JODY WILLIAMS – eine Legende?
Anlässlich der Feier seines nunmehr 73.Geburtstages am 3.Februar 2008 hier eine Vorstellung eines nicht so bekannten, aber dennoch immens einflussreichen Bluesmusikers.
HOWLIN’ WOLF – Evil is going on (1954)
HOWLIN’ WOLF – Forty Four (1954)
SONNY BOY WILLIAMSON – Don’t start me talkin’(1955)
BO DIDDLEY – Diddy Wah Diddy (1955)
BILLY BOY ARNOLD – I wish you would (1955)
BO DIDDLEY – Who do you love (1956)
OTIS RUSH – Groaning the Blues (1957)
Kennen wir doch fast alle, oder?
Viele wussten allerdings bisher vielleicht nicht, dass hier an der Gitarre jeweils auch Jody Williams prägend zu hören ist, auf diesen sowie auf vielen anderen, auch weiterer Blueser wie Jimmy Rogers, Jimmy Witherspoon, Ike Turner etc..
Der in Mobile, Alabama, geborene Williams zog mit seiner Familie im Jahre 1940 nach Chicago, South Side.
Aber zunächst war es nicht die Gitarre, sondern die Mundharmonika, die ihn interessierte.
Insbesondere soll er angetan gewesen sein von dem 1946 in Chicago gegründeten Mundharmonika-Trio „The Harmonicats“, kein Blues, sondern eher damalige Popularmusik.
Während einer zahlreicher Talentshows kam es dann zu einem Treffen mit Bo Diddley, und Jody konnte ihn überreden, ihn in die Kunst der Bluesgitarre einzuführen.
Quasi als Autodidakt kam es dann zur musikalischen Zusammenarbeit zwischen Bo, Jody und dem Harpspieler Billy Boy Arnold, etwa 1951.
Diese fand allerdings nicht in Clubs auf der Bühne, sondern „out there on the corners“ statt.
Man musizierte also auf der Straße und machte ganz gut Geld damit.
Später kamen dann Auftritte in Shows von und mit Bluesern wie Memphis Minnie, Henry Gray oder Elmore James dazu und erste kleine „Tourneen“ starteten um jene Zeit, u.a. zusammen mit dem Pianisten Charles Brown.
Ein Treffen mit Howlin’ Wolf, der neue Bandmitglieder suchte, führte dann zu ersten Plattenaufnahmen, 1954.
Weitere (siehe oben) folgten, und schon bald war Jody ein gefragter Session-Gitarrist für CHESS RECORDS.
Kurz darauf kam es auch zur ersten eigenen Einspielung, das war 1955 mit der Single „Looking for my baby“ b/w „Easy Lovin’“, damals eingespielt unter dem Namen LITTLE PAPA JOE.
Jody’s großer „Hit“ erschien 1957, das war das unter einem weiteren Pseudonym, LITTLE JOE LEE eingespielte „Lucky Lou“, das sich auf der Rückseite der Single „You may“ befand.
4 weitere Single-Einspielungen folgten dann erst zwischen den Jahren 1963 und 1966.
Eine echte LP veröffentlichte Jody zunächst nicht, lediglich auf der LP mit Stücken von EARL HOOKER, „The leading brand“, aus 1977, waren 6 Titel von Jody Williams enthalten, zusammengestellt aus den damaligen Single-Veröffentlichungen .
Diese Singles finden sich dann auch auf CD auf Platten wie z.B.„CHESS Blues Guitar 1949-1969“, hier z.B. das berühmte „Lucky Lou“, mit dem berühmten Riff, das Otis Rush dann wenig später als Vorlage für dessen berühmtes „All your love“. Nutzen sollte.
Das „Stehlen“ bestimmter Riffs oder Stücke war ja wohl an der Tagesordnung und so führte unter anderem ein Vorfall mit dem Gitarristen Mickey Baker dazu, dass Jody Williams sich so nach und nach enttäuscht aus der Bluesszene zurück zog.
Jody hatte für das Stück „Billy’s Blues“ von Billy Stewart kompositorisch etwas beigesteuert, und genau das „stahl“ Baker dann für sein „Love is strange“.(Mickey and Silvia Baker) Das Verfahren zog sich dann, zum Nachteil Williams’, bis 1961 hin.
Wie es auch immer genau gewesen sein mag, Jody Williams zog sich aus dem Business zurück und arbeitete fortan als Ingenieur bei Rank Xerox bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1994.
Wohl auf Drängen der Familie als auch letztlich des Produzenten Dick Shurman entschloß sich Jody, so langsam wieder einzusteigen und seine Gitarre wieder hervor zu holen.
Dieses führte dann dazu, dass er endlich im Jahr 2002 seine erste Langspielplatte überhaupt einspielte, „Return of a legend“.
2004 folgte dann der bislang letzte Streich, „You left me in the dark“.
Viele Auszeichnungen zeugten von der Qualität seiner Rückkehr,
2003 Living Blues Critics Award for Come Back Artist of the Year
2003 W.C. Handy Comeback Album of the year
2005 Living Blues Award for Best New Recording
2005 Living Blues Award for Best Musician, Guitar
2005 Blues Foundation Howlin’ Wolf Award
Dabei machte Jody eigentlich nur dort weiter, wo er Anfang der 60er aufgehört hatte.
Sein Chicagoblues klingt authentisch, ist voller Kraft und Ideen und strahlt eine klare Frische und Spielfreude aus.
Bei seinen beiden Produktion bekam er „Schützenhilfe“ durch prominente Mitstreiter wie Tinsley Ellis(guitar), Rusty Zinn (guitar), Billy Boy Arnold (harmonica), Lonnie Brooks(guitar) und einen alten Freund, Robert Lockwood Jr.(guitar, vocal)
In den letzten Jahren gab es wiederholt Tourneen rund um die Welt, letztes Jahr unter anderem ein Auftritt bei einem großen Bluesfestival in Norwegen.
Mittlerweile , so habe ich erfahren, wird er allerdings wieder etwas „kürzer treten“ und sich wieder mehr auf Familie und das Zuhause konzentrieren.
Einen aktuellen musikalischen Beitrag kann man nachhören auf 2 Stücken, die er als Gast auf der aktuellen CD der „Mannish Boys“ (Big Plans) beigesteuert hat.
Williams hat einen eigenen Stil, etwas , was beileibe nicht jeder Gitarrist, der nach den 60ern nachwuchs, von sich behaupten kann.
Viele sehen ihn ihm ein Bindeglied zwischen B.B.King und T-Bone Walker.
Fest steht, dass er mit seinem Sound den frühen Chicagoblues mitgeprägt hat, wenngleich auch nicht gerade umfangreich unter eigenem Namen, aber sehr umfassend als Sessionmusiker....
Darum wohl auch – die zu Recht benutzte Bezeichnung „legend“.
Als sein Sohn ihn einmal fragte, ob er so etwas wie berühmt oder wichtig sei, soll Jody geantwortet haben, dass er für einige Leute berühmt sei und für andere auch wichtig, doch für ihn, den Sohn, sei er ganz einfach nur der alte Daddy.
Bescheiden ist er geblieben, der gute Jody.
Wolfgang
Anlässlich der Feier seines nunmehr 73.Geburtstages am 3.Februar 2008 hier eine Vorstellung eines nicht so bekannten, aber dennoch immens einflussreichen Bluesmusikers.
HOWLIN’ WOLF – Evil is going on (1954)
HOWLIN’ WOLF – Forty Four (1954)
SONNY BOY WILLIAMSON – Don’t start me talkin’(1955)
BO DIDDLEY – Diddy Wah Diddy (1955)
BILLY BOY ARNOLD – I wish you would (1955)
BO DIDDLEY – Who do you love (1956)
OTIS RUSH – Groaning the Blues (1957)
Kennen wir doch fast alle, oder?
Viele wussten allerdings bisher vielleicht nicht, dass hier an der Gitarre jeweils auch Jody Williams prägend zu hören ist, auf diesen sowie auf vielen anderen, auch weiterer Blueser wie Jimmy Rogers, Jimmy Witherspoon, Ike Turner etc..
Der in Mobile, Alabama, geborene Williams zog mit seiner Familie im Jahre 1940 nach Chicago, South Side.
Aber zunächst war es nicht die Gitarre, sondern die Mundharmonika, die ihn interessierte.
Insbesondere soll er angetan gewesen sein von dem 1946 in Chicago gegründeten Mundharmonika-Trio „The Harmonicats“, kein Blues, sondern eher damalige Popularmusik.
Während einer zahlreicher Talentshows kam es dann zu einem Treffen mit Bo Diddley, und Jody konnte ihn überreden, ihn in die Kunst der Bluesgitarre einzuführen.
Quasi als Autodidakt kam es dann zur musikalischen Zusammenarbeit zwischen Bo, Jody und dem Harpspieler Billy Boy Arnold, etwa 1951.
Diese fand allerdings nicht in Clubs auf der Bühne, sondern „out there on the corners“ statt.
Man musizierte also auf der Straße und machte ganz gut Geld damit.
Später kamen dann Auftritte in Shows von und mit Bluesern wie Memphis Minnie, Henry Gray oder Elmore James dazu und erste kleine „Tourneen“ starteten um jene Zeit, u.a. zusammen mit dem Pianisten Charles Brown.
Ein Treffen mit Howlin’ Wolf, der neue Bandmitglieder suchte, führte dann zu ersten Plattenaufnahmen, 1954.
Weitere (siehe oben) folgten, und schon bald war Jody ein gefragter Session-Gitarrist für CHESS RECORDS.
Kurz darauf kam es auch zur ersten eigenen Einspielung, das war 1955 mit der Single „Looking for my baby“ b/w „Easy Lovin’“, damals eingespielt unter dem Namen LITTLE PAPA JOE.
Jody’s großer „Hit“ erschien 1957, das war das unter einem weiteren Pseudonym, LITTLE JOE LEE eingespielte „Lucky Lou“, das sich auf der Rückseite der Single „You may“ befand.
4 weitere Single-Einspielungen folgten dann erst zwischen den Jahren 1963 und 1966.
Eine echte LP veröffentlichte Jody zunächst nicht, lediglich auf der LP mit Stücken von EARL HOOKER, „The leading brand“, aus 1977, waren 6 Titel von Jody Williams enthalten, zusammengestellt aus den damaligen Single-Veröffentlichungen .
Diese Singles finden sich dann auch auf CD auf Platten wie z.B.„CHESS Blues Guitar 1949-1969“, hier z.B. das berühmte „Lucky Lou“, mit dem berühmten Riff, das Otis Rush dann wenig später als Vorlage für dessen berühmtes „All your love“. Nutzen sollte.
Das „Stehlen“ bestimmter Riffs oder Stücke war ja wohl an der Tagesordnung und so führte unter anderem ein Vorfall mit dem Gitarristen Mickey Baker dazu, dass Jody Williams sich so nach und nach enttäuscht aus der Bluesszene zurück zog.
Jody hatte für das Stück „Billy’s Blues“ von Billy Stewart kompositorisch etwas beigesteuert, und genau das „stahl“ Baker dann für sein „Love is strange“.(Mickey and Silvia Baker) Das Verfahren zog sich dann, zum Nachteil Williams’, bis 1961 hin.
Wie es auch immer genau gewesen sein mag, Jody Williams zog sich aus dem Business zurück und arbeitete fortan als Ingenieur bei Rank Xerox bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1994.
Wohl auf Drängen der Familie als auch letztlich des Produzenten Dick Shurman entschloß sich Jody, so langsam wieder einzusteigen und seine Gitarre wieder hervor zu holen.
Dieses führte dann dazu, dass er endlich im Jahr 2002 seine erste Langspielplatte überhaupt einspielte, „Return of a legend“.
2004 folgte dann der bislang letzte Streich, „You left me in the dark“.
Viele Auszeichnungen zeugten von der Qualität seiner Rückkehr,
2003 Living Blues Critics Award for Come Back Artist of the Year
2003 W.C. Handy Comeback Album of the year
2005 Living Blues Award for Best New Recording
2005 Living Blues Award for Best Musician, Guitar
2005 Blues Foundation Howlin’ Wolf Award
Dabei machte Jody eigentlich nur dort weiter, wo er Anfang der 60er aufgehört hatte.
Sein Chicagoblues klingt authentisch, ist voller Kraft und Ideen und strahlt eine klare Frische und Spielfreude aus.
Bei seinen beiden Produktion bekam er „Schützenhilfe“ durch prominente Mitstreiter wie Tinsley Ellis(guitar), Rusty Zinn (guitar), Billy Boy Arnold (harmonica), Lonnie Brooks(guitar) und einen alten Freund, Robert Lockwood Jr.(guitar, vocal)
In den letzten Jahren gab es wiederholt Tourneen rund um die Welt, letztes Jahr unter anderem ein Auftritt bei einem großen Bluesfestival in Norwegen.
Mittlerweile , so habe ich erfahren, wird er allerdings wieder etwas „kürzer treten“ und sich wieder mehr auf Familie und das Zuhause konzentrieren.
Einen aktuellen musikalischen Beitrag kann man nachhören auf 2 Stücken, die er als Gast auf der aktuellen CD der „Mannish Boys“ (Big Plans) beigesteuert hat.
Williams hat einen eigenen Stil, etwas , was beileibe nicht jeder Gitarrist, der nach den 60ern nachwuchs, von sich behaupten kann.
Viele sehen ihn ihm ein Bindeglied zwischen B.B.King und T-Bone Walker.
Fest steht, dass er mit seinem Sound den frühen Chicagoblues mitgeprägt hat, wenngleich auch nicht gerade umfangreich unter eigenem Namen, aber sehr umfassend als Sessionmusiker....
Darum wohl auch – die zu Recht benutzte Bezeichnung „legend“.
Als sein Sohn ihn einmal fragte, ob er so etwas wie berühmt oder wichtig sei, soll Jody geantwortet haben, dass er für einige Leute berühmt sei und für andere auch wichtig, doch für ihn, den Sohn, sei er ganz einfach nur der alte Daddy.
Bescheiden ist er geblieben, der gute Jody.
Wolfgang