Robin Trower - Bridge Of Sighs (Chrysalis 1974)
Robin startete 1963 in Southend mit einer Beatband, die zwar im Nachinein von Genresammlern
sehr hoch bewertet wurde, die aber kaum Ecken und Kanten aufwies.
Vielleicht auch deshalb, weil Gary Brooker und noch zwei weitere spätere Procol Harum-Musiker dabei waren.
Bei PH kann man dann schon Konflikte heraushören; zwei Keyboarder und nur wenig Raum für Gitarre
und erst ab der 3. PH-LP durfte Robin bei drei oder vier Stücken mitschreiben.
Was er im Angebot hatte, ging in eine ganz andere Richtung als Whiter Shade Of Pale;
schwerer und schwermütiger Bluesrock; sehr erdig und klangvoll; natürlich auch immer auf
Gitarrensoli ausgelegt. Bei PH konnte er das nicht unterbringen, es störte die Dominanz der Keyboards.
Robin ertrug das durchaus einige Jahre, vielleicht, weil er mit Gary befreundet war und der Erfolg
Procol Harums auch Geld in die Kassen spülte.
Aber 1973 stie er aus, um genau das zu spielen, was ihm schon immer im Sinn lag und in den Fingern juckte:
eben diesen schwere Bluesrock.
Bass, Drums, Gitarre und alles Weit Weg Von Dem, Was Er Noch Gestern Machte;
'Twice Removed From Yesterday'.
Ein gutes Debüt, für das es Lob gab, aber auch Kritik, weil einige Experten einen bloßen Hendrix-Epigonen
heraushören wollten.
Also wieder ins Studio und Bridge Of Sighs eingespielt, um deutlich zu machen, daß man
einen eigenen Stil und eine eigene Identität hatte.
Eine noch vollere Breitseite dieses schermütigen Bluesrock gab es; zunächst mal nicht revolutionär
neu, aberdoch weit entfernt von Hendrix-chen Riffs.
Dicke fette Akkorde waren das, die einzelnen Noten langsam und langgezogen; mit raumfüllenden Klängen,
die dazu noch sehr in die Tiefe gingen. Mit 4 - 7 Minuten waren die Stücke nicht zu ausgedehnt, erlaubten
aber trotzdem Zeit für melodiösen Aufbau und Solos, die nicht um des Dudelns wegen gespielt wurden
(also keine Nervtöterei).
Vielleicht hätte Jimi die seit seinem Tod um vier Jahre fortgeschritene Aufnahmetechnik auch zu
dichteren Klängen genutzt und sicherlich gab es auch den ein oder anderen vertrauten Ton,
aber insgesamt hörte man hier zwei völlig verschiedene Musiker mit verschiedenen musikalischen
und textlichen Anliegen.
Keine oberflächlichen Gedanken und Anwandlungen, sondern Vergänglichkeit und Nachdenklichkeit
spielten eine große Rolle in Robin's Bewußtsein;
er ist nie der saufende und zugedröhnte Rock'n'Roller, sondern der bedächtige Überleger,
der schon früh in seiner Karriere erkannte, daß wir alle irgendwann auf ein Ende zusteuern....
So etwas untermalt man ja nicht mit schreienden, kreischen Soli, obwohl es doch wieder
druckvoll und untertützt von einer gelegentlich stampfender Rhythmusgruppe
dargebracht wurde.
Das war sogar ziemlich tanzbar: Day Of The Eagle;
trug manchmal spätpsychedelische Züge; Bridge Of Sighs;
wies sogar etwas Soul auf; The Fool And Me;
oder wurde zum Anthem; Too Rolling Stoned;
aber nicht für Feuerzeuge, sondern für Taschentücher, weil dem Hörer
aus unbegreiflichen Gründen plötzlich Wasser in der Nase stand.
Robin spielte nur selbstgeschriebene Stücke ein (hier zweimal unterstützt
vom erstklassigen Bassisten James Dewar (ex-Stone The Crows).
Ein Klassiker ohne Schwachpunkte, aber nicht der Beginn einer Weltkarriere. Nicht jeder
Qualitätsmusiker kann ein Massenpublikum anziehen und eine Platinscheibe nach der
anderen unters Volk bringen. Aber zu einem recht großen und sehr beständigen Fankreis
reichte es allemal.
Robin hat noch zwei oder drei Dutzend weitere Werke nachgeschoben; dabei wurde der
Stil hauptsächlich beibehalten und immer nur geringfügig variiert. Ein paar LPs waren
zu meidende 'Turkeys', aber fast 20 davon schafften es hier ins Haus.
Was (fast) alle Trower-Werke bewirken, ist dieses in UK so hochgeschätzte 'bonding';
diese Verbindung von Leuten, die auf der selben Welle segeln.
Quasi eine Medizin zur umgehenden Heilung, aber ohne Chemie und somit ohne Nebenwirkungen.
(das der PH-Keyboarder Matthew Fisher dieses Werk produzierte, beweist, daß Robin nicht im
Streit von seiner vormaligen Truppe gegangen war).
1 Day Of The Eagle
https://www.youtube.com/watch?v=4kpdHWW9WD8
2 Bridge Of Sighs
https://www.youtube.com/watch?v=0tLsFsGxLmE
3 In This Place
4 The Fool And Me
5 Too Rolling Stoned
https://www.youtube.com/watch?v=Rb4ii3M5Dh8
6 About To Begin
7 Lady Love
8 Little Bit Of Sympathy
Bass, Vocals – James Dewar
Drums – Reg Isidore
Guitar – Robin Trower
Robin startete 1963 in Southend mit einer Beatband, die zwar im Nachinein von Genresammlern
sehr hoch bewertet wurde, die aber kaum Ecken und Kanten aufwies.
Vielleicht auch deshalb, weil Gary Brooker und noch zwei weitere spätere Procol Harum-Musiker dabei waren.
Bei PH kann man dann schon Konflikte heraushören; zwei Keyboarder und nur wenig Raum für Gitarre
und erst ab der 3. PH-LP durfte Robin bei drei oder vier Stücken mitschreiben.
Was er im Angebot hatte, ging in eine ganz andere Richtung als Whiter Shade Of Pale;
schwerer und schwermütiger Bluesrock; sehr erdig und klangvoll; natürlich auch immer auf
Gitarrensoli ausgelegt. Bei PH konnte er das nicht unterbringen, es störte die Dominanz der Keyboards.
Robin ertrug das durchaus einige Jahre, vielleicht, weil er mit Gary befreundet war und der Erfolg
Procol Harums auch Geld in die Kassen spülte.
Aber 1973 stie er aus, um genau das zu spielen, was ihm schon immer im Sinn lag und in den Fingern juckte:
eben diesen schwere Bluesrock.
Bass, Drums, Gitarre und alles Weit Weg Von Dem, Was Er Noch Gestern Machte;
'Twice Removed From Yesterday'.
Ein gutes Debüt, für das es Lob gab, aber auch Kritik, weil einige Experten einen bloßen Hendrix-Epigonen
heraushören wollten.
Also wieder ins Studio und Bridge Of Sighs eingespielt, um deutlich zu machen, daß man
einen eigenen Stil und eine eigene Identität hatte.
Eine noch vollere Breitseite dieses schermütigen Bluesrock gab es; zunächst mal nicht revolutionär
neu, aberdoch weit entfernt von Hendrix-chen Riffs.
Dicke fette Akkorde waren das, die einzelnen Noten langsam und langgezogen; mit raumfüllenden Klängen,
die dazu noch sehr in die Tiefe gingen. Mit 4 - 7 Minuten waren die Stücke nicht zu ausgedehnt, erlaubten
aber trotzdem Zeit für melodiösen Aufbau und Solos, die nicht um des Dudelns wegen gespielt wurden
(also keine Nervtöterei).
Vielleicht hätte Jimi die seit seinem Tod um vier Jahre fortgeschritene Aufnahmetechnik auch zu
dichteren Klängen genutzt und sicherlich gab es auch den ein oder anderen vertrauten Ton,
aber insgesamt hörte man hier zwei völlig verschiedene Musiker mit verschiedenen musikalischen
und textlichen Anliegen.
Keine oberflächlichen Gedanken und Anwandlungen, sondern Vergänglichkeit und Nachdenklichkeit
spielten eine große Rolle in Robin's Bewußtsein;
er ist nie der saufende und zugedröhnte Rock'n'Roller, sondern der bedächtige Überleger,
der schon früh in seiner Karriere erkannte, daß wir alle irgendwann auf ein Ende zusteuern....
So etwas untermalt man ja nicht mit schreienden, kreischen Soli, obwohl es doch wieder
druckvoll und untertützt von einer gelegentlich stampfender Rhythmusgruppe
dargebracht wurde.
Das war sogar ziemlich tanzbar: Day Of The Eagle;
trug manchmal spätpsychedelische Züge; Bridge Of Sighs;
wies sogar etwas Soul auf; The Fool And Me;
oder wurde zum Anthem; Too Rolling Stoned;
aber nicht für Feuerzeuge, sondern für Taschentücher, weil dem Hörer
aus unbegreiflichen Gründen plötzlich Wasser in der Nase stand.
Robin spielte nur selbstgeschriebene Stücke ein (hier zweimal unterstützt
vom erstklassigen Bassisten James Dewar (ex-Stone The Crows).
Ein Klassiker ohne Schwachpunkte, aber nicht der Beginn einer Weltkarriere. Nicht jeder
Qualitätsmusiker kann ein Massenpublikum anziehen und eine Platinscheibe nach der
anderen unters Volk bringen. Aber zu einem recht großen und sehr beständigen Fankreis
reichte es allemal.
Robin hat noch zwei oder drei Dutzend weitere Werke nachgeschoben; dabei wurde der
Stil hauptsächlich beibehalten und immer nur geringfügig variiert. Ein paar LPs waren
zu meidende 'Turkeys', aber fast 20 davon schafften es hier ins Haus.
Was (fast) alle Trower-Werke bewirken, ist dieses in UK so hochgeschätzte 'bonding';
diese Verbindung von Leuten, die auf der selben Welle segeln.
Quasi eine Medizin zur umgehenden Heilung, aber ohne Chemie und somit ohne Nebenwirkungen.
(das der PH-Keyboarder Matthew Fisher dieses Werk produzierte, beweist, daß Robin nicht im
Streit von seiner vormaligen Truppe gegangen war).
1 Day Of The Eagle
https://www.youtube.com/watch?v=4kpdHWW9WD8
2 Bridge Of Sighs
https://www.youtube.com/watch?v=0tLsFsGxLmE
3 In This Place
4 The Fool And Me
5 Too Rolling Stoned
https://www.youtube.com/watch?v=Rb4ii3M5Dh8
6 About To Begin
7 Lady Love
8 Little Bit Of Sympathy
Bass, Vocals – James Dewar
Drums – Reg Isidore
Guitar – Robin Trower