Zitat geschrieben von Floyd Pink
Jetzt muss ich mal meckern...das finde ich nämlich nicht fair, nur auf dem jugendlichen Alter von Lang herumzureiten. Ich kenne die von hmc vorgestellte Scheibe zwar nicht (nur "Lie To Me") und wahrscheinlich ist das auch nicht wirklich meine Musik, aber ich finde nicht, dass man Lang fehlende Authentizität vorwerfen kann. Er lebt nun mal in einer anderen Zeit und wird sich schwerlich in die Jugend und die "Roots" eines John Lee Hooker zurückversetzen können (schon gar nicht in die Probleme schwarzer Lohnarbeiter am Anfang des letzten Jahrhunderts o.ä.), will sagen man kann ihm nicht vorwerfen, etwas nicht zu sein, was er gar nicht sein kann. Aber nachdem er,vielleicht durch zu frühen Ruhm, Alkohol- und Drogenprobleme hatte und sich nunmehr dem christlichen Glauben zugewandt hat, wird es vielleicht doch noch eine entsprechende Vita...die allerdings mehr in Richtung Gospel und Soul zeigt.
Ich reite nicht auf dem jugendlichen Alter des Herrn Lang herum(man bemerke , daß ich mit gleichem Atemzug die am Anfang ihrer Karriere auch noch jugendlichen Herren Shepherd und Welch lobend erwähnte!), sondern bemängele hier einfach, daß dem "Kunden" (ich verweise auf diverse Presse- und sonstige Stimmen ) vorgegaukelt wird, dieses sei die neue "Erleuchtung" im Blues. Das ist es einfach nicht, und das ist heute nicht anders als es vor 30 oder 40 Jahren war. Auch damals gab es Künstler, gemeinhin heute unter "Hype" gehandelt, die nicht die Erwartungen erfüllten, die man in sie (geldtechnisch) steckte.
Ich werfe Lang auch keine fehlende Authentizität vor, nein, ich verlange sie ja auch gar nicht.
Was ich sagen will, ist folgendes, vielleicht an einem Beispiel aufgehängt.
Vor ca. 2 Jahren etablierte sich hier eine Teenie-Band, die vorgab, Blues spielen zu wollen.
Mit Verlaub, es klang grausam.
Es hätte den Burschen sicher gut getan (und das zur Authentizität), sich erst einmal mit den Quellen zu befassen, vom Delta bis nach Chicago, hier repräsentative Stücke nachzuspielen, um erst einmal eine Basis, ein Verständnis zu schaffen.(oder baust Du gleich ein Dach auf's Haus, ohne ein Fundament zu legen?) Aber man versuchte schon alsbald, "Eigenkompositionen" zu bringen...
Dieses, diese Übungsphase , haben in früheren Zeiten Bands viel länger durchschritten, bevor sie dann begannen, eigenes zu schaffen.
Die sich dann entwickelnde eigene Art, den Blues oder welche Musik auch immer zu interpretieren, hatte eine Authentizität, nämlich des jeweiligen Künstlers. Und das ist es, was ich Lang & Co. vorwerfe, ganz einfach und ganz schnell etwas eigenes schaffen zu wollen, ohne das Grundmetier erst einmal zu beherrschen. Der Künstler selbst muss ja letztlich gar nicht verantwortlich dafür sein. Wenn sich eine bluesorientierte Platte eben nicht so gut verkauft, dann muß eben mal was anderes ausprobiert werden.
Von einem zeitgenössischen Blueser verlange ich ja auch gar nicht, "altes Zeugs" nachzuspielen, denn Blues sollte schon am Puls der Zeit bleiben, denn aktuelle Probleme, die "bluesmäßig" abgehandelt werden könnten, gibt es beileibe genug.
Lang soll ruhig so weitermachen, meinetwegen, solange ER machen kann, was ER will. Nur befürchte ich stets, daß diese Jungen ausgelutscht werden von skrupellosen Geschäftemachern.
Und wenn das nur Mittelmäßiges dabei herauskommt und das dann noch über alles gelobt wird - das stinkt mir dann.
Und unter diesem Aspekt finde ich es schade, daß man dem Burschen nicht eine Richtung weist, sondern er offenbar musikalisch ziellos umhergeirrt ist. Hoffen wir ihn, daß er sein Schicksal alsbald selbst bestimmen kann, und dann auch wirklich seinen Weg beschreiten kann, der dann auch "ehrliche" Musik bringen wird. (und nicht - klappt's mit dem Blues nicht, versuchen wir es mit Soul....)
Wolfgang