Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ WHV, 22.3.2009

 
firebyrd
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Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ WHV, 22.3.2009

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Gepostet: 23.03.2009 - 20:06 Uhr  ·  #1
Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ Wilhelmshaven, 22.3.2009

“It don’t mean a thing if it ain’t got that swing”, so einst Duke Ellington.

Ja, den swingenden Elementen mangelte es so gar nicht, als sich die 17 Musiker der Big Band um ihren Bandleader Lothar Krist zum 15.Mal im Pumpwerk vorstellten, und das – man bemerke – ohne Gage!

Der Reinerlös aus den Eintrittsgeldern kommt wie immer kulturellen Zwecken der Stadt zugute.

Und das die Kassen relativ gut „klingelten“, dafür hatten reichlich anwesende Besucher gesorgt.

Ein für Jazzveranstaltungen nicht gerade üblich gut besuchtes Haus überraschte mich dann auch wieder, obwohl ich feststellen musste, dass gut 80 % der Besucher auch sonst nicht unbedingt bei Jazzveranstaltungen anwesend sind.
Und „eingefleischte“ Jazzer konnte ich andererseits so gar nicht erblicken.

Wieso eigentlich – war das anderer Jazz am Sonntag Nachmittag um 17.00h???

Musik zum Tanztee????

Aber das ist eine andere Geschichte, hier geht es um die Hannover Big Band und ihre Vorstellung.

Die Band existiert nun bereits seit 1987 und „beherbergt“ professionelle Jazzmusiker , die sich, so erfuhren wir , jeden Montag Abend treffen, um zu proben!

Und genau das hörte man auch – die Arrangements waren perfekt, das war dermaßen stimmig, die Band harmonierte so wunderbar miteinander, dass es eine Freude war, dieser daraus erwachsenden Elastizität im Spiel zu lauschen.

Ferner zeichnet sich die Band durch eine große stilistische Bandbreite aus, die es ermöglicht, sich verschiedenen Musikrichtungen zu öffnen, so auch belegt durch diverse Projekte in Verbindung mit Kirchenmusik beispielsweise.

Doch das Konzert am Sonntag war bestimmt durch 3 Elemente, erstens eine Hommage an den großartigen Klarinettisten und Bigband-Leader Benny Goodman, zweitens einige Arrangements von zeitgenössischen Titeln und drittens die Vorstellung des Gaststars, nämlich des Perkussionisten Nené Vásquez aus Venezuela, der u.a. mit Shakira, Celia Cruz, Bootsy Collins und Mousse T. zusammenarbeitete.

Diese 3 Teile erstreckten sich über den Zeitraum von ca. 17.10h bis 19.40h inklusive einer viertelstündigen Pause und 2 Zugaben.

Besetzt war die Band mit 5 Holzbläsern (Saxofone, Klarinette, Flöte), und 9 Blechbläsern, mit 5 Posaunen und 4 Trompeten, dazu Piano, Bass und Schlagzeug, sowie später der genannte Perkussionist.

Der „Benny Goodman“-Reigen wurde mit dem „St.Louis Blues March“ von W.C.Handy eröffnet und weiter ging es mit Titeln wie „Let’s dance“, „Flying home“ und einem wahren „Showcase“ für ein Trio aus Klarinette, Piano und Schlagzeug, in dem Günther Peschke, cl, Andy Mokrus, p und Michael Aures, dr die Positionen von Benny Goodman, Teddy Wilson und Gene Krupa mit dem Stück „I got rhythm“ einnahmen, und das höllisch swingend und mitreissend!

Mit voller Kraft gab es noch satten Sound pur, u.a. mit „Jumpin’ at the woodside“ und einer Komposition eines zeitgenössischen Swingers , Gordon Goodwin, mit seiner Widmung an Benny mit dem Titel „Sing Sang Sung“, der auf unterhaltsame Weise den Stil Goodmans in die Neuzeit transferierte.

Nach der Pause dann der „moderne Teil“, wiederum mit einem Marsch beginnend, dem berühmten Stück von Benny Golson, das dieser auch schon mit Art Blakey’s Jazz Messengers aufgenommen hatte, den „Blues March“.

Eine wirklich aussergewöhnliche Komposition Golson’s durften wir auch miterleben, das Stück „Vas Simeon“, zu dem Golson angeblich inspiriert worden sein soll, als vor seinem Fenster ein Skateboardfahrer ständig hin- und herfuhr und ihn offensichtlich nervte.

Das von einem Saxofon vorgestellte Thema bohrte sich ohrwurmmässig schnell in die Gehörgänge und wurde durch das hervorragende Arrangement von der restlichen Band sehr gut „umspielt“

Anfänglich ein wenig zögerlich und nur bei „I got rhythm“ etwas im Vordergrund, konnte sich hier der Pianist bei diesem Hard Bop-Titel entsprechend entfalten, wie auch die übrigen Musiker nun, bei den modernen Arrangements, mehr Spielraum für ihre sehr guten Soli erhielten.

Und , wie Lothar Krist bemerkte, seien alle Musiker auch Solisten.
Hierbei fiel mir besonders positiv einer der Trompeter, Daniel Zeinoun, auf, der mit spitzem Ton in kraftvolle Höhen vorstieß und bei mir Erinnerungen an Maynard Ferguson weckte.
So konnte er dieses besonders zeigen in dem nun folgenden , mehr lateinamerikanisch orientierten Teil mit Mambo- und Salsaklängen, zum Beispiel bei einem Stück seines Trompeterkollegen Arturo Sandoval.

Und der Gaststar, Nené Vásquez, war nun an der Reihe. Mit großen Schritten eilte er aus dem Publikum herbei, erklomm schwungvoll die Bühne und setzte sich an seine 3 Trommeln.

Im Schwenk der Band zu den neuen Klängen untermauerte er durch sein perkussives Spiel den hitzigen Sound , den man von „coolen Norddeutschen“ vielleicht so gar nicht erwartet.

Die erhoffte Präsenz eines „special guests“ und der damit im allgemein einhergehender besonders hervorstechender Virtuosität vermochte Vásquez meiner Meinung nach nicht immer zu erfüllen, waren seine beiden Soloeinlagen nicht unbedingt von der erhofften Ideenvielfalt gestaltet.

Im Dialog mit dem Banddrummer konnte Vásquez den „Vorteil“ seiner lateinamerikanischen Herkunft aus meiner Sicht zumindest nicht ausspielen, war ihm Aures in seinem elastischen Spiel doch mindestens gleichwertig im emotionalen Ausdruck.
Und überhaupt wusste der Drummer durch sein einfühlsames Spiel in den unterschiedlichen Stücken zu überzeugen.

Mein persönlicher Höhepunkt war dann der letzte Titel des „offiziellen Teils“, eine Komposition von Chick Corea, „La Fiesta“.

Ursprünglich bekannt geworden ist dieser Titel auf „der Platte mit der Möwe“, dem ECM-Album „Return To Forever“, das Corea 1972 zusammen mit Joe Farrell, Stanley Clarke, Flora Purim und Airto Moreira vorlegte.

Hier, in der Big-Band-Bearbeitung, zusammen mit der lateinamerikanischen Perkussion, wurde dieses Stück zu neuem Leben erweckt, das spanische Element riss emotional mit und Krist brachte ein feines Solo auf der Querflöte.

Anschliessend zwei Zugaben, wobei das letzte Stück sehr geschickt gewählt wurde, die wunderschöne „Moonlight Serenade“, die Serenade, die uns leicht romantisch-beschwingt auf den Heimweg entliess. Ein schöner Abschluss eines sehr guten Konzertes, dass uns zeigte, dass Jazz noch nicht ganz tot ist, solange er auch , wie im Falle der Hannover Big Band, fast schon eher als „Freizeitvergnügen“ betrieben wird.

Allen Freunden guter Musik empfehle ich , eine der nächsten Auftrittsmöglichkeiten zu nutzen:

26.4.2009 SOLTAU
20. und 21. 5. 2009 HANNOVER

Wolfswing
hmc
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Re: Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ WHV, 22.3.2009

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Gepostet: 23.03.2009 - 20:26 Uhr  ·  #2
Klasse erzählt, aber was sage ich da.

Gibt es da digitale Sachen zu ordern oder gar eine Live CD?
Guestuser
 
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Gepostet: 24.03.2009 - 08:36 Uhr  ·  #3
Ja, es gibt Aufnahmen mit der BigBand.
Zu bestellen über die Homepage www.hannover-bigband.de

"In the Mood" - Greatest Hits der SwingÄra und ein paar Schmankerl.

"Duke Ellington, A Concert of Sacred Music" für Chor, Solisten, BigBand und Steptänzer. Mit dem Freiburger Jazzchor und der New Yorker Sängerin Freida Williams.

"Sigvald Tveit, Norwegische Jazzmesse" - in deutscher Übersetzung, mit Wencke Myhre als einer Solistin.
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Re: Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ WHV, 22.3.2009

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Gepostet: 24.03.2009 - 10:45 Uhr  ·  #4
jazzfan, danke und herzlich willkommen hier.
hmc
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Re: Hannover Big Band – Live im „Pumpwerk“ WHV, 22.3.2009

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Gepostet: 24.03.2009 - 14:18 Uhr  ·  #5
Konnte keine Bestellmöglichkeit entdecken, muss ich wohl via Mail Kontakt aufnehmen.

Oder habe ich etwas übersehen?
firebyrd
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Re: cd's lothar krist hannover bigband

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Gepostet: 24.03.2009 - 20:09 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von jazzfan
Ja, es gibt Aufnahmen mit der BigBand.
Zu bestellen über die Homepage www.hannover-bigband.de

"In the Mood" - Greatest Hits der SwingÄra und ein paar Schmankerl.

"Duke Ellington, A Concert of Sacred Music" für Chor, Solisten, BigBand und Steptänzer. Mit dem Freiburger Jazzchor und der New Yorker Sängerin Freida Williams.

"Sigvald Tveit, Norwegische Jazzmesse" - in deutscher Übersetzung, mit Wencke Myhre als einer Solistin.


Ein herzliches HALLO von Jazzfan zu "jazzfan"! :D

Wird man zukünftig mehr von Dir hier hören?
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