die Lucky Bishops haben zwei dinge richtig gemacht, um mich zu in-
teressieren, bevor ich je einen ton von ihnen gehört hatte:
1) das bunte cover ihres debutalbums ließ einflüsse einer Beatles-
artiger psychedelia vermuten, und
2) der bandname war sehr ansprechend und ließ bei mir alle möglichen
deutungen zu.
warum sind bishops lucky? vielleicht, weil sie kein zölibat beachten
müssen, oder weil man sie bisher noch nicht beim betatschen von
kindern erwischt hat (obwohl anglikanische bishops natürlich in dieser
beziehung viel harmloser sind, als katholische)?
oder vielleicht doch, weil sie im lotto gewonnen haben?
oder in diesem falle, weil sie einfach die fähigkeit haben, in diesen
musikalisch so ausgeleierten zeiten, noch irgendwo einen kleinen
zacken von eigenständigkeit zu finden, wenngleich diese
eigenständigkeit doch irgendwo auf vorherige einflüsse zurückgreift.
Gegründet 1996, Weymouth, Dorset, gehörten die Lucky Bishops zum
kreis der Brit-Pop bands; d.h. sie gingen bei inspirationen zurück bis
zu den Beatles ab ca. Magical Mistery Tour; aber auch die hitsingles der
frühen Pink Floyd (See Emily Play; überhaupt die ganze 'Relics'-
schiene) waren ihnen geläufig. dann wiederum ließen sie sich von
XTC (ungefähr ab 'Oranges And Lemons') inspirieren und schließlich
hört man gelegentlich ein paar akkordwechsel oder melodielinien, die
auch auf einem Oasis-album platz gefunden hätten.
Alles zusammen ergibt eine mix aus 'Sgt. Pepper'-psychedelia mit
entsprechend 'nicht-rock-'n'-roll-instrumenten', wie trompete, flöte,
xylophon oder mellotron; jeder menge melodien und harmonie-
gesängen, die leicht ins ohr gehen, aber doch hie und da etwas british-
versponnen und vertrackt sind; und trotzdem noch einem schuß power
enthalten. man könnte fast behaupten, daß diese musik eine art
gegenstück zur 'Americana' darstellt; 'Britannica' vielleicht, aber ich
will nicht noch einen unnötigen begriff prägen.
besetzung:
Alan Strawbridge (vocals, bass, guitar, drums, xylophone),
Luke Adams (drums, vocals, trumpet, flute),
Tom Hughes (organ, piano, mellotron, vocals, trumpet, guitar,
harmonica),
Rich Murphy (guitar, vocals, trumpet, bass, violin)
SAME (Woronzow 2000)
01 Stratosphere 3:52
02 Right Direction 4:57
03 I'm Convinced 4:23
04 Casanova 4:02
05 Ashtralia 3:33
06 Bad Time 4:39
07 Evil Thoughts 3:25
08 She's Gone 3:29
09 Picture Box 3:38
10 Space 1949 4:15
11 Open Gardens 4:06
auf der ersten lp beginnen sie gleich mit einem rocker irgendwo
zwischen Oasis und den etwas härteren momenten der frühen Floyd;
mit dominierender orgel und mellotron, aber keine bange, gitarre wird
auch noch gespielt.
ich will nicht jedes einzelne stück beschreiben, aber insgesamt geht
das sehr unaufdringlich von stück zu stück in die gehörgänge und
bleibt darin; der melodiefaktor liegt bei 10 von 10 und selbst wenn es
einmal härter wird, dann doch eher in der art, die wir von XTC gewohnt
sind.
die Beatles liefern nicht nur die vorlage zum harmoniegesang; man
könnte sich auch viele der songstrukturen irgendwo auf Magic
Mystery Tour, Sgt. Pepper oder dem weißen album vorstellen.
ein hervorragendes debut, daß mir einfach nicht mehr aus den ohren
geht.
GRIMSTONE (Woronzow 2002)
1. You Come Alive
2. Doppleganger
3. The Children
4. Find Out
5. In Everything I Saw
6. Life In Hell
7. Napoleon
8. Wait For No One
9. Pigeon
10. Strange Times
11. I Hate This Town
sie haben sich weiter entwickelt und sind in ihren strukturen noch ein
bißchen psych-poppiger geworden; der rock-anteil ist aber auch ein
wenig gestiegen, ab und zu drängen sich gar die gitarren in den
vordergrund. Mit 'You Come Alive' und 'Strange Times' finden sich
mindestens zwei ohrwürmer auf der scheibe, die auch den
gelegentlichen einsatz von hörnern zuläßt, ohne damit negativ
aufzufallen.
die etwas quirligen ideen der Sgt. Pepper-psychedelia hört man öfter;
es gibt eine reihe von unerwarteten melodie- und taktwechseln; und das
macht auch dieses werk höchst interessant.
Paul McCartney aber auch die Gallagher-brüder wären sicherlich
zufrieden, wenn sie heute noch solche kompakten alben abliefern
könnten.
UNEXPECT THE EXPECTED (Camera Obscura 2006)
die dritte und bis dato letzte cd der Bishops fehlt mir noch; laut
vorliegender besprechung sollen jetzt gar noch ein zacken Byrds,
Kinks und Small Faces zu hören sein; hie und da würde härter ge-
rockt, während gleichzeitig auch leichte Tango- oder Bossa Nova-
rhytmen eingeflossen sind.
ich denke, daß auch dieses werk baldmöglichst im player landen muß.
Obs die Lucky Bishops aktuell noch gibt, weiß ich nicht. In jedem
Falle aber wäre es eine der 'etwas' neueren bands, die nicht nur aus-
gelutschtes und abgewracktes in neuen gewändern präsentieren und
die man vielleicht mal antesten sollte!
teressieren, bevor ich je einen ton von ihnen gehört hatte:
1) das bunte cover ihres debutalbums ließ einflüsse einer Beatles-
artiger psychedelia vermuten, und
2) der bandname war sehr ansprechend und ließ bei mir alle möglichen
deutungen zu.
warum sind bishops lucky? vielleicht, weil sie kein zölibat beachten
müssen, oder weil man sie bisher noch nicht beim betatschen von
kindern erwischt hat (obwohl anglikanische bishops natürlich in dieser
beziehung viel harmloser sind, als katholische)?
oder vielleicht doch, weil sie im lotto gewonnen haben?
oder in diesem falle, weil sie einfach die fähigkeit haben, in diesen
musikalisch so ausgeleierten zeiten, noch irgendwo einen kleinen
zacken von eigenständigkeit zu finden, wenngleich diese
eigenständigkeit doch irgendwo auf vorherige einflüsse zurückgreift.
Gegründet 1996, Weymouth, Dorset, gehörten die Lucky Bishops zum
kreis der Brit-Pop bands; d.h. sie gingen bei inspirationen zurück bis
zu den Beatles ab ca. Magical Mistery Tour; aber auch die hitsingles der
frühen Pink Floyd (See Emily Play; überhaupt die ganze 'Relics'-
schiene) waren ihnen geläufig. dann wiederum ließen sie sich von
XTC (ungefähr ab 'Oranges And Lemons') inspirieren und schließlich
hört man gelegentlich ein paar akkordwechsel oder melodielinien, die
auch auf einem Oasis-album platz gefunden hätten.
Alles zusammen ergibt eine mix aus 'Sgt. Pepper'-psychedelia mit
entsprechend 'nicht-rock-'n'-roll-instrumenten', wie trompete, flöte,
xylophon oder mellotron; jeder menge melodien und harmonie-
gesängen, die leicht ins ohr gehen, aber doch hie und da etwas british-
versponnen und vertrackt sind; und trotzdem noch einem schuß power
enthalten. man könnte fast behaupten, daß diese musik eine art
gegenstück zur 'Americana' darstellt; 'Britannica' vielleicht, aber ich
will nicht noch einen unnötigen begriff prägen.
besetzung:
Alan Strawbridge (vocals, bass, guitar, drums, xylophone),
Luke Adams (drums, vocals, trumpet, flute),
Tom Hughes (organ, piano, mellotron, vocals, trumpet, guitar,
harmonica),
Rich Murphy (guitar, vocals, trumpet, bass, violin)
SAME (Woronzow 2000)
01 Stratosphere 3:52
02 Right Direction 4:57
03 I'm Convinced 4:23
04 Casanova 4:02
05 Ashtralia 3:33
06 Bad Time 4:39
07 Evil Thoughts 3:25
08 She's Gone 3:29
09 Picture Box 3:38
10 Space 1949 4:15
11 Open Gardens 4:06
auf der ersten lp beginnen sie gleich mit einem rocker irgendwo
zwischen Oasis und den etwas härteren momenten der frühen Floyd;
mit dominierender orgel und mellotron, aber keine bange, gitarre wird
auch noch gespielt.
ich will nicht jedes einzelne stück beschreiben, aber insgesamt geht
das sehr unaufdringlich von stück zu stück in die gehörgänge und
bleibt darin; der melodiefaktor liegt bei 10 von 10 und selbst wenn es
einmal härter wird, dann doch eher in der art, die wir von XTC gewohnt
sind.
die Beatles liefern nicht nur die vorlage zum harmoniegesang; man
könnte sich auch viele der songstrukturen irgendwo auf Magic
Mystery Tour, Sgt. Pepper oder dem weißen album vorstellen.
ein hervorragendes debut, daß mir einfach nicht mehr aus den ohren
geht.
GRIMSTONE (Woronzow 2002)
1. You Come Alive
2. Doppleganger
3. The Children
4. Find Out
5. In Everything I Saw
6. Life In Hell
7. Napoleon
8. Wait For No One
9. Pigeon
10. Strange Times
11. I Hate This Town
sie haben sich weiter entwickelt und sind in ihren strukturen noch ein
bißchen psych-poppiger geworden; der rock-anteil ist aber auch ein
wenig gestiegen, ab und zu drängen sich gar die gitarren in den
vordergrund. Mit 'You Come Alive' und 'Strange Times' finden sich
mindestens zwei ohrwürmer auf der scheibe, die auch den
gelegentlichen einsatz von hörnern zuläßt, ohne damit negativ
aufzufallen.
die etwas quirligen ideen der Sgt. Pepper-psychedelia hört man öfter;
es gibt eine reihe von unerwarteten melodie- und taktwechseln; und das
macht auch dieses werk höchst interessant.
Paul McCartney aber auch die Gallagher-brüder wären sicherlich
zufrieden, wenn sie heute noch solche kompakten alben abliefern
könnten.
UNEXPECT THE EXPECTED (Camera Obscura 2006)
die dritte und bis dato letzte cd der Bishops fehlt mir noch; laut
vorliegender besprechung sollen jetzt gar noch ein zacken Byrds,
Kinks und Small Faces zu hören sein; hie und da würde härter ge-
rockt, während gleichzeitig auch leichte Tango- oder Bossa Nova-
rhytmen eingeflossen sind.
ich denke, daß auch dieses werk baldmöglichst im player landen muß.
Obs die Lucky Bishops aktuell noch gibt, weiß ich nicht. In jedem
Falle aber wäre es eine der 'etwas' neueren bands, die nicht nur aus-
gelutschtes und abgewracktes in neuen gewändern präsentieren und
die man vielleicht mal antesten sollte!