Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

schlicht und ergreifend

 
firebyrd
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Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

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Gepostet: 10.02.2009 - 11:03 Uhr  ·  #1
Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin


Man kann noch so oft auf diesen Musiker(Darrow) hinweisen, irgendwie bleibt er offensichtlich immer unbeachtet.

Mein nächster Versuch einer CD-Vorstellung wird sicher auch nicht dazu führen, dass Chris Darrow der neue Superstar wird, und auch die Tatsache, dass er dieses Album zusammen mit Robb Strandlund aufgenommen hat, wird nicht dazu beitragen.

Darrow und Strandlund, Urgesteine der kalifornischen Musikszene, hier 2006 mit einer erneuten Zusammenarbeit, die bereits in den 70er Jahren früh begann.

Wem der Name Strandlund irgendwie bekannt sein sollte – in Verbindung mit den Eagles taucht er als Mit-Autor auf „Already Gone“ auf.

1977 war es eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit der beiden Musiker mit den RANK STRANGERS.

Und nun das hier. Man konzentrierte sich hier, was man der Songauswahl mit sicherem Blick entnehmen kann, auf jene Jahre, in denen Rock ‚n’ Roll durchaus beliebt war, und so hören wir interessante Coverversionen von Titeln , etwa zwischen 1954 und 1964 entstanden.

Eine sehr „altmodische“ Musik wird und präsentiert, aber in Verbindung damit auch eine sehr emotionale und eingängige Stimmung, die den Hörer „direkt“ trifft.

Nichts Tiefschürfendes, direkt auf den Punkt gespielte Musik, die schlicht und einfach zum angenehmen Zuhören fordert.

Titel aus der Welt des Rock ‚n’ Roll werden um solche, die einst von Country-Musikern gespielt wurden, ergänzt, und das von den beiden Musikern und ihren Mitstreitern in einem neuen Umfeld auf sehr eigene Weise interpretiert, eine gelungene Rückschau, nicht ohne einen Hauch Nostalgie, die sich dann auch in der (vielleicht logischer weisen) Länge, oder sagen wir lieber, Kürze, der Spieldauer ausdrückt, gerade mal 27 Minuten! Wie Darrow hierzu ausführte, war dieses gewollt im Rahmen des Gesamtprojekts.

Vordergründig, und das auch mit der Entscheidung der Auswahl der Titel verbunden, ist hier der Harmoniegesang zweier Stimmen, auch auf besondere Weise von Darrow und Strandlund dargeboten, sicher beide nicht die besten Sänger, aber mit einem Ausdruck, der von Herzen kommt und zu Herzen geht.
Und immer wieder diese ungewöhnliche kratzende Geige von Max Buda, auch einer der alten Kumpel aus KALEIDOSCOPE-Zeiten! Herrlich ....., auch wenn, u.a. auf dem Titelsong, die Pedal Steel so herzerweichend wimmert....., ach, ich liebe diesen Sound...


Hier die Musiker:



Chris Darrow - vocals, guitar, bass, mandolin
Robb Strandlund - vocals, guitar
Max Buda - fiddle, harmonica
Bob Siggins – pedal steel guitar
Craig Van Sant - drums, percussion


Folgende Titel haben diese eingespielt:


1. Reputation (Kim Fowley/Steve O’Reily) 2:37
2. Wages of Sin (Leslie York) 2:51
3. Lookin' for Someone to Love (Buddy Holly/Norman Petty) 1:36
4. Chains (Gerald Goffin/Carole King) 2:34
5. Tell Him No (Travis Pritchett) 2:24
6. Lay A Little Love On Me (Robb Strandlund) 1:48
7. I Ain't Never (Michael Webb Pierce/Mel Tillis) 1:35
8. You Better Be Prepared (Bill Caswell/Robb Strandlund) 2:32
9. Am I to Be the One (Otis Blackwell/Bobby Stevenson) 1:46
10. Tell Me How (Jerry Allison/Buddy Holly/Norman Petty) 3:06
11. Thou Shalt Not Steal (John D. Loudermilk) 3:45



Kurzum, eine gelungene Reminiszenz an eine vergangene, wichtige Ära der Musikgeschichte!

Irgendwie erinnert mich das auch an das, was der großartige Gram Parsons einst versuchte, die Gestaltung seiner „Cosmic American Music“.

Wolfgang


Hier noch einmal zur Erinnerung:

viewtopic.php?t=488&highlight=darrow

viewtopic.php?p=839#839

viewtopic.php?p=5824#5824

viewtopic.php?t=1489&highlight=darrow
hmc
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Re: Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

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Gepostet: 10.02.2009 - 13:02 Uhr  ·  #2
Eigentlich wollte ich mir die " A Southern California Drive" schon länger zulegen.
Dieses Werk kenne ich bis dato nicht, aber das heißt bei mir bekanntlich nicht viel.

Wie siehst Du " A Southern California Drive" und das hier besprochene im Vergleich?
Welches Album stünde als erstes oben auf (m)einer imaginären Einkaufsliste?
firebyrd
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Re: Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

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Gepostet: 10.02.2009 - 13:23 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von hmc
Eigentlich wollte ich mir die " A Southern California Drive" schon länger zulegen.
Dieses Werk kenne ich bis dato nicht, aber das heißt bei mir bekanntlich nicht viel.

Wie siehst Du " A Southern California Drive" und das hier besprochene im Vergleich?
Welches Album stünde als erstes oben auf (m)einer imaginären Einkaufsliste?


Nun, Horst, das vermag ich nicht zu entscheiden...

Im Vergleich sind das recht verschiedene Alben, die "SCD" ist eher eine Westcoast-Rock-Scheibe mit dem "etwas anderen Sound" und die "WOS" im Vergleich dazu mehr "retro-orientierte" Musik, die aus meiner Sicht eher zugänglich ist, allerdings auch "konservativer". Ich hätte Schwierigkeiten, mich für eine der beiden zu entscheiden....

Aber da für mich alle Darrow-Scheiben Pflicht sind, spielt das eh' keine Rolle....., es fehlt nun nur noch die CD-Nachrüstung der lange schon bei mir stehenden LP von Chris Darrow und Max Buda - Eye of the storm, auch ein hervorragendes Album....
hmc
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Re: Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

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Gepostet: 10.02.2009 - 15:19 Uhr  ·  #4
firebyrd, bedankt Sir.

Ich werde eines versuchen und berichten.
hmc
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Re: Chris Darrow / Robb Strandlund – Wages of sin

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Gepostet: 16.02.2009 - 10:49 Uhr  ·  #5
Habe nun dieses Album und die "A Southern California Dive" erhalten.
Die "A Southern California Dive" läuft momentan und sie gefällt mir ausgezeichnet. Über "Wages of sin" werde ich später berichten.

Taxim schreibt über dieses besprochene Werk dieses hier.

Quelle Taxim Records:

„Mitbegründer von Kaleidoscope, Ethno-rocker der allerersten Stunde, geschmacks-sicherer Wanderer zwischen den Stilwelten, ein Urgestein der süd-kalifornischen Roots-Musik und einfach ein Mann, der noch immer für so ziemlich jede Überraschung gut ist. Es dürfte sich inzwischen wohl erübrigen, Chris Darrow ausgerechnet auf diesen Seiten näher vorstellen zu wollen. Sein alter Weggefährte Robb Strandlund (ihre musikalische Zusammenarbeit läßt sich bis in die frühen 70er Jahre zurückverfolgen, als Darrow die leider unveröffentlicht gebliebene, angeblich aber famose LP von Strandlunds früher Band The Silverados produzierte) jedoch könnte für manchen Leser ein weniger eng beschriebenes Blatt sein. Nach dem in Vietnam absolvierten Wehrdienst verschlug es den in Chicago geborenen und in der Nähe von San Diego aufgewachsenen Folk- und Country-rocker erneut an die Westküste, wo er ziemlich schnell einen kommer-ziellen Volltreffer landen konnte. Es gelang ihm nämlich, einen Song auf "On the Border", dem dritten Album der Eagles, unterzubringen (das gemeinsam mit Jack Tempchin komponierte "Already Gone"), die damals im Zenit ihrer Popularität standen. Und da "Already Gone" auch auf "Their Greatest Hits“ (1971 - 1975), einem jener Alben, das um den Titel der meistverkauftesten LP aller Zeiten konkurriert, vertreten ist, dürfte es Strandlund auch verschmerzen, dass er auf den Credits von "On the Border" als Robb Strandlin firmiert.

1976 folgte Strandlunds Soloalbum „Robb Strandlund“, das bei Insidern legendären Status genießt, von Polydor bisher aber unverständ-licherweise noch nicht aufs CD wiederveröffentlicht wurde. Von seiner Produktionsfirma Laguna als Ersatz für das gescheiterte Silverados-Projekt auf den Weg gebracht, ließ es sich Chris Darrow nicht nehmen, auch als Begleitmusiker auf dem Album mitzumischen. Die 80er Jahre verbrachte Strandlund dann überwiegend in Nashville, wo er zum Hitlieferanten von u.a. Vern Gosdin, Tanya Tucker und Mickey Gilley avancierte. Doch der Höhepunkt im bisherigen gemeinsamen Schaffen von Darrow und Strandlund war natürlich die einzige LP ihres Bandprojekts The Rank Strangers.

Inmitten jener Kulturwüste, die die amerikanische Musiklandschaft damals, zumindest an der chartsinfizierten Oberfläche, nun einmal war, lieferten Chris Darrow und Robb Strandlund (nebst einigen Mit-streitern) 1977 mit dem Album der Rank Strangers ein heldenhaftes, dennoch - umständehalber - dem Untergang geweihtes Rückzugs-gefecht des seinerzeit allmählich aus der Mode geratenen Countryrocks. Die Grammy Nominierung macht sich in der CV der beiden Protagoni-sten natürlich heute noch gut, damals aber war sie too little, too late. Einem weiteren (von wie vielen eigentlich?) großartigen Versuch, Gram Parsons visionärer Idee, traditionelle amerikanische Musikströmungen mit populären aktuellen Strömungen zu verschmelzen, weiterzuführen, wurde dank sträflicher Ignoranz somit die Chance auf nennenswerte Breitenwirkung verwehrt. So weit, so schlecht.

Die gute Nachricht ist, dass Chris Darrow und Robb Strandlund jetzt, fast 30 Jahre nach der kurzen Blütezeit der Rank Strangers, erneut ein gemeinsames Album eingespielt haben, das ihrem vor zwei Jahren (um 4 Bonustracks erweiterten) wiederveröffentlichten Rank Strangers-Meisterwerk von 1977 (auch auf Taxim Records) in nichts nachsteht. Wie bei anderen späteren Werken Darrows ("Coyote/Straight from the Heart" , "Slide on in") orientiert sich die Arbeit inhaltlich wie formal an einer übergeordneten Idee, die sie zu mehr macht als einer Ansammlung guter Songs, ohne dass man aber gleich hochtrabend (und für manche auch abschreckend) von einem Konzeptalbum reden müßte.

Darrows und Strandlunds traumwandlerisch sicherer Harmoniegesang, der ja (gemeinsam mit der Sängerin Cindy Edwards) schon einer der Trümpfe der Rank Strangers gewesen war, sollte diesmal noch stärker im Mittelpunkt stehen. Dazu Chris Darrow: "One of our major bonds has always been the concept of duet singing. When we first started harmonizing, we realized that we anticipated each other's moves and our blend was familial, like brothers." Was lag da näher, als sich bei der Songauswahl auf die Flegeljahre des Rock and Roll, das Jahrzehnt zwischen 1954 und 1964, zu kaprizieren, als sich die heute meist getrennt wahrgenommenen Musikgenres noch fröhlich überlappten (weshalb es völlig normal war, dass der neuste Elvis-Hit die Pop-, C&W- und Rhythm & Blues - Charts anführte), aber immer, wenn man das Radio auf-drehte, engelhafte Harmoniegesänge zu hören waren. Ohne sich rührseliger Nostalgie hinzugeben, ist das Album daher als Hommage an einige (halb)vergessene Künstler und (Beinahe)hits dieser Unschuldsepoche des Rock and Roll zu verstehen, an die nicht gleich jedermann beim Stichwort Duettgesang denkt - wie z.B. die unverwüstlichen Gassenhauer der Everly Brothers.

„Wages of Sin“, ein Titel wie ein vergessener Roman von Horace McCoy, James Farrell, wenn nicht sogar John Steinbeck. Oder eine alte LP von den Louvin Brothers. Irgendwie aus der Zeit gefallen, von erhabener Schlichtheit und nicht frei von moralischen Implikationen, die alles andere als augenzwinkernd, ironisch-unverbindlich ausgestreut werden. Ein Lohn der Sünde und somit eine Verlockung, der damals kaum ein Jugendlicher widerstehen konnte, war das "Teufelszeug" Rock and Roll, das nicht wenige zu bekämpfen müssen glaubten, ja allemal.

Das titelgebende, von Chris Darrow als "morality tale of high order" apostrophierte Kleinod „Wages of Sin“ wurde 1958 veröffentlicht und stammt von den York Brothers (George und Leslie), einem der vielen zwischen den 30er und 50er Jahren aktiven, aus zwei Brüdern bestehenden und selbstredend in Kentucky beheimateten harmony duets, das sogar drei Jahre der Grand Ole Opry angehörte.

"Reputation" ist eine frühe Komposition von Kim Fowley und wurde 1963 von den Packers aufgenommen. An der Geige glänzt hier einmal mehr Max Buda, Darrows alter Partner aus Kaleidoscope-Tagen.

"Lookin' for Someone to Love" und "Tell Me How" sind zwei relativ unbekannt gebliebene Nummern von Buddy Holly, denen beiden ein neues Arrangement verpasst wird.

"Chains", eine Komposition von Goffin/King, stammt im Original von den Cookies und wurde von den Beatles auf deren erstem Album gecovert.

"Tell Him No" zählt (ähnlich wie "I've Had It" von den Bell Notes auf der LP von den Rank Strangers) zu jenen Oldies, die man seit Jahrzehnten im Ohr hat, von denen man aber nie auf Anhieb weiß, von wem sie eigentlich waren - einem Duo namens Travis und Bob.

"I Aint Never", wahrscheinlich der bekannteste Song des Albums, wurde von Mel Tillis geschrieben, von Webb Pierce zum Hit gemacht und schon von Gott und der Welt gecovert.

"Am I to be the One" war ursprünglich das Ergebnis einer raren Zusammenarbeit von Charlie Rich und Jerry Lee Lewis. Like Jerry Lee and Charlie, Robb and I are solo singers as well as 'harmoniacs'. Many duos can't sing solo but must rely on the other for fulfillment. Not so here. ( Darrow )

"Thou Shalt Not Steal" war 1964 das letzte, dezent folkrockige Lebenszeichen des Boy & Girl - Duos Dick ( Gosting ) and Deedee ( Sperling ), deren unvergessenes "The Mountain's High" drei Jahre zuvor für einige zu den Einstiegsdrogen der Popmusik gezählt hatte. Dick Gosting, der kurz nach Fertigstellung von "Wages of Sin" im Alter von 64 Jahren verstarb, widmen Chris Darrow und Robb Strandlund ihr Album.

"Lay a Little Love on Me" (das stark in Richtung Buddy Holly zielt) und "You Better be Prepared" (in der Tradition der Louvin Brothers und Jesse & Jim) schließlich entstammen der Feder von Robb Strandlund.

Eine Rückbesinnung an die glorreiche erste Rockdekade ist „Wages of Sin" aber auch, was den Aufbau und den Umfang des Albums betrifft. Die elf Titel, deren Spieldauer sich auf "nur" knapp 27 Minuten addiert, "kommen" - denkt man sich den zeitgemäßen Tonträger CD mal kurz weg ( nur probieren - es geht! ) - "rüber", wie es zwischen 1954 und 1964 auf dem damals ja noch relativ neuen Medium Langspielplatte der Fall war. Die knapp bemessene Spielzeit damaliger LPs erklärt Chris Darrow auf interes-sante Weise wie folgt: "This was due to the fact that there was only a certain amount of music that could fit on a 78, 45 or an LP in those days, so our CD is a little short by modern standards. However, like the records we were raised on, there was always a 'less is more' ethic driving the music. Musicians had to get in as much as they could in the period allotted to them on a tape or acetate. So Buddy Holly, Hank Williams and Elvis all had the same restrictions and it certainly never hurt the richness or quality of their music. "

Mit „Wages of Sin“ erweisen Chris Darrow und Robb Strandlund einem fast vergessenen und oft unterschätzten Baustein des Rock and Roll mit Können, Hingabe und intelligenter Songauswahl ihre Referenz: dem Sound der Harmony Duets und Brother Duos, mit dem das ländliche Amerika die populäre Musik der Jahre zwischen 1954 und 1964 nachhaltig mitprägte.“
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