Brian Auger Interview

 
The Return of Brian J.
 
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Brian Auger Interview

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Gepostet: 31.01.2007 - 00:05 Uhr  ·  #1
Brian Auger`s Oblivion Express
Live in Koblenz-Güls, Cafe Hahn, 25.10.2006
Dank an Andrea Kossin & Sanctuary Records GmbH
Livebilder : Anton J. Höfler
Bilder beim Interview: Walter Mehlem
Übersetzerin (in den Bilder ersichtlich): Elaine Turner

Der Dank des Musikzirkus geht an unser Mitglied "Wolf", ohne seine Vorarbeit wäre dieses Interview nicht möglich gewesen.
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MZ: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Eric Burdon ? Die daraus entstandene CD "Access All Areas" (1993) sprüht ja nur so vor Spielfreude.

Brian: Das war eine recht spontane Entscheidung. Eric rief mich an und fragte, ob ich mit ihm zusammenarbeiten möchte. "Let`s make a new music, modern and progressiv." Wir gingen mit einer starken Band weltweit auf Tournee, was aus dem daraus resultierenden gemeinsamen Album dokumentiert wird.



MZ: Trauerst Du der "guten, alten Zeit" nach oder spielt das Hier und Jetzt eine Rolle in deinem Leben ?
Brian: Ja, die gute, alte Zeit (lacht). Jede Menge Action. Wir tourten durch die Welt, brachten Platten raus und hatten Hits. Aber die Manager stahlen unser Geld. Wir hatten nichts und fingen wieder bei null an. Im Hier und Jetzt geht es uns wesentlich besser. Wir arbeiten für unser Geld und kein gieriger Manager nimmt es uns weg. Die "alten Zeiten" waren gut, aber die Neuen sind besser.



MZ: Du scheinst ja unverwüstlich. Geht es den ehemaligen Mitstreitern ebenso ? Wir denken da an Julie Driscoll oder Pete York.

Brian: Unverwüstlich, ja. Viele, die ich kannte, haben sich selber durch Drogen und Alkohol zerstört, andere wie Jimi Hendrix sind tot. Irgendwann merkte ich, dass ich nicht richtig spielen konnte, wenn ich trank. Andere mögen das können, ich nicht. Also musste ich mich entscheiden und das Spielen war mir wichtiger (Anmerkung: Brian hat in der Tat während und nach dem Konzert keinen Alkohol angerührt) Julie hat nach Auflösung der Trinity den Pianisten Keith Tippett geheiratet. Wir hatten eine gute und erfolgreiche Zeit miteinander, aber irgendwann trennen sich die Wege (Anmerkung: 1978 spielten Brian und Julie gemeinsam das Album "Encore" ein). Julie ist weiterhin mit Keith verheiratet. Wir haben noch Kontakt miteinander, schreiben uns Weihnachtskarten (lacht). Julie tritt hier und da auf. Die Leute kommen und wollen ihre alten Hits hören und gehen enttäuscht nach Hause, wenn sie das nicht tut.

MZ: Bei eurem Song "This Wheels On Fire" habt ihr im Refrain diesen Phasing Effekt, der dem Song das gewisse Etwas gibt, benutzt. Wie kam es dazu ? Wessen Idee war das?

Brian: Das war 1967. Bob Dylan`s "Basement Tapes" erreichten auch England. Manfred Mann war der erste, der sie erhielt und nahm "Mighty Quinn" auf und der Song wurde ein weltweiter Hit. Wir versuchten es mit "This Wheel`s On Fire". Wir nahmen den Bass und auf dieser "Walking Bass Line" spielte ich einen Overdub mit der Orgel. Aber wir kamen nicht richtig weiter. Es war unser Ton Ingenieur Eddy Offord, der später auch für Yes arbeitete, der diese "Big Box" anschleppte und die Idee mit der Phasing-Schleife hatte.



MZ : Was ist mit Alex Ligertwood, der nach diversen Alben mit Oblivion Express (Second Wind, `72; Live Oblivion, `75) zu Carlos Santana ging, war er nicht einer der besten weißen Soulsänger ?
Brian: Ja, Alex, er lebt heute gerade mal eine Meile von mir entfernt in Santa Monica, Californien. Er ist wirklich ein großartiger Soulsänger. Wir sehen uns öfter und er tritt häufiger in L.A. auf. Es gibt dort eine riesige Scene und Alex präsentiert Songs aus seiner Zeit mit Oblivion Express und Santana oder seiner Zeit bei Spyro Gyra.

MZ: Deine Musik wird mittlerweile in die Rubrik Acid Jazz eingeordnet. Kannst du mit dieser Einschätzung leben ?

Brian: Das ist schon seltsam. Da treten in der Tat 12,13jährige Kids an mich ran und fragen nach Indian Rope Man. Sie kennen unsere alten Songs und besorgen sich unsere Platten. Dabei waren sie nicht einmal geboren, als diese erschienen sind.

MZ: Du hast einen neuen Bassisten in deiner Band, eigentlich war Derek Frank angekündigt.

Brian: Wir spielen mit 5 verschiedenen Bassisten. In L.A. gibt es eine riesige Scene und viele sehr gute, junge Musiker. Gerade deswegen sind sie oft auf mehrere Jobs angewiesen und müssen flexibel sein. Einer ist zur Zeit mit Tom Jones unterwegs, ein anderer mit einer Latino-Sängerin mit Band. Ein Dritter arbeitet als Lehrer und muss zur Zeit unterrichten. Nun ist Doug Shrieve unser neuer Bassist. In L.A. ist er völlig unbekannt. Er klopfte an unserer Tür und wir waren erstaunt über seine Klasse am Bass. Er hat erst 4 Gigs mit uns gespielt und harmoniert hervorragend.

MZ: Was machen dein Sohn Karma und Tochter Savannah nebenher für Musik ?

Brian: Karma ist ein sehr engagierter, junger Mann. Er ist nicht nur ein exzellenter Drummer, sondern auch ein Producer und Engineer. Zudem ist er der Organisator in der Band. In L.A. hat er eine eigene Formation, "Ground Control" (die Frage nach Savannah blieb unbeantwortet; von Karma Auger existiert ein Soloalbum "Blue Groove").



MZ: Wie geht es weiter, gibt es Projekte oder eventuell eine neue CD von Dir ?

Brian: Im November haben wir Auftritte in Frankreich, Spanien, Österreich, Tschechien und am 04.12. spielen wir beim Jazz Festival in Monte Carlo. Weihnachten sind wir zu Hause. Dann geht`s weiter nach Australien (u.a. Sydney), im Februar nach Japan (u.a. Tokio, Osaka), dann nach Hawaii bis wir im April wieder in den Staaten sind. Und dann wird es auch bestimmt wieder ins Studio gehen. It`s never ending....

Das Interview führte Horst Maibach für den Musikzirkus.




Concert - Splitter
Brian Auger`s Oblivion Express
Live in Koblenz-Güls, Cafe Hahn, 25.10.2006
Dank an Andrea Kossin & Sanctuary Records GmbH
Livebilder : Anton J. Höfler
Bilder beim Interview: Walter Mehlem
Übersetzerin (in den Bilder ersichtlich): Elaine Turner



Auger1KCa. 300 Zuschauer versammeln sich im gefüllten, aber nicht überfüllten Cafe Hahn, dem Knotenpunkt Koblenzer Kultur und Kleinkunst, direkt an der Mosel gelegen.
Hier gaben sich auch schon die Yardbirds, die Spencer Davis Group, Chris Farlowe und viele andere die Ehre.

Pünktlich um 20:00h beginnt das in 2 Sets unterteilte Concert. Die Bühne ist geräumig und lässt sich von allen Plätzen gut einsehen. Der Sound über die Club eigene PA kommt brilliant und bereits nach den ersten Klängen ist klar, dass es ein Event der besseren Art wird.

Auger7KBeginnend mit Freedom Jazz Dance und Truth, beide aus dem `72er Album Second Wind, zeigen einen Brian Auger, der trotz seiner 67 Jahren "voll im Saft steht". Brian "beackert" seine in Silber gestylte Hammond B3 mit Händen und Fäusten wie zu besten Zeiten.

Indian Rope Man und Light My Fire aus seiner Zeit mit Trinity und Julie Driscoll zählen zu den Höhepunkten des Abends ebenso wie Brain Damage (aus Reinforcements `75) oder Bumpin` On Sunset (aus Definitely What `68).



Zwischen den Songs brilliert Brian mit charmanten und amüsanten Ansagen und huldigt mehrfach seinem großen Vorbild Jimmy Smith, dem Pionier des Hammond B3 Sounds, oder seinem Freund und Wegbegleiter Herbie Hancock, dessen Song Butterfly (Lyrics: Brian) zur Songlist des Abends gehört.

Während des Gigs stellt Brian immer wieder die übrigen Bandmitglieder vor, allen voran Sohn Karma, der bereits seit `95 den Takt vorgibt und durch sein ebenso filigranes wie groovendes Drumplay imponiert.

Tochter Savannah, seit `99 die Vocalistin in Brian`s Band, lässt selbst Julie Driscoll in keiner Phase vermissen und ist als "the one in the middle" auch optischer Glanzpunkt des Abends.
Bassist Doug Shrieve, erst kürzlich zur Band gestoßen, harmoniert bestens mit Drummer Karma und sorgt nicht nur für den nötigen Groove, sondern nutzt jede Gelegenheit durch gekonnte und raffinierte Soloeinlagen zu überzeugen. Nach 2 Stunden Spielzeit und einer weiteren Zugabe verlassen Brian und Co. die Bühne. Nach dem Concert findet ein freundlicher und ebenso charmanter Brian immer noch Zeit ein Interview mit uns zu führen.










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hmc
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Re: Brian Auger Interview

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Gepostet: 22.02.2010 - 12:47 Uhr  ·  #2
Ja ja, Return Of BJ hat damals den Anfang gemacht und ein erstes Interview für den Musikzirkus geführt. Ich weiß nicht einmal, ob ich mich richtig bedankt habe.
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Re: Brian Auger Interview

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Gepostet: 22.02.2010 - 17:42 Uhr  ·  #3
Hey Horst, danke, dass du's noch mal aufgerufen hast!
Und warum hat diese geniale Auger/Burdon-Live-CD nicht den ersten Platz bei unserem Best-of-live gewonnen?
Gibt es davon eigentlich eine DVD?
Fragen über Fragen, die mir mal wieder niemand beantworten wird...................
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Re: Brian Auger Interview

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Gepostet: 22.02.2010 - 19:13 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von hmc
Ja ja, Return Of BJ hat damals den Anfang gemacht und ein erstes Interview für den Musikzirkus geführt. Ich weiß nicht einmal, ob ich mich richtig bedankt habe.


Klar, Horst, es gab ja jede Menge Resonanz zum Interview.

Tatsächlich war es mein erstes und letztes Interview.

Der Abend war wahnsinnig spannend und es hat richtig Spaß gemacht mit Brian zu talken.
Ich denke meine Singlesammlung, die ich Brian nicht vorenthalten wollte, hat ihm sehr imponiert, zumal auch US-Atco Pressungen dabei waren.
xanadu
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Re: Brian Auger Interview

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Gepostet: 22.02.2010 - 19:50 Uhr  ·  #5
Hatte ihn ja danach live in Ingolstadt erlebt, einfach genial.
Wenn ich diesen Bassplayer wieder sehe, denke ich nur an das wahnsinns Solo und wie er danach sich mehr oder weniger dafür schämte dass das Publikum dafür spontan Standing Ovation gab.
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