Kasey Chambers - Little Bird

Americana made in Australia

 
firebyrd
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Kasey Chambers - Little Bird

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Gepostet: 26.08.2011 - 07:49 Uhr  ·  #1
Kasey Chambers - Little Bird


Na, da wurde ich ja ganz hellhörig, als ich hörte, dass Kasey Chambers einst Mitglied der von ihren Eltern initiierten Dead Ringer Band war. Ein Artikel über diese australische Band hatte mich einst neugierig gemacht, las man seinerzeit doch über eine gewisse Ähnlichkeit zum 'Traumpaar' Emmylou Harris/Gram Parsons. Die Hoffnung, dass hier legitime Nachfolger am Werk sind, wurde letztlich nicht erfüllt, doch hinterließ die sich im Jahre 1998 bereits wieder verabschiedende Band einige feine Songs. Und letztlich hinterließen uns die Eltern ihre Tochter, die hier mit ihrer aktuellen Platte vorgestellte Kasey Chambers.

Kasey wuchs zusammen mit ihrem älteren Bruder Nash im australischen Outback auf, ständig unterwegs, einem Nomadenleben gleich, bis es zur Bildung oben genannter Band kam 1999 erschien ihr erstes Soloalbum, das von australischen Musikkritikern mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Wenn ich das Cover der Platte anschaue, werde ich unweigerlich an die 'Cowboy-Hut-Fraktion' des ganz breiten Country-Mainstreams erinnert und bin bereits voreingenommen. Doch schon die ersten Umdrehungen von "Someone Like Me" belehren mich eines besseren. Eine Mandoline bestimmt das Geschehen und bringt einen starken akustischen Touch in das sanft rockende Stück, einen Hauch Bluegrass also. Mit ihrer auf diesem Stück leicht mädchenhaften Stimme schlägt sie - ohne den oft üblichen Country-Twang - eine andere Richtung ein, die sich mit Track zwei fortsetzt. Die Musik marschiert schon eher leicht in Richtung Americana, oder müsste ich nun ’Australicana’ sagen? Schön, das ist in der Tat wirklich kein in großen Massen vorkommender Mainstream. In den US-Country-Charts könnte es mit dieser Musik schwierig sein, Fuß zu fassen.

Im Laufe der weiteren Alben wurde Kasey mitunter mit den Dixie Chicks oder der in den Staaten sehr erfolgreichen Taylor Swift verglichen. Teilweise mag das passen, doch halte ich diese Musik für anders, letztlich weniger an dem orientiert, was sich typischerweise in den USA heute als Country verkauft. Allerdings herrschen bei dieser Musik auch nicht die Traditionen in Form von Old Timey oder Bluegrass vor, dazu haben sich zu viele Rockelemente, hin und wieder ist es auch ein Hauch Pop, eingeschlichen. Die Stimmung kommt dann eher der Musik von Lucinda Williams mit ihrer typischen Ausgestaltung des Americana näher.
Erst Titel wie das mit Duett-Partner Kevin Bennett eingesungene "Love Like A Hurricane" gewinnen mit herrlichem Pedal Steel-Einsatz wieder etwas mehr Fahrt in Richtung Country, so wie man es von Emmylou Harris kennt. "Down Here On Earth" ist hingegen schon wieder ein rumpelnder Rocker.

Ihre Kindheit verarbeitet Kasey auf autobiografische Weise mit dem Titel "Nullarbor (The Biggest Backyard)". Er beginnt mit den Worten “When I was a little girl I had the biggest backyard in the world”. Dazu klimpert ein Banjo und mit Akkordeon sowie der Weissenborn-Gitarre wird das ein kleiner, feiner Song mit 'Backporch-Atmosphäre'.
Erstaunlich ist, wie die Künstlerin im Laufe der Platte mit verschiedenen Stimmlagen agiert, hier klingt es gar ein klein wenig in Richtung der rauen Stimme von Melanie . Aber auch Sheryl Crow oder sogar Cindy Lauper könnte man in einigen Momenten heraushören, sowie aus dem konservativen Lager Patsy Cline.

Ganz anders wird es plötzlich mit dem Stück "Bring Back My Heart", das sanft schunkelnd einen Einsatz der Trompete zu verzeichnen hat. Sehr ungewöhnlich ist diese Mischung, aber es passt. Ohnehin stimmt alles auf diesem selbst produzierten Album. Es ist eine ganz eigene Abteilung des Genres entstanden: Musik, die auch Country-Hassern gefallen könnte, mit all den Elementen aus Pop, Rock, Folk, Americana, Singer/Songwriter und natürlich auch - Country. Dabei ist alles in oft simple Melodien gekleidet, die einen Wiedererkennungswert haben und aufgrund der Vielzahl der Einflüsse ist reichlich Abwechslung gewährleistet. Der (offiziell) letzte Song ist der rockigste schlechthin, hier klingt die Dame dann auch über den brodelnden Gitarren recht frech.
Lese ich die Historie ihres Platten-Outputs, kann ich feststellen, dass es in ihrer Heimat schon zu einigen Platinveröffentlichungen kam, und auch, dass "Little Bird" sich bisher auf Platz drei der Charts festsetzte - im Gegensatz zu den Vorgängern, die allesamt sichere Anwärter auf Platz eins waren. Geht es also abwärts?? Ich denke nicht, wenn Kasey so weiter macht, wird es zumindest in der Heimat weiter gut laufen.

Ach übrigens, mit Track dreizehn ist es nicht vorbei, ab etwa 3:50 Minuten schließt sich noch ein Hidden Track an - ein feines Bluegrass-orientiertes Teil, bei dem Kasey nicht singt, sondern im Hintergrund einige Bemerkungen loslässt und einfach lacht. Gut zwei Minuten dauert diese Instrumentalzugabe. Doch halt - der wahre 'Hidden Track' erscheint nun als #14, die Dame singt zur akustischen Gitarre einen romantischen Song: “Oh I love you, oh I love you, oh I love you...“


Die Musiker:


Kasey Chambers (vocals)
Jim Moginie (mandolin, acoustic guitar, electric guitar, baritone guitar, mandola, keyboards, Hammond, accordion, backing vocals)
Bill Chambers (lap steel, electric guitar, Weissenbourne, slide guitar, backing vocals)
Shane Nicholson (12-string acoustic guitar, banjo, resonator guitar, Rhodes, percussion)
Luke Moller (fiddle)
Jeff McCormack (bass)
John Watson (drums)
Camille Te Nuhu (backing vocals)
Brooke Harvey (backing vocals)
Missy Higgins (backing vocals)
Andy Toombs (backing vocals)
James Gilard (backing vocals)
Paul Panichi (trumpet)
Mark Punch (electric guitar)
Kevin Bennett (vocals)

Die Titel:

01:Someone Like Me
02:Beautiful Mess
03:Devil On Your Back
04:Little Bird
05:Georgia Brown
06:Somewhere
07:This Story
08:Love Like A Hurricane
09:Down Here On Earth
10:Nullarbor (The Biggest Backyard)
11:Bring Back My Heart
12:Invisible Girl
13:Train Wreck
(all songs written by Kasey Chambers)


http://www.kaseychambers.com/


Wolfgang
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