ELP - In The Hot Seat
(1994)
Dieses Album ist schlicht und ergreifend von Produzent Keith Olsen kaputtproduziert worden. Es klingt so, als würden Produzent und Gruppe in zwei verschiedene Richtungen laufen wollen - nur daß Olsen dabei immer die Oberhand behält. Auf knapp der Hälfte der Lieder ist er auch als Co-Komponist verzeichnet.
Zwischenzeitlich hatte es bei Keith Emerson nach all den wilden Jahren exzessiven und manchmal auch übertriebenen Tastenspiels starke Probleme mit dem Ellenbogen gegeben. So starke, daß er sich einer Operation unterziehen mußte, da er nicht mehr in der Lage war, zu spielen. Es war danach völlig ungewiß, ob er jemals wieder Keyboard spielen könnte.
Sicherlich sehr tragisch, wenn es dazu gekommen wäre. Zum Glück konnte Emerson weiterspielen. Und so gesehen ist der Opener des Albums "Hand of truth" eine Kampfansage an das eigene gerade überstandene Leiden.
Emerson zeigt, daß er durchaus wieder sehr gut spielen kann. Musikalisch ist "Hand of truth" noch eines der besten Stücke auf dem Album, bleibt aber insgesamt doch hinter "Black Moon" vom Vorgängeralbum zurück, wenn es auch ähnlich strukturiert ist.
"Daddy" ist ein sehr eindringliches Lied von Lake über einen Vater, dessen kleine Tochter das Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Das war es aber schon fast.
Hier und da klingen dann bei einigen Liedern kurze Anleihen an den alten ELP Sound auf, insgesamt betrachtet klingt es aber uninspiriert und gelinde gesagt langweilig. Auf "Thin Line" z.B. wird gar Backgroundgesang eingesetzt, etwas, das ELP nie getan haben und es klingt nach allem möglichen - bloß nicht mehr nach ELP.
Emerson zufolge achtete Olsen darauf, daß nicht mal ansatzweise so etwas wie "Konzept" auftaucht, er hätte gerne ein längeres Stück, inspiriert von Bob Dylans "Man in the long black coat", geschrieben - jedoch wollte Olsen nicht. So gibt es nur eine kurze Coverversion des Dylansongs, die recht bieder klingt leider.
Großer Bonus bei "In the Hot Seat" ist eine Dolby Surround-Version des ELP-Klassikers "Pictures at an exhibition". Hier allein klingt wirklich alte Klasse und Brillanz auf. Neues wird natürlich nicht geboten, wenn auch der Sound hier um Längen besser als bei dem damals live aufgenommenen Original ist. Da ich leider keinen Surround-Verstärker besitze kann ich nicht sagen, ob der Surround-Klang gelungen ist, aber auch so klingt es sehr gut, wenn auch stellenweise die allzu modernen Keyboardsounds stören. Interessant ist diese Version auf jeden Fall. Ob es aber auch den Kauf des Albums lohnt möchte ich fast verneinen, da der Klassiker musikalisch gesehen schon excellent ist und hier lediglich mit moderner Technik neu interpretiert wird. Bemerkenswert ist vielleicht noch ein Vergleich bei "The Sage" - hier merkt man sehr gut, wie Lakes Stimme sich doch gewandelt hat.
Es bleibt abzuwarten, ob ELP noch mal zu alter Klasse oder zumindest zu schönen Rockalben wie "Black Moon" zurückfinden können. In letzter Zeit haben sie getourt und es ist auch vor kurzem ein Livealbum erschienen. Vom Kauf des Livealbums "Live in the Royal Albert Hall" anläßlich der "Black Moon" Tour kann ich aber nur abraten. Musikalisch bietet es nichts neues und klanglich gesehen ist es eine reine Katastrophe. Das 1972 aufgenommene "Pictures at an exhibition" klingt hier sogar noch besser.
Kleiner Nachtrag: Im Dezember '98 hat Greg Lake die Gruppe verlassen (er war unzufrieden damit, daß er das kommende neue Album nicht produzieren sollte und er äußerte auch seinen Unmut darüber, daß die Gruppe auf den letzten Alben nicht mehr so innovativ wie in den 70ern war) und es sieht zur Zeit so aus, als wäre die Geschichte von ELP damit erst einmal zu Ende. Wenn man sich "In The Hot Seat" betrachtet ist die Entscheidung von Lake vielleicht verständlich. Schade ist es trotzdem.
5/15 Punkte
(1994)
Dieses Album ist schlicht und ergreifend von Produzent Keith Olsen kaputtproduziert worden. Es klingt so, als würden Produzent und Gruppe in zwei verschiedene Richtungen laufen wollen - nur daß Olsen dabei immer die Oberhand behält. Auf knapp der Hälfte der Lieder ist er auch als Co-Komponist verzeichnet.
Zwischenzeitlich hatte es bei Keith Emerson nach all den wilden Jahren exzessiven und manchmal auch übertriebenen Tastenspiels starke Probleme mit dem Ellenbogen gegeben. So starke, daß er sich einer Operation unterziehen mußte, da er nicht mehr in der Lage war, zu spielen. Es war danach völlig ungewiß, ob er jemals wieder Keyboard spielen könnte.
Sicherlich sehr tragisch, wenn es dazu gekommen wäre. Zum Glück konnte Emerson weiterspielen. Und so gesehen ist der Opener des Albums "Hand of truth" eine Kampfansage an das eigene gerade überstandene Leiden.
Emerson zeigt, daß er durchaus wieder sehr gut spielen kann. Musikalisch ist "Hand of truth" noch eines der besten Stücke auf dem Album, bleibt aber insgesamt doch hinter "Black Moon" vom Vorgängeralbum zurück, wenn es auch ähnlich strukturiert ist.
"Daddy" ist ein sehr eindringliches Lied von Lake über einen Vater, dessen kleine Tochter das Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Das war es aber schon fast.
Hier und da klingen dann bei einigen Liedern kurze Anleihen an den alten ELP Sound auf, insgesamt betrachtet klingt es aber uninspiriert und gelinde gesagt langweilig. Auf "Thin Line" z.B. wird gar Backgroundgesang eingesetzt, etwas, das ELP nie getan haben und es klingt nach allem möglichen - bloß nicht mehr nach ELP.
Emerson zufolge achtete Olsen darauf, daß nicht mal ansatzweise so etwas wie "Konzept" auftaucht, er hätte gerne ein längeres Stück, inspiriert von Bob Dylans "Man in the long black coat", geschrieben - jedoch wollte Olsen nicht. So gibt es nur eine kurze Coverversion des Dylansongs, die recht bieder klingt leider.
Großer Bonus bei "In the Hot Seat" ist eine Dolby Surround-Version des ELP-Klassikers "Pictures at an exhibition". Hier allein klingt wirklich alte Klasse und Brillanz auf. Neues wird natürlich nicht geboten, wenn auch der Sound hier um Längen besser als bei dem damals live aufgenommenen Original ist. Da ich leider keinen Surround-Verstärker besitze kann ich nicht sagen, ob der Surround-Klang gelungen ist, aber auch so klingt es sehr gut, wenn auch stellenweise die allzu modernen Keyboardsounds stören. Interessant ist diese Version auf jeden Fall. Ob es aber auch den Kauf des Albums lohnt möchte ich fast verneinen, da der Klassiker musikalisch gesehen schon excellent ist und hier lediglich mit moderner Technik neu interpretiert wird. Bemerkenswert ist vielleicht noch ein Vergleich bei "The Sage" - hier merkt man sehr gut, wie Lakes Stimme sich doch gewandelt hat.
Es bleibt abzuwarten, ob ELP noch mal zu alter Klasse oder zumindest zu schönen Rockalben wie "Black Moon" zurückfinden können. In letzter Zeit haben sie getourt und es ist auch vor kurzem ein Livealbum erschienen. Vom Kauf des Livealbums "Live in the Royal Albert Hall" anläßlich der "Black Moon" Tour kann ich aber nur abraten. Musikalisch bietet es nichts neues und klanglich gesehen ist es eine reine Katastrophe. Das 1972 aufgenommene "Pictures at an exhibition" klingt hier sogar noch besser.
Kleiner Nachtrag: Im Dezember '98 hat Greg Lake die Gruppe verlassen (er war unzufrieden damit, daß er das kommende neue Album nicht produzieren sollte und er äußerte auch seinen Unmut darüber, daß die Gruppe auf den letzten Alben nicht mehr so innovativ wie in den 70ern war) und es sieht zur Zeit so aus, als wäre die Geschichte von ELP damit erst einmal zu Ende. Wenn man sich "In The Hot Seat" betrachtet ist die Entscheidung von Lake vielleicht verständlich. Schade ist es trotzdem.
5/15 Punkte