Mickey Thomas - Marauder

Absturz oder Höhenflug?

 
firebyrd
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Mickey Thomas - Marauder

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Gepostet: 16.09.2011 - 08:06 Uhr  ·  #1
Mickey Thomas - Marauder


“Starship featuring Mickey Thomas“, so liest man auf der Webseite des Sängers. Zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des 'Sternenschiffs' ist man wohl wieder unterwegs auf Tournee. Nun denn, außer ihrem Sänger hat die Band personell gar nichts mehr mit der Ursprungsformation gemein.
Mittlerweile sind wohl alle drei ehemaligen Fluggeräte in gewisser Weise abgestürzt - schön, dass man aktuell wenigstens von Hot Tuna einmal etwas hat hören können!

Wird diese neue Platte, "Marauder", etwas Abhilfe schaffen können, um den beliebten Sound wieder zu hören? Ein Blick auf die Titelauswahl sagt klar: NEIN! Das ist klar eine Platte mit Coverversionen.
Die Zeiten von "We Built This City", "Nothing Can Stop Us Now", "Sara" sind offensichtlich vorbei.
Aber: eine gute Coverversion kann etwas Schönes sein. Es gibt sogar solche, die ich dem Original durchaus vorziehe und solche, die konkurrenzlos neben dem Original stehen, weil sie genau das abdecken, was jenem fehlt und umgekehrt.
Über Sinn und Unsinn von Coverversionen gibt es sicher unterschiedliche Auffassungen. Grundsätzlich wird ein Künstler schon einen Grund für ein solches Vorgehen gehabt haben. Anzunehmen ist, dass ihm der eine oder andere Song wohl gefallen hat und dies ihn veranlasste, diesen zu covern.
Für mich ist nun wichtig und entscheidend, wie das umgesetzt wurde. Drei Unterscheidungsmerkmale sind hierbei für mich maßgeblich:

a) Der Song wird nahezu so nachgespielt, dass ihn nicht viel unterscheidet vom Original. So etwas ist für mich völlig überflüssig und nervend.

b) Der Song wird in ähnlicher Form dargeboten, hält sich relativ nah am Original. Das kann durchaus gelungen sein, wenn gewährleistet ist, dass es der Künstler geschafft hat, dem Titel dennoch einen eigenen Anstrich zu verpassen, d.h., ihm etwas Eigenes eingehaucht hat. In diesem Fall kann ich mit einem solchen Ergebnis durchaus leben, mal mehr, mal weniger...

c) Die Interpretation ist dergestalt ausgeprägt anders geworden, dass unter Berücksichtigung der Beibehaltung eines gewissen Wiedererkennungswertes, dennoch ein anderer Song entstanden ist. Das gefällt mir eigentlich am besten, weil ich dann annehme, dass sich der jeweilige Künstler mit der Basis der Komposition, dem Kern, beschäftigt hat und diese auch würdigt, aber durch seine Eigenart auch seine eigene Seele einzubringen vermag. Dieses kann zu äußerst gelungenen Ergebnissen führen, ist aber leider nicht so häufig.

Bei der vorliegenden Platte habe ich verschiedene Ansichten hinsichtlich meiner Ausführungen. Also, wie sieht es hier aus?

Gemäss des Presseinfos heißt es hier: “A Tribute to Influences, Peers and Followers.” "Marauder", so der Titel der CD, das heißt übersetzt in etwa 'Plünderer'. Hat Mickey hier nun wirklich geplündert? Braucht man das also wirklich?

Ist es nicht so, dass sich - die mehr oder weniger bekannten Songs einmal beiseite gelassen - die Aufmerksamkeit letztlich nur auf Mickey Thomas' Stimme, sofern man sie mag, reduziert?
Und die kommt hier wie eh und je, markant und prägend 'rüber. Aber wie werden die Titel musikalisch umgesetzt? "Gimme Shelter" kann man natürlich sofort erkennen, von überwiegend akustischen Gitarren geprägt und nach zweieinhalb Minuten mit einer quäkigen Stimme, wie durch einen Plastiktrichter gepresst, unangenehm unterbrochen, schaukelt dieser Titel aus meiner Sicht irgendwie uninspiriert, mit holpernden Drums, vor sich hin. Ich halte ihn für relativ überflüssig und an einigen Stellen etwas überarrangiert, und dann wird auch noch ausgeblendet, gleich übergehend in "Sledgehammer". Als hätte man den Anfang des Originals gesampelt, fällt dieser Song in meine obige Kategorie a), nur schnell weiter...

Doch was erwartet uns noch im Sinne der oben genannten Einteilung? Das ist ganz unterschiedlich: "Rain" halte ich für sehr interessant gemacht und gehört für mich auf die Positivseite, "Chasing Cars" von Snow Patrol klingt ebenfalls ganz nett, Mickeys Stimme passt sich hier gut und gefühlvoll ein. Damit könnte er bei Talentshows, wo man den Song schon öfters hören konnte, sicher punkten. "Across The Universe", der nächste Titel der Beatles, erfährt ebenfalls eine gute und zeitgemäße, dem Sänger angepasste Neubearbeitung. Ich denke, ein Album, ausschließlich mit Songs der 'Fab Four', könnte ihm gut zu Gesicht stehen!

Das Original zu "Supermassive Black Hole" kenne ich nicht, ich weiß also nicht, ob mich jene Version genauso nervt wie dieses Stück, das mit viel technischen Spielereien einen billigen Popsong abgibt, Vocoder-Spielchen inklusive - echt furchtbar und für meine Ohren total überflüssig, minimiert er den Gesamteindruck der Platte.
"Voices"? Nee, da ist mir das Original von Russ Ballard viel lieber, das kommt auch viel stimmiger und gefühlvoller. Hier wird viel Druck durch die eintönig spielenden Drums gemacht, der Titel 'swingt' nicht im Geringsten, dazu die breitflächig bratende Rhythmusgitarre, keine gute und individuelle Interpretation - schade.
Es folgen noch einmal die 'Pilzköpfe' - da macht es wieder Spaß, zuzuhören, ein wuchtiger Song mit Bläsern und ich staune, wie bei "Marauder" Licht und Schatten so dicht zusammen liegen. "Delta Lady" 'groovt' auch gut, das mag ich gern, hier passen Musik und die Stimme sehr gut zusammen und der Song geht gut nach vorn - klingt leidenschaftlich. Flott gehen auch die "Hollywood Nights" ab, "Tempted" punktet mit federndem Groove ebenfalls stark und ist einer der Titel, die die Gesamtbewertung der Musik auf der Positivseite nach vorn bringen. Auch "Wah Wah" von George Harrison hat das 'gewisse Etwas', obwohl es recht nahe am Original klebt.
Im Wesentlichen ist "Marauder" also eine gute Platte mit einigen Höhepunkten und einigen für mich nicht notwendigen Ausreißern in die Negativzone, es hätte durchgehend besser ausfallen können. Was jedoch bleibt, ist das leidenschaftliche Gefühl für Musik, das Mickey Thomas inne wohnt.

Die zahlreichen Musiker:


Mickey Thomas (vocals, guitar)
Alan Koshiyama (keyboards)
Andre Nedeoglo (drums)
Bill Bently (backing vocals)
Bill Slais (horn)
Bobby Vega (bass)
Chuck Hansen (horn)
Dave Shallock (bass)
Devon Baldwin (backing vocals)
Dino Vergolini (guitar)
Eric Andersen (keyboards, backing vocals)
James Preston (drum)
Jeff Tamelier (bass, guitar, keyboards, backing vocals)
Kenji Armstrong (keyboards)
Lane Cameron (harmonica)
Lindsay Erin (backing vocals)
Mark McGee (guitar)
Marla Major (backing vocals)
Mick Gillette (horn)
Mitchell Koulouris (percussion)
Paul Sileski (drums)
Peter DeLeon (keyboards)
Phil Bennett (keyboards)
Prairie Prince (drums)
Ralph Davies (horn)
Robert Buck (bass)
Roger Smith (keyboards)
Serge Lysak (drums)
Sheldon Morgan (percussion)
Susan Ballard (backing vocals)
Tom Politzer (horn)
Tony Jones (keyboards)
Walter Bare (guitar)
Unity Community Choir (backing vocals)

Die Titel:

01:Gimme Shelter [Jagger/Richards] (4:42)
02:Sledgehammer [Gabriel] (5:28)
03:Maybe I'm Amazed [McCartney] (3:16)
04:Champagne Supernova [Gallagher] (6:47)
05:Rain [Lennon/McCartney] (3:50)
06:Chasing Cars [Simpson/Connolly/Lightbody/Quinn/Wilson] (4:36)
07:Across The Universe [Lennon/McCartney] (4:39)
08:Supermassive Black Hole [Bellamy] (4:13)
09:Voices [Ballard] (5:00)
10:Oh! Darling [Lennon/McCartney] (3:21)
11:Delta Lady [Russell] (3:32)
12:Hollywood Nights [Seger] (5:03)
13:Life Is A Highway (feat. Jay Dot) [Cochrane] (4:26)
14:Moneytalks [Young/Mitchell/Young] (3:41)
15:Tempted [Difford/Tillbrook] (4:11)
16:Wah Wah [Harrison] (3:50)



http://www.mickeythomas.com/index.html


Wolfgang
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