Min Bul (Terje Rypdal, Bjørnar Andresen, Espen Rud)
Das ist eine nicht so bekannte Platte, bei der der ansonsten schon bekannte Musiker Terje Rypdal beteiligt ist – maßgeblich beteiligt – genau gesagt!
In den sechziger Jahren hatte sich einiges getan in der Musikszene.
Vom Rock als auch vom Jazz her begannen zaghafte Annäherungen.
In Skandinavien, wahrscheinlich nicht zuletzt durch das Wirken des Arrangeurs und Musikers George Russell , hatten sich einige Musiker etabliert, die die dortige Musikszene auf Jahre hinaus mitprägen sollten.
Hierzu zählten insbesondere Jan Garbarek, Terje Rypdal oder Karin Krog.
Rypdal kam schließlich vom Rock, mit Bands wie The Vanguards und The Dream hatte er bereits entscheidende Akzente gesetzt in Norwegen.
Aus dieser Aufbruchstimmung heraus formierte sich dieses Trio mit Rypdal, dem Bassisten Andresen und dem Schlagzeuger Rud.
Rypdal hatte bereits mit Jan Garbarek auf ECM seine ersten Ergebnisse abgeliefert, als dieses Album im September 1970 eingespielt wurde.
Das Rhythmusgespann stammte aus der Free Jazz-Band „Svein Finnerud Trio“.
Beide sind musikalisch heute noch aktiv.
Der Hintergrund des freien Jazz ist insofern bei dieser Musik bedeutend, ebenso wie die Rockerfahrung des Gitarristen. Insofern entstand eine sehr eigenwillige Fusion.
Neben der Gitarre hören wir Rypdal auch am Sopransaxofon auf 3 Titeln.
Wir erleben eine wilde Mischung aus lärmenden Lauten, die auch von der aktuellen Band Sonic Youth stammen könnten, aus zarten Klängen , hypnotischen langen Momenten, oder sogar Einflüsse von Pink Floyd meint man zu erlauschen.
Letztlich eine eher wilde Angelegenheit und nicht unbedingt für jeden zugänglich, aber wenn man erst einmal ‚drin’ ist, dann wird man von der Gischt dieser nordischen Wellen mitgerissen.
Derek Bailey und Sonny Sharrock, das sind/waren Gitarristen, die wilde 'Cluster' auf der Gitarre spielten, in diese Riege passt der entfesselt agierende Rypdal auf dem Eröffnungstitel, nichts für schwache Nerven. Die Millionen Tränen, die die Band gemäß Titel die letzte Nacht weinte, scheinen verarbeitet zu werden. Später eher ungewöhnlich, ist Rypdal hier wie auf weiteren Titeln auf dem Sopransaxofon zu hören, das wäre für mich echt interessant gewesen, hätte er sich auf diesem Instrument weiter entwickelt. Nun denn, so geniesse ich hier die wenigen Momente.
Mit perkussivem Klopfen geht es in die zweite Runde, Invocation, eine Komposition Rypdals, ist ähnlich frei fließend, und die Gitarre übernimmt zusätzlich auch noch Perkussionsaufgaben. Nachschauend betrachtet, ist Rypdal auf dieser Platte in seiner Aktion am freiesten, solches gab es danach nicht wieder.
Auch insofern eine Rarität, diese Aufnahmen.
Und dann der Wahnsinn, der Bassist tut mir echt leid, spielt er doch den gleichen Basslauf über die Distanz von gut 11 Minuten.
Darüber toben sich Saxofon und Gitarre aus, und der Schlagzeug treibt dazu mit fordernder Intensität. Das ist nun nicht frei, hat aber auch kein typisches Thema, sieht man einmal von jenem, das der Bassist spielt, ab. Die Gitarre bewegt sich hier zwischen fetzigen Rockläufen mit Rückkopplung und frei-experimentellen Elementen.
Das ist der eindeutige Hit der Scheibe, das hat hypnotische Wirkung, gerade auch über Kopfhörer sehr intensiv!
"Ved Sørevatn", ein Titel, den Rypdal später in seinem 'Nordic Quartet' mit Karin Krog und John Surman noch einmal aufnahm, klingt, als seien Tiergeräusche involviert, es blubbert, es zirpt, bis dann der Drummer mit Wucht alles zuschüttet und darüber ein entfesseltes Sopransax, das ist Free Jazz à la Norwegen...
Nun ein sehr zugänglicher Titel, der das vorwegnimmt, was später bei ECM zu hören sein sollte, zumindest ansatzweise, hier jedoch mit groovenden Jazz Rock - Elementen und federnden Drums. Das ist eindeutig das zugänglichste Stück, dieses "Nøtteliten", wenngleich sich zum Schluss noch eine auflösende Phase entwickelt hat.
"Strange Beauty", das wirkt sehr düster mit diesem Bassthema, und die wuchtigen Drums dazu, die geheimnisvolle Gitarre, das geht in Richtung der Band The Dream, mit einem gewisssen Hauch Psychedelic, passte aber auch gut in einen Film. Dieses wäre dann das Stück für den geneigten Rockfan, denke ich.
Fazit: wirklich fast Jede(r) wird hier bedient, die wilde Wucht des ersten Titels wird durch die Harmonie, die für mich etwas 'Pink Floyd'sches' atmet, wieder egalisiert.
Im Schnitt also ein relativ gefälliges Album?
Mit Sicherheit nicht, seinerzeit war Rypdal noch 'unbequem', bietet hier aber eine ganze Palette von und für Emotionen.
Ein wirklich wichtiges Album auf dem Weg der Suche nach seinem Sound...
Highly recommended !!!!
Die Musiker:
Terje Rypdal : (guitar, soprano saxophone -# 1,3,4)
Bjørnar Andresen : (bass)
Espen Rud : (drums)
Die Titel:
01. I Cried A Million Tears Last Night (6:16) [Min Bul]
02. Invocation (4:10) [Terje Rypdal]
03. Champagne of Course (11:05) [Bjørnar Andresen]
04. Ved Sørevatn (5:56) [Terje Rypdal]
05. Nøtteliten (7:35) [Johan Øian]
06. Strange Beauty (5:45) [Terje Rypdal]
Wolfgang
Das ist eine nicht so bekannte Platte, bei der der ansonsten schon bekannte Musiker Terje Rypdal beteiligt ist – maßgeblich beteiligt – genau gesagt!
In den sechziger Jahren hatte sich einiges getan in der Musikszene.
Vom Rock als auch vom Jazz her begannen zaghafte Annäherungen.
In Skandinavien, wahrscheinlich nicht zuletzt durch das Wirken des Arrangeurs und Musikers George Russell , hatten sich einige Musiker etabliert, die die dortige Musikszene auf Jahre hinaus mitprägen sollten.
Hierzu zählten insbesondere Jan Garbarek, Terje Rypdal oder Karin Krog.
Rypdal kam schließlich vom Rock, mit Bands wie The Vanguards und The Dream hatte er bereits entscheidende Akzente gesetzt in Norwegen.
Aus dieser Aufbruchstimmung heraus formierte sich dieses Trio mit Rypdal, dem Bassisten Andresen und dem Schlagzeuger Rud.
Rypdal hatte bereits mit Jan Garbarek auf ECM seine ersten Ergebnisse abgeliefert, als dieses Album im September 1970 eingespielt wurde.
Das Rhythmusgespann stammte aus der Free Jazz-Band „Svein Finnerud Trio“.
Beide sind musikalisch heute noch aktiv.
Der Hintergrund des freien Jazz ist insofern bei dieser Musik bedeutend, ebenso wie die Rockerfahrung des Gitarristen. Insofern entstand eine sehr eigenwillige Fusion.
Neben der Gitarre hören wir Rypdal auch am Sopransaxofon auf 3 Titeln.
Wir erleben eine wilde Mischung aus lärmenden Lauten, die auch von der aktuellen Band Sonic Youth stammen könnten, aus zarten Klängen , hypnotischen langen Momenten, oder sogar Einflüsse von Pink Floyd meint man zu erlauschen.
Letztlich eine eher wilde Angelegenheit und nicht unbedingt für jeden zugänglich, aber wenn man erst einmal ‚drin’ ist, dann wird man von der Gischt dieser nordischen Wellen mitgerissen.
Derek Bailey und Sonny Sharrock, das sind/waren Gitarristen, die wilde 'Cluster' auf der Gitarre spielten, in diese Riege passt der entfesselt agierende Rypdal auf dem Eröffnungstitel, nichts für schwache Nerven. Die Millionen Tränen, die die Band gemäß Titel die letzte Nacht weinte, scheinen verarbeitet zu werden. Später eher ungewöhnlich, ist Rypdal hier wie auf weiteren Titeln auf dem Sopransaxofon zu hören, das wäre für mich echt interessant gewesen, hätte er sich auf diesem Instrument weiter entwickelt. Nun denn, so geniesse ich hier die wenigen Momente.
Mit perkussivem Klopfen geht es in die zweite Runde, Invocation, eine Komposition Rypdals, ist ähnlich frei fließend, und die Gitarre übernimmt zusätzlich auch noch Perkussionsaufgaben. Nachschauend betrachtet, ist Rypdal auf dieser Platte in seiner Aktion am freiesten, solches gab es danach nicht wieder.
Auch insofern eine Rarität, diese Aufnahmen.
Und dann der Wahnsinn, der Bassist tut mir echt leid, spielt er doch den gleichen Basslauf über die Distanz von gut 11 Minuten.
Darüber toben sich Saxofon und Gitarre aus, und der Schlagzeug treibt dazu mit fordernder Intensität. Das ist nun nicht frei, hat aber auch kein typisches Thema, sieht man einmal von jenem, das der Bassist spielt, ab. Die Gitarre bewegt sich hier zwischen fetzigen Rockläufen mit Rückkopplung und frei-experimentellen Elementen.
Das ist der eindeutige Hit der Scheibe, das hat hypnotische Wirkung, gerade auch über Kopfhörer sehr intensiv!
"Ved Sørevatn", ein Titel, den Rypdal später in seinem 'Nordic Quartet' mit Karin Krog und John Surman noch einmal aufnahm, klingt, als seien Tiergeräusche involviert, es blubbert, es zirpt, bis dann der Drummer mit Wucht alles zuschüttet und darüber ein entfesseltes Sopransax, das ist Free Jazz à la Norwegen...
Nun ein sehr zugänglicher Titel, der das vorwegnimmt, was später bei ECM zu hören sein sollte, zumindest ansatzweise, hier jedoch mit groovenden Jazz Rock - Elementen und federnden Drums. Das ist eindeutig das zugänglichste Stück, dieses "Nøtteliten", wenngleich sich zum Schluss noch eine auflösende Phase entwickelt hat.
"Strange Beauty", das wirkt sehr düster mit diesem Bassthema, und die wuchtigen Drums dazu, die geheimnisvolle Gitarre, das geht in Richtung der Band The Dream, mit einem gewisssen Hauch Psychedelic, passte aber auch gut in einen Film. Dieses wäre dann das Stück für den geneigten Rockfan, denke ich.
Fazit: wirklich fast Jede(r) wird hier bedient, die wilde Wucht des ersten Titels wird durch die Harmonie, die für mich etwas 'Pink Floyd'sches' atmet, wieder egalisiert.
Im Schnitt also ein relativ gefälliges Album?
Mit Sicherheit nicht, seinerzeit war Rypdal noch 'unbequem', bietet hier aber eine ganze Palette von und für Emotionen.
Ein wirklich wichtiges Album auf dem Weg der Suche nach seinem Sound...
Highly recommended !!!!
Die Musiker:
Terje Rypdal : (guitar, soprano saxophone -# 1,3,4)
Bjørnar Andresen : (bass)
Espen Rud : (drums)
Die Titel:
01. I Cried A Million Tears Last Night (6:16) [Min Bul]
02. Invocation (4:10) [Terje Rypdal]
03. Champagne of Course (11:05) [Bjørnar Andresen]
04. Ved Sørevatn (5:56) [Terje Rypdal]
05. Nøtteliten (7:35) [Johan Øian]
06. Strange Beauty (5:45) [Terje Rypdal]
Wolfgang
