Mangenta Alben “Revolutions“,”Seven” und “Home”

 
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Mangenta Alben “Revolutions“,”Seven” und “Home”

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Gepostet: 10.06.2008 - 12:20 Uhr  ·  #1
Mangenta Alben “Revolutions“,”Seven” und “Home” 2003 – 2006


Revolutions
(2001 - Christina, R. Reed , S. Reed, Robinson)

Magenta ist das neue Projekt von Rob Reed, der sich im Progzirkus zuvor schon mit Cyan und The Fyreworks versucht hat. Rob Reed ist ganz offenbar ein glühender Fan von Yes, Genesis und Mike Oldfield, wobei hier und da auch andere Progbands ihre Einflüsse zeigen. Nach eigener Aussage hält Rob Reed die Imitation für die höchste Form der Schmeichelei, das gesagt kann man "Revolutions" als beinahe perfekte Schmeichelei verstehen. Gab es die Einflüsse in der einen oder anderen Form schon bei Rob Reeds Vorgängerprojekten zu hören, so bildet Magenta den bisherigen Höhepunkt.

Man kann von Retroprog und Clonebands halten, was man mag, wenn es gut gemacht ist, kann diese Art der Musik großen Spaß bereiten, vor allem wenn man bedenkt, daß die kopierten Orginalbands in den meisten Fällen schon seit Jahrzehnten nichts vergleichbares mehr hervorgebracht haben. Und somit ist "Revolutions" das ideale Heilmittel für alle Prognostalgiker, die auf ein neues Album von Yes oder Genesis warten.

"Revolutions" bietet vier Epen um die 20 Minuten, dazu gibt es zwei kurze instrumentale Intermezzi und ein knapp achtminütiges Lied zum Ende der CD. Wer jetzt an "Tales From Topographic Oceans" denkt, denkt allerdings falsch, auch wenn "Revolutions" ebenfalls ein Konzeptalbum ist und ungeniert Yes (und in etwas geringerem Maße auch Genesis und anderen) huldigt. Der Steve Howe Gedächtnispreis geht ebenfalls eindeutig an Magenta in Form von Gastgitarist Martin Shellard, doch schwelgen Magenta im Schönklang, Kanten und Ecken wird man vergeblich suchen, aber Kanten und Ecken wollen Magenta auch gar nicht bieten. Unterstützt wird der Schönklang dann auch noch vor allem von Sängerin Christina, die einer Annie Haslam von Renaissance in nichts nachsteht. Sie bietet glockenreinen, wunderschönen Sopran wie man ihn seit seligen Renaissance-Zeiten kaum gehört hat, Christina ist eine echte Bereicherung im an Frauenstimmen recht armen Proggenre.

Die Musik tut ihr übriges, schöne Melodien werden von gekonnt eingesetzten Progzitaten garniert, die immer wieder für das wohlige Wiedererkennensgefühl sorgen. Ein perfektes Beispiel ist hier "Genetesis", das witzigerweise keine Hommage an Genesis sondern eine unverhohlene Huldigung an Yes darstellt. Ein wenig Keyboard à la "Tales From Topographic Oceans", etwas Gitarre à la "Your Move", dazu ein instrumentales Intermezzo auf der Harfe das ungeniert "Awaken" zitiert (inklusive, wenn auch synthetischer, Kirchenorgel), fertig ist die perfekte Hommage an Yes. Das ganze klingt so gut und dabei auch schön, daß man Rob Reed einfach nicht böse sein kann und selbst Clonebandverachter müssen Magenta Respekt zollen.

Wer sich also auf den nostalgischen Retrotrip einlassen möchte, bekommt ein exzellentes Doppelalbum geboten, das zu keiner Zeit langweilt oder bemüht wirkt. Die diversen Zitate wirken wie ein integraler Bestandteil der Musik. "Revolutions" ist damit eine wunderschöne Synthese aus Yes, Genesis und Renaissance, das sich zu keiner Zeit schämt zu zitieren, doch bei allen Zitaten auch genug eigenständige Melodien mitbringt, so daß das Resultat auf ganzer Linie überzeugen kann. Das Album ist allen Nostalgikern und Retroprogfans unbedingt zu empfehlen.

12/15 Punkte

Seven
(2004 - Christina, R. Reed , S. Reed, Robinson)

Für das zweite Album Magentas hat Rob Reed seine Rezeptur im Vergleich zum Vorgänger "Revolutions" kaum geändert. "Seven" ist ebenfalls ein Konzeptalbum, das sich diesmal um die sieben Todsünden dreht und wie schon beim ersten Album huldigen Magenta auf "Seven" ungeniert ihren großen Vorbildern Yes und Genesis, garniert mit ein paar Tupfern Renaissance in Form von Sängerin Christina, die wie eine Schwester von Annie Haslam klingt. Ein neues Element ist das Orchester, das die Band auf einigen Liedern unterstützt und sich dabei harmonisch ins Gesamtgefüge eingliedert.

Somit gilt für "Seven" im Grunde genommen das gleiche wie für "Revolutions": Prognostalgiker und Retroprogfans werden an "Seven" kaum vorbeikommen, die Mixtur aus wohlig vertrauten Progzitaten, eigenständigen und vor allem sehr eingängigen Melodien, sowie schön klingendem Gesang ist beinahe unwiderstehlich. Und selbst eindeutige Zitate wie auf "Envy", das in manchen Passagen "Entangled" von Genesis nachempfunden ist, stoßen nicht sauer auf, sondern unterstreichen nur das kuschelige Nostalgiegefühl.

Wenn es Kritikpunkte gibt so ist es eben diese Kuscheligkeit, es fällt ein gewisser Mangel an Kernigkeit in der Musik auf. Wo es sowohl Yes als auch Genesis gerne mal etwas krachen ließen und dynamischer zu Werke gingen, vertraut Rob Reed allein auf Wohlklang und Harmonie. Die Musik ist auf positive Weise als lieblich zu bezeichnen, ob das dann aber auch zum Konzept der sieben Todsünden paßt, sei dahingestellt. Über die knapp 76minütige Spieldauer der CD hätte man sich gelegentlich doch hier und da etwas mehr Dynamik gewünscht. Doch letztlich ist das kein allzu bitterer Wermutstropfen. Rob Reed verfolgt seine Linie des Wohlklangs konsequent, findet stets das passende Yes- und Genesis-Zitat, um den Liedern ein nettes Gefühl der Vertrautheit zu geben, und hat doch dabei genug Eigenständigkeit, um nicht zur bloßen *opie auszuarten. Somit ist auch "Seven" unbedingt zu empfehlen. Allenfalls Menschen mit einer gewissen Saccharinallergie und solche, die es gerne etwas lauter und aggressiver haben, könnten "Seven" etwas zahm finden.

11 Punkte

Home
(2006 - Christina, C. Fry, D. Fry, Mason-Jones, R. Reed, S. Reed, Rosser)

Auch im Jahr 2006 hat sich an dem Konzept Magentas im Prinzip wenig geändert. Mastermind Rob Reed schwelgt nach wie vor im Wohlklang, zitiert, wenn auch im geringerem Ausmaß, gekonnt und ungeniert Klassiker wie Yes und Genesis, wobei es diesmal auch etwas mehr von Mike Oldfield und erstmals auch Pink Floyd zu hören gibt. Das ganze wird kuschelig, warm und weich in Flanell verpackt, als Zugabe gibt es dazu noch eine Zuckerstange in Form von Christinas lieblichem Gesang.

Heraus kommt ein Konzeptalbum, das sich diesmal nicht so sehr symphonisch gibt wie die Vorgänger, sondern songorientierter konzipiert ist, so gibt es nur ein Lied das jenseits der 10 Minuten Marke angesiedelt ist, der Rest bewegt sich zwischen vier und sieben Minuten.

Was dann auch ein kleines Problem darstellen kann, funktionieren die Yes- und Genesis-Zitate doch eben am besten im symphonischen Umfeld, im Songformat hingegen sieht die Sache schon anders aus, und so ist es kein Wunder, daß die üblichen Anleihen bei den geliebten Vorbildern auf "Home" diesmal knapper ausgefallen sind als noch auf "Revolutions" und "Seven".

Leider besitzt "Home" deshalb auch nicht ganz den Charme der anderen Alben. Der Wohlklang und die Lieblichkeit überziehen die zumeist mit einem gemächlichem Tempo ausgestatteten Kompositionen mit einem recht dicken Zuckerguß, das Ganze ist dann zwar immer noch (oder erst recht) schön anzuhören, mit Retroprog hat es dann aber nur noch entfernt etwas zu tun, was schade ist, war doch gerade das bisher Magentas große Stärke.

Kann es so etwas wie Kuschelprog geben? Wenn ja, dann sind Magenta mit "Home" die wohl bisher einzigen und perfekten Vertreter dieses Genres. Ich mag "Home" Retroprogfans und Yes- bzw. Genesisnostalgikern nur bedingt empfehlen. Fans von Magenta hingegen werden auch "Home" sofort ins Herz schließen. Und wer einfach nur lieblichen Frauengesang im Stile Annie Haslams umrahmt von harmonieseligen Melodien mag, der sollte ebenfalls "Home" seiner CD-Kollektion hinzufügen. Besseres aus dem Bereich gibt es nicht. Wer sich zudem die Special Edition zulegt bekommt als Zugabe eine Bonus-CD mit 40 Minuten Musik, die qualitativ in keinster Weise abfällt.

Bei zukünftigen Alben sollte Rob Reed aber darauf achten bei aller Vorliebe für Wohlklang und Harmonie den Zuckerguß nicht zu dick aufzutragen. So macht sich beim dritten Album jetzt doch ein gewisser Abnutzungs- bzw. Überzuckerungseffekt bemerkbar.

10 Punkte
hmc
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Gepostet: 13.10.2009 - 11:16 Uhr  ·  #2
Ich werde ein Stück in meiner Sendung (26.10.09) von der Truppe spielen.
Die "Revolutions" ist schon klasse und erinnert durchaus an Renaissance.
firebyrd
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Re: Mangenta Alben “Revolutions“,”Seven” und “Home”

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Gepostet: 13.10.2009 - 11:51 Uhr  ·  #3
hmc
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Gepostet: 13.10.2009 - 12:34 Uhr  ·  #4
firebyrd, mich freut es, dass Du die Band schätzt.
hmc
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Gepostet: 12.07.2011 - 13:13 Uhr  ·  #5
Hoch damit, Dirk hat da noch Nachholbedarf.
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Re: Mangenta Alben “Revolutions“,”Seven” und “Home”

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Gepostet: 12.07.2011 - 16:33 Uhr  ·  #6
Vielen Dank dafür. Die hier besprochenen werde ich wohl in den kommenden Tagen ordern.
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