Bad Company - Bad Co. | 1974

Bad Company - Bad Co. (Island 1974)

In den 60ern behaupteten die Kleinbürger, daß sich Langhaarige nicht waschen.
Hätten sie mal 'Performance' angeschaut: Mick Jagger in der Badewannenszene. Marian Faithful war
auch mit drin; denen ging es also nicht nur um Sauberkeit, sondern auch noch ums umweltschonende
Wassersparen (ich hätte allerdings lieber mit Anita Pallenberg Wasser eingespart, als mit der drögen Marian....)

Außer Mick gabs natürlich noch viele andere sehr reinliche Rock'n'Roller und einige davon gründeten 1973
die Bad Gesellschaft für Co-Baden.

Es waren Ex-Mitglieder von Mott the Hoople, Free und King Crimson; eine veritable Super Group also.
Free waren nach Paul Kossof's Ableben am Ende und Mick Ralphs fühlte sich bei MTH von Ian Hunter eingeengt.
Vom neuen Konglomerat wurde ein Stilmix aus Mott und Free erwartet (obwohl der reguläre Free-Stückeschreiber
Andy Fraser nicht dabei war).



Genau so klang das Debüt; eine Mischung aus satten, fetten Rockern und emotionalen Balladen.
Musikalisch kein völlig neuer Stil, aber gleichsam einer, der zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht
millionenfach totgeorgelt war. Praktisch alle Stücke hatten einen hohen Wiedererkennungswert;
gleichzeitig waren aber die Strukturen komplex genug, um den Hörer nicht rasch zu langweilen.
Die Kompositionen sind einfach nur 'rund'!
Mit der Produktion wars genauso: den bestmöglichen Klang geliefert, ohne dabei steril und überfrachtet
zu klingen.

Mick Ralphs hatte nicht die sofort erkennbare Signatur eines Paul Kossof, aber er war (und ist) ein
hervorragender Rock-Gitarrist mit eigenen Ideen und Kompositionen. Simon Kirke liefert einen sehr
veritablen Beat dazu, der auf jede Dumm-Klopferei verzichtet. Ich mag sein nachdrückliches 'klack' zu
Beginn oder Abschluß eines Stückes nach dem Motto: un' dat war dat!
Der vielleicht Unbekannteste: Boz Burrel. Seine King Crimson-Karriere war nicht so lang ('Islands'), aber
er liefert unterstützende Bassläufe und Harmoniegesang in bester Form.
Vorbader ist natürlich Paul Rodgers. Seine Texte beschränken sich fast immer auf Thema Nr.1 und werden
wohl nie Poesie-Preise gewinnen, aber bei dieser Mucke ist Profundität nicht unbedingt gefordert.
Viel wichtiger ist, daß sie mit sonorer Maskulinität rübergebracht werden. Paul ist vielleicht nicht der beste
aller Badewannensänger, aber doch einer der bestimmtesten und eindrücklichsten.

Die thematische Reihenfolge geht mir allerdings nicht auf; müßte es nicht -so ganz grob-
Ready For Love / The Way I Choose / Don't Let Me Down / Rock Steady / Can't Get Enough / Bad Co. /
Movin' On / Seagull... heißen ?

1 Can't Get Enough (Ralphs) 4:10 https://www.youtube.com/watch?v=4XwKk_LmwTI
2 Rock Steady (Rodgers) 3:46
3 Ready For Love (Ralphs) 5:00
4 Don't Let Me Down (Ralphs/Rodgers) 4:18
5 Bad Company (Rodgers/Kirke) 4:50 https://www.youtube.com/watch?v=JXQJpyQBShU
6 The Way I Choose (Rodgers) 5:05
7 Movin' On (Ralphs) 3:20
8 Seagull (Ralphs/Rodgers) 4:06 https://www.youtube.com/watch?v=Q-HHJVPxvqI

Bass – Boz Burrell
Drums – Simon Kirke
Guitar – Mick Ralphs
Vocals – Paul Rodgers

Wieder mal eine der vielen Scheiben, die damals in meiner Clique rauf- und runtergelaufen sind.
Da kamen wir sehr schnell ins Schwitzen. Aber fürs Co.-Baden waren wir nicht so zu haben.
Ich meinerseits bevorzuge das Duschen!

Oder wie der Rheinländer sagt:
Kommense erein, mir baden jerade!

damals, 1974, war ich mehr dem Jazz Rock und dem Jazz zugeneigt, in diese schlechte Gesellschaft kam ich erst später, als ich meinen eng gewordenen Horizont wieder erweiterte...

Und dann "Couldn't ich nicht get enough" von der Scheibe!

Damals war ich schon traurig, daß die Zeit der Band "Free" vorbei war. Um so erfreuter war ich dann, daß es mit "Bad Company" und Paul Rodgers weiterging. Rodgers halte ich eh für einen der besten Rocksänger überhaupt und Simon Kirke machte seine Sache am Schlagzeug ebenfalls sehr gut.

Mick Ralphs an der Gitarre ist zwar kein Paul Kossoff, aber er macht das Ganze rockiger. und bei Songs wie "Moving On" kommt das klar zum Vorschein.

Die von dir beschriebene Mischung der Tracks kann ich auch klar erkennen und finde sie ausgesprochen gut.

Danke für die zahlreichen Informationen und die frivolen Anmerkungen.

Well done, Jürgen !

Perfekt formuliert!

im übrigen wird es dir nicht geschadet haben, mal eine volksnahe musikform zu hören.
so mit hits, an die man sich auch noch nach ende der platte erinnern kann.

FREE: das ist ja schon wieder eine persönliche lieblingsgruppe und genau wie du, war ich froh, daß es da in ähnlichem
stil weiterging.
und Mott The Hoople hatten hier lange vor ihrem hitparadenerfolg einen stein im brett; schon mit den ersten
beiden LPs und stücken wie 'Rock'n'Roll Queen' und 'Thunderbuck Ram' (beide von Mick Ralphs geschrieben).

Wir beide sind zwar nicht immer, aber oft im selben Zug unterwegs.
Wobei ich die Fahrkarten abstempele...

nicht in der badewanne, sondern unter der dusche geschrieben
aber viel wichtiger sind mir die details in deiner replik. da kommen doch die verbindenden infos zu tage.
z.b. geld für platten... hatte ich doch auch lange, lange nur in geringen beträgen; das gegenseitige aufnehmen...
wieder was, daß ich auch so erlebt habe....
das, lieber Frimp, ists doch, was die kommunikation wirklich aiusmacht.
und nochmal 'ja'; 'Seagull' finde ich auch klasse.

Danke für die Rezi, Jürgen. Eine Scheibe, die vermutlich jeder hier kennt und meistens auch, in welcher Form auch immer, zu Hause vorliegen hat. Es war eine meiner ersten LPs. Ich habe sie mir seinerzeit gebraucht auf einer Plattenbörse gekauft.