Die argentinische rock-szene kennt drei gründerbands, aus denen
sich fast alles andere entwickelte. Die namen lauten: Almendra;
Manal und Los Gatos.
die letzteren waren 1965 die ersten; sie kamen aus Rosario, wo
sie unter den Namen Los Gatos Savajes (die Wikldkatzen) schon
furore mit rock'n'roll versionen gemach hatten.
als dem Quintet der sänger davonlief, stieß der 16-jährige Litto
Nebbia zur band. ein naturtalent als sänger, gitarrist und songschreiber,
legte er bald stücke in jeder gewünschten richtung vor: beat,
rhythm'n'blues; garage, blues; der Beatles- und Kinks-fan Lito hatte von
allem was drauf.
die einzige LP der band erschien 1965 bei Music Hall (ein für
argentinien-sammler ganz legendäres label) und enthielt 12
stücke'; 2 cover-versionen (eins davon von den Everly Brothers,
vom 2. ist mir das original unbekannt) und 10 Litto originale.
die platte war ganz in spanisch gesungen und das war für die damalige
zeit eine sensation: eine rock-band, die EIGENES macht und dazu in
der EIGENEN sprache singt; das gab es bis dahin nicht.
viele argentinier sehen die Gatos Salvajes bis heute als die
truppe, die ihnen wieder ihre nationale eigenheit nahegebracht
hat und man muß verstehen, daß es mit dieser lp zu einem
spanisch-boom auch bei anderen gruppen kam.
die wildkatzen waren mittlerweile ins 300 km entfernte Buenos
Aires umgezogen, wo sie jede menge radio- und fernsehauftritte
hatten. sie hatten erfolg, aber für manche bandmitglieder nicht genug
davon und so brach man bald auseinander.
Die lp gibt es schon lange wieder in cd-form, mit noch einem
halben dutzend bonus-stücken der singles. es ist ein teil, das in
jede sammlung von freunden der frühen Beatles, Kinks, Them, etc.
gehört und hat eben ein sehr eigenes flair; so ein bißchen süd-
amerikanisch-schmachtendes ist immer dabei.
zusammen mit einer anderen verbliebenen Wildkatze; Ciro Folgliatia
(keyboards) hatte Litto schon ein neues quintett von fellträgern
aufgestellt; diesmal nur Los Gatos; die wilden waren ja wieder
zurück in Rosario.
musikalisch hatte sich nicht viel geändert; man spielte sehr melodiöse
und recht zu herzen gehenden weisen, die alle gut in die tanzschuppen
passten und sich gerne mit themen wie herz und einsamkeit und
enttäuschter liebe befaßten. typische teenager-mucke eben; fast
immer von Litto geschrieben.
Die erste single der Gatos, La Balsa, sollte einschlagen,
wie eine granate. es ist bis heute ein stück, das mit der band so
verbunden wird, wie She Loves You mit den Beatles.
in jeder diskussion über frühen argentinischen rock wird früher oder
später über La Balsa gesprochen.
es ist ein schnelles tanzstück, bei dem eine hart angeschlagene
gitarre und eine leierorgel dominieren; ein paar kleine gitarrenbreaks
sind dabei und das ganze hat diese eingängige melodie, die dir auch
nach vielen jahren nicht mehr aus dem kopf geht.
die erste lp der Gatos legte gleich mit La Balsa los und bot dann eine
mischung aus weicheren und härteren stücken, bei denen aber immer
die Melodieführung im vordergrund steht. hier und da gibts zwar schon
mal streicher und kleine seichtigkeiten, aber im großen und ganzen
war es ein überzeugendes debut der neuen gruppe.
1967 auf RCA erschienen, heißt die cd-wiederveröffentlichung nun
nicht mehr 'Same', sondern 'La Balsa'; ist ja logo.
1968 erschien die 2. lp in ähnlichem stil; sie hieß zuerst
Volumen 2; die cd-veröffentlichung machte Viento Dile A La Lluvia
daraus; denn dieses stück war nach La Balsa der 2. große hit.
trotz der darauf enthaltenen streicher geht es hier in den bereich der soft-
psychedelia; obwohl die Gatos sicher keine psych-band waren.
der rest der scheibe überzeugt wieder. Litto hatte erneut alle stücke
geschrieben; erneut dominieren seine stimme und gitarre und die
ausdrucksstarke orgel Fogliatias. ich kann kein einziges schlechtes
stück hören.
immer noch 1968 erschien Seremos Amigos;
wieder mal ist das titelstück der hammer. ansonsten ist der musikstil
zwar der alte (weil natürlich wieder 10 von 11 stücken von Litto
stammten), aber man wird ganz, ganz allmählich progressiver und
instrumentbetonter.
orgel und gitarre spielen sich von platte zu platte ein bißchen weiter
frei obwohl Litto's gesang nichts an eindringlichkeit verliert.
ein paar leichte psych-einflüsse sind hörbar, und es ist anzunehmen,
daß die jungs auf dieser scheibe zuerst mal gut einen durchzogen.
Seremos ist die vielleicht bis dahin stärkste scheibe der Katzen.
Aber: das beste kam immer noch;
obwohl es nicht so aussah:
auf dem höhepunkt angelangt, brach die gruppe auseinander;
so recht hatte man von der musik nicht leben können, denn auch in
argentinien, wie überall in südamerika, gab es nur eine prozentual
kleine mittel- und oberschicht, aus denen sich potentielle rockfans
rekruierten.
Litto's vater war gestorben und die anderen katzen vagabundierten
hungrig durch die USA und Brasilien; nicht als musiktruppe, sondern
als touristen.
dann stellte der meister wohl ein schälchen whiskas vor die tür,
denn bald miaute es draußen wieder. die totgeglaubten katzen waren
zurück, lebendiger denn je; man wischte sich die freudentränen ab.
denn:
Mit Beat Nro.1 legten sie 1969 eine scheibe vor, die gleichzeitig
härter und trotzdem noch meloldiöser wurde; und auch die schon nicht
mehr ganz neue psychedelia zog ein; bzw. wurde es manchmal sogar
etwas acidhaltig. ein traum von einer lp; ich habe sie in alten tagen
mit einem argentinischen kumpel angehört und wir heulten dabei vor
freude.
es gibt ein wechselbad von ungeheuer aufs gemüt gehenden melodien
und harten rockern mit heftigen gitarrensoli; wieder mal ist da eine
orgel, die sich dir direkt ins herz bohrt. und muß ichs betonen:
natürlich ist es immer wieder Litto, der überall durchscheint.
Beat Nro. 1 ist eine scheibe, die damals in ganz südamerika einen
guten ruf hatte und die seit ihrer wiederentdeckung auch bei den
europäischen sammlern auf der bestenliste steht.
jetzt wurde noch gitarrist Kay Galiffi gegen Norberto Napolitano,
genannt Pappo ausgetauscht.
es war ein geniestreich, denn Pappo war schon damals einer der
angesagten blues-rock gitarristen argentiniens und er sollte
später noch viel angesagter werden und viele scheiben unter
eigenem namen aufnehmen (wovon noch zu berichten sein
wird).
jetzt erst änderte sich der stil; neben Littos balladen und
melodiösen rockern mit gelegentlich leichtem psych-einschlag,
lieferte Pappo den blues-rock des machismo, mit dem er eine
ganze musikrichtung prägen sollte.
ja, an gitarre und dröhender orgel ist jetzt kein mangel mehr;
es ist genau der rock, den man verdorbenen frauen
vorspielen muß; so auch der titel der fälligen lp:
Rock De La Perdida Mujer (RCA 1970).
wieder ein klassiker ohne fehl und tadel und ein weiteres werk,
welches seither auf den bestenlisten der sammler steht; es ist
vielleicht sogar die verbreiteste scheibe der katzen.
Pappo war aber schon auf dem weg zu seiner solokarriere, die band
konnte keinen adequaten ersatz finden und so hatten die katzen ein
letztes mal zusammen miaut.
auch Litto strebte seine solo-karriere an und legte noch eine reihe
von lps unter eigenem namen vor; er trat bis vor einigen jahren immer
noch auf.
Eine re-union hat es erst in den 90ern gegeben; aber Litto ist
eigentlich dagegen; die Gatos sind also geschichte und legende.
sie haben aber die musikszene ihrer heimat in großem ausmaße
geprägt und beeinflußt und eine reihe von hervorragenden werken
vorgelegt.
dem neuen fan empfehle ich als einstieg eine der beiden letzten
lps; dann rückwärts arbeiten, um zu sehen, ob euch der stil
zusagt. wie immer ist natürlich vorsicht angesagt; man muß sich
schon in die argentinische mentalität hineinversetzen können, um
die musik richtig zu genießen.
cds (alle mikt zusatzstücken) findet man u.a. bei:
Amazon und Ebay, aber mehr noch Hot Wax und Wolfgang
Völkel.
sich fast alles andere entwickelte. Die namen lauten: Almendra;
Manal und Los Gatos.
die letzteren waren 1965 die ersten; sie kamen aus Rosario, wo
sie unter den Namen Los Gatos Savajes (die Wikldkatzen) schon
furore mit rock'n'roll versionen gemach hatten.
als dem Quintet der sänger davonlief, stieß der 16-jährige Litto
Nebbia zur band. ein naturtalent als sänger, gitarrist und songschreiber,
legte er bald stücke in jeder gewünschten richtung vor: beat,
rhythm'n'blues; garage, blues; der Beatles- und Kinks-fan Lito hatte von
allem was drauf.
die einzige LP der band erschien 1965 bei Music Hall (ein für
argentinien-sammler ganz legendäres label) und enthielt 12
stücke'; 2 cover-versionen (eins davon von den Everly Brothers,
vom 2. ist mir das original unbekannt) und 10 Litto originale.
die platte war ganz in spanisch gesungen und das war für die damalige
zeit eine sensation: eine rock-band, die EIGENES macht und dazu in
der EIGENEN sprache singt; das gab es bis dahin nicht.
viele argentinier sehen die Gatos Salvajes bis heute als die
truppe, die ihnen wieder ihre nationale eigenheit nahegebracht
hat und man muß verstehen, daß es mit dieser lp zu einem
spanisch-boom auch bei anderen gruppen kam.
die wildkatzen waren mittlerweile ins 300 km entfernte Buenos
Aires umgezogen, wo sie jede menge radio- und fernsehauftritte
hatten. sie hatten erfolg, aber für manche bandmitglieder nicht genug
davon und so brach man bald auseinander.
Die lp gibt es schon lange wieder in cd-form, mit noch einem
halben dutzend bonus-stücken der singles. es ist ein teil, das in
jede sammlung von freunden der frühen Beatles, Kinks, Them, etc.
gehört und hat eben ein sehr eigenes flair; so ein bißchen süd-
amerikanisch-schmachtendes ist immer dabei.
zusammen mit einer anderen verbliebenen Wildkatze; Ciro Folgliatia
(keyboards) hatte Litto schon ein neues quintett von fellträgern
aufgestellt; diesmal nur Los Gatos; die wilden waren ja wieder
zurück in Rosario.
musikalisch hatte sich nicht viel geändert; man spielte sehr melodiöse
und recht zu herzen gehenden weisen, die alle gut in die tanzschuppen
passten und sich gerne mit themen wie herz und einsamkeit und
enttäuschter liebe befaßten. typische teenager-mucke eben; fast
immer von Litto geschrieben.
Die erste single der Gatos, La Balsa, sollte einschlagen,
wie eine granate. es ist bis heute ein stück, das mit der band so
verbunden wird, wie She Loves You mit den Beatles.
in jeder diskussion über frühen argentinischen rock wird früher oder
später über La Balsa gesprochen.
es ist ein schnelles tanzstück, bei dem eine hart angeschlagene
gitarre und eine leierorgel dominieren; ein paar kleine gitarrenbreaks
sind dabei und das ganze hat diese eingängige melodie, die dir auch
nach vielen jahren nicht mehr aus dem kopf geht.
die erste lp der Gatos legte gleich mit La Balsa los und bot dann eine
mischung aus weicheren und härteren stücken, bei denen aber immer
die Melodieführung im vordergrund steht. hier und da gibts zwar schon
mal streicher und kleine seichtigkeiten, aber im großen und ganzen
war es ein überzeugendes debut der neuen gruppe.
1967 auf RCA erschienen, heißt die cd-wiederveröffentlichung nun
nicht mehr 'Same', sondern 'La Balsa'; ist ja logo.
1968 erschien die 2. lp in ähnlichem stil; sie hieß zuerst
Volumen 2; die cd-veröffentlichung machte Viento Dile A La Lluvia
daraus; denn dieses stück war nach La Balsa der 2. große hit.
trotz der darauf enthaltenen streicher geht es hier in den bereich der soft-
psychedelia; obwohl die Gatos sicher keine psych-band waren.
der rest der scheibe überzeugt wieder. Litto hatte erneut alle stücke
geschrieben; erneut dominieren seine stimme und gitarre und die
ausdrucksstarke orgel Fogliatias. ich kann kein einziges schlechtes
stück hören.
immer noch 1968 erschien Seremos Amigos;
wieder mal ist das titelstück der hammer. ansonsten ist der musikstil
zwar der alte (weil natürlich wieder 10 von 11 stücken von Litto
stammten), aber man wird ganz, ganz allmählich progressiver und
instrumentbetonter.
orgel und gitarre spielen sich von platte zu platte ein bißchen weiter
frei obwohl Litto's gesang nichts an eindringlichkeit verliert.
ein paar leichte psych-einflüsse sind hörbar, und es ist anzunehmen,
daß die jungs auf dieser scheibe zuerst mal gut einen durchzogen.
Seremos ist die vielleicht bis dahin stärkste scheibe der Katzen.
Aber: das beste kam immer noch;
obwohl es nicht so aussah:
auf dem höhepunkt angelangt, brach die gruppe auseinander;
so recht hatte man von der musik nicht leben können, denn auch in
argentinien, wie überall in südamerika, gab es nur eine prozentual
kleine mittel- und oberschicht, aus denen sich potentielle rockfans
rekruierten.
Litto's vater war gestorben und die anderen katzen vagabundierten
hungrig durch die USA und Brasilien; nicht als musiktruppe, sondern
als touristen.
dann stellte der meister wohl ein schälchen whiskas vor die tür,
denn bald miaute es draußen wieder. die totgeglaubten katzen waren
zurück, lebendiger denn je; man wischte sich die freudentränen ab.
denn:
Mit Beat Nro.1 legten sie 1969 eine scheibe vor, die gleichzeitig
härter und trotzdem noch meloldiöser wurde; und auch die schon nicht
mehr ganz neue psychedelia zog ein; bzw. wurde es manchmal sogar
etwas acidhaltig. ein traum von einer lp; ich habe sie in alten tagen
mit einem argentinischen kumpel angehört und wir heulten dabei vor
freude.
es gibt ein wechselbad von ungeheuer aufs gemüt gehenden melodien
und harten rockern mit heftigen gitarrensoli; wieder mal ist da eine
orgel, die sich dir direkt ins herz bohrt. und muß ichs betonen:
natürlich ist es immer wieder Litto, der überall durchscheint.
Beat Nro. 1 ist eine scheibe, die damals in ganz südamerika einen
guten ruf hatte und die seit ihrer wiederentdeckung auch bei den
europäischen sammlern auf der bestenliste steht.
jetzt wurde noch gitarrist Kay Galiffi gegen Norberto Napolitano,
genannt Pappo ausgetauscht.
es war ein geniestreich, denn Pappo war schon damals einer der
angesagten blues-rock gitarristen argentiniens und er sollte
später noch viel angesagter werden und viele scheiben unter
eigenem namen aufnehmen (wovon noch zu berichten sein
wird).
jetzt erst änderte sich der stil; neben Littos balladen und
melodiösen rockern mit gelegentlich leichtem psych-einschlag,
lieferte Pappo den blues-rock des machismo, mit dem er eine
ganze musikrichtung prägen sollte.
ja, an gitarre und dröhender orgel ist jetzt kein mangel mehr;
es ist genau der rock, den man verdorbenen frauen
vorspielen muß; so auch der titel der fälligen lp:
Rock De La Perdida Mujer (RCA 1970).
wieder ein klassiker ohne fehl und tadel und ein weiteres werk,
welches seither auf den bestenlisten der sammler steht; es ist
vielleicht sogar die verbreiteste scheibe der katzen.
Pappo war aber schon auf dem weg zu seiner solokarriere, die band
konnte keinen adequaten ersatz finden und so hatten die katzen ein
letztes mal zusammen miaut.
auch Litto strebte seine solo-karriere an und legte noch eine reihe
von lps unter eigenem namen vor; er trat bis vor einigen jahren immer
noch auf.
Eine re-union hat es erst in den 90ern gegeben; aber Litto ist
eigentlich dagegen; die Gatos sind also geschichte und legende.
sie haben aber die musikszene ihrer heimat in großem ausmaße
geprägt und beeinflußt und eine reihe von hervorragenden werken
vorgelegt.
dem neuen fan empfehle ich als einstieg eine der beiden letzten
lps; dann rückwärts arbeiten, um zu sehen, ob euch der stil
zusagt. wie immer ist natürlich vorsicht angesagt; man muß sich
schon in die argentinische mentalität hineinversetzen können, um
die musik richtig zu genießen.
cds (alle mikt zusatzstücken) findet man u.a. bei:
Amazon und Ebay, aber mehr noch Hot Wax und Wolfgang
Völkel.
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