Night of the Prog Festival V 3./4.September 2010 - 1.Tag

Nachdem Nobby bereits ausführlich einen feinen Bericht zum ersten Tag vorlegte, kommt nun, wie er bereits ankündigte, der Samstag, sprich der 2te Tag des Festivals. Die Rahmenbedingungen - Wetter, Location, Publikum, Bandauswahl - waren hervorragend wie am ersten Tag, und so konnte es ab 12:30 Uhr Mittags (30 nach High Noon) in die Vollen gehen.

Was uns erwartete:



Set 1 - Moongarden

Der Opener des Tages war also die italienische Band Moongarden. Als "Eisbrecher" hatten sie mit ihrer Mischung aus härterem und melodischem Prog das Publikum sehr gut auf den weiteren Verlauf des Abends eingestimmt.














Dominiert wurde die Band durch ihren charismatischen Frontman Simone Baldini Tosi, der vor allem in die melodischen Sets sein ganzes Herzblut legte.




Am Ende ihres 60-Minuten-Auftrittes war aus einem Teil des Publikums ein so heftiger Applaus zu hören, dass man glauben konnte, diese Truppe sei speziell für Moongarden angereist. Mir persönlich gefiel der Auftritt recht gut. Dies liegt sicher auch zu einem großen Teil an der Liveatmosphäre - einen Silberling werde ich mir sicherlich nicht zulegen.





Set 2 - Solstice



Knackig-pünktlich um 14:00 Uhr standen Solstice auf der Bühne. Die sechs Briten (der weibliche Part = Jenny Newman / Violine, Emma Brown / Gesang, die männliche Besetzung = Andy Glass / Gitarre, Robin Phillips / Bass, Pete Hemsley /Schlagzeug, Steve McDaniel / Keyboards) lieferten eine recht bunte Mischung aus Folk, gemäßigtem ProgRock und leicht jazzig angehauchtem Rock.







In prima Spiellaune wurde dann gegen Mitte des Sets mit leichtem Schmunzeln eine Gute-Laune-Polka geboten, bevor es zum eigentlichen Thema des Festivals, dem Progrock zurückging. Ein phantastisches Solo auf der Schießbude animierte das Publikum zu einem heftigen Applaus an die Adresse des Drummers, aber ihn aus der kompletten Besetzung hervorzuheben wäre nicht gerecht. Alle trumpften mit einer nicht überseh- und hörbaren Spielfreude, und so wurde dieser Set zu einem kleinen Highligt des Abends.








Im www habe ich folgende Setlist gefunden:

Morning Light
New Life
Solomon’s Bridge
Sky Path West
Oberon’s Folly
Here & Now
Bass / Drum Solo
Flight
Cheyenne
Brave New World



Set 3 - Sylvan



So, die erste Truppe des Festivals aus deutschen Landen. Und für mich - da ich von dieser Band fast nichts kannte - die Überraschung des Abends. Die Bandmitglieder (Marco Glühmann / voc.-Gitarre, Jan Petersen / Gitarre, Matthias Harder / Drum, Sebastian Harnack / Bass, Volker Söhl / Keyboards) schienen alle jüngeren Kalibers zu sein, und so war mein erster Eindruck nach den ersten Songs: Hut ab vor dieser Professionalität!







Meine Favoriten der Band waren die Songs des Albums "Posthumous Silence", hier vor "Pane Of Truth". Aber nicht nur dieser, auch alle anderen Artrock-Stücke wurden absolut super über die blendend ausgesteuerte Anlage wiedergegeben.







Kurz auf den Punkt gebracht: eine Top-Liveband, Sylvan zählte für mich zu den Highlights des Tages bzw. Abends. Von der Band hätte ich gerne mehr gehört, und so gab das Publikum zu Recht ihr Mißfallen zum Ausdruck, als verkündet wurde, dass Sylvan aufgrund zeitlicher Ablaufprobleme ihren Set ein wenig kürzen müsse. Sei's drum: von Sylvan werden mindestens zwei Alben in mein Regal wandern, und zwar oben erwähntes "Posthumous Silence" und das aktuelle "Force of Gravity".



Das Internet spendierte folgende Setlist:

Presets
Force Of Gravity
One Step Beyond
Pane Of Truth
Answer To Life
A Kind Of Eden
Posthumous Silence
Deep Inside
King Porn
Vapour Trail



Set 4 - Gazpacho



Gazpacho traten nicht in der Stammbesetzung auf. Zunächst wurde der (Stamm-)Gitarrist Jon-Arne Vilbo wegen häuslichen Nachwuchses durch den Ukrainer M. Krumins ersetzt, und als neues dauerhaftes Mitglied sitzt nun Lars Erik Asp am Schlagzeug. Der "Rest" der Band setzt sich zusammen aus H. Ohme - Gesang, Thomas Andersen - Keyboards, Mikael Kromer - Gitarre, Violine, Kristian Torp - Bass



Im Vergleich zu meinem ersten Gazpacho-Konzert in Köln spielte die Band hier einen ruhigeren Gig. Neben zwei Songs aus ihrem funkelnagelneuen Album "Missa Atropos", „River“ und „Defense Mechanism“, wurde ein bunter Mix der vergangenen Alben gespielt. So war neben dem schönen alten Song "Vulture" aus dem Album "Firebyrd" die beiden Kracher "The Walk - Part1 and Part2" gespielt.







Der "Zwischengitarrist" stach mit seinen Bewegungen und Outfit ein wenig (unpassend???) aus der Band hervor, sein Gitarrenspiel war etwas heaviger als das des Original-Bandmitgliedes. Trotzdem fügte sich sein Spiel harmonisch in die Songs ein.





Auch wenn Gazpacho meinerseits der Grund waren, zur Loreley zu fahren, waren selbige für mich nicht der Top-Act des Abends. Dennoch ein klasse Konzert, mit der kleinen Einschränkung, dass der Gesamtauftritt insgesamt ein wenig zu ruhig war. Schade fand ich auch, dass Gazpacho noch "Im Tageslicht" spielten. Dieses Konzert hätte eine dunklere Bühne in einer kleineren, intimeren Atmosphäre gebraucht.





Hier die im Sammelbehälter der Bits und Bytes gefundene Setlist:

Put It on the Air
River
Defense Mechanism
Dream of Stone
Chequered Light Buildings
Upside Down
Vulture
Sea of Tranquility
Desert Flight
The Walk, Part 1
The Walk, Part 2
Winter Is Never
The Secret



Set 5 - Marillion



Grund zwei für meine Anreise an die Loreley. Und letztendlich mein Top-Act des zweiten Veranstaltungstages.



Zunächst einmal - die Band mit dem meisten Gerümpel auf der Bühne. Hier wurde Equipment ohne Ende auf die Bühne gekarrt, und so war von Anfang an klar: die Platzhirsche kommen.

In blaues Licht getaucht, wartete die Rampe auf das Marillions Erscheinen



Und selbige ließen auch nicht lange auf sich warten: was Steve Hogarth (Gesang), Pete Trewavas (Bass), Ian Mosley (Schlagzeug), Steve Rothery (Gitarre) und Mark Kelly (Keyboards) an diesem wunderschönen Spätsommerabend brachten, ist wohl das, was man "ganz großes Kino" nennt: klasse Performance, super Sound, feinste Mucke, perfekte Songauswahl und blendende Spiellaune.







Nach dem (typischen???) Intro "La Gazza Ladra" ging es sofort los mit "Slainte Mhath" sowie "King", an das sich, natürlich immer wieder begleitet von rasendem Applaus, mein erster Top-Song "Out Of This World" anfügte. Hogarth, leicht schlitzohrig und ein wenig crazy, scherzte und spielte mit dem Publikum herum, ein echter Frontmann und Entertainer, ganz offensichtlich mit dem Schalk im Nacken.









Drei weitere Songs, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden, waren "This Strange Engine", "Afraid Of Sunlight", "The Great Escape". Wie in den vorigen Stücken zeigte die Band auch hier, wo der Hammer hängt und wie man die Menge bei Laune hält.













Zwei Songs, die mir besonders gut gefielen, wurden anschließend gespielt: "Asylum Satellite" und "Fantastic Place". Marillion-Hörern werden diese bestens bekannt sein, allen anderen sei ein Hineinlauschen empfohlen. Aber, nicht nur in diese beiden.



Keinen einzigen Song des Abends möchte ich missen. Und so ging es weiter mit "The Invisible Man" und "Neverland", bevor die Band abtrat und das typische "Zugaben" - Zeremoniell begann.













Und die Zugaben begannen nach einer kurzen Wartezeit von knappen fünf Minuten: nach "Don’t Hurt Yourself", "This Town / 100 Nights" und "Easter" gingen zwei Konzertstunden viel zu schnell zuende. Mein erstes Marillion-Erlebnis, die "Misplaced Childhood" - Tour mit Fish, reichte an dieses Erlebnis nicht heran. Und so warte ich gespannt auf die nächsten
Marillion-Konzerterlebnisse.













































Set 6 - The Enid

Eines vorweg: nach Marillions' Auftritt verabschiedeten sich bereits einige Zuschauer. Durch das Problem, welches "The Enid" am Anfang hatten - die Instrumente mussten vor dem ersten Set immer wieder eingestellt, eingespielt werden - verabschiedeten sich in den nächsten 20, 25 Minuten eine Menge weiterer Zuschauer. Und last but not least: Der Set von
"The Enid" war meines Erachtens völlig falsch platziert: die Musik, so gut sie auch gewesen sein mochte, passte einfach nicht an den Schluss des Konzertes. Als Opener oder dritter, vierter Akt hätten sie wahrlich mehr (verdiente) Aufmerksamkeit gehabt.



OK. Die mir bis dahin gänzlich unbekannte Band spielte eine Mischung, eine Symbiose aus Rock, Artrock, PsychRock, stark versetzt mit klassischen Anteilen, Elektronik, Soundtrack, ...ach, zum Teufel, keine Ahnung, wie man diese Art von Musik nennen soll. Auf jeden Fall eine sehr interessante Art von Musik, die es sicher zu entdecken gilt

(Trurl, mach Dich auf die Pirsch!!!!!!).











Am Keyboard noch das eine Originalmitglied, John Godfrey, am Schlagzeug Originalmitglied Nr. 2, Dave Storey, bestand der Rest der Truppe aus Jason Ducker an der Gitarre, Max Read spendierte Gesang und Keyboardtöne und Nicholas Willes zupfte den Bass und klopfte die Perkussion. Christa, Nobby und ich fühlten uns bei einigen Klangpassagen an den Soundtrack zum Softporne "Bilitis" oder wie das hieß erinnert. Und, erst einmal in diese Klänge hineingedöst, wurde man unvermittelt durch Paukenschläge und fanfarenartigen Lärm in den nächsten Soundteppich hineingehoben. Sei's drum - nachdem es reichlich spät und außerdem nach dem wunderbar heißen Tag heftig nasskalt wurde, brachen wir diesen Teil des Konzertes ab und machten uns nach annähernd 13 Muckenstunden auf den Heimweg.












The Enid haben (mittlerweile) wieder eine sehr schöne Internetseite mit vielen Informationen: zur Homepage der Band. Auf dieser Seite wird auch ein vollständiges Album kostenlos zum Download angeboten. Ich finde, eine feine Sache, und eine sehr gute Gelegenheit, sich einmal in die Musik dieser Band einzuhören.

zum Download "The Liverpool Album

Mein Resümee zum Loreley-Festival:

Die Highlights für mich waren

1) Marillion, 2) Sylvan und 3) Gazpacho,

und zwar in dieser Reihenfolge.

Wenngleich es an diesem Samstag wirklich keine schlechte Band gab, folgten alle weiteren doch mit einem erkennbaren Abstand auf Rang vier und folgende. Sofern das nächste Loreley-Festival wieder mit solchen Bands gespickt sein sollte, werde ich sicher wieder anwesend sein. Denn neben der phantastischen Bandauswahl stimmte die herrliche Location "Loreley", stimmte das wunderbare Publikum und die gesamte tolle Atmosphäre. Alles in allem also - ein klasse Wochenende mit einem begeisterten Publikum mit dem einzigen Schade-Aspekt: es hätten viel mehr in die Arena gepasst als diese knapp 1.400 Fans.

Für mich die Überraschung des zweiten Tages waren Solstice. Diese Kombination aus Folk, jazzigem Rock(oder wie man das nennt), Progrock mit Yesanleihen überzeugte mich. Daher konnte ich es mir nicht nehmen lassen das Booklet meiner gekauften Spirit CD+DVD signieren zu lassen:



(leider kann man die Unterschriften schlecht sehen, aber ich habe alle erwischt!)

Hier unser Hotel "Erholung", welches man für einen 2-3 Tage Kurztrip durchaus empfehlen kann: