Jan Garbarek – Afric Pepperbird
Keine Frage, hört man heutzutage Garbarek und seine aktuellen Produktionen, so stellt sich durchaus meistens ein gewisses Wohlgefühl ein ob der in der Regel eher gemäßigten Musik im allgemeinen und des Saxofons im Besonderen.
Bei seinen ersten Veröffentlichungen auf Platte dürfte das für diesen speziellen „Genießerkreis“ weniger der Fall sein.
Der am 4.3.1947 in Norwegen geborene Musiker entwickelte seinen Stil als Autodidakt und geriet schnell unter einen prägenden Einfluss von John Coltrane.
Als weiterhin sehr entscheidend gilt die Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten, Arrangeur und Musiker George Russell, als die Beiden sich in den 60er Jahren in Norwegen trafen.
Auf damaligen Platten von Russell war der Saxofonist auch zugegen, so wie jene Musiker, mit denen 1969 das erste Soloalbum eingespielt wurde.
Genau diese Akteure sind auch auf dieser Platte, der ersten, die Garbarek für das Münchener Label ECM einspielte, zugegen. Wir schreiben das Jahr 1970.
Aber zuvor hatte sich Garbarek bereits einen Namen in der norwegischen Jazzszene gemacht durch Aufnahmen mit der Sängerin Karin Krog, mit Egil Kapstad und auch auf dem frühen Album von Terje Rypdal, „Bleak House“, aus dem Jahr 1968, hinterließ er seine Spuren.
Nun, ich gehöre zu jenen, die Garbarek in all’ seinen Phasen genießen können, wenngleich mein Augenmerk doch eher und mehr auf die frühen Jahre gerichtet ist.
Denn hier wirkte er meiner Meinung nach noch kreativer, kraftvoller, aggressiver un vielseitiger, hatte mehr Flexibilität. Es war halt die Frische der ‚Aufbruchstimmung’, die Zeit des Suchens nach einem eigenen Stil, des Auslotens verschiedener Einflüsse auf die Ausgestaltung, kurzum – irgendwie aufregender.
Genauso aufregend ist es dann auch auf den Aufnahmen zu dieser Platte.
Wie schon beim Vorläufer „Esoteric Circle“, ist hier freier Jazz die Quelle, als vielleicht wichtigster Einfluss sei hier Albert Ayler mit seinem melodienreichen Spiel zu nennen, gemischt mit der Spiritualität John Coltrane’s und dem expressionistischem Ausdruck Pharoah Sanders’.
Kühle und klare, der norwegischen Landschaft angepasste und entliehene Klänge werden hier in freiem Gewand geboten, wobei wir es hier nicht unbedingt mit dem gemeinhin als Free Jazz bekannten Sound zu tun haben.
Dazu bietet allein die Rhythmusgruppe ein viel zu erkennbares Fundament.
Afrikanisches Daumenpiano auf „Skarabée“, gepaart mit feinfühlig eingesetztem Schlagzeug lässt Garbarek mitunter schon fast zarte Klänge zum Besten geben, dazu scheppert Rypdals klirrende Gitarre.
„Mah-Jong“ ist eine Vorstellung von Arild Andersen brillant untermalt von dem damals bereits so hervorragenden Schlagzeuger Jon Christensen, weitere kurze Skizzen gibt es auf anderen Titeln.
Der Drummer glänzt auch wieder auf dem hypnotisch federnden und tänzelnden „Beast of Kommodo“, das ist das längste Stück und für mich das „Highlight“! Immer wieder sind es Tonfetzen der Solisten, die Akzente setzen in dieser eigentümlichen Atmosphäre.
Ein weiterer Höhepunkt ist auch natürlich das Titelstück, das schon fast rockige Züge aufweist und energisch voranprescht!
Fazit : Das ist nicht der ekstatische Free Jazz, also das ‚New Thing’, das schon an Kraft verloren hatte, sondern, wenn auch bisweilen ungewöhnlich strukturierter freier avantgardistischer Jazz mit bereits bestehenden Spuren dessen, was einige Jahre später als „ECM-Jazz“ in vieler Munde sein sollte.
Letztlich sehr melodische Musik, die den Hörer fordert und die dann feine Nuancen freigibt und auf diese Weise auch ein Wohlgefühl ausstrahlen kann.
Christensen und Andersen als „tragende“ und treibende Elemente für die noch wilden Exkursionen Garbarek’s und Rypdal’s irre Mischung aus klirrend-scheppernden Klängen mit rockigen Elementen, auch der Gitarrist sollte später noch ganz anders klingen!
Nicht geeignet für Garbarek-Einsteiger, sondern für Garbarek-Entdecker!
Musiker:
Jan Garbarek (tenor and bass Saxophones, clarinet, flutes, percussion)
Terje Rypdal (guitar, bugle)
Arild Andersen (bass, African thumb piano, xylophone)
Jon Christensen( drums, percussion)
Titel:
01:Skarabée (Garbarek) (6:19)
02:Mah-Jong (Andersen) (1:56)
03:Beast Of Kommodo (Garbarek) (12:27)
04:Blow Away Zone(Garbarek) (8:41)
05:Myb(Andersen) (1:53)
06:Concentus(Andersen) (0:53)
07:Afric Pepperbird(Garbarek) (7:58)
08:Blupp (Christensen) (1:08)
Wolfgang
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