IQ Alben zwischen 1983 - 2004
IQ - Tales From The Lush Attic
(1983 - Cook, Esau, Holmes, Nicholls, Orford)
Das Debutalbum von IQ wurde damals in nur drei Tagen aufgenommen, dementsprechend klingt die Produktion manchmal noch ein wenig dünn. Doch schon hier spielen IQ Progrock allerbester Güte, so hätte vielleicht Genesis geklungen, wenn sie sich nicht dem Rock/Pop zugewandt hätten. Zudem erinnert die Stimme von Sänger Peter Nicholls ein wenig an Peter Gabriel.
Das fast 20-minütige "The Last Human Gateway" will an Genreklassiker wie "Suppers ready" anknüpfen erreicht dieses Niveau aber nicht ganz. Doch schon die ersten Mellotrontöne deuten an, welcher Musik sich IQ verschrieben haben. "The Last..." ist ein überaus komplexer Progrocksong, der all das bietet, was man an dem Genre so schätzt, ausgefeilte Instrumentalteile, ein recht ausgetüfteltes Arrangement und schöne Melodien. Allein klingt es nicht ganz so vielseitig und komplex wie vergleichbare Werke von Genesis und Yes.
Es folgt ein skurril betiteltes sehr kurzes Lied, das nicht weiter erwähnenswert ist, es ist nicht schlecht aber auch alles andere als ein Highlight. "Awake and nervous" dann könnte auch auf einem der alten Genesisalben stehen, es tut richtig gut, das alte Mellotron mit seinen typischen Samples zu hören. Das Lied zeigt den typischen Sound von IQ, Keyboard- und Gitarrenlastig, wobei sich beide in der Leadrolle abwechseln - noch nicht ganz so reif wie später aber durchaus schon hörenswert.
Das unmöglich betitelte "My baby treats me right 'cos I'm the hard loving man all night long" ist ein äußerst kurzes aber ebenso virtuoses Klavierstück, das zeigt, wie gut Martin Orford mit den Tasten umgehen kann.
"The enemy smacks" ist wieder ein Progrocksong guter Qualität, mit vielen Breaks, Instrumentalpassagen und Tempiwechseln ausgestattet. Alles in allem wirkt "Tales from the lush attic" noch ein wenig unreif stellenweise, zwar sind hier schon wundervolle Progrock-Songs vertreten, es hapert aber ein wenig am Sound und an den Arrangements manchmal - was gewiß an den Produktionsbedingungen liegt. Als Debutalbum ist "Tales..." ein sehr gutes Produkt und unbedingt jedem Progrock-Fan zu empfehlen. Mich erinnert es vom Eindruck (nicht unbedingt musikalisch) her irgendwie an "Selling England by the Pound" von Genesis. Bands wie IQ führen die Tradition von Gruppen wie Genesis und Yes fort und retten diese Musik in die 80er und 90er Jahre hinüber, entwickeln sie selber auch fort.
13/15 Punkte
The Wake
(1985 - Cook, Esau, Holmes, Nicholls, Orford)
"The Wake" ist für mich eines der besten Progrock-Alben aller Zeiten. IQ spielen hier einfach ebenso geniale wie wunderschöne Lieder, die zeigen, was Progrock ausmacht.
Das atmosphärisch beginnende "Outer Limits", das dann viel Leben entwickelt und mit wirklich erstklassigen Keyboardsounds aufwartet und auf knapp 8 Minuten extrem vielseitig und vielschichtig ist, wird von "The Wake" gefolgt. Ein in bestem Sinne des Wortes hitverdächtiges Lied. Wenn Gruppen wie Genesis oder Yes zu etwa der gleichen Zeit ihre Hits produzierten klang es sehr kommerziell oft, "The Wake" hingegen kommt trotz der Kürze mit einer Power und Progressivität daher, daß es für mich das beste 4-minuten Progrocklied aller Zeiten ist. Spätestens hier hätten IQ wie die etwa gleichalten "Marillion" mit "Kayleigh" einen Hit verdient gehabt. Zu schade, daß "The Wake" nie den Weg in die Chartspitzen fand. Es klingt für mich noch um einiges besser als "Kayleigh" und beweist, daß Progrock nicht immer 20 Minuten gehen muß. Der unwiderstehliche Beat, die genialen Keyboardakkorde und die kraftvolle Gitarre reißen immer wieder mit.
"The Wake" führt direkt in "The Magic Roundabout" über, das meines Erachtens eines der besten Progrock-Lieder aller Zeiten ist, vergleichbar mit solchen Juwelen wie "Firth of Fith" von Genesis. Das sehr atmosphärische Keyboardintro wird von langgezogenen Gitarrentönen begleitet, um dann urplötzlich von einem kraftvollen Schlagzeugeinsatz abgelöst zu werden und dann richtig "abzurocken", wie es z.B. Yes bei "Heart of the sunrise" in allerbesten Zeiten taten, ohne dabei aber zu kopieren. Der etwas ruhigere Gesangsteil hat eine sehr schöne Melodie, der Text ist dabei nicht einfach zu interpretieren. Zum Ende hin gibt es ein sehr schönes Gitarrensolo und IQ zeigen einem, daß man vergangenen Zeiten nicht nachtrauern muß. Sie bieten Progrock in so hoher Qualität dar, wie ihn mitunter nicht einmal die Gruppen der 70er Jahre erreichten.
Das folgende Stück "Corners" ist ein wenig psychedelisch angehaucht und sehr still und spärlich instrumentiert gehalten, bietet aber eine schöne Melodie.
Danach folgen weitere Progrockjuwelen wie "Widows Peak" , "Headlong" oder auch "Dans le parc du chateau noir" das als Schlußstück (nicht bei dem Neurelease bei GEP, wo es noch einige Bonustracks gibt) einen Meilenstein des progressiven Rocks ausklingen läßt.
Wer das Album noch nicht kennt oder noch nicht besitzt sollte sich es kaufen. Selten wurde zuvor und danach Progrock so wundervoll dargeboten wie hier.
15 Punkte
Nomzamo
(1987 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Nach Spannungen in der Gruppe hatte Sänger Peter Nicholls IQ verlassen und P.L. Menel war nun der neue Frontmann der Band. Ein weiterer wichtiger Wandel hatte sich ebenfalls vollzogen: IQ waren nun bei einem großen Plattenlabel, Polygram - was wohl auch den Wandel in der Musik erklärt.
IQ bemühen sich auf Nomzano, eingängige und radiotaugliche Lieder zu schreiben, was ihnen phasenweise durchaus auch gelingt. Progressive Einflüsse aber bleiben dabei ebenfalls erhalten und IQ erschaffen einen Sound, den man am besten noch mit "Progpop" umschreibt. Das Anfangslied "No love lost" zeigt genau diese Charakteristik. Ausgestattet mit Refrain und eingehender Melodie zeigen sich immer wieder auch progressive Keyboardsounds von Orford.
Mit "Nomzano" und auch "Human Nature" sind noch zwei reinrassige Progrocklieder vertreten - allerdings erreichen sie nicht die Brillianz der beiden vorangegangenen Alben.
"Common Ground" ragt als nachdenklich stimmendes Lied über den Horror der Westfront im 1. Weltkrieg hervor - am Ende gibt es auch einen großartigen Instrumentalteil.
Andere Lieder wie z.B. "Screaming", das recht nervig klingt, und "Passing strangers" sind dagegen ziemlich uninteressant.
Das Urteil über "Nomzano" fällt zweigeteilt aus, der Versuch, Prog und Pop zu fusionieren gelingt teilweise. Es gibt auch die bereits erwähnten wirklich guten Lieder - doch der Rest wirkt zu kommerziell bemüht und manchmal auch langweilig. So fällt "Nomzano" deutlich gegenüber den Vorgängeralben ab - ist aber bei den gelungenen Liedern immer noch sehr viel besser als der herkömmliche Rock/Pop.
"No love lost", "Common ground", "Nomzano" und auch noch "Human Nature" lohnen den Kauf völlig. Den Rest kann man sich einmal anhören und dann getrost vergessen.
Auf dem neu herausgebrachten GEP-Release des Albums gibt es dazu noch drei Bonustracks, neben einem einfühlsamen und hörenswerten Duett mit weiblichem Gastgesang, eine Pianoversion von "No love lost" und eine Livevariante von "Common ground".
10 Punkte
Are You Sitting Comfortably?
(1989 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Auf diesem Album wird der gleiche Versuch unternommen, wie auf "Nomzano", nämlich eingängige Radiosongs zu schreiben. Was diesmal aber völlig mißlingt.
Immerhin sind mit "Nostalgia/Falling apart at the seems" und "Wurensh" zwei hochwertige Progrock-Songs vertreten, die alleine den Kauf lohnen. Die restlichen Lieder begeistern leider nicht, bei mir schwankt die Stimmung dabei zwischen Langeweile und "kann man im Hintergrund mitlaufen lassen".
Der "Progpop"-Versuch ist gescheitert. Zwar waren IQ als Vorgruppe von "Mike and the Mechanics" auf Tour (was mir die Chance gab, diese großartige Gruppe kennenzulernen damals) doch auf dem Liveset überzeugten auch nur die Progrockperlen der Gruppe.
"Are you..." ist leider das schwächste Album einer ansonsten großen Gruppe. Immerhin haben sie es geschafft, zwei wirklich hervorragende Lieder auf das Album zu bringen. Mehr aber auch nicht.
7 Punkte
J'ai Pollette D'Arnu
(1991 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Das Album bringt vier Studiotracks und vier Livesongs bester IQ-Qualität.
Das mitreißende "It all stops here" (aus dem Jahr 1986) bietet einen hochkarätigen Progrock-Song. Breaks, Tempiwechsel und lange Instrumentalteile verdeutlichen das Können der Gruppe und die Quintessenz des Progrocks.
"Sera, Sera" ist ein sehr kleines und stilles, lediglich mit Akustikgitarre und Flöte begleitetes Lied, das urprünglich die B-Seite einer Single vom Album "Are you sitting comfortably?" sein sollte. Es ist nicht progressiv, aber angenehm klingend.
"Intelligence Quotient" (aus dem Jahre 1986 stammend) ist wiederum wie schon "It all stops here" ein großartiger Progrock-Knüller.
Das darauffolgende "Dans le parc du chateau noir" (das einzige Lied auf dieser CD, auf dem Nicholls singt) war bereits der Bonustrack auf der CD-Version von "The Wake" und ist natürlich ebenfalls ein sehr starkes Lied, das nur zu Anfang einen kurzen Text hat und dann von dem langen Instrumentalteil lebt, der von der Gitarre beherrscht wird.
Die restlichen Stücke sind live gespielt, es gibt ein Medley aus alten IQ-Klassikern, dazu damals neuere Stücke wie "Promises" in einer anderen Version aber vorliegend (sogar mit einem Soundsample von Madonna....), zwar immer noch poppig angehaucht, aber interessanter als die Studiovariante, dazu dann noch "Common Ground" und "Wurensh".
Kein richtiges Studioalbum, kann "J'ai pollette d'arnu" aber trotzdem wieder voll einschlagen und den vorangegangenen Einbruch mit "Are you sitting..." wieder ausbügeln.
Allein die drei genialen Studiotracks werden das Herz jeden Progrock-Fans höher schlagen lassen.
14 Punkte
Ever
(1993 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Sänger Peter Nicholls ist wieder zu IQ gestoßen und die Formation liefert mit Ever ein wunderschönes Progrockalbum aus einem Guß ab.
Das Konzeptalbum handelt von Themen wie Tod und Trauer und ist von seiner Grundstimmung her damit eher düster ausgefallen.
Der Sound ist um einiges moderner geworden als noch bei den ersten IQ-Alben, klingt aber sehr gut. Es gibt starke Melodien und ausgefeilte Instrumentalteile, die Musik lebt aber mehr als früher von den Texten, so daß sie diesmal weniger instrumental als früher ausgefallen ist. Das macht sich schon bei dem Anfangsstück "Darkest Hour" bemerkbar, das das Album rasant und sehr rockig beginnen läßt, um dann gesangsorientiert weiterzugehen, mir dabei aber immer gut gefällt.
Das still und besinnlich anfangende "Fading Senses" hat dann als zweiten Teil das erste längere und rockige, stellenweise auch "spukig" klingende Instrumentalstück im inzwischen typischen IQ-Sound, Gitarre und Keyboard wechseln sich in der Hauptrolle ab.
"Out of nowhere" als kürzestes Lied mit etwa 5 Minuten Spieldauer ist ein knackig klingender Rocksong mit tollem Beat.
"Further away" begibt sich dann wieder in progressive Gefilde und ist mit etwas mehr als 14 Minuten Spieldauer das längste Lied des Albums. Es fängt besinnlich mit Flöte und Gesang an. um dann nach knapp drei Minuten die Stimmung gekonnt zu wechseln und an Rhythmus und Tempo zuzulegen.
"Leap of faith" ist ein zweigeteiltes Lied. Anfangs textbasiert, mit einer schönen Melodie ausgestattet und atmosphärisch sehr gelungen, setzt nach knapp 3 Minuten eine der wenigen langen Instrumentalpassagen ein, Keyboard und Gitarre wechseln auch hier die Hauptrollen und es klingt wieder herrlich progrockig.
Das etwas unspektakuläre, aber melodische "Came down" beschließt ein sehr gutes IQ-Album, das nicht die Klasse von "The Wake" erreicht, aber nach den Jahren des IQ-"Progpops" erfrischend klingt und sehr gefällt. Ein einzelnes herausragendes Lied gibt es diesmal nicht, das Album präsentiert sich getreu dem Konzept mehr als Gesamtwerk.
13 Punkte
Subterranea
(1997 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Das Konzeptalbum "Subterranea" bietet die bis dato aufwendigste IQ-Produktion, handelt es sich allein schon um ein Doppelalbum diesmal.
Mein Gesamteindruck fällt diesmal nicht ganz so gut aus wie sonst bei den IQ-Alben, zwar gibt es charakteristischen IQ-Sound, so schon bei dem orchestral beginnenden Intrumental "Ouverture", doch der Rest des Albums präsentiert sich mir manchmal zu gleichförmig. Sowohl vom Gesang als auch von der Musik her. Die Keyboards klingen diesmal moderner, "alte" Sounds gibt es weniger. Hier und da reißt die Musik mit, etwa bei "Subterranea", "Failsafe" (das mich vom Anfangssound her an "Eloy" erinnert) oder auch "Tunnel Vision". Stücke wie das sehr stille "Speak my name" aber wirken wiederum zu gleichförmig und auf mich zumindest ein wenig langweilig. Von den 11 Liedern der ersten CD gefallen mir ungefähr die Hälfte. Keine schlechte Quote, aber IQ kann es besser.
Hauptwerk der 2. CD ist das 20-minütige "The narrow margin", das aber weder solche Klassiker wie "Supper's ready" oder "Close to the edge", noch das eigene "The last human gateway" vom ersten Album erreicht.
Allgemein wirkt es bei "Subterranea" auf mich so, als würden IQ sich hier und da selbst zitieren, man mag das als charakteristischen Sound ansehen, der auch alles andere als schlecht ist, um das deutlich zu sagen, aber manche Lieder erinnern stellenweise stark an früher gehörtes Material ohne dabei aber immer auch die gleiche Qualität zu erreichen.
Es ist immer noch ein gutes Progrockalbum, mit einigen sehr guten Liedern, doch sowohl eigene Vorgängerproduktionen wie auch Alben der Konkurrenz in den 90ern sind besser gelungen.
Was mir als Resümee diesmal vor allem auffällt - irgendwie können mich die meisten Lieder emotional nicht bewegen.
11 Punkte
Seven Stories Into 98
(1998 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Das Album wird offiziell nur über den IQ-Fanclub oder auf Live-Konzerten vertrieben. Man kann es aber auch bei einigen Mail-Order Händlern bestellen. Bei "Seven Stories" handelt es sich ursprünglich um ein Demotape, das IQ Anfang der 80er Jahre aufgenommen haben und das teilweise noch aus Kompositionen der Vorgangerbands von IQ zusammengestellt war.
Mitte der 90er reifte dann nicht zuletzt aufgrund Nachfrage der Fans die Idee, "Seven Stories" als CD zu veröffentlichen.
Man versuchte zuerst, die Original Master Tapes zu bekommen - das gelang jedoch nicht, da sie schon seit Jahren verschollen waren. Damals war "Seven Stories" mit einfachsten Mitteln aufgenommen worden und es existierten eigentlich nur noch normale Tonbandcassetten.
Die Qualität dieser Aufnahmen war für eine CD natürlich nicht geeignet. Kurzerhand entschlossen sich IQ dazu, einfach das Material neu aufzunehmen. Dabei wurden dann einige der Lieder entschieden aufpoliert und modernisiert. Und als Bonus hat man sich entschieden "Seven Stories" als Doppel-CD zu veröffentlichen, auf CD1 gibt es die 98er Versionen plus ein Lied, das zuvor noch gar nicht veröffentlicht wurde: "Eloko Bella Neechie". Auf CD2 gibt es dann die Originalaufnahmen (die wirklich in schlechter Tonqualität sind und rein historisch von Interesse vielleicht sind). Manches Material von "Seven Stories" kennt man schon, entweder, weil es manchmal auf Konzerten gespielt wurde, oder aber von Live-CDs und dem Album "J'ai pollette d'arnu".
Zur Musik: der Sound der neu aufgenommenen Versionen ist erstklassig, manche der Lieder sind nicht unbedingt IQ-typisch, was wie oben schon erwähnt darauf zurückzuführen ist, daß einige der Kompositionen noch von den Vorgangerbands stammen - einige der charakteristischen Zutaten sind aber schon zu erkennen.
Ein Großteil der Songs ist rein instrumental, diese Lieder sind nett bis gut, klingen aber manchmal doch schon ein wenig antiquiert, man merkt, daß der Stil von IQ sich gewandelt hat. Herausragend sind für mich die Stücke "It all stops here", "Intelligence Quotient" und "Eloko Bella Neechie". Die beiden ersten Lieder kennt man wohl schon, aber in der 98er Version klingen sie dynamischer und frischer denn je.
Vor allem der Baß von John Jowitt setzt neue Akzente. Er ist natürlich auch der einzige Musiker, der nicht an den Originalaufnahmen beteiligt war.
Das einzige Lied auf der CD, das mich auch in neuer Version nicht begeistern kann ist "Barbell Is In", zwar hat man das Lied stark verändert, und anstelle von Reggaesound gibt es eine mysteriös und düster klingende Percussion, aber es ist einfach nichts, das man wirklich gerne hört.
"For The Taking" ist dann noch eine simple Ballade und eigentlich nichts, was IQ wirklich so spielen, aber die Melodie ist gefällig und zumindest stört der Song nicht.
Lohnt sich der Kauf? Fans von IQ sollten auf jeden Fall sehen, daß sie das Album irgendwoher bekommen. Neben drei absoluten Highlights gibt es 4 Songs, die gut sind, dazu eines, das ok ist und nur eines, das einfach nicht gefallen kann. Auch wer schon das eine oder andere Lied in anderer Form besitzt sollte "Seven Stories" in Erwägung ziehen, da die Neueinspielungen nicht nur soundtechnisch überlegen sind sondern auch vom Arrangement her gewonnen haben.
Wer IQ noch nicht kennt, wird es erstmal schwer haben, an das Album zu gelangen, da es im Laden nicht käuflich erwerblich ist - wer sich für die Band interessiert sollte eher mit Sachen wie "The Wake" oder auch den neueren Alben aus den 90ern beginnen.
Wer sich eher Progpurist nennt, der wird bei "Seven Stories" auch einiges Material hören, das definitiv kein Progrock ist - wer das akzeptieren kann, bekommt dafür einige Progmeisterwerke präsentiert.
Als Fanclub-CD ist "Seven Stories" großartig, als normale Albumveröffentlichung kann man es nicht bewerten, dafür wäre dann manches auf der CD doch zu unausgegoren bzw. nicht homogen genug. Für IQ-Fans sind es aber
12 Punkte
The Lost Attic
(1999 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
The Lost Attic ist kein wirklich neues Album der Gruppe, sondern es handelt sich um eine Sammlung unveröffentlichter Stücke und Raritäten, die sich im Laufe der Gruppengeschichte angesammelt haben.
Solche Raritätensammlungen sind manchmal mit Vorsicht zu genießen - nicht aber hier bei IQ.
Um einmal John Jowitt (den Bassisten der Band) zu zitieren: "Die Qualität einiger Stücke, die es nie auf ein Studioalbum schaffen, ist wirklich erstaunlich. Wir sollten ein Album aufnehmen nur mit solchen Liedern, die wir nicht aufgenommen haben..."
Ehrlich gesagt bin ich von dem Album begeistert. So gibt es z.B. zwei unveröffentlichte Stücke aus dem Subterranea-Album, dazu einige wirkliche Raritäten, die extra für diese Kompilation neu aufgenommen wurden. Darunter so eine Kostbarkeit wie "Hollow Afternoon", das nur einmal bisher live gespielt wurde und damals während des Konzertes als kostenlose IQ-Single, von der gerade mal 500 Kopien gepreßt wurden, verschenkt wurde.
Das Material umspannt die komplette Bandhistorie und ist - bis auf zwei Ausnahmen - wirklich exzellent. Die beiden Ausnahmen bilden die völlig untypische Reggae-Nummer "Barbell Is In", das einfach nur gräuslich ist, sowie die etwas bizarre Sprachcollage "My Legs", bei der die Gruppe damals wohl viel Spaß hatte (zumindest läßt das Lachen im Hintergrund darauf schließen), das aber für mich ansonsten recht nervig klingt. Einmal ist es ja noch recht witzig vielleicht. Danach nicht mehr.
Von den insgesamt 15 Liedern sind diese zwei etwas bizarren Nummern aber die absolute Ausnahme. Ansonsten gibt es erstklassige IQ-Musik. Die beiden schon erwähnten Stücke aus der Subterranea-Periode, dann das absolut wunderschöne Stück "Hollow Afternoon" ursprünglich aus dem Jahre 1984, neu aufgenommen 1999 (es befinden sich beide Versionen auf der CD), das mich wirklich rätseln läßt, warum es zuvor nie den Weg auf ein Studioalbum fand. Es erinnert mich von der Stimmung her ein wenig an "Afterglow" von Genesis, besitzt aber die schönere Melodie meiner Meinung nach. Nach meinem Empfinden hätte dieses Lied Potential für einen großen Hit, wenn denn Radiostationen irgendwann mal Mut hätten, nicht immer nur die Top 20 den ganzen Tag zu wiederholen.
Es gibt dann noch eine überragende Coverversion eines Geoff Mann Liedes - Apathetic And Here, I - sowie mit N.T.O.C. ein erstklassiges, wenn auch untypisches, Rockstück, auf dem IQ beweisen, das sie auch solche Gefilde beherrschen (und meiner Meinung nach auch im Radio damit Chancen hätten).
Es sind auch zwei Lieder aus der Periode mit Paul Menel vertreten, das eher stille und unspektakuläre englische Volkslied "The Bold Grenadier" und das progressive "Fascination", das ich persönlich nur vom offiziellen Bootleg "Nine In A Pond Is Here" in gräuslicher Klangqualität kannte und hier auf dem Album endlich entsprechend gewürdigt wird.
Abschließendes Highlight des Albums ist aber dann die BBC-Session, die die Band 1984 aufnahm. Mit "Awake And Nervous", "Just Changing Hands" und dem abschließenden "Widow's Peak" gibt es drei absolute Proghighlights der Gruppe die voller Kraft und Dynamik stecken. Die Soundqualität der BBC-Liveaufnahme ist gut, vibriert vor Power und zeigt die Livequalitäten der Band auf, die es schafft, daß die Aufnahmen streckenweise sogar besser klingen als die Studioversionen.
"The Lost Attic" lohnt den Kauf auf jeden Fall. Im Gegensatz zu manch anderer Raritätensammlung wird hier kein Ausschuß angeboten sondern hochklassige Lieder, die es auf wundersame Weise nie auf ein Studioalbum schafften.
Wer IQ kennt, wird sich das Album wahrscheinlich ohnehin kaufen, wer noch zögert, dem sei gesagt, daß ich "The Lost Attic" zur Zeit nicht mehr aus meinem CD-Spieler bekomme. Und wer IQ vielleicht noch gar nicht kennt, dem wird mit "The Lost Attic" ein interessanter Querschnitt aus 16 Jahren Bandgeschichte geboten, der durchaus repräsentiv ist und dabei die überragende Qualität der Gruppe aufzeigt und dabei gewiß Lust auf mehr macht.
IQ haben es geschafft mit "The Lost Attic" besseres Material abzuliefern, als so manch andere Gruppe es auf diversen regulären Studioalben nicht hinbekommt.
Zum Schluß möchte ich noch anmerken, daß das Booklet ebenfalls überragend ist, neben vielen Photos der Band aus 16 Jahren bietet es im Vorwort einen Abriß der Bandgeschichte sowie zu jedem Lied sehr interessante Anmerkungen der Bandmitglieder.
13 Punkte
The Seventh House
(2001 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Nur knapp drei Jahre nach Subterranea liefern IQ beinahe schon im Eiltempo (für ihre Verhältnisse) ihr neuestes Studioalbum ab. Offiziell ist es erst ab Mitte Februar 2001 im Handel erhältlich. Es wird aber seit letztem Jahr schon auf den Livegigs der Band zum Kauf angeboten. Da ich leider keine Möglichkeit hatte, IQ live zu sehen, mußte ich mir das neue Album über ein paar Umwege besorgen - warten bis zum offiziellen Liefertermin wollte ich nicht, zugroß ist doch die Neugierde.
Hat sich das Warten und die Neugierde gelohnt? "The Seventh House" tendiert von Stimmung und Musik her wieder zurück zu "Ever"-Zeiten und ist vielleicht kein Meilenstein des Progrocks, aber ein sehr gutes Album - das Warten hat sich also gelohnt.
Was mir auffällt: während ältere Werke rauhe Kanten aufweisen und überaus dynamisch die Musik angehen sind IQ seit der Reunion mit Peter Nicholls ein wenig sanfter geworden. Es gibt sie immer noch: die begnadeten Gitarrenriffs und die gekonnte Arbeit von Keyboards, Bass und Schlagzeug, aber während früher IQ-Lieder mitunter nur aus wenigen Zeilen Text bestanden und vor allem von genialen Instrumentalparts lebten, sind die neueren Lieder viel mehr textorientiert. Das 12-minütige "The wrong side of weird" ist ein Beispiel dafür. Das Stück klingt voll und ganz nach IQ, mit allen Zutaten, die man lieb gewonnen hat. Jedoch ist es ein durch und durch gesangsorientiertes Stück, was ich ein wenig schade finde. Ich mag Peter Nicholls Stimme, die immer noch an einen jungen Peter Gabriel erinnert, und die Melodien sind wirklich sehr schön, bei aller Melodiösität vermisse ich ein wenig nur die instrumentalen Exkursionen. Die sind natürlich noch vorhanden, aber sie haben deutlich zurückstecken müssen.
Dies soll nicht bedeuten, daß das neue Album abfällt - IQ haben überwiegend wunderschöne kleine Progjuwelen mit insgesamt knapp 55 Minuten Spieldauer geschaffen. Und ein Werk wie "Erosion" jagt kleine Schauer über den Rücken, auch gibt es hier ein exzellentes Gitarrensolo von Mike Holmes.
"The Seventh House" beweist, daß IQ nicht vorhaben, ein Abziehbild ihrer selbst zu werden. Ihr Stil ist unverkennbar, aber sowohl Instrumentierung als auch Ausrichtung der Stücke hat sich geändert. "The Seventh House" klingt in jeder Hinsicht modern, nicht antiquiert und rückwärts gerichtet. Es hat dabei manchmal schon das Feeling von moderner komplexer Rockmusik, nicht unbedingt von Progrock klassischer Prägung. "Shooting Angels" als vorletztes Stück auf dem Album ist für mich ein Repräsentant dieser Tendenz, es gibt eine nette Melodie, dazu rockige Riffs auf der Gitarre und sehr schöne Arbeit am Saxophon.
Höhepunkte des Albums sind für mich das Titelstück, dann "Erosion" und "Guiding Light", bei dem nach ruhigen Beginn nach drei Minuten die Post abgeht, wenn die Band alles aus ihren Instrumenten rausholt und einen dynamischen Instrumentalexkurs par Excellence hinlegt. Das Album an sich braucht eine kleine Weile, ehe es zündet, dann jedoch will es einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.
IQ haben ihre Musik und ihren Stil in das 21. Jahrhundert übertragen, wollen wir hoffen, daß noch einiges von ihnen zu hören sein wird.
13 Punkte
Dark Matter
(2004 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Es gibt Momente in der Musik, in denen dem Zuhörer beinahe unbewußt ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht huscht, wo man nach wenigen Sekunden bereits spürt und weiß, daß die folgende Musik einen verzaubern und mit auf die Reise nehmen wird.
IQ gehören sicherlich zu den besten und, zumindest in Progressive Rock Kreisen, prominentesten Bands. Seit nunmehr über 20 Jahren zelebrieren die Engländer ihren überaus melodischen Progressive Rock, der wie eine logische Fortsetzung der alten Genesis klingt. IQ haben definitiv den Progrock in die Neuzeit transportiert.
"Dark Matter" kommt reichlich düster daher. Das Cover wirkt unheimlich, ein geisterhaftes Gesicht mit weit aufgerissenem Mund starrt den Betrachter an. Die Spannung steigt natürlich, wenn man dann zum ersten Mal die CD einlegt… und man bekommt einen jener eingangs beschriebenen Momente geschenkt. Martin Orford spielt ein melancholisches Intro auf seinen Keyboards und man weiß sofort, daß der erste Longtrack "Sacred Ground" gefallen wird. Es schält sich dann ein Riff auf der exzellent gesampelten Hammond Orgel heraus, welches das Lied und den schönen Gesang von Peter Nicholls trägt. Keine Frage: IQ befinden sich auch nach beinahe vier Jahren Pause immer noch auf höchsten Niveau.
"Dark Matter" bietet dabei nicht übermäßig viel neues. Es fällt nur auf, daß Martin Orford vermehrt auf seelige Retroklänge zurückgreift und mit vielen Hammondsounds, gleichfalls gesampelten Mellotronklängen und ebenso gesampelter Kirchenorgel nicht nur einen wunderschön stimmigen und an den richtigen Stellen auch wuchtigen (die Kirchenorgel bei "Sacred Ground" sollte laut gehört werden) Grundteppich für die Lieder legt, sondern stärker noch als zuvor an Genesis erinnert. Hinzu gesellt sich das gewohnte Melodiegefühl und Peter Nicholls prägnantes Organ. Die Rhythmen von Paul Cool sind zwar auch nicht neu, aber immer wieder gerne gehört, Gitarrist Michael Holmes ist neben Martin Orford hauptverantwortlich für den typischen IQ-Klang und Bassist John Jowitt entlockt seinem Instrument knackige Töne.
Die Musik auf "Dark Matter" folgt dem ersten Eindruck und präsentiert sich düsterer als zuvor. Peter Nicholls' Texte widmen sich den dunklen Seiten der menschlichen Seele, den Abgründen und Ängsten, die Teil von uns sind. Es gibt nur fünf Lieder auf dem Album, drei sind recht kurz geraten, so um die fünf Minuten, dazu gibt es das bereits erwähnte fast 12minütige "Sacred Ground" und als krönenden Abschluß das fast 25minütige "Harvest of Souls", welches zum Finale nochmal alle Stärken IQs in sich versammelt.
IQ verstehen es wie kaum eine andere Band, exzellente Melodien zu schreiben und Gefühl in ihre Lieder zu legen. Dazu müssen die Bandmitglieder nicht übermäßig herumfrickeln oder der Welt beweisen, daß sie Weltmeister an ihren Instrumenten sind. Die eingestreuten Instrumentalpassagen sind stets songdienlich, sei es ein gänsehauterzeugendes Mellotronsolo von Martin Orford, eine getragene Gitarreneinlage von Martin Orford oder auch, wie bei "Harvest of Souls" ein krachendes Intermezzo der ganzen Band, das irgendwo zwischen "Foxtrot" von Genesis und "Relayer" von Yes angesiedelt ist.
Zwischendurch gibt es dann doch auch etwas neues bei IQ. So überrascht das anfängliche Pink Floyd Zitat bei dem knackig vorgetragenen "Born Brilliant", als diverse Maschinenklänge beinahe zwangsläufig die Erinnung an "Welcome To The Machine" wachrufen. Es folgen ein stampfender Synthiebass, ein knochentrockenes Gitarrenriff, ätherische Mellotronchöre und ein recht ätzender Text über einen extrem unangenehmen Zeitgenossen, der sich allein durch seine schonungslose Ehrlichkeit von den im Schlußsatz besungenen strahlenden Lügnern unterscheidet.
Und so lassen IQ auch im Jahr 2004 keinen Zweifel daran, daß sie, obwohl die Musiker ihren primären Lebensunterhalt seit der Reformierung Anfang der 90er Jahre nicht mehr mit der Band verdienen, die meisten Vollzeitgruppen in den Schatten stellen. Zugegeben: "Dark Matter" bietet wenig neues, einiges erinnert auch an "Ever", aber grundlegende Innovationen sollte man von IQ auch nicht erwarten. Was man bekommt sind eine handvoll wunderschöner Lieder die durch ihre Melodien und perfekt abgestimmte Instrumentierung überzeugen. Dazu ist "Harvest of Souls" sicherlich eines der allerbesten IQ-Werke und Progrockstücke der Neuzeit überhaupt geworden, sozusagen das "Supper's Ready" des 21. Jahrhunderts.
Wer wider Erwarten IQ noch nicht kennt, sollte spätestens bei "Dark Matter" endlich einmal zugreifen. Fans der lange verblichenen Genesis aus den 70ern erleben in IQ die legitime Fortsetzung. Symphonischer Progrock kann kaum besser gemacht werden. "Dark Matter" macht trotz des düsteren Themas sehr viel Spaß und läßt das ebenfalls vor kurzem erschienene "Adam & Eve" von den Flower Kings locker hinter sich. "Dark Matter" wird die nächste Zeit nicht mehr bei mir aus der täglichen Rotation verschwinden und hat die schwedischen Blumenkönige weit hinter sich gelassen, weil IQ nicht auf Effekthascherei aus sind oder an sich gute Ideen wie Kaugummi elend in die Länge ziehen. Hut ab, IQ.
14 Punkte
IQ - Tales From The Lush Attic
(1983 - Cook, Esau, Holmes, Nicholls, Orford)
Das Debutalbum von IQ wurde damals in nur drei Tagen aufgenommen, dementsprechend klingt die Produktion manchmal noch ein wenig dünn. Doch schon hier spielen IQ Progrock allerbester Güte, so hätte vielleicht Genesis geklungen, wenn sie sich nicht dem Rock/Pop zugewandt hätten. Zudem erinnert die Stimme von Sänger Peter Nicholls ein wenig an Peter Gabriel.
Das fast 20-minütige "The Last Human Gateway" will an Genreklassiker wie "Suppers ready" anknüpfen erreicht dieses Niveau aber nicht ganz. Doch schon die ersten Mellotrontöne deuten an, welcher Musik sich IQ verschrieben haben. "The Last..." ist ein überaus komplexer Progrocksong, der all das bietet, was man an dem Genre so schätzt, ausgefeilte Instrumentalteile, ein recht ausgetüfteltes Arrangement und schöne Melodien. Allein klingt es nicht ganz so vielseitig und komplex wie vergleichbare Werke von Genesis und Yes.
Es folgt ein skurril betiteltes sehr kurzes Lied, das nicht weiter erwähnenswert ist, es ist nicht schlecht aber auch alles andere als ein Highlight. "Awake and nervous" dann könnte auch auf einem der alten Genesisalben stehen, es tut richtig gut, das alte Mellotron mit seinen typischen Samples zu hören. Das Lied zeigt den typischen Sound von IQ, Keyboard- und Gitarrenlastig, wobei sich beide in der Leadrolle abwechseln - noch nicht ganz so reif wie später aber durchaus schon hörenswert.
Das unmöglich betitelte "My baby treats me right 'cos I'm the hard loving man all night long" ist ein äußerst kurzes aber ebenso virtuoses Klavierstück, das zeigt, wie gut Martin Orford mit den Tasten umgehen kann.
"The enemy smacks" ist wieder ein Progrocksong guter Qualität, mit vielen Breaks, Instrumentalpassagen und Tempiwechseln ausgestattet. Alles in allem wirkt "Tales from the lush attic" noch ein wenig unreif stellenweise, zwar sind hier schon wundervolle Progrock-Songs vertreten, es hapert aber ein wenig am Sound und an den Arrangements manchmal - was gewiß an den Produktionsbedingungen liegt. Als Debutalbum ist "Tales..." ein sehr gutes Produkt und unbedingt jedem Progrock-Fan zu empfehlen. Mich erinnert es vom Eindruck (nicht unbedingt musikalisch) her irgendwie an "Selling England by the Pound" von Genesis. Bands wie IQ führen die Tradition von Gruppen wie Genesis und Yes fort und retten diese Musik in die 80er und 90er Jahre hinüber, entwickeln sie selber auch fort.
13/15 Punkte
The Wake
(1985 - Cook, Esau, Holmes, Nicholls, Orford)
"The Wake" ist für mich eines der besten Progrock-Alben aller Zeiten. IQ spielen hier einfach ebenso geniale wie wunderschöne Lieder, die zeigen, was Progrock ausmacht.
Das atmosphärisch beginnende "Outer Limits", das dann viel Leben entwickelt und mit wirklich erstklassigen Keyboardsounds aufwartet und auf knapp 8 Minuten extrem vielseitig und vielschichtig ist, wird von "The Wake" gefolgt. Ein in bestem Sinne des Wortes hitverdächtiges Lied. Wenn Gruppen wie Genesis oder Yes zu etwa der gleichen Zeit ihre Hits produzierten klang es sehr kommerziell oft, "The Wake" hingegen kommt trotz der Kürze mit einer Power und Progressivität daher, daß es für mich das beste 4-minuten Progrocklied aller Zeiten ist. Spätestens hier hätten IQ wie die etwa gleichalten "Marillion" mit "Kayleigh" einen Hit verdient gehabt. Zu schade, daß "The Wake" nie den Weg in die Chartspitzen fand. Es klingt für mich noch um einiges besser als "Kayleigh" und beweist, daß Progrock nicht immer 20 Minuten gehen muß. Der unwiderstehliche Beat, die genialen Keyboardakkorde und die kraftvolle Gitarre reißen immer wieder mit.
"The Wake" führt direkt in "The Magic Roundabout" über, das meines Erachtens eines der besten Progrock-Lieder aller Zeiten ist, vergleichbar mit solchen Juwelen wie "Firth of Fith" von Genesis. Das sehr atmosphärische Keyboardintro wird von langgezogenen Gitarrentönen begleitet, um dann urplötzlich von einem kraftvollen Schlagzeugeinsatz abgelöst zu werden und dann richtig "abzurocken", wie es z.B. Yes bei "Heart of the sunrise" in allerbesten Zeiten taten, ohne dabei aber zu kopieren. Der etwas ruhigere Gesangsteil hat eine sehr schöne Melodie, der Text ist dabei nicht einfach zu interpretieren. Zum Ende hin gibt es ein sehr schönes Gitarrensolo und IQ zeigen einem, daß man vergangenen Zeiten nicht nachtrauern muß. Sie bieten Progrock in so hoher Qualität dar, wie ihn mitunter nicht einmal die Gruppen der 70er Jahre erreichten.
Das folgende Stück "Corners" ist ein wenig psychedelisch angehaucht und sehr still und spärlich instrumentiert gehalten, bietet aber eine schöne Melodie.
Danach folgen weitere Progrockjuwelen wie "Widows Peak" , "Headlong" oder auch "Dans le parc du chateau noir" das als Schlußstück (nicht bei dem Neurelease bei GEP, wo es noch einige Bonustracks gibt) einen Meilenstein des progressiven Rocks ausklingen läßt.
Wer das Album noch nicht kennt oder noch nicht besitzt sollte sich es kaufen. Selten wurde zuvor und danach Progrock so wundervoll dargeboten wie hier.
15 Punkte
Nomzamo
(1987 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Nach Spannungen in der Gruppe hatte Sänger Peter Nicholls IQ verlassen und P.L. Menel war nun der neue Frontmann der Band. Ein weiterer wichtiger Wandel hatte sich ebenfalls vollzogen: IQ waren nun bei einem großen Plattenlabel, Polygram - was wohl auch den Wandel in der Musik erklärt.
IQ bemühen sich auf Nomzano, eingängige und radiotaugliche Lieder zu schreiben, was ihnen phasenweise durchaus auch gelingt. Progressive Einflüsse aber bleiben dabei ebenfalls erhalten und IQ erschaffen einen Sound, den man am besten noch mit "Progpop" umschreibt. Das Anfangslied "No love lost" zeigt genau diese Charakteristik. Ausgestattet mit Refrain und eingehender Melodie zeigen sich immer wieder auch progressive Keyboardsounds von Orford.
Mit "Nomzano" und auch "Human Nature" sind noch zwei reinrassige Progrocklieder vertreten - allerdings erreichen sie nicht die Brillianz der beiden vorangegangenen Alben.
"Common Ground" ragt als nachdenklich stimmendes Lied über den Horror der Westfront im 1. Weltkrieg hervor - am Ende gibt es auch einen großartigen Instrumentalteil.
Andere Lieder wie z.B. "Screaming", das recht nervig klingt, und "Passing strangers" sind dagegen ziemlich uninteressant.
Das Urteil über "Nomzano" fällt zweigeteilt aus, der Versuch, Prog und Pop zu fusionieren gelingt teilweise. Es gibt auch die bereits erwähnten wirklich guten Lieder - doch der Rest wirkt zu kommerziell bemüht und manchmal auch langweilig. So fällt "Nomzano" deutlich gegenüber den Vorgängeralben ab - ist aber bei den gelungenen Liedern immer noch sehr viel besser als der herkömmliche Rock/Pop.
"No love lost", "Common ground", "Nomzano" und auch noch "Human Nature" lohnen den Kauf völlig. Den Rest kann man sich einmal anhören und dann getrost vergessen.
Auf dem neu herausgebrachten GEP-Release des Albums gibt es dazu noch drei Bonustracks, neben einem einfühlsamen und hörenswerten Duett mit weiblichem Gastgesang, eine Pianoversion von "No love lost" und eine Livevariante von "Common ground".
10 Punkte
Are You Sitting Comfortably?
(1989 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Auf diesem Album wird der gleiche Versuch unternommen, wie auf "Nomzano", nämlich eingängige Radiosongs zu schreiben. Was diesmal aber völlig mißlingt.
Immerhin sind mit "Nostalgia/Falling apart at the seems" und "Wurensh" zwei hochwertige Progrock-Songs vertreten, die alleine den Kauf lohnen. Die restlichen Lieder begeistern leider nicht, bei mir schwankt die Stimmung dabei zwischen Langeweile und "kann man im Hintergrund mitlaufen lassen".
Der "Progpop"-Versuch ist gescheitert. Zwar waren IQ als Vorgruppe von "Mike and the Mechanics" auf Tour (was mir die Chance gab, diese großartige Gruppe kennenzulernen damals) doch auf dem Liveset überzeugten auch nur die Progrockperlen der Gruppe.
"Are you..." ist leider das schwächste Album einer ansonsten großen Gruppe. Immerhin haben sie es geschafft, zwei wirklich hervorragende Lieder auf das Album zu bringen. Mehr aber auch nicht.
7 Punkte
J'ai Pollette D'Arnu
(1991 - Cook, Esau, Holmes, Menel, Orford)
Das Album bringt vier Studiotracks und vier Livesongs bester IQ-Qualität.
Das mitreißende "It all stops here" (aus dem Jahr 1986) bietet einen hochkarätigen Progrock-Song. Breaks, Tempiwechsel und lange Instrumentalteile verdeutlichen das Können der Gruppe und die Quintessenz des Progrocks.
"Sera, Sera" ist ein sehr kleines und stilles, lediglich mit Akustikgitarre und Flöte begleitetes Lied, das urprünglich die B-Seite einer Single vom Album "Are you sitting comfortably?" sein sollte. Es ist nicht progressiv, aber angenehm klingend.
"Intelligence Quotient" (aus dem Jahre 1986 stammend) ist wiederum wie schon "It all stops here" ein großartiger Progrock-Knüller.
Das darauffolgende "Dans le parc du chateau noir" (das einzige Lied auf dieser CD, auf dem Nicholls singt) war bereits der Bonustrack auf der CD-Version von "The Wake" und ist natürlich ebenfalls ein sehr starkes Lied, das nur zu Anfang einen kurzen Text hat und dann von dem langen Instrumentalteil lebt, der von der Gitarre beherrscht wird.
Die restlichen Stücke sind live gespielt, es gibt ein Medley aus alten IQ-Klassikern, dazu damals neuere Stücke wie "Promises" in einer anderen Version aber vorliegend (sogar mit einem Soundsample von Madonna....), zwar immer noch poppig angehaucht, aber interessanter als die Studiovariante, dazu dann noch "Common Ground" und "Wurensh".
Kein richtiges Studioalbum, kann "J'ai pollette d'arnu" aber trotzdem wieder voll einschlagen und den vorangegangenen Einbruch mit "Are you sitting..." wieder ausbügeln.
Allein die drei genialen Studiotracks werden das Herz jeden Progrock-Fans höher schlagen lassen.
14 Punkte
Ever
(1993 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Sänger Peter Nicholls ist wieder zu IQ gestoßen und die Formation liefert mit Ever ein wunderschönes Progrockalbum aus einem Guß ab.
Das Konzeptalbum handelt von Themen wie Tod und Trauer und ist von seiner Grundstimmung her damit eher düster ausgefallen.
Der Sound ist um einiges moderner geworden als noch bei den ersten IQ-Alben, klingt aber sehr gut. Es gibt starke Melodien und ausgefeilte Instrumentalteile, die Musik lebt aber mehr als früher von den Texten, so daß sie diesmal weniger instrumental als früher ausgefallen ist. Das macht sich schon bei dem Anfangsstück "Darkest Hour" bemerkbar, das das Album rasant und sehr rockig beginnen läßt, um dann gesangsorientiert weiterzugehen, mir dabei aber immer gut gefällt.
Das still und besinnlich anfangende "Fading Senses" hat dann als zweiten Teil das erste längere und rockige, stellenweise auch "spukig" klingende Instrumentalstück im inzwischen typischen IQ-Sound, Gitarre und Keyboard wechseln sich in der Hauptrolle ab.
"Out of nowhere" als kürzestes Lied mit etwa 5 Minuten Spieldauer ist ein knackig klingender Rocksong mit tollem Beat.
"Further away" begibt sich dann wieder in progressive Gefilde und ist mit etwas mehr als 14 Minuten Spieldauer das längste Lied des Albums. Es fängt besinnlich mit Flöte und Gesang an. um dann nach knapp drei Minuten die Stimmung gekonnt zu wechseln und an Rhythmus und Tempo zuzulegen.
"Leap of faith" ist ein zweigeteiltes Lied. Anfangs textbasiert, mit einer schönen Melodie ausgestattet und atmosphärisch sehr gelungen, setzt nach knapp 3 Minuten eine der wenigen langen Instrumentalpassagen ein, Keyboard und Gitarre wechseln auch hier die Hauptrollen und es klingt wieder herrlich progrockig.
Das etwas unspektakuläre, aber melodische "Came down" beschließt ein sehr gutes IQ-Album, das nicht die Klasse von "The Wake" erreicht, aber nach den Jahren des IQ-"Progpops" erfrischend klingt und sehr gefällt. Ein einzelnes herausragendes Lied gibt es diesmal nicht, das Album präsentiert sich getreu dem Konzept mehr als Gesamtwerk.
13 Punkte
Subterranea
(1997 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Das Konzeptalbum "Subterranea" bietet die bis dato aufwendigste IQ-Produktion, handelt es sich allein schon um ein Doppelalbum diesmal.
Mein Gesamteindruck fällt diesmal nicht ganz so gut aus wie sonst bei den IQ-Alben, zwar gibt es charakteristischen IQ-Sound, so schon bei dem orchestral beginnenden Intrumental "Ouverture", doch der Rest des Albums präsentiert sich mir manchmal zu gleichförmig. Sowohl vom Gesang als auch von der Musik her. Die Keyboards klingen diesmal moderner, "alte" Sounds gibt es weniger. Hier und da reißt die Musik mit, etwa bei "Subterranea", "Failsafe" (das mich vom Anfangssound her an "Eloy" erinnert) oder auch "Tunnel Vision". Stücke wie das sehr stille "Speak my name" aber wirken wiederum zu gleichförmig und auf mich zumindest ein wenig langweilig. Von den 11 Liedern der ersten CD gefallen mir ungefähr die Hälfte. Keine schlechte Quote, aber IQ kann es besser.
Hauptwerk der 2. CD ist das 20-minütige "The narrow margin", das aber weder solche Klassiker wie "Supper's ready" oder "Close to the edge", noch das eigene "The last human gateway" vom ersten Album erreicht.
Allgemein wirkt es bei "Subterranea" auf mich so, als würden IQ sich hier und da selbst zitieren, man mag das als charakteristischen Sound ansehen, der auch alles andere als schlecht ist, um das deutlich zu sagen, aber manche Lieder erinnern stellenweise stark an früher gehörtes Material ohne dabei aber immer auch die gleiche Qualität zu erreichen.
Es ist immer noch ein gutes Progrockalbum, mit einigen sehr guten Liedern, doch sowohl eigene Vorgängerproduktionen wie auch Alben der Konkurrenz in den 90ern sind besser gelungen.
Was mir als Resümee diesmal vor allem auffällt - irgendwie können mich die meisten Lieder emotional nicht bewegen.
11 Punkte
Seven Stories Into 98
(1998 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Das Album wird offiziell nur über den IQ-Fanclub oder auf Live-Konzerten vertrieben. Man kann es aber auch bei einigen Mail-Order Händlern bestellen. Bei "Seven Stories" handelt es sich ursprünglich um ein Demotape, das IQ Anfang der 80er Jahre aufgenommen haben und das teilweise noch aus Kompositionen der Vorgangerbands von IQ zusammengestellt war.
Mitte der 90er reifte dann nicht zuletzt aufgrund Nachfrage der Fans die Idee, "Seven Stories" als CD zu veröffentlichen.
Man versuchte zuerst, die Original Master Tapes zu bekommen - das gelang jedoch nicht, da sie schon seit Jahren verschollen waren. Damals war "Seven Stories" mit einfachsten Mitteln aufgenommen worden und es existierten eigentlich nur noch normale Tonbandcassetten.
Die Qualität dieser Aufnahmen war für eine CD natürlich nicht geeignet. Kurzerhand entschlossen sich IQ dazu, einfach das Material neu aufzunehmen. Dabei wurden dann einige der Lieder entschieden aufpoliert und modernisiert. Und als Bonus hat man sich entschieden "Seven Stories" als Doppel-CD zu veröffentlichen, auf CD1 gibt es die 98er Versionen plus ein Lied, das zuvor noch gar nicht veröffentlicht wurde: "Eloko Bella Neechie". Auf CD2 gibt es dann die Originalaufnahmen (die wirklich in schlechter Tonqualität sind und rein historisch von Interesse vielleicht sind). Manches Material von "Seven Stories" kennt man schon, entweder, weil es manchmal auf Konzerten gespielt wurde, oder aber von Live-CDs und dem Album "J'ai pollette d'arnu".
Zur Musik: der Sound der neu aufgenommenen Versionen ist erstklassig, manche der Lieder sind nicht unbedingt IQ-typisch, was wie oben schon erwähnt darauf zurückzuführen ist, daß einige der Kompositionen noch von den Vorgangerbands stammen - einige der charakteristischen Zutaten sind aber schon zu erkennen.
Ein Großteil der Songs ist rein instrumental, diese Lieder sind nett bis gut, klingen aber manchmal doch schon ein wenig antiquiert, man merkt, daß der Stil von IQ sich gewandelt hat. Herausragend sind für mich die Stücke "It all stops here", "Intelligence Quotient" und "Eloko Bella Neechie". Die beiden ersten Lieder kennt man wohl schon, aber in der 98er Version klingen sie dynamischer und frischer denn je.
Vor allem der Baß von John Jowitt setzt neue Akzente. Er ist natürlich auch der einzige Musiker, der nicht an den Originalaufnahmen beteiligt war.
Das einzige Lied auf der CD, das mich auch in neuer Version nicht begeistern kann ist "Barbell Is In", zwar hat man das Lied stark verändert, und anstelle von Reggaesound gibt es eine mysteriös und düster klingende Percussion, aber es ist einfach nichts, das man wirklich gerne hört.
"For The Taking" ist dann noch eine simple Ballade und eigentlich nichts, was IQ wirklich so spielen, aber die Melodie ist gefällig und zumindest stört der Song nicht.
Lohnt sich der Kauf? Fans von IQ sollten auf jeden Fall sehen, daß sie das Album irgendwoher bekommen. Neben drei absoluten Highlights gibt es 4 Songs, die gut sind, dazu eines, das ok ist und nur eines, das einfach nicht gefallen kann. Auch wer schon das eine oder andere Lied in anderer Form besitzt sollte "Seven Stories" in Erwägung ziehen, da die Neueinspielungen nicht nur soundtechnisch überlegen sind sondern auch vom Arrangement her gewonnen haben.
Wer IQ noch nicht kennt, wird es erstmal schwer haben, an das Album zu gelangen, da es im Laden nicht käuflich erwerblich ist - wer sich für die Band interessiert sollte eher mit Sachen wie "The Wake" oder auch den neueren Alben aus den 90ern beginnen.
Wer sich eher Progpurist nennt, der wird bei "Seven Stories" auch einiges Material hören, das definitiv kein Progrock ist - wer das akzeptieren kann, bekommt dafür einige Progmeisterwerke präsentiert.
Als Fanclub-CD ist "Seven Stories" großartig, als normale Albumveröffentlichung kann man es nicht bewerten, dafür wäre dann manches auf der CD doch zu unausgegoren bzw. nicht homogen genug. Für IQ-Fans sind es aber
12 Punkte
The Lost Attic
(1999 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
The Lost Attic ist kein wirklich neues Album der Gruppe, sondern es handelt sich um eine Sammlung unveröffentlichter Stücke und Raritäten, die sich im Laufe der Gruppengeschichte angesammelt haben.
Solche Raritätensammlungen sind manchmal mit Vorsicht zu genießen - nicht aber hier bei IQ.
Um einmal John Jowitt (den Bassisten der Band) zu zitieren: "Die Qualität einiger Stücke, die es nie auf ein Studioalbum schaffen, ist wirklich erstaunlich. Wir sollten ein Album aufnehmen nur mit solchen Liedern, die wir nicht aufgenommen haben..."
Ehrlich gesagt bin ich von dem Album begeistert. So gibt es z.B. zwei unveröffentlichte Stücke aus dem Subterranea-Album, dazu einige wirkliche Raritäten, die extra für diese Kompilation neu aufgenommen wurden. Darunter so eine Kostbarkeit wie "Hollow Afternoon", das nur einmal bisher live gespielt wurde und damals während des Konzertes als kostenlose IQ-Single, von der gerade mal 500 Kopien gepreßt wurden, verschenkt wurde.
Das Material umspannt die komplette Bandhistorie und ist - bis auf zwei Ausnahmen - wirklich exzellent. Die beiden Ausnahmen bilden die völlig untypische Reggae-Nummer "Barbell Is In", das einfach nur gräuslich ist, sowie die etwas bizarre Sprachcollage "My Legs", bei der die Gruppe damals wohl viel Spaß hatte (zumindest läßt das Lachen im Hintergrund darauf schließen), das aber für mich ansonsten recht nervig klingt. Einmal ist es ja noch recht witzig vielleicht. Danach nicht mehr.
Von den insgesamt 15 Liedern sind diese zwei etwas bizarren Nummern aber die absolute Ausnahme. Ansonsten gibt es erstklassige IQ-Musik. Die beiden schon erwähnten Stücke aus der Subterranea-Periode, dann das absolut wunderschöne Stück "Hollow Afternoon" ursprünglich aus dem Jahre 1984, neu aufgenommen 1999 (es befinden sich beide Versionen auf der CD), das mich wirklich rätseln läßt, warum es zuvor nie den Weg auf ein Studioalbum fand. Es erinnert mich von der Stimmung her ein wenig an "Afterglow" von Genesis, besitzt aber die schönere Melodie meiner Meinung nach. Nach meinem Empfinden hätte dieses Lied Potential für einen großen Hit, wenn denn Radiostationen irgendwann mal Mut hätten, nicht immer nur die Top 20 den ganzen Tag zu wiederholen.
Es gibt dann noch eine überragende Coverversion eines Geoff Mann Liedes - Apathetic And Here, I - sowie mit N.T.O.C. ein erstklassiges, wenn auch untypisches, Rockstück, auf dem IQ beweisen, das sie auch solche Gefilde beherrschen (und meiner Meinung nach auch im Radio damit Chancen hätten).
Es sind auch zwei Lieder aus der Periode mit Paul Menel vertreten, das eher stille und unspektakuläre englische Volkslied "The Bold Grenadier" und das progressive "Fascination", das ich persönlich nur vom offiziellen Bootleg "Nine In A Pond Is Here" in gräuslicher Klangqualität kannte und hier auf dem Album endlich entsprechend gewürdigt wird.
Abschließendes Highlight des Albums ist aber dann die BBC-Session, die die Band 1984 aufnahm. Mit "Awake And Nervous", "Just Changing Hands" und dem abschließenden "Widow's Peak" gibt es drei absolute Proghighlights der Gruppe die voller Kraft und Dynamik stecken. Die Soundqualität der BBC-Liveaufnahme ist gut, vibriert vor Power und zeigt die Livequalitäten der Band auf, die es schafft, daß die Aufnahmen streckenweise sogar besser klingen als die Studioversionen.
"The Lost Attic" lohnt den Kauf auf jeden Fall. Im Gegensatz zu manch anderer Raritätensammlung wird hier kein Ausschuß angeboten sondern hochklassige Lieder, die es auf wundersame Weise nie auf ein Studioalbum schafften.
Wer IQ kennt, wird sich das Album wahrscheinlich ohnehin kaufen, wer noch zögert, dem sei gesagt, daß ich "The Lost Attic" zur Zeit nicht mehr aus meinem CD-Spieler bekomme. Und wer IQ vielleicht noch gar nicht kennt, dem wird mit "The Lost Attic" ein interessanter Querschnitt aus 16 Jahren Bandgeschichte geboten, der durchaus repräsentiv ist und dabei die überragende Qualität der Gruppe aufzeigt und dabei gewiß Lust auf mehr macht.
IQ haben es geschafft mit "The Lost Attic" besseres Material abzuliefern, als so manch andere Gruppe es auf diversen regulären Studioalben nicht hinbekommt.
Zum Schluß möchte ich noch anmerken, daß das Booklet ebenfalls überragend ist, neben vielen Photos der Band aus 16 Jahren bietet es im Vorwort einen Abriß der Bandgeschichte sowie zu jedem Lied sehr interessante Anmerkungen der Bandmitglieder.
13 Punkte
The Seventh House
(2001 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Nur knapp drei Jahre nach Subterranea liefern IQ beinahe schon im Eiltempo (für ihre Verhältnisse) ihr neuestes Studioalbum ab. Offiziell ist es erst ab Mitte Februar 2001 im Handel erhältlich. Es wird aber seit letztem Jahr schon auf den Livegigs der Band zum Kauf angeboten. Da ich leider keine Möglichkeit hatte, IQ live zu sehen, mußte ich mir das neue Album über ein paar Umwege besorgen - warten bis zum offiziellen Liefertermin wollte ich nicht, zugroß ist doch die Neugierde.
Hat sich das Warten und die Neugierde gelohnt? "The Seventh House" tendiert von Stimmung und Musik her wieder zurück zu "Ever"-Zeiten und ist vielleicht kein Meilenstein des Progrocks, aber ein sehr gutes Album - das Warten hat sich also gelohnt.
Was mir auffällt: während ältere Werke rauhe Kanten aufweisen und überaus dynamisch die Musik angehen sind IQ seit der Reunion mit Peter Nicholls ein wenig sanfter geworden. Es gibt sie immer noch: die begnadeten Gitarrenriffs und die gekonnte Arbeit von Keyboards, Bass und Schlagzeug, aber während früher IQ-Lieder mitunter nur aus wenigen Zeilen Text bestanden und vor allem von genialen Instrumentalparts lebten, sind die neueren Lieder viel mehr textorientiert. Das 12-minütige "The wrong side of weird" ist ein Beispiel dafür. Das Stück klingt voll und ganz nach IQ, mit allen Zutaten, die man lieb gewonnen hat. Jedoch ist es ein durch und durch gesangsorientiertes Stück, was ich ein wenig schade finde. Ich mag Peter Nicholls Stimme, die immer noch an einen jungen Peter Gabriel erinnert, und die Melodien sind wirklich sehr schön, bei aller Melodiösität vermisse ich ein wenig nur die instrumentalen Exkursionen. Die sind natürlich noch vorhanden, aber sie haben deutlich zurückstecken müssen.
Dies soll nicht bedeuten, daß das neue Album abfällt - IQ haben überwiegend wunderschöne kleine Progjuwelen mit insgesamt knapp 55 Minuten Spieldauer geschaffen. Und ein Werk wie "Erosion" jagt kleine Schauer über den Rücken, auch gibt es hier ein exzellentes Gitarrensolo von Mike Holmes.
"The Seventh House" beweist, daß IQ nicht vorhaben, ein Abziehbild ihrer selbst zu werden. Ihr Stil ist unverkennbar, aber sowohl Instrumentierung als auch Ausrichtung der Stücke hat sich geändert. "The Seventh House" klingt in jeder Hinsicht modern, nicht antiquiert und rückwärts gerichtet. Es hat dabei manchmal schon das Feeling von moderner komplexer Rockmusik, nicht unbedingt von Progrock klassischer Prägung. "Shooting Angels" als vorletztes Stück auf dem Album ist für mich ein Repräsentant dieser Tendenz, es gibt eine nette Melodie, dazu rockige Riffs auf der Gitarre und sehr schöne Arbeit am Saxophon.
Höhepunkte des Albums sind für mich das Titelstück, dann "Erosion" und "Guiding Light", bei dem nach ruhigen Beginn nach drei Minuten die Post abgeht, wenn die Band alles aus ihren Instrumenten rausholt und einen dynamischen Instrumentalexkurs par Excellence hinlegt. Das Album an sich braucht eine kleine Weile, ehe es zündet, dann jedoch will es einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.
IQ haben ihre Musik und ihren Stil in das 21. Jahrhundert übertragen, wollen wir hoffen, daß noch einiges von ihnen zu hören sein wird.
13 Punkte
Dark Matter
(2004 - Cook, Holmes, Jowitt, Nicholls, Orford)
Es gibt Momente in der Musik, in denen dem Zuhörer beinahe unbewußt ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht huscht, wo man nach wenigen Sekunden bereits spürt und weiß, daß die folgende Musik einen verzaubern und mit auf die Reise nehmen wird.
IQ gehören sicherlich zu den besten und, zumindest in Progressive Rock Kreisen, prominentesten Bands. Seit nunmehr über 20 Jahren zelebrieren die Engländer ihren überaus melodischen Progressive Rock, der wie eine logische Fortsetzung der alten Genesis klingt. IQ haben definitiv den Progrock in die Neuzeit transportiert.
"Dark Matter" kommt reichlich düster daher. Das Cover wirkt unheimlich, ein geisterhaftes Gesicht mit weit aufgerissenem Mund starrt den Betrachter an. Die Spannung steigt natürlich, wenn man dann zum ersten Mal die CD einlegt… und man bekommt einen jener eingangs beschriebenen Momente geschenkt. Martin Orford spielt ein melancholisches Intro auf seinen Keyboards und man weiß sofort, daß der erste Longtrack "Sacred Ground" gefallen wird. Es schält sich dann ein Riff auf der exzellent gesampelten Hammond Orgel heraus, welches das Lied und den schönen Gesang von Peter Nicholls trägt. Keine Frage: IQ befinden sich auch nach beinahe vier Jahren Pause immer noch auf höchsten Niveau.
"Dark Matter" bietet dabei nicht übermäßig viel neues. Es fällt nur auf, daß Martin Orford vermehrt auf seelige Retroklänge zurückgreift und mit vielen Hammondsounds, gleichfalls gesampelten Mellotronklängen und ebenso gesampelter Kirchenorgel nicht nur einen wunderschön stimmigen und an den richtigen Stellen auch wuchtigen (die Kirchenorgel bei "Sacred Ground" sollte laut gehört werden) Grundteppich für die Lieder legt, sondern stärker noch als zuvor an Genesis erinnert. Hinzu gesellt sich das gewohnte Melodiegefühl und Peter Nicholls prägnantes Organ. Die Rhythmen von Paul Cool sind zwar auch nicht neu, aber immer wieder gerne gehört, Gitarrist Michael Holmes ist neben Martin Orford hauptverantwortlich für den typischen IQ-Klang und Bassist John Jowitt entlockt seinem Instrument knackige Töne.
Die Musik auf "Dark Matter" folgt dem ersten Eindruck und präsentiert sich düsterer als zuvor. Peter Nicholls' Texte widmen sich den dunklen Seiten der menschlichen Seele, den Abgründen und Ängsten, die Teil von uns sind. Es gibt nur fünf Lieder auf dem Album, drei sind recht kurz geraten, so um die fünf Minuten, dazu gibt es das bereits erwähnte fast 12minütige "Sacred Ground" und als krönenden Abschluß das fast 25minütige "Harvest of Souls", welches zum Finale nochmal alle Stärken IQs in sich versammelt.
IQ verstehen es wie kaum eine andere Band, exzellente Melodien zu schreiben und Gefühl in ihre Lieder zu legen. Dazu müssen die Bandmitglieder nicht übermäßig herumfrickeln oder der Welt beweisen, daß sie Weltmeister an ihren Instrumenten sind. Die eingestreuten Instrumentalpassagen sind stets songdienlich, sei es ein gänsehauterzeugendes Mellotronsolo von Martin Orford, eine getragene Gitarreneinlage von Martin Orford oder auch, wie bei "Harvest of Souls" ein krachendes Intermezzo der ganzen Band, das irgendwo zwischen "Foxtrot" von Genesis und "Relayer" von Yes angesiedelt ist.
Zwischendurch gibt es dann doch auch etwas neues bei IQ. So überrascht das anfängliche Pink Floyd Zitat bei dem knackig vorgetragenen "Born Brilliant", als diverse Maschinenklänge beinahe zwangsläufig die Erinnung an "Welcome To The Machine" wachrufen. Es folgen ein stampfender Synthiebass, ein knochentrockenes Gitarrenriff, ätherische Mellotronchöre und ein recht ätzender Text über einen extrem unangenehmen Zeitgenossen, der sich allein durch seine schonungslose Ehrlichkeit von den im Schlußsatz besungenen strahlenden Lügnern unterscheidet.
Und so lassen IQ auch im Jahr 2004 keinen Zweifel daran, daß sie, obwohl die Musiker ihren primären Lebensunterhalt seit der Reformierung Anfang der 90er Jahre nicht mehr mit der Band verdienen, die meisten Vollzeitgruppen in den Schatten stellen. Zugegeben: "Dark Matter" bietet wenig neues, einiges erinnert auch an "Ever", aber grundlegende Innovationen sollte man von IQ auch nicht erwarten. Was man bekommt sind eine handvoll wunderschöner Lieder die durch ihre Melodien und perfekt abgestimmte Instrumentierung überzeugen. Dazu ist "Harvest of Souls" sicherlich eines der allerbesten IQ-Werke und Progrockstücke der Neuzeit überhaupt geworden, sozusagen das "Supper's Ready" des 21. Jahrhunderts.
Wer wider Erwarten IQ noch nicht kennt, sollte spätestens bei "Dark Matter" endlich einmal zugreifen. Fans der lange verblichenen Genesis aus den 70ern erleben in IQ die legitime Fortsetzung. Symphonischer Progrock kann kaum besser gemacht werden. "Dark Matter" macht trotz des düsteren Themas sehr viel Spaß und läßt das ebenfalls vor kurzem erschienene "Adam & Eve" von den Flower Kings locker hinter sich. "Dark Matter" wird die nächste Zeit nicht mehr bei mir aus der täglichen Rotation verschwinden und hat die schwedischen Blumenkönige weit hinter sich gelassen, weil IQ nicht auf Effekthascherei aus sind oder an sich gute Ideen wie Kaugummi elend in die Länge ziehen. Hut ab, IQ.
14 Punkte
Wer soll das alles bezahlen?????