressive Ansatz dafür verantwortlich, dass es mir eben den Tick besser
gefallt als die restlichen Werke der Band, vielleicht ändert sich das ja irgendwann doch noch. "

Da bin ich bei dir. Das Werk wird sehr gut besprochen, Respekt.
Es läuft recht oft bei mir und hat nichts an Charme und Klasse verloren.
sunny
 
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Re: Procol Harum - Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra (1972)

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Gepostet: 16.07.2014 - 20:58 Uhr  ·  #3
Rainer danke für die Vorstellung.

@hmc
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Rainer The Mage
 
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Re: Procol Harum - Live In Concert With The Edmonton Symphony Orchestra (1972)

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Gepostet: 17.07.2014 - 21:55 Uhr  ·  #4
Der Avatar ist wirklich ... krass :D
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