Zitat geschrieben von nobbygard
Klaus Renft Combo - Chilenisches Metall fällt mir dazu spontan ein.
Hatte ich mal als Single, ich weiß nicht, ob er damals dabei war, aber es war gute Musik!
"Bei 'Chilenisches Metall' riefen Leute aus dem Publikum "Roter Renft". Da merkten wir, jetzt haben wir beim Kompromiß eine Schmerzgrenze erreicht. Wir hatten das große Maul und waren zugleich naiv."
(Zitat aus Klaus Renft "Zwischen Liebe und Zorn" Die Autobiografie, Herausgeber Hans-Dieter Schütt, Schwarzkopf & Schwarzkopf 1997; darin:
Peter "Cäsar" Gläser - Hart am Wind leben - Aufgezeichnet nach einem Gespräch, das Hans-Dieter Schütt am 21. April 1997 mit "Cäsar" führte.)
Aus eigenem Erleben: Eben jene Single war unter den Fans in der DDR verpönt, wie jedes Engagement von Rockbands, hier speziell Renft, in der DDR, die sich zu sehr der Führung mit derartigen von der Partei bestellten Liedern andienten. Selbst eingesperrt in einem Land, politisch absolut bevormundet, alternativlos, ohne Möglichkeit der freien Wahl des Wohnsitzes (was einen "Weggang" aus der DDR bedeuten konnte!) und dann über die Freiheit oder für die Freiheit anderer Völker singen! Nicht das die Umstände in Chile gutgeheißen würden, die Ermordung Allendes und Nerudas, aber der Protest dagegen war bestellt und nur von der Regierung der DDR erlaubt (so hoch war sowas angebunden!). Als Privatinitiative wäre dies nie erlaubt worden, hätte nie veröffentlicht werden können! Derartiges gab es nicht. Als Rockfan in der DDR, fast selbstredend nicht staatstreu, ohne Möglichkeit zu sagen, leckt mich am Arsch, ich gehe (nur auf Tiere schoss man an der Grenze nicht!), stand man solchen Veröffentlichungen skeptisch, sogar ablehnend gegenüber. Das war Musik, die in die
Russendisko(= Diskotheken, in denen nur DDR Titel gespielt wurden) gehörte. "Chilenisches Metall" diskreditierte Renft, schmälerte die Glaubwürdigkeit der Gruppe. Natürlich wollte die Band Musik machen, das war ihre Aufgabe und sie wollte sie erfüllen. Aber nur zu leicht konnte man sich in der DDR in Machenschaften verstricken, zum Handlanger werden; Cäsar war IM! (In den Jahren bei Renft allerdings ohne Berichte über die Band, wie Renft und Pannach nach Akteneinsicht bestätigten) Dies wird leider immer wieder gerne vergessen. Aber er war auch ein guter Musiker, er hat auch DDR-Musikgeschichte geschrieben, das muss man anerkennen. Nach dem Verbot von Renft ging er mit Drummer Jochen Hohl zu Karussell, man versuchte noch das "Erbe" Renfts hoch zu halten, wurde aber dann zur Popband. Allerdings - von Luft und Liebe konnte in der DDR auch niemand leben, schon gar nicht kritische Musiker, ständig beargwöhnt, weil langhaarig und aufmüpfig vielleicht, von den Kleingeistern in den Schlüsselpositionen.
Wer die Renft-Biografie gelesen hat, wird um die Zerrissenheit in der Band wissen, er wird auch um die Querelen um die Band und Klaus Renft nach dem Mauerfall wissen, wie schäbig sich seine ehemaligen Mitstreiter ihm gegenüber und der Gruppe und dem Namen Renft verhalten haben.
Wer die Biografie noch nicht kennt und interessiert ist, sollte sie lesen. Anhand der Geschichte der Band kann man viel über die Zustände in der DDR lernen, viel über die Umstände und was es hieß, in der DDR "Rockmusiker" zu sein und nicht immer nur staatstragende Lieder zu singen, und wie es zu oben erwähnten Querelen kommen konnte.
In der gestrigen Ausgabe der "Berliner Zeitung" stand ein Nachruf auf Cäsar. Dieser Nachruf wird ausgeschnitten und mit in die Renft-Biografie gelegt; dort liegt er dann zusammen mit dem Nachruf der "Berliner Zeitung" auf Klaus Renft vom 10.10.2006, der ein Bild von Klaus Renft zusammen mit Cäsar zeigt.
Radiot grüßt! :8)