Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

... zwischen Prog und Wahnsinn ...

 
Max...
 
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Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 10.01.2008 - 20:27 Uhr  ·  #1
Nun wurde es auch für mich Zeit, mich an "Van der Graaf Generator", der 70er Jahre Jazzhardprogband zu wagen:
die "H to He who am the only one" hatte ich mir schon Ende 2006 zugelegt, Weihnachten 2007 gab es dann auch die "Pawn Hearts".

Zuersteinmal zur "sanfteren" der beiden Alben:

H to He who am the Only one

Los geht es direkt mit "Killer", einer ziemlich rockigen, riffbetonten Komposition und komplexer Struktur. Hier gefallen mir besonders die Saxophonpowerchords und das verschwurbelte, jedoch rockige Ende. Da tobt sich auch Hugh Banton an der effektversehenen Hammond aus. Der hymnenartige Aufbau und die deutlichen Hardrocktendenzen lassen hier schon Vergleiche zum Opener des nächsten Albums, "Pawn Hearts", zu.
"House of no door" klingt zunächst sehr nach "Man-Erg" (auch hier werden die Parallelen zum Nachfolgeralbum deutlich), bleibt aber insgesamt ruhiger und verzichtet auf einen wirren Improvisationsteil. Dafür gibt es hier schönes Klavier und am Ende sogar ein ruhiges Flötensolo. Sehr schön gemacht...
Mit "Emperor" geht es eher in psychedelische, düstere Gefilde, die an den Vorgänger erinnern. Der rockige, treibende Mittelteil mit schönem Schlagzeug enthält sogar ein meisterhaftes Gitarrensolo von Robert Fripp - während elektrische Gitarren auf dem Album nirgends zu finden sind.
"Lost" geht dafür eher in Richtung Jazzfusion: krumme, verschobene Takte, ein ruhigeres Klima und schöner Gesang von Peter Hammill. Mit 12 Minuten ist es das längste Stück der Platte, ist allerdings weniger abwechslungsreich als z.B. das kürzere "Killer". Das schmälert allerdings nicht die Qualität - instrumental leistet hier v.A. David Jackson an den Blasinstrumenten großes.
"Pioneer over C" ist das Pendant zu "After the Flood" - eine recht spacige Angelegenheit mit düsterer Hammondeinleitung und dumpfem Paukenrhythmus à la "Set the Controls". Dann setzt der Gesang ein und steigert das Lied, bis der Instrumentalteil einsetzt. Danach wird das Gesangsthema wieder aufgegriffen und - nach weiteren Instrumental- und Gesangsteilen - beendet. 11 Minuten toller Space-Prog.
Der Bonustrack "Squid 1/Squid 2/Octopus" (die Studioliveversion eines Songs vom Debut) knallt dann fast schon so durch wie die "Pawn Hearts"-Longtracks... kein Wunder - beinahe wäre er auf einer Doppel-LP mit "Manerg", "Lemmings", "Plague", einigen verschwurbelten Solosachen und Livestudioversionen von anderen VdGG-Stücken gekommen...
Die andere Version von "Emperor" ist im Vergleich dazu recht langweilig.

Die Gesamtbewertung: 4/5 Punkten für ein fast komplett gelungenes Progjazzalbum.

Pawn Hearts

Der 10minütige Opener "Lemmings" beginnt mit Akustikgitarre, Beckenschlägen, Farfisaklängen und einer schrägen Melodielinie, die dann dramatisch ins hymnische, excellente Hauptthema führt. In der Mitte ist wieder mal Platz für Improvisationen, während am Ende das Thema wieder aufgegriffen wird. Dann geht es weiter:
Eine einfache Klavierakkordfolge erklingt, Peter Hammill singt leise dazu - pastorale Farfisaklänge imitieren eine Kirchenorgel (an der Stelle, wo Hammill über die "angels" singt. 😉 ). Das Ende des Refrains wird dann regelrecht bombastisch - sehr gelungen. Damit das ganze über die 12 Minuten nicht langweilig wird, gibt es in der Mitte einen wirren, metalmäßigen Teil mit gebrülltem Text. Danach wird das Klavierthema wiederholt und lässt den Longtrack wieder ruhig enden.
Der seitenlange Track "A Plague of Lighthouse Keepers" fängt mit Rhodesclustern an, ein an "Lost" (vom Voralbum) erinnerndes Gesangsthema setzt ein. Dann setzt plötzlich ein brachialer Gesangspart ein, der aber gekonnt in die Toncollage "Lighthouse" überleitet: Orgeln, Hallspirale und Saxophone erzeugen echt klingende Horn- und Meergeräusche sowie die Töne eines zerberstenden Schiffes. Danach wird das Anfangsthema wieder aufgegriffen. Rockig geht es weiter mit "S.H.M.", ruhig-sentimental mit "Presence of the Night". "Kosmos Tours" ist dann wiederum ein Experiment von Guy Evans, das durch Layerung diverser Aufnahmen entstanden ist. Das jazzige "Last Stand" ist dann die Ruhe vor dem Sturm von "The Clot Thickens" - die Band erzeugt Metal-Lärm, Hammill brüllt dazu. "Land's End/We Go Now" bringt das Stück dann wieder ruhig zu Ende.
Ein Erlebnis, das nicht in Worte zu fassen ist. Allerdings knallt es mir an einigen Stellen zu sehr durch.
Auch hier 4/5 Punkte.
hmc
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 10.01.2008 - 20:48 Uhr  ·  #2
@Max, klasse Vorstellung.

Ich komme mit der Band oder auch Peter Hammill solo nicht klar. Ich habe einiges von ihm, aber es will nicht zünden.

Stehe hier relativ allein da, denn es gibt sehr viele Anhänger der Band im Forum.
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 10.01.2008 - 20:54 Uhr  ·  #3
Danke...
"PH" ist sehr gewöhnungsbedürftig; ich hab mich noch nciht gewöhnt.
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 10.01.2008 - 21:04 Uhr  ·  #4
:Respekt Schöne Rezi.

Pawn Hearts:Ich liebe es. Wenn ich wirklich nur eine begrenzte Anzahl an Scheiben auf eine Insel mitnehmen könnte, wäre die auf jenden Fall dabei.

H to He who am the only one kenne ich leider noch nicht, wie alles Andere außer der oben genannten und dem Debüt The Aerosol Grey Machine und der 4CD Box.
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 06:51 Uhr  ·  #5
@ Max:

THANKS, prima Rezis und Vorstellungen ... nun bin ich "infiziert" :roll:

Rhino-Reiner
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 14:14 Uhr  ·  #6
Du bist infiziert... das ist gut! :D
Ich mache wieder weiter - "Pawn Hearts" verstehen! 😉
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 15:10 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von hmc
@Max, klasse Vorstellung.

Ich komme mit der Band oder auch Peter Hammill solo nicht klar. Ich habe einiges von ihm, aber es will nicht zünden.

Stehe hier relativ allein da, denn es gibt sehr viele Anhänger der Band im Forum.


Obwohl ich nicht alles kennen mag ich die Band (zum Teil) sehr...besonders die "Blechblasmusikanteile" finde ich sehr gelungen und heben die Band doch aus dem etwas steifen Artrockkonzept der 70er hervor!
dan
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 15:38 Uhr  ·  #8
HMC ich bin bei dir! Diese Hammill Stimme kann ich überhaupt nicht ab!
Jersch
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 16:20 Uhr  ·  #9
Und ich schliess mich da voll und ganz dan und HMC an.Ich versuche seit ca 1989 mit VDGG mich anzufreunden,es will einfach nicht gelingen.Unzählige Male hab ich mir die Werke ab der "Aerosol Grey Machine" bis hin zur "Vitual" angehört.

Es war stellenweise hart für mich,die Scheiben ganz durch zu hören.Ich sag es mal so:

Sobald die Musik von VDGG interessant zu werden beginnt,zersingt Peter Hammill alles gnadenlos.Das ist auch im Gesamteindruck alles so kalt,so abweisend,da packt mich nichts bei den "Gaggchen"!Zu keiner Zeit freu ich mich,ob der Schönheit der Musik oder einer raffinierten Passage in den Songs,die ich lächelnd bestaunen darf!

Und ich verzweifle ein wenig,denn viele nette Menschen die ich kenne,sind von VDGG so verzückt,ich möchte es auch sein und kann es aber nicht!

Und mit GENESIS geht es mir genauso,da lässt mich zu keiner Zeit eines Ihrer Werke aufhorchen,ob mit Gabriel oder Collins als Sänger!

Aber ansonsten,alles was an Prog-Musik damals Rang und Namen hatte,her damit!
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 16:29 Uhr  ·  #10
gerade diese Kälte verzückt mich.
Ich bin auch eher der Symphonic oder Warme-Musik-Typ.
Aber VdGG mag ich gerne...
Trurl
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 11.01.2008 - 16:37 Uhr  ·  #11
@dan, lach, damit hatte ich anfangs auch arge Probleme. aber inzwischen bin ich süchtig. Aber Hammill und VdGG machen hier gut nen Meter CD-Regal aus :-) Ich bin sogar auf die neue VdGG gespannt, allerdings werde ich JAckson schon jetzt vermissen, für mich war er ein integraler Bestandteil der Band.

Trurl
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 29.02.2008 - 15:31 Uhr  ·  #12
H To He Who Am The Only One steht jetzt auch seit einiger Zeit hier. Gefällt mir auch sehr gut, kommt aber nicht an das Überalbum Pawn Hearts heran.
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 29.02.2008 - 17:17 Uhr  ·  #13
Geht mir langsam immer mehr so, dass PH besser als HtoHe wird.
Aber ich denke "Least" könnte beide locker toppen... wenn es nur etwas mehr Geld gäbe.
Jersch
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 29.02.2008 - 19:19 Uhr  ·  #14
Na dann werde ich beide Scheiben aus einer nicht so zugänglichen Ecke heraus holen und sie mir zum anhören bereit legen!Irgendwann muß es doch klappen mit VDGG und Jersch!
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 29.02.2008 - 19:24 Uhr  ·  #15
@ Jersch: Kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die nichts für dich sind.
Tom Cody
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 19.05.2011 - 21:42 Uhr  ·  #16
Hopp, nach oben! 😉
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Re: Van der Graaf Generator - PAWN HEARTS & H TO HE

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Gepostet: 19.05.2011 - 22:12 Uhr  ·  #17
Hier liegen einige Scheiben von VDGG.

Die Pawn Hearts habe ich Ewigkeiten nicht gehört. Werde ich nachholen.

Was ich mich seit 2007 aber immer wieder frage wenn ich den Namen Max lese: War Max damals wirklich 13 Jahre alt? Ich kenne die damalige Diskussion, war auch involviert, aber damals haben einige mit ihm telefoniert und das Alter bestätigt.
Alles ein fake? ;-)
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