Cairo – die Alben “Cairo”, “Conflict And Dreams” und “Time Of Legends”
Cairo – Cairo
(1994 - Brockman, Douglas, Fordyce, Fuhrman, Robertson)
Wie hätte es wohl geklungen, wenn Keith Emerson in den 70ern bei "Yes" gespielt hätte?
Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, aber Cairo bieten zumindest eine einigermaßen plausible Hypothese darauf. Keyboarder Mark Robertsons Tastenarbeit erinnert mehr als vage an Emerson und die Lieder an sich lassen Reminiszenzen an Yes manchmal erkennen.
Die Musik ist aber nun alles andere als eine *opie, wenn man mal davon absieht, daß sich vor allem beim abschließende Track "Ruins at Avalons Gate" das mehrminütige Keyboardintro genausogut auf "Tarkus" von "ELP" befinden könnte. Cairo klingen dabei phasenweise mehr nach ELP als es Emerson und Co. selber heutzutage tun.
Die Komposition ist natürlich vollkommen eigenständig dabei, allein Robertsons Spielweise läßt Erinnerungen an Emerson wach werden, was alles andere als ein Nachteil sein muß.
Cairo lassen ihre Lieder vor Spielfreude übersprudeln. Ständig passiert etwas und stille oder gar ansatzweise besinnliche Momente gibt es fast gar nicht. Dafür bieten die melodischen Kompositionen viel Power und ausschweifende Instrumentalpassagen in allerbester Progrock-Manier. Manche Lieder folgen dabei zwar ganz grob einem Vers-Chorus-Vers-Solo-Chorus Schema, das wird jedoch so vielfältig variiert, daß dabei hochwertiger Progrock herauskommt.
Wie schon erwähnt, kann man sich Cairo als eine Fusion aus ELP und Yes vorstellen, dementsprechend komplex sind die Arrangements auch. An jeder Ecke lauert eine neue Abzweigung, ein kleine Überraschung, etwas, mit dem man so nicht unbedingt gerechnet hätte. Und so geraten die, bis auf das kurze orientalisch angehauchte instrumentale Intro, überlangen Lieder sehr facettenreich und bunt.
Cairo haben mit ihrem Debutalbum ein sehr überzeugendes Werk hingelegt, das mit schönen Melodien, einem angenehmen Gesang und überaus komplexen und kraftvollen Arrangements aufwartet.
Für mich ist es eines der besten Progrockalben der 90er Jahre.
14/15 Punkte
Conflict And Dreams
(1998 - Brockman, Browne, Douglas, Fuhrman, Robertson)
Nach dem überaus gelungenen Debutalbum dauerte es vier Jahre, ehe Cairo mit "Conflict and Dreams" das neue Album vorstellten. Das Line-Up hat sich auf einer Position verändert. Der Bassist wurde ausgewechselt und Jamie Browne zupft nun die Baßsaiten. Die Musik und der Stil hingegen sind relativ unverändert geblieben.
Die Arrangements sind sehr komplex, die Keyboards erinnern stark an Keith Emerson und die melodischen Grundthemen der Lieder werden sehr stark verziert.
Das Album hat dabei (so ich es recht verstehe) einen Leitfaden, der alle Lieder verbindet, so daß es wohl ein Konzepalbum ist. "Conflict and Dreams" handelt anscheinend von einem Kreuzritter, der erkennt, daß sein Tun und Wirken im Heiligen Land nicht so aufrecht und nobel ist, wie er einst dachte und dessen Träume, für die er gelebt und gekämpft hat, am Ende verblassen.
So vielfältig und übersprudelnd die Lieder auch diesmal wieder sind: ganz so begeistern wie das Debutalbum kann mich "Conflict and Dreams" nicht ganz. Nach meinem Empfinden hatte das Vorgängeralbum bessere und schönere Melodien als hier. So leben manche Stücke mehr von der Spielfreude und den Arrangements, nicht unbedingt aber von einer starken Melodie als Grundgerüst.
Das 17-minütige "Western Desert" halte z.B. ich für so einen Fall. Es ist voller Power und sprudelt nur so über, die Keyboards lassen Erinnerungen an glorreiche ELP-Zeiten wach werden, bloß die Melodie erwärmt mich nicht sehr - und so sehr ich auch instrumentale Virtuosität schätze bei Cairo, sie haben für mich phasenweise die Melodie ein wenig vernachlässigt und zu sehr auf instrumentale Variation gesetzt.
All das soll nicht heißen, daß das Album keine guten Melodien besitzt. Lieder wie "Then you were gone", "Corridors" oder auch das leider viel zu kurze, sehr besinnliche Instrumental "Images" gefallen mir da sehr. Gerade bei den langen Kompositionen aber gefallen mir die Gesangslinien nicht immer, die instrumentalen Parts sind zwar auch hier spieltechnisch überragend, mit den weiter oben beschriebenen Mankos aber.
Insgesamt gesehen gefällt mir "Conflict and Dreams" fast sehr gut, allein der Mangel an schöneren Melodien macht sich hier ein wenig negativ bemerkbar. Wer aber die Musik der alten ELP und Yes mag, der wird auch das zweite Cairo-Album sehr genießen können.
12/15 Punkte
Time Of Legends
(2001 - Brockman, Douglas, Robertson)
Cairo haben sich drei Jahre für ihr neues Album Zeit gelassen. Die Band hat sich in der Zwischenzeit personell verändert. Cairo haben zwei Abgänge zu verzeichnen. Der bisherige Gitarist Alec Fuhrman wird durch die Sessionmusiker Luis Maldonaldo (der auf "Conflict And Dreams" schon als Gastmusiker spielte) und Brian Hutchison ersetzt. Neuer Bassist im Studio ist John Evans.
Die kreative Kraft in der Band ist jedoch unverändert geblieben. Keyboarder Mark Robertson und Schlagzeuger Jeff Brockman zeichnen für den Hauptteil der Musik verantwortlich, während Sänger Bret Douglas die Texte verfaßt.
Ich halte Cairo für eine sehr talentierte Band, die Beachtung verdient. Nach ihrem überaus starken Debut aus dem Jahr 1994 gab es mit "Conflict And Dreams" ein Album, das mitunter zu sehr in instrumentalen Passagen schwelgte. Die Musik strömte manchmal mehr vor sich hin als daß sie ein Lied formte.
"Time Of Legends" hingegen korrigiert dieses Manko und setzt wieder auf kompaktere Songs, die Gesangspassagen und instrumentale Ausflüge gekonnt verbinden. Cairo sind ihrem musikalischen Stil dabei treu geblieben. Mark Robertson klingt immer noch wie die moderne Fassung eines Keith Emerson und drückt den Stücken seinen charakteristischen Stempel auf - Liedstrukturen, die man von Yes kennt, kombiniert mit der Spielweise von ELP. Darüber die angenehme Stimme von Bret Douglas, der druckvoll klingt, aber dabei nicht unangenehm hoch wird oder seine Stimme quetschen muß.
Zur Musik: Das Album beginnt recht abrupt mit dem Gesang von Bret Douglas, es gibt kein einleitendes Intro und "Underground" strömt sofort los, doch nach wenigen Sekunden erkennt man den typischen Cairo-Sound. Man bemerkt sofort, daß Cairo den Focus wieder stärker auf die Melodie setzen und noch etwas macht sich dem Hörer bemerkbar, der Cairo bereits kennt. Bisher hatte ich bei Cairo immer das Gefühl, eine keyboarddominierte Band zu haben. Das stimmt natürlich auch, aber Alec Fuhrmans Gitarre nahm eine doch beinahe ebenbürtige Rolle ein - und diese Rolle wird nun anders interpretiert. Luis Maldonaldo, der bis auf einige Soli alle Gitarrenparts spielt, klingt rockiger, erdiger und nicht ganz so verspielt wie Fuhrman. Dadurch scheinen die Stücke etwas geradliniger zu sein, was hier nicht zum Nachteil gerät.
Man wird zwar Alec Fuhrman zuerst vermissen, aber Maldonaldos Stil fügt sich gut in die Musik ein, er setzt andere Akzente, dies aber gekonnt.
"Underground" bietet dann zur Mitte hin einen großartigen Instrumentalteil, mit allen Beigaben, die man an Cairo mag. Zuerst ein schönes Gitarrensolo und dann eine Hammond-Einlage von Mark Robertson, die genausogut auch Keith Emerson zu Glanzzeiten hätte spielen können.
Bereits das erste Lied ist ein echtes Highlight, die Rückbesinninung auf etwas festere Songstrukturen gelingt sehr gut und Cairo melden sich eindrucksvoll zurück.
Gleich danach gibt es mit dem zehnminütigen "Prophecy" ein weiteres Highlight. Es beginnt mit einem treibenden Intro auf dem Piano und mit Keyboards, es entwickelt sich die Melodie und der Gesangspart setzt ein - auch bei "Prophecy" gibt es zur Mitte hin einen sehr schönen Instrumentalteil, erneut teilen sich E-Gitarre und Keyboards die Arbeit und "Prophecy" überzeugt auf ganzer Linie.
Es folgt ein kurzes Instrumental von Robtertson, das angenehm klingt und entspannend wirkt, danach ein sehr kompakter Song mit nur knapp sechs Minuten Länge, der trotzdem alle Zutaten von Cairo bietet und der beweist, das gute Progsongs auch kürzer als zehn Minuten sein können und erneut einen echten Höhepunkt auf dem Album setzt.
Dann gibt es noch ein nicht ganz so spektakuläres Instrumental vom Schlagzeuger Jeff Brockman - kein Schlagzeugsolo, wenn auch auf einen Rhythmus aufbauend, aber mit Keyboards garniert (von Brockman gespielt), die ein Grundthema immer wiederholen. Es folgt mit "Coming Home" ein Stück, das diesmal nicht so sehr Akzente setzen kann, aber nicht schlecht ist und dann zum Schluß ein neunminütiges Instrumental von Mark Robertson, auf dem er sich dann wieder austoben kann und beweist, wie gut er mit den Tasten umgehen kann.
"Time of Legends" ist für mich ein sehr starkes Album. Cairo verknüpfen Elemente von Yes und ELP und erzeugen dabei einen sehr charakteristischen Sound. Cairo bieten Progmusik mit manchmal etwas dynamischerer Gangart. Sie bleiben in Tradition der 70er Jahre, ohne dabei aber antiquiert zu wirken. Liebhaber keyboarddominierter Musik kommen voll auf ihre Kosten und Fans von Yes und ELP sowieso. "Time of Legends" ist ein Album mit vier großartigen Stücken, zwei kurzen unspektakulären, aber netten, Instrumentals und nur einem Lied, das eher durchschnittlich im Vergleich zu den anderen Highlights klingt. Einziges Manko: das Album ist mit knapp 47 Minuten für heutige Verhältnisse etwas kurz geraten, aber das ist auch wohl ein Tribut an die kompakteren Songs. Dafür ist die Musik so gut geraten, daß man Lust auf mehr bekommt.
Fans von Cairo sollten sich das Album natürlich zulegen, wer Cairo noch nicht kennt sollte auf jeden Fall einmal reinhören. In meinen Augen ist Cairo eine der besten Progbands aus den USA, ich finde sie besser als Spock's Beard, da ich die Melange aus zwei Stilarten - ELP und Yes - einfach sehr gerne mag. "Time of Legends" ist für mich ein Höhepunkt des Jahres.
13/15 Punkte
Cairo – Cairo
(1994 - Brockman, Douglas, Fordyce, Fuhrman, Robertson)
Wie hätte es wohl geklungen, wenn Keith Emerson in den 70ern bei "Yes" gespielt hätte?
Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, aber Cairo bieten zumindest eine einigermaßen plausible Hypothese darauf. Keyboarder Mark Robertsons Tastenarbeit erinnert mehr als vage an Emerson und die Lieder an sich lassen Reminiszenzen an Yes manchmal erkennen.
Die Musik ist aber nun alles andere als eine *opie, wenn man mal davon absieht, daß sich vor allem beim abschließende Track "Ruins at Avalons Gate" das mehrminütige Keyboardintro genausogut auf "Tarkus" von "ELP" befinden könnte. Cairo klingen dabei phasenweise mehr nach ELP als es Emerson und Co. selber heutzutage tun.
Die Komposition ist natürlich vollkommen eigenständig dabei, allein Robertsons Spielweise läßt Erinnerungen an Emerson wach werden, was alles andere als ein Nachteil sein muß.
Cairo lassen ihre Lieder vor Spielfreude übersprudeln. Ständig passiert etwas und stille oder gar ansatzweise besinnliche Momente gibt es fast gar nicht. Dafür bieten die melodischen Kompositionen viel Power und ausschweifende Instrumentalpassagen in allerbester Progrock-Manier. Manche Lieder folgen dabei zwar ganz grob einem Vers-Chorus-Vers-Solo-Chorus Schema, das wird jedoch so vielfältig variiert, daß dabei hochwertiger Progrock herauskommt.
Wie schon erwähnt, kann man sich Cairo als eine Fusion aus ELP und Yes vorstellen, dementsprechend komplex sind die Arrangements auch. An jeder Ecke lauert eine neue Abzweigung, ein kleine Überraschung, etwas, mit dem man so nicht unbedingt gerechnet hätte. Und so geraten die, bis auf das kurze orientalisch angehauchte instrumentale Intro, überlangen Lieder sehr facettenreich und bunt.
Cairo haben mit ihrem Debutalbum ein sehr überzeugendes Werk hingelegt, das mit schönen Melodien, einem angenehmen Gesang und überaus komplexen und kraftvollen Arrangements aufwartet.
Für mich ist es eines der besten Progrockalben der 90er Jahre.
14/15 Punkte
Conflict And Dreams
(1998 - Brockman, Browne, Douglas, Fuhrman, Robertson)
Nach dem überaus gelungenen Debutalbum dauerte es vier Jahre, ehe Cairo mit "Conflict and Dreams" das neue Album vorstellten. Das Line-Up hat sich auf einer Position verändert. Der Bassist wurde ausgewechselt und Jamie Browne zupft nun die Baßsaiten. Die Musik und der Stil hingegen sind relativ unverändert geblieben.
Die Arrangements sind sehr komplex, die Keyboards erinnern stark an Keith Emerson und die melodischen Grundthemen der Lieder werden sehr stark verziert.
Das Album hat dabei (so ich es recht verstehe) einen Leitfaden, der alle Lieder verbindet, so daß es wohl ein Konzepalbum ist. "Conflict and Dreams" handelt anscheinend von einem Kreuzritter, der erkennt, daß sein Tun und Wirken im Heiligen Land nicht so aufrecht und nobel ist, wie er einst dachte und dessen Träume, für die er gelebt und gekämpft hat, am Ende verblassen.
So vielfältig und übersprudelnd die Lieder auch diesmal wieder sind: ganz so begeistern wie das Debutalbum kann mich "Conflict and Dreams" nicht ganz. Nach meinem Empfinden hatte das Vorgängeralbum bessere und schönere Melodien als hier. So leben manche Stücke mehr von der Spielfreude und den Arrangements, nicht unbedingt aber von einer starken Melodie als Grundgerüst.
Das 17-minütige "Western Desert" halte z.B. ich für so einen Fall. Es ist voller Power und sprudelt nur so über, die Keyboards lassen Erinnerungen an glorreiche ELP-Zeiten wach werden, bloß die Melodie erwärmt mich nicht sehr - und so sehr ich auch instrumentale Virtuosität schätze bei Cairo, sie haben für mich phasenweise die Melodie ein wenig vernachlässigt und zu sehr auf instrumentale Variation gesetzt.
All das soll nicht heißen, daß das Album keine guten Melodien besitzt. Lieder wie "Then you were gone", "Corridors" oder auch das leider viel zu kurze, sehr besinnliche Instrumental "Images" gefallen mir da sehr. Gerade bei den langen Kompositionen aber gefallen mir die Gesangslinien nicht immer, die instrumentalen Parts sind zwar auch hier spieltechnisch überragend, mit den weiter oben beschriebenen Mankos aber.
Insgesamt gesehen gefällt mir "Conflict and Dreams" fast sehr gut, allein der Mangel an schöneren Melodien macht sich hier ein wenig negativ bemerkbar. Wer aber die Musik der alten ELP und Yes mag, der wird auch das zweite Cairo-Album sehr genießen können.
12/15 Punkte
Time Of Legends
(2001 - Brockman, Douglas, Robertson)
Cairo haben sich drei Jahre für ihr neues Album Zeit gelassen. Die Band hat sich in der Zwischenzeit personell verändert. Cairo haben zwei Abgänge zu verzeichnen. Der bisherige Gitarist Alec Fuhrman wird durch die Sessionmusiker Luis Maldonaldo (der auf "Conflict And Dreams" schon als Gastmusiker spielte) und Brian Hutchison ersetzt. Neuer Bassist im Studio ist John Evans.
Die kreative Kraft in der Band ist jedoch unverändert geblieben. Keyboarder Mark Robertson und Schlagzeuger Jeff Brockman zeichnen für den Hauptteil der Musik verantwortlich, während Sänger Bret Douglas die Texte verfaßt.
Ich halte Cairo für eine sehr talentierte Band, die Beachtung verdient. Nach ihrem überaus starken Debut aus dem Jahr 1994 gab es mit "Conflict And Dreams" ein Album, das mitunter zu sehr in instrumentalen Passagen schwelgte. Die Musik strömte manchmal mehr vor sich hin als daß sie ein Lied formte.
"Time Of Legends" hingegen korrigiert dieses Manko und setzt wieder auf kompaktere Songs, die Gesangspassagen und instrumentale Ausflüge gekonnt verbinden. Cairo sind ihrem musikalischen Stil dabei treu geblieben. Mark Robertson klingt immer noch wie die moderne Fassung eines Keith Emerson und drückt den Stücken seinen charakteristischen Stempel auf - Liedstrukturen, die man von Yes kennt, kombiniert mit der Spielweise von ELP. Darüber die angenehme Stimme von Bret Douglas, der druckvoll klingt, aber dabei nicht unangenehm hoch wird oder seine Stimme quetschen muß.
Zur Musik: Das Album beginnt recht abrupt mit dem Gesang von Bret Douglas, es gibt kein einleitendes Intro und "Underground" strömt sofort los, doch nach wenigen Sekunden erkennt man den typischen Cairo-Sound. Man bemerkt sofort, daß Cairo den Focus wieder stärker auf die Melodie setzen und noch etwas macht sich dem Hörer bemerkbar, der Cairo bereits kennt. Bisher hatte ich bei Cairo immer das Gefühl, eine keyboarddominierte Band zu haben. Das stimmt natürlich auch, aber Alec Fuhrmans Gitarre nahm eine doch beinahe ebenbürtige Rolle ein - und diese Rolle wird nun anders interpretiert. Luis Maldonaldo, der bis auf einige Soli alle Gitarrenparts spielt, klingt rockiger, erdiger und nicht ganz so verspielt wie Fuhrman. Dadurch scheinen die Stücke etwas geradliniger zu sein, was hier nicht zum Nachteil gerät.
Man wird zwar Alec Fuhrman zuerst vermissen, aber Maldonaldos Stil fügt sich gut in die Musik ein, er setzt andere Akzente, dies aber gekonnt.
"Underground" bietet dann zur Mitte hin einen großartigen Instrumentalteil, mit allen Beigaben, die man an Cairo mag. Zuerst ein schönes Gitarrensolo und dann eine Hammond-Einlage von Mark Robertson, die genausogut auch Keith Emerson zu Glanzzeiten hätte spielen können.
Bereits das erste Lied ist ein echtes Highlight, die Rückbesinninung auf etwas festere Songstrukturen gelingt sehr gut und Cairo melden sich eindrucksvoll zurück.
Gleich danach gibt es mit dem zehnminütigen "Prophecy" ein weiteres Highlight. Es beginnt mit einem treibenden Intro auf dem Piano und mit Keyboards, es entwickelt sich die Melodie und der Gesangspart setzt ein - auch bei "Prophecy" gibt es zur Mitte hin einen sehr schönen Instrumentalteil, erneut teilen sich E-Gitarre und Keyboards die Arbeit und "Prophecy" überzeugt auf ganzer Linie.
Es folgt ein kurzes Instrumental von Robtertson, das angenehm klingt und entspannend wirkt, danach ein sehr kompakter Song mit nur knapp sechs Minuten Länge, der trotzdem alle Zutaten von Cairo bietet und der beweist, das gute Progsongs auch kürzer als zehn Minuten sein können und erneut einen echten Höhepunkt auf dem Album setzt.
Dann gibt es noch ein nicht ganz so spektakuläres Instrumental vom Schlagzeuger Jeff Brockman - kein Schlagzeugsolo, wenn auch auf einen Rhythmus aufbauend, aber mit Keyboards garniert (von Brockman gespielt), die ein Grundthema immer wiederholen. Es folgt mit "Coming Home" ein Stück, das diesmal nicht so sehr Akzente setzen kann, aber nicht schlecht ist und dann zum Schluß ein neunminütiges Instrumental von Mark Robertson, auf dem er sich dann wieder austoben kann und beweist, wie gut er mit den Tasten umgehen kann.
"Time of Legends" ist für mich ein sehr starkes Album. Cairo verknüpfen Elemente von Yes und ELP und erzeugen dabei einen sehr charakteristischen Sound. Cairo bieten Progmusik mit manchmal etwas dynamischerer Gangart. Sie bleiben in Tradition der 70er Jahre, ohne dabei aber antiquiert zu wirken. Liebhaber keyboarddominierter Musik kommen voll auf ihre Kosten und Fans von Yes und ELP sowieso. "Time of Legends" ist ein Album mit vier großartigen Stücken, zwei kurzen unspektakulären, aber netten, Instrumentals und nur einem Lied, das eher durchschnittlich im Vergleich zu den anderen Highlights klingt. Einziges Manko: das Album ist mit knapp 47 Minuten für heutige Verhältnisse etwas kurz geraten, aber das ist auch wohl ein Tribut an die kompakteren Songs. Dafür ist die Musik so gut geraten, daß man Lust auf mehr bekommt.
Fans von Cairo sollten sich das Album natürlich zulegen, wer Cairo noch nicht kennt sollte auf jeden Fall einmal reinhören. In meinen Augen ist Cairo eine der besten Progbands aus den USA, ich finde sie besser als Spock's Beard, da ich die Melange aus zwei Stilarten - ELP und Yes - einfach sehr gerne mag. "Time of Legends" ist für mich ein Höhepunkt des Jahres.
13/15 Punkte