Zum Glück gibt es die schöne Seite progquebec.com, welche alle Texte sowohl in Französisch als auch in Englisch präsentiert und sich wie folgt beschreibt:
Ich finde sowas immer wieder grandios, denn kostenlose Nachschlagewerke für die eigenen Interessen sind schon was feines und man finde so viele vergrabene Schätze dabei. Der Geldbeutel leidet mit, aber bei der Qualität meist zu verschmerzen, solange es im Rahmen bleibt.
Eines der wichtigsten Alben aus der "schönen Provinz", wie manche die Region Quebec auch gern nennen, ist das Album Dimension M von Frank Dervieux aus dem Jahr 1971. Dervieux hatte schon in der Band von Sänger Jean Pierre Ferland musiziert. Leider litt er damals schon an einer Krebserkrankung und so war der Anfang der Liner-Notes auch folgende Passage, welche auch Herr Breiling auf den babyblauen Seiten erwähnt:
Ohne die hilfe der Ärzte hätte er seinen Traum vom Solo-Album wohl begraben müssen. So war es ihm aber möglich, dass wohl erste Prog-Album aus Quebec aufzunehmen. Zudem war man hier auch stolz und bereit, in der Sprache der Region, also französisch vorzutragen wie die Kollegen von Octobre, Offenbach, Dyonisos oder die von badger erwähnten Les Champignons. Im Gegensatz dazu sang man bei Mahagony Rush, More Code, usw. englisch. Musikalisch wird das Album von Derieux an den Tasten angetrieben und enthält viele Element von Jazz und Klassik.
Der gebürtige Franzose wurde von einer Reihe an Musikern unterstützt, darunter auch Christiane Robichaud (Gesang), Yves Laferrière (Bass) und Christian St. Roch (Schlagzeug), welche sich nach den Aufnahmen zu dem Album entschieden auch weiterhin gemeinsam zu arbeiten. Unter dem Namen Contraction veröffentlichte man, inzwischen durch Robert Lachapelle (Piano, Keyboards) und Robert Stanley (Gitarre) 1972 das selbstbetitelte Debut. Allerdings war sich die Band nicht so sicher wie Dervieux und so kam das Album in beiden Landessprachen auf den Markt. Das wundervolle Artwork mit dem Baby im Ohr wird gerne als Anspielung auf den bevorstehenden Prog-(Baby-)Boom gesehen. Das Songwriting übernahmen hauptsächlich Laferrière und Lachapelle, während auf der Charme von Robichaud ausging. Ihr Gesang hinterließ einen bleibenden Eindruck in der Prog-Szene Kanadas.
Auf diesem Debut wurde die Band unter anderem noch von Rawn Bankley (Gitarre) und Denis Farmer (Drums), welche beide auch an späteren Aufnahmen und Auftritten beteiligt waren. Ebenso steuerte Franck Dervieux nochmal ein paar Tastenklänge bei, bevor er nach 3 Jahren dem Kampf gegen den Krebs erlag. Musikalisch führten seine ehemaligen Kollegen den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Getragen von Robichauds tollem Gesang entfaltet sich eine schöne Traumlandschaft, typisch für dieses Genre und die klassischen Einflüsse.
Ab '73 war man gemeinsam mit den meisten Künstlern der Quebec-Szene unter dem Name Ville Emard Blues Band unterwegs, allerdings zerbrach dieses Großprojekt nach nicht mal 2 Jahren. Es reichte trotzdem zu 2 Alben, welche unter dem Titel Complete VEBB au complet 1973-1975 zusammengefasst sind.
Bei manchen Bands wechseln häufig die Bassisten, hier wars der Schlagzeuger, da auf dem Debut auch noch Marcel P. Huot als Gast auf dem Stuhl Platz nahm. Auf dem Album La Bourse ou la Vie übernahm Richard Perotte den Part wobei auch hier ebenfalls Farmer als Gast mitwirkte. Zudem wirkte neben einigen Gästen Jimmy Tanaka zusätzlich als Percussionist mit.
Dieses Album erschien 1974 und war der Startschuss für die Progszene, welche in den nächsten 18 Monaten durch Veröffentlichungen der Debuts von Harmonium, Maneige, Morse Code (nun ebenfalls mit französischem Gesang), Opus 5 und Sloche drastisch anwuchs.
Die Scheibe wurde zu einem kaum beschreibbaren Mix aus Jazz, Klassik, Rock und Blues. Den Funk, der an einigen Stellen erwähnt wird höre ich hier allenfalls zaghaft. Wie der Erstling fällt auch dieses Werk etwas zu kurz aus. Der Titel (auf Deutsch "Geld oder Leben") ist eine Anspielung auf den Druck, welchen die Plattenfirma ausübte, um sie etwas kommerzieller zu machen, was zum Glück scheiterte und so viel die zweite Seite der Platte mit dem 18 minütigen Titelstück eher im Stil der Canterbury-Szene aus, King Crimson soll man da angeblich auch raushören, aber das kann ja jeder selbst testen ;)
Sie widmeten das Album dem bereits verstorbenen Dervieux.
Die Gruppe löste sich nach dem legendären St. Jean Festival im Mont Royal, nahe des gleichnamigen Berges, auf. Mit dabei waren Harmonium Beau Dommage, Les Seguins und Octobre und das ganze war so erfolgreich, dass es gleich der ganzen Jugend von Quebec zu einem eigenständigen Gemütszustand anregte. Dieser Stolz spiegelte sich auch mit der Parti Québecois und der Seperatismusdebatte wieder, was aber auch zu einem Bruch zwischen der Region und dem restlichen Kanada führte.
Es folgten noch zwei Solo-Alben, je eines von Jacques Blais (Thèmes, 1975) und Yvan Ouellet (Le Chant des choses, 1979), wobei letzterer als Mitglied von VEBB und den Jazz-Funkern Toubadou in Erscheinung getreten war. Laferrière und Robichaud waren an beiden Alben beteiligt und bei Bkaise war auch noch Lachapelle dabei. Deshalb werden diese Alben auch immer eng mit Contraction verküpft.
Ich denke, über Contraction bin ich das erste mal gestolpert, als ich nach ähnlichen Bands zu Harmonium gesucht habe. Da ich somit schon Vorkenntnisse mit frankophiler Musik hatte verschaffte ich mir mal ein paar Hörproben. Es war ihr '72er Debut, welches mir sofort durch Cover und die ersten Klänge gefiel. Lange bleib das die einzige und ich wusste garnicht, dass noch ein Album existierte. Inzwischen hat auch La Bourse ou la Vie und die Live-Aufnahme von 1974 ihren Weg zu mir gefunden. Es ist das einzige mal, dass ich sie mit teils englischen Texten gehört habe, da mir die Version des Debuts noch nicht begegnet ist. Das die Show zwischen den beiden Alben aufgenommen ist hat seinen Vorteil, spätestens bei dem Titelstück von La Bourse ou la Vie, welches an die gut 18 Minuten aus dem Studio sehr gut rankommt.
Die Solo-Alben sind mir noch nicht bekannt, kommen aber noch dran und dann werde ich meine Eindrücke nachreichen.
Frank Dervieux - Dimension M (1971)
http://www.youtube.com/watch?v=-hAFB-AwHF8
Contraction - Same (1972)
http://www.youtube.com/watch?v=DJVZbn_lxxw
Contraction - La Bourse ou la Vie (1974)
http://www.youtube.com/watch?v=sH9oVo8kmas
Contraction - Live 1974
http://www.youtube.com/watch?v=0YShfzz3AqI
Jacques Blais - Thèmes (1975)
http://www.youtube.com/watch?v=DzRiSrWzCmI
Yvan Ouellet - Le Chant des choses (1979)
http://www.youtube.com/watch?v=PKnp28aQ87s
Zitat
Unsere Mission ist es, Informationen über Künstler und Stile des Prog-Rock in Quebec bereitzustellen, welche sich meist auf die 70er beziehen.
Ich finde sowas immer wieder grandios, denn kostenlose Nachschlagewerke für die eigenen Interessen sind schon was feines und man finde so viele vergrabene Schätze dabei. Der Geldbeutel leidet mit, aber bei der Qualität meist zu verschmerzen, solange es im Rahmen bleibt.
Eines der wichtigsten Alben aus der "schönen Provinz", wie manche die Region Quebec auch gern nennen, ist das Album Dimension M von Frank Dervieux aus dem Jahr 1971. Dervieux hatte schon in der Band von Sänger Jean Pierre Ferland musiziert. Leider litt er damals schon an einer Krebserkrankung und so war der Anfang der Liner-Notes auch folgende Passage, welche auch Herr Breiling auf den babyblauen Seiten erwähnt:
Zitat
I want to dedicate this album to doctors John Gentile, Roger Mailhot and Maurice Heon from Sherbrooke who saved my life, the only consumer product that really matters.
Ohne die hilfe der Ärzte hätte er seinen Traum vom Solo-Album wohl begraben müssen. So war es ihm aber möglich, dass wohl erste Prog-Album aus Quebec aufzunehmen. Zudem war man hier auch stolz und bereit, in der Sprache der Region, also französisch vorzutragen wie die Kollegen von Octobre, Offenbach, Dyonisos oder die von badger erwähnten Les Champignons. Im Gegensatz dazu sang man bei Mahagony Rush, More Code, usw. englisch. Musikalisch wird das Album von Derieux an den Tasten angetrieben und enthält viele Element von Jazz und Klassik.
Der gebürtige Franzose wurde von einer Reihe an Musikern unterstützt, darunter auch Christiane Robichaud (Gesang), Yves Laferrière (Bass) und Christian St. Roch (Schlagzeug), welche sich nach den Aufnahmen zu dem Album entschieden auch weiterhin gemeinsam zu arbeiten. Unter dem Namen Contraction veröffentlichte man, inzwischen durch Robert Lachapelle (Piano, Keyboards) und Robert Stanley (Gitarre) 1972 das selbstbetitelte Debut. Allerdings war sich die Band nicht so sicher wie Dervieux und so kam das Album in beiden Landessprachen auf den Markt. Das wundervolle Artwork mit dem Baby im Ohr wird gerne als Anspielung auf den bevorstehenden Prog-(Baby-)Boom gesehen. Das Songwriting übernahmen hauptsächlich Laferrière und Lachapelle, während auf der Charme von Robichaud ausging. Ihr Gesang hinterließ einen bleibenden Eindruck in der Prog-Szene Kanadas.
Auf diesem Debut wurde die Band unter anderem noch von Rawn Bankley (Gitarre) und Denis Farmer (Drums), welche beide auch an späteren Aufnahmen und Auftritten beteiligt waren. Ebenso steuerte Franck Dervieux nochmal ein paar Tastenklänge bei, bevor er nach 3 Jahren dem Kampf gegen den Krebs erlag. Musikalisch führten seine ehemaligen Kollegen den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Getragen von Robichauds tollem Gesang entfaltet sich eine schöne Traumlandschaft, typisch für dieses Genre und die klassischen Einflüsse.
Ab '73 war man gemeinsam mit den meisten Künstlern der Quebec-Szene unter dem Name Ville Emard Blues Band unterwegs, allerdings zerbrach dieses Großprojekt nach nicht mal 2 Jahren. Es reichte trotzdem zu 2 Alben, welche unter dem Titel Complete VEBB au complet 1973-1975 zusammengefasst sind.
Bei manchen Bands wechseln häufig die Bassisten, hier wars der Schlagzeuger, da auf dem Debut auch noch Marcel P. Huot als Gast auf dem Stuhl Platz nahm. Auf dem Album La Bourse ou la Vie übernahm Richard Perotte den Part wobei auch hier ebenfalls Farmer als Gast mitwirkte. Zudem wirkte neben einigen Gästen Jimmy Tanaka zusätzlich als Percussionist mit.
Dieses Album erschien 1974 und war der Startschuss für die Progszene, welche in den nächsten 18 Monaten durch Veröffentlichungen der Debuts von Harmonium, Maneige, Morse Code (nun ebenfalls mit französischem Gesang), Opus 5 und Sloche drastisch anwuchs.
Die Scheibe wurde zu einem kaum beschreibbaren Mix aus Jazz, Klassik, Rock und Blues. Den Funk, der an einigen Stellen erwähnt wird höre ich hier allenfalls zaghaft. Wie der Erstling fällt auch dieses Werk etwas zu kurz aus. Der Titel (auf Deutsch "Geld oder Leben") ist eine Anspielung auf den Druck, welchen die Plattenfirma ausübte, um sie etwas kommerzieller zu machen, was zum Glück scheiterte und so viel die zweite Seite der Platte mit dem 18 minütigen Titelstück eher im Stil der Canterbury-Szene aus, King Crimson soll man da angeblich auch raushören, aber das kann ja jeder selbst testen ;)
Sie widmeten das Album dem bereits verstorbenen Dervieux.
Die Gruppe löste sich nach dem legendären St. Jean Festival im Mont Royal, nahe des gleichnamigen Berges, auf. Mit dabei waren Harmonium Beau Dommage, Les Seguins und Octobre und das ganze war so erfolgreich, dass es gleich der ganzen Jugend von Quebec zu einem eigenständigen Gemütszustand anregte. Dieser Stolz spiegelte sich auch mit der Parti Québecois und der Seperatismusdebatte wieder, was aber auch zu einem Bruch zwischen der Region und dem restlichen Kanada führte.
Es folgten noch zwei Solo-Alben, je eines von Jacques Blais (Thèmes, 1975) und Yvan Ouellet (Le Chant des choses, 1979), wobei letzterer als Mitglied von VEBB und den Jazz-Funkern Toubadou in Erscheinung getreten war. Laferrière und Robichaud waren an beiden Alben beteiligt und bei Bkaise war auch noch Lachapelle dabei. Deshalb werden diese Alben auch immer eng mit Contraction verküpft.
Ich denke, über Contraction bin ich das erste mal gestolpert, als ich nach ähnlichen Bands zu Harmonium gesucht habe. Da ich somit schon Vorkenntnisse mit frankophiler Musik hatte verschaffte ich mir mal ein paar Hörproben. Es war ihr '72er Debut, welches mir sofort durch Cover und die ersten Klänge gefiel. Lange bleib das die einzige und ich wusste garnicht, dass noch ein Album existierte. Inzwischen hat auch La Bourse ou la Vie und die Live-Aufnahme von 1974 ihren Weg zu mir gefunden. Es ist das einzige mal, dass ich sie mit teils englischen Texten gehört habe, da mir die Version des Debuts noch nicht begegnet ist. Das die Show zwischen den beiden Alben aufgenommen ist hat seinen Vorteil, spätestens bei dem Titelstück von La Bourse ou la Vie, welches an die gut 18 Minuten aus dem Studio sehr gut rankommt.
Die Solo-Alben sind mir noch nicht bekannt, kommen aber noch dran und dann werde ich meine Eindrücke nachreichen.
Frank Dervieux - Dimension M (1971)
http://www.youtube.com/watch?v=-hAFB-AwHF8
Contraction - Same (1972)
http://www.youtube.com/watch?v=DJVZbn_lxxw
Contraction - La Bourse ou la Vie (1974)
http://www.youtube.com/watch?v=sH9oVo8kmas
Contraction - Live 1974
http://www.youtube.com/watch?v=0YShfzz3AqI
Jacques Blais - Thèmes (1975)
http://www.youtube.com/watch?v=DzRiSrWzCmI
Yvan Ouellet - Le Chant des choses (1979)
http://www.youtube.com/watch?v=PKnp28aQ87s
