obwohl ich mit beat, bluesrock, blues und dann psychedelia und west coast aufwuchs, will ich über eine ganz andere szene reden, die mich viele jahre sehr nachhaltig beeinflußte, und deren klänge eigentlich
jedes jahr in der toten zeit zurückkehren.
die rede ist von punk und der daraus entstehenden new wave.
mitte der 70er spaltete sich das lager der rockfans. stadion-rock war angesagt, genesis, supertramp, ELP; aber das mochte längst nicht
jeder hören. viele, darunter sogar ältere, hatten noch energie, um
was aufregendes zu hören; irgendwie warteten diese leute auf die
neuen Stones. die eine oder andere band (z.b. die New York Dolls)
hatte schon losgelegt,
aber so richtig begonnen hat es erst mit den Sex Pistols und ihren
durch manager Malcolm McLaren gesteuertern skandalen.
Mag man über die Pistols denken, wie man will, ab er als John Peel
zum ersten mal 'Anarchy In The UK' spielte, brach eine lawine von
nie gekanntem ausmaß los.
plötzlich ging es nicht mehr darum, daß ewig gleiche fender-blues-solo nachzuspielen;
es ging auch nicht um die sogenannte stereo-geilheit, bei der es nur
auf den möglichst perfekt produzierten klang ankam.
stattdessen reduzierte man sich wieder auf das urtümliche rock'n'roll-verständnis:
drei-akkorde-und-schluß.
ich lebte damals wieder in Dublin und obwohl wir keine briten sind,
hatten wir doch die genau gleichen lebensumstände, die für die neue
zeit so fruchtbar waren:
eine kaputte wirtschaft mit hoher arbeitslosigkeit und kaum perspektive für die zukunft.
der große teil der bevölkerung lebte in immer gleich aussehenden
grauen reihenhaussiedlungen mit hoher arbeitslosigkeit und viel kriminalität.
in den häusern der großen wohnghettos gab es kaum platz und so
hingen die jungs tag und nacht auf der straße rum; entertainment
konnte man sich nicht leisten, aber es war auch keins da.
es war wirklich eine graue zeit; die agressivität wuchs mit jedem tag
und eigentlich war jeder bereit, irgend etwas neues zu machen.
man muß diese lebensumstände nachvollziehen können um zu
begreifen, wie sehr bereit alle für die neue welle waren. einfach und agressiv, kurz
und schmerzlos; zurück zu den wurzeln und dann vorwärts, aber
diesmal in die richtige richtung.
ab dem frühjahr 1977 brannte nicht nur London, plötzlich ging auch überall in der provinz ein feuerwerk ab. ganz england, schottland,
wales und irland waren angesteckt.
für ein paar kurze jahre war dublin mitten am puls der ereignisse.
überall entstanden clubs und auftrittsorte, wo man auch für wenig
geld gute bands zu sehen bekam.
die großen namen aus UK gaben sich die türklinke in die hand.
Clash, Stranglers, Jam, XTC, Siouxsie & Banshees, Saints, Damned, Skids, Buzzcocks, ach egal, sie waren eigentlich alle pausenlos in
der stadt.
plötzlich gab es auch in den mainstream-plattenläden gute scheiben zu kaufen und man kannte die bands schon, weil man abends John Peel hörte (4 mal die woche je drei stunden mit den alleraufregendsten sachen, die gerade auf den markt kamen).
auf grund einer gesetzeslücke wurden piratenradios gegründet; es gab
sechs stück in der stadt und nachdem abends die hausfrauen genug
disco-matsch gehört hatten, gab es punk und new wave satt.
selbst aus den geschäften dröhnten immer wieder die selben neuen
hits;
New Rose von den Damned, Hong Kong Gardens von Sioluxsie, In The City von den Jam.
die straßen waren voller wütender junger leute in groben wollpullovern und heilsarmee-mänteln, die genausogut studenten wie arbeitslos sein konnten; alle wollten irgend etwas machen und viele taten es;
überall wurden bands gegründet; lyrik oder novellen geschrieben, filme oder theater gemacht; und fast immer versuchte man es anders zu machen, als das lehrbuch es vorschrieb.
ich brauchte keinen heilsarmee-mantel, aber irgend etwas mußte ich auch machen;
eine radio-show mit einem wüsten mix aus neuer und 60s mucke und
ein fanzine gleich mit dazu. da wurde es richtig hektisch; jede woche gabs ein paar wichtige shows, immer stand ein interview an, der
postsack platzte vor lauter neuen scheiben, die zu besprechen waren, damit die plattenfirmen weitere scheiben schicken und interviews klarmachten.
die englische Sounds, Melody Maker und New Musical Express versorgten uns pausenlos mit den namen der neuesten heißen bands;
mußt-du-gesehen-haben;
John Peel hatte sie erst 2, 3mal gespielt und schon waren sie für
örtliche clubs angesagt.
vielleicht läßt sich folgendes verstehen: die Haight Ashbury von 1967 kannte ich nur vom hörensagen (so wie wir wohl alle), aber diesmal steckte man wirklich mitten drin und die szeneleute waren plötzlich wieder so unkompliziert, wie das zuletzt 10, 12 jahre vorher der fall gewesen war.
alle sprachen geradeaus; sie trugen t-shirts mit der aufforderung 'Fuck Thatcher', aber auch 'Fuck Pink Floyd' und es war genau die richtige zeit,
um das alles mal loszuwerden.
die erste irische punk band waren wohl die Radiators From Space; viel bekannter wurden die Boomtown Rats und währenddessen übten U2 schon vor 10 zuschauern in einer abstellkammer neben dem flohmarkt (da hätten sie meiner meinung nach bleiben können).
aus dem norden (Belfast) kamen Stiff Little Fingers, die noch kompromißloser kritisierten, als die Clash und die Undertones, die die besten pop-punk songs aller zeiten (Teenage Kicks)ablieferten; ich sings heute noch.
richtig remidemi gabs, wenn US-bands kamen; Ramones oder Talking Heads, Blondie oder Pattie Smith, B52s oder Television; sie hatten nicht direkt viel mit der UK-punk-attitüde zu tun, aber sie gingen auch neue wege und die ganze stadt war unterwegs, um ihre shows zu sehen.
es dauerte nicht lange, bis sich die New Wave bands von den punks
abhoben, sie setzten schon mal sinthies ein; das klang nicht immer gut,
aber die genialen unter ihnen wurden als solche erkannt; Joy Division, Magazin, Wire, Gang Of Four; XTC wurden mit jeder platte perfekter;
mit den Au Pairs und Slits drangen zum ersten mal mädels ins bewußtsein; nicht nur als schöne aussicht, sondern als kreative musikerinnen.
die liste der bands, platten und auftritte ist eigentlich endlos. die kernjahre 1977 - 1982 vergingen wie im rausch. von manchen bands weiß ich heute nicht mehr genau, wann und wo ich sie sah, nicht weil
ich bekifft war, sondern weil so unendlich viel passierte.
man kam tag und nacht nicht zur ruhe.
haste-nich-gesehn war die nachpunk-zeit da, mit Echo & Bunnymen; Teardrop Explodes, Doll By Doll und noch immer stand man mit
offenem mund vor der bühne; weil es wieder mal eine superheiße
show gab.
die großen traditionellen bands wie die Dead, Allmans oder Cream
waren nie in der versenkung verschwunden, aber es war ungeheuer erfrischend, mal etwas anderes zu tun, bzw. zu hören.
ich kann für mich sagen, daß ich eine aufregendere zeit nie erlebt
habe und all die alten scheiben werden immer noch wieder aufgelegt.
auch wenn sie unter alternden ofenbanksitzern keinen ruf genießen,
sind das doch platten, die die musikwelt prägten und beeinflußten.
ich würde sicher gerne mal über die ein oder andere band zu reden.
jedes jahr in der toten zeit zurückkehren.
die rede ist von punk und der daraus entstehenden new wave.
mitte der 70er spaltete sich das lager der rockfans. stadion-rock war angesagt, genesis, supertramp, ELP; aber das mochte längst nicht
jeder hören. viele, darunter sogar ältere, hatten noch energie, um
was aufregendes zu hören; irgendwie warteten diese leute auf die
neuen Stones. die eine oder andere band (z.b. die New York Dolls)
hatte schon losgelegt,
aber so richtig begonnen hat es erst mit den Sex Pistols und ihren
durch manager Malcolm McLaren gesteuertern skandalen.
Mag man über die Pistols denken, wie man will, ab er als John Peel
zum ersten mal 'Anarchy In The UK' spielte, brach eine lawine von
nie gekanntem ausmaß los.
plötzlich ging es nicht mehr darum, daß ewig gleiche fender-blues-solo nachzuspielen;
es ging auch nicht um die sogenannte stereo-geilheit, bei der es nur
auf den möglichst perfekt produzierten klang ankam.
stattdessen reduzierte man sich wieder auf das urtümliche rock'n'roll-verständnis:
drei-akkorde-und-schluß.
ich lebte damals wieder in Dublin und obwohl wir keine briten sind,
hatten wir doch die genau gleichen lebensumstände, die für die neue
zeit so fruchtbar waren:
eine kaputte wirtschaft mit hoher arbeitslosigkeit und kaum perspektive für die zukunft.
der große teil der bevölkerung lebte in immer gleich aussehenden
grauen reihenhaussiedlungen mit hoher arbeitslosigkeit und viel kriminalität.
in den häusern der großen wohnghettos gab es kaum platz und so
hingen die jungs tag und nacht auf der straße rum; entertainment
konnte man sich nicht leisten, aber es war auch keins da.
es war wirklich eine graue zeit; die agressivität wuchs mit jedem tag
und eigentlich war jeder bereit, irgend etwas neues zu machen.
man muß diese lebensumstände nachvollziehen können um zu
begreifen, wie sehr bereit alle für die neue welle waren. einfach und agressiv, kurz
und schmerzlos; zurück zu den wurzeln und dann vorwärts, aber
diesmal in die richtige richtung.
ab dem frühjahr 1977 brannte nicht nur London, plötzlich ging auch überall in der provinz ein feuerwerk ab. ganz england, schottland,
wales und irland waren angesteckt.
für ein paar kurze jahre war dublin mitten am puls der ereignisse.
überall entstanden clubs und auftrittsorte, wo man auch für wenig
geld gute bands zu sehen bekam.
die großen namen aus UK gaben sich die türklinke in die hand.
Clash, Stranglers, Jam, XTC, Siouxsie & Banshees, Saints, Damned, Skids, Buzzcocks, ach egal, sie waren eigentlich alle pausenlos in
der stadt.
plötzlich gab es auch in den mainstream-plattenläden gute scheiben zu kaufen und man kannte die bands schon, weil man abends John Peel hörte (4 mal die woche je drei stunden mit den alleraufregendsten sachen, die gerade auf den markt kamen).
auf grund einer gesetzeslücke wurden piratenradios gegründet; es gab
sechs stück in der stadt und nachdem abends die hausfrauen genug
disco-matsch gehört hatten, gab es punk und new wave satt.
selbst aus den geschäften dröhnten immer wieder die selben neuen
hits;
New Rose von den Damned, Hong Kong Gardens von Sioluxsie, In The City von den Jam.
die straßen waren voller wütender junger leute in groben wollpullovern und heilsarmee-mänteln, die genausogut studenten wie arbeitslos sein konnten; alle wollten irgend etwas machen und viele taten es;
überall wurden bands gegründet; lyrik oder novellen geschrieben, filme oder theater gemacht; und fast immer versuchte man es anders zu machen, als das lehrbuch es vorschrieb.
ich brauchte keinen heilsarmee-mantel, aber irgend etwas mußte ich auch machen;
eine radio-show mit einem wüsten mix aus neuer und 60s mucke und
ein fanzine gleich mit dazu. da wurde es richtig hektisch; jede woche gabs ein paar wichtige shows, immer stand ein interview an, der
postsack platzte vor lauter neuen scheiben, die zu besprechen waren, damit die plattenfirmen weitere scheiben schicken und interviews klarmachten.
die englische Sounds, Melody Maker und New Musical Express versorgten uns pausenlos mit den namen der neuesten heißen bands;
mußt-du-gesehen-haben;
John Peel hatte sie erst 2, 3mal gespielt und schon waren sie für
örtliche clubs angesagt.
vielleicht läßt sich folgendes verstehen: die Haight Ashbury von 1967 kannte ich nur vom hörensagen (so wie wir wohl alle), aber diesmal steckte man wirklich mitten drin und die szeneleute waren plötzlich wieder so unkompliziert, wie das zuletzt 10, 12 jahre vorher der fall gewesen war.
alle sprachen geradeaus; sie trugen t-shirts mit der aufforderung 'Fuck Thatcher', aber auch 'Fuck Pink Floyd' und es war genau die richtige zeit,
um das alles mal loszuwerden.
die erste irische punk band waren wohl die Radiators From Space; viel bekannter wurden die Boomtown Rats und währenddessen übten U2 schon vor 10 zuschauern in einer abstellkammer neben dem flohmarkt (da hätten sie meiner meinung nach bleiben können).
aus dem norden (Belfast) kamen Stiff Little Fingers, die noch kompromißloser kritisierten, als die Clash und die Undertones, die die besten pop-punk songs aller zeiten (Teenage Kicks)ablieferten; ich sings heute noch.
richtig remidemi gabs, wenn US-bands kamen; Ramones oder Talking Heads, Blondie oder Pattie Smith, B52s oder Television; sie hatten nicht direkt viel mit der UK-punk-attitüde zu tun, aber sie gingen auch neue wege und die ganze stadt war unterwegs, um ihre shows zu sehen.
es dauerte nicht lange, bis sich die New Wave bands von den punks
abhoben, sie setzten schon mal sinthies ein; das klang nicht immer gut,
aber die genialen unter ihnen wurden als solche erkannt; Joy Division, Magazin, Wire, Gang Of Four; XTC wurden mit jeder platte perfekter;
mit den Au Pairs und Slits drangen zum ersten mal mädels ins bewußtsein; nicht nur als schöne aussicht, sondern als kreative musikerinnen.
die liste der bands, platten und auftritte ist eigentlich endlos. die kernjahre 1977 - 1982 vergingen wie im rausch. von manchen bands weiß ich heute nicht mehr genau, wann und wo ich sie sah, nicht weil
ich bekifft war, sondern weil so unendlich viel passierte.
man kam tag und nacht nicht zur ruhe.
haste-nich-gesehn war die nachpunk-zeit da, mit Echo & Bunnymen; Teardrop Explodes, Doll By Doll und noch immer stand man mit
offenem mund vor der bühne; weil es wieder mal eine superheiße
show gab.
die großen traditionellen bands wie die Dead, Allmans oder Cream
waren nie in der versenkung verschwunden, aber es war ungeheuer erfrischend, mal etwas anderes zu tun, bzw. zu hören.
ich kann für mich sagen, daß ich eine aufregendere zeit nie erlebt
habe und all die alten scheiben werden immer noch wieder aufgelegt.
auch wenn sie unter alternden ofenbanksitzern keinen ruf genießen,
sind das doch platten, die die musikwelt prägten und beeinflußten.
ich würde sicher gerne mal über die ein oder andere band zu reden.