Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

 
kraut-brain
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Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 02.05.2021 - 19:53 Uhr  ·  #1
Robin Trower „Bridge Of Sighs“ -1974-



Der 1945 im englischen Catford geborene Gitarrist gehörte über einen Zeitraum von 4 Jahren der Artrock Formation Procol Harum an und hat somit an sämtlichen prägenden Alben dieser Band mitgewirkt. Der Ausstieg erfolgte im Jahre 1971 nach ihrer letzten gemeinsamen USA Tour.

War er zuvor ausschließlich Teamplayer, der sich dem musikalischen Schaffen Procol Harum‘s unterordnen musste, so wollte er sich von diesem Gefüge loslösen und musikalisch neue Wege, eigene Wege beschreiten. Auslösendes Moment war sicherlich der Tod von Jimi Hendrix im September 1970, den Trower als großes Vorbild ansah. Durch diese tiefe Verneigung gegenüber dem Verstorbenen schrieb Trower ihm zu Ehren das Musikstück „Song For A Dreamer“ und dieser avancierte somit zu seinem großen Idol.

Das 1972 von Trower gegründete Quartett Jude existierte auch nur ein Jahr, weil er hier seine musikalischen Vorstellungen nur bedingt umsetzen konnte und nicht seine Freiheiten vorfand, die er vor Augen hatte.

Der eigentliche Start erfolgt somit im Jahre 1973 im Trioformat unter seinem eigenen Namen. Die ihm vorschwebenden Elemente der Musik sollten zugleich kraftvoll als auch atmosphärisch sein. Als Bassisten gehört der Band James Dewar an, mit dem er bereits zuvor bei Jude zusammengespielt hat und Reg Isidore übernimmt den Schlagzeugpart. Mit seinen beiden Mitspielern kann Trower endlich den Traum der vor ihm schwebenden Musik umsetzen. Das Debüt „Twice Removed From Yesterday“ wird in England am Rande wahrgenommen, hingegen in dem Mutterland des Blues der USA abgefeiert. Die Redewendung: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land wurde leider auch für Robin Trower traurige Wirklichkeit. Folglich fand ihre erste Tournee auch in den Staaten statt, wo sie mit dem gebührenden Respekt behandelt wurden.

Die Stücke für das Folgealbum „Bridge Of Sighs“ hatten sie größtenteils während ihrer USA Tour geschrieben und sind ein Spiegelbild ihrer perfekten Eingespieltheit. Trower agiert als virtuoser Solist, als auch als geschickter und zugleich gefühlvoller Rhythmusgitarrist. Subtiles und Brachiales stehen sich gleichermaßen gegenüber und bilden in der Dynamik eine berauschende musikalische Bandbreite.

Das Album wird durch das Stück „Day Of The Eagle“ eröffnet und ist ein klassischer Rocker, der von seinem ständig nach vorne treibenden Groove besticht. Zudem wird das Stück durch die gefühlvollen Solis an der Gitarre verfeinert und geradezu abgerundet. Das Stück hätte in der Tat vom verstorbenen Meister Hendrix stammen können.

Der nun folgende Titeltrack „Bridges Of Sighs“ hat einen psychedelischen Touch und kommt wesentlich verhaltener daher. Das Gitarrenspiel und die Stimme von Dewar zerschmelzen geradezu und bilden eine spürbare Einheit.

Bluesig und verhalten geht es in dem dritten Stück „In This Place“ zu. Bemerkenswert ist der fragil eingesetzte Gesang von Dewar, der dem Song eine wahre Ummantelung vermittelt.

Der vierte Titel „The Fool In Me“ kommt sehr kraftvoll rüber und ist zugleich vom stampfenden Takt der Rhythmusfraktion erfüllt. Trower passt sich dem Takt an und findet immer wieder Wege für seine sinnmachenden Solis.

„Too Rolling Stoned“ ist der Longtrack des Albums, der durch seine rockigen Elemente glänzt. Aber auch die funkigen Einsprengsel von Trower’s an der Gitarre verfehlen ihre Wirkung nicht.

In eine ganz andere Welt führt uns der 6. Track „About To Begin“. Das verhaltene Drumming ist der Teppich des sehr berührenden Stückes, in dem sich der sehr emotionale Gesang von Dewar und die eingehauchten Solis zu einer Einheit verbrüdern.

„Lady Love“ verkörpert nochmals das gereifte Spiel der Band und mit „Little Bit Of Sympathy“ findet das Album einen würdigen Abschluss. Natürlich muss es zum Schluss nochmals ordentlich rocken, was es letztlich auch tut.

In meinen Augen waren immer die Beständigkeit, Leidenschaft und Professionalität die Persönlichkeitsmerkmale des Gitarristen Robin Trower‘s, dem mit seiner Band mit diesem Album der Durchbruch gelungen ist. Die Anfangs vorherrschende Abneigung durch seine Kritiker, er sei ein seelenloser Hendrix Kopist, habe ich nie nachvollziehen können. Im Laufe der Jahrzehnte hat er eine Vielzahl von überzeugenden Alben herausgebracht und somit gehört er für mich zu den Großen seines Genres.

"Day Of The Eagle"

"Bridge Of Sighs"

"In This Place"

"The Fool And Me"

"Too Rolling Stoned"

"About To Begin"

"Lady Love"

"Little Bit Of Sympathy"

Musiker:
Robin Trower: Gitarre
James Deware: Bass, Gesang
Reg Isidore: Drums

Titelliste
1. Day Of The Eagle
2. Bridge Of Sighs
3. In This Place
4. The Fool And Me
5. Too Rolling Stoned
6. About To Begin
7. Lady Love
8. Little Bit Of Sympathy
badger
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 02.05.2021 - 21:34 Uhr  ·  #2
ganz tolle besprechung, wie von dir auch nicht anders gewohnt. und du hast dir ja auch jemanden vorgenommen,
der ein bißchen wertschätzung verdient hat. ein gitarrist, der seit fast 60 jahren im geschäft ist, ohne daß er je
laute töne gespuckt hätte.
die einzigen lauten töne kommen aus seinen gitarren, vor allem, wenn die volumen-regler mal wieder auf '10' hochgedreht werden (und der Badger trotzdem(!) nicht vor der bühne weggeht).
schrille klänge oder rasende fi9ngerwechsel muß man jedenfalls nicht befürchten auch keine ; Robin bevorzugt mittlere tonlagen und liefert immer jene raumfüllenden akkorde, die man gerne auch mit 'meat on the bone' umschreibt: kräftige
und sehr substantielle griffe sind das, die eine erfrischende brise ins hirn blasen.

Mit Procol Harum fuhr er die ersten erfolge ein, aber wer weiß noch, daß die gründungsmitglieder
(Brooker, Trower, Copping, Wilson) vorher schon als 'Paramounts' zu den ersten beatgruppen der frühen 60er
gehörten. und zwar in Southend, wo die ölarbeiter in ihren clubs kräftige klängen forderten (die sie dann
aber so richtig erst 10 jahre später mit Dr. Feelgood oder Eddie & The Hot Rods kriegen sollten)

so ganz schafften die Paramounts den durchbruch nicht, denn Gary Brooker stand der sinn weniger nach
'Poison Ivy' als nach 'Whiter Shade' und jeder menge keyboards. a sich tatsächlich hören,
besonders die paar, die Robin geschrieben hat. aber irgendwann hats gereicht und vielleicht war ja auch
endlich die zeit gekommen, die lange aufgebaute frustration so richtig rauszulassen.

Jimi, Rory, Alvin Lee, Peter Green (etc.), das sind leute, mit denen er in einer liga spielt.

frimp
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 02.05.2021 - 22:51 Uhr  ·  #3
Sehr schöne Rezension! Dieses und ein knappes Dutzend weiterer Alben, auch zusammen mit Jack Bruce stehen hier. Er war aber kein Gniedler wie Alvin Lee finde ich (den ich latürnich trotzdem sehr schätze).
kraut-brain
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 02.05.2021 - 23:29 Uhr  ·  #4
@badger: Erst einmal vielen Dank für deine Anmerkungen in Sachen der Band Paramounts. Diese ist mir als Einstiegsband von Robin Trower zwar bekannt gewesen, nicht aber ihre Musik. Da werde ich mal nachhaken.

Was ich aber an diesem Musiker so bewunderswert finde, dass er das finanziell sichere Nest Procol Harum nicht aus rein narzisstischen Gründen verließ, sondern einzig wegen der Musik. Er wollte kein Superstar werden, sondern endlich die Musik spielen, die ihm auf dem Herzen lag. Tja, und das war bei Procol Harum nicht möglich.

Was ich in meiner Rezi noch vergessen habe: Ich vermute mal, du hast ihn mehr als einmal live gesehen, wie ich auch. Wie er bei seinen Livekonzerten geradezu eins mit seiner Musik wurde, erinnerte mich bisweilen an Rory Gallagher. Mehr Leidenschaft geht doch gar nicht. Und zwar das Mimikspiel in seinem Gesicht, da befand er sich letztlich in seinem musikalischen Tunnel. Einfach ergreifend ist das Ganze ....

@frimp: Hier stehen erst 8 Alben, da muss ich wohl noch nachjustieren ..... :-) Schön aber, das dir die Rezi gefallen hat.
OldMcMetal
 
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 03.05.2021 - 08:48 Uhr  ·  #5
Der sehr guten und informativen Rezension füge ich ein recht aktuelles Video hinzu. Der Klang ist in Ordnung, das Bildformat eingeschränkt und lediglich auf Robin Trower fokussiert.


Robin Trower Live 4/2/2019 At The Birchmere In Alexandria, Va

Robin Trower Live
badger
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 03.05.2021 - 16:42 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von kraut-brain

@badger: Erst einmal vielen Dank für deine Anmerkungen in Sachen der Band Paramounts. Diese ist mir als Einstiegsband von Robin Trower zwar bekannt gewesen, nicht aber ihre Musik. Da werde ich mal nachhaken.

Was ich aber an diesem Musiker so bewunderswert finde, dass er das finanziell sichere Nest Procol Harum nicht aus rein narzisstischen Gründen verließ, sondern einzig wegen der Musik. Er wollte kein Superstar werden, sondern endlich die Musik spielen, die ihm auf dem Herzen lag. Tja, und das war bei Procol Harum nicht möglich.

Was ich in meiner Rezi noch vergessen habe: Ich vermute mal, du hast ihn mehr als einmal live gesehen, wie ich auch. Wie er bei seinen Livekonzerten geradezu eins mit seiner Musik wurde, erinnerte mich bisweilen an Rory Gallagher. Mehr Leidenschaft geht doch gar nicht. Und zwar das Mimikspiel in seinem Gesicht, da befand er sich letztlich in seinem musikalischen Tunnel. Einfach ergreifend ist das Ganze ....



(zuerst mal was technisches: bei meinem posting gestern hat mich wieder mal der foreneditor zum narren gehalten
und ein paar halbe sätze produziert, die wohl keinen sinn geben. passiert immer wieder. oder gerade eben, ich hatte
schon 5,6 sätze geschrieben, bin 'irgendwo drangekommen' und wieder ist ALLES weg. kenn ich so von keinem
anderen editor.
zum kotzen! da möchte man mit der zaunlatte reinschlagen!)

zustimmenderweise muß man einige deiner o.a. aussagen FETT machen. es gibt vieles, daß mir AUSSER DER
MUSIK an ihm gefällt. kein lärm, rumschreien, skandale, drogenexzesse..., vor allem immer eine klare linie;
keine oberflächlichkeiten, kein pausenloses hin- und herspringen; nicht immer die nächste neue obstrusität,
sondern beständigkeit und ruhe in stil und habitus (auch wenn diese 'ruhe' schon mal sehr LAUT werden kann).

wechsel immer nur soweit, als es stilanpassung ist; also ein überlegtes und zielgerechtes vorwärtsschreiten.
und bei allem denkt er jetzt schon sehr intensiv über 'Das Ende ' nach; z.b. sein eigenes und kommuniziert
diese Gedanken ('Coming Closer To The Day').

ja, das alles mag ich sehr.
und hab deswegen bis jetzt 19 mal eingekauft. alle sind das nicht, denn ein paar mal hat es nicht so richtig geklappt
mit dem jeweiligen material und ich brauche nun wirklich keine 'neuen' uralt-bluescover oder die endloseste
live-version.

trotzdem wird wohl auch die '20' noch vollgemacht werden, da bin ich sicher.

denn eines hat Robin allen anderen voraus: Jimi oder Rory, Alvin oder Peter....; er LEBT noch!

----------------------
PS. die Paramounts waren ganz ok, aber auch wieder nicht so dolle, daß man viel zeit mit anhören
verbringen sollte. dann leg dir lieber eine alte scheibe von den Stones auf, die spielten auch 'Popison Ivy'.
besser sogar!)
Tom Cody
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 04.05.2021 - 16:09 Uhr  ·  #7
Robin Trower ist mir als Gitarrist durchaus bekannt, hat bei mir jedoch nicht die Wertschätzung erlangt, die er offenbar bei euch genießt. Meine damaligen "Guitar Heros" waren da eher Alvin Lee (Ten Years After), Toni Iommi (Black Sabbath), Paul Kossoff, Mark Farner (Grand Funk Railroad) und noch einige andere...

Möglicherweise ein Fehler meinerseits, denn die Proben klingen in der Tat vielversprechend. Zudem verstehst du es ausgezeichnet, einem dieses Album näher zu bringen.Insoweit bin ich dir für diesen Denkanstoß dankbar.

Siegie, dankeschön für diese gelungene und äußerst informative Vorstellung. :-D
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 04.05.2021 - 16:51 Uhr  ·  #8
Danke für die Rezi! Mir geht es da wie Jürgen (T. Cody). Habe ich total aus den Ohren verloren. Als Album habe ich auch nur Too Rolling Stoned aufzubieten, ein Live-Album, auf dem die meisten der hier angesprochenen Tracks enthalten sind. Könnte ich mal wieder auflegen....
kraut-brain
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 04.05.2021 - 23:09 Uhr  ·  #9
@badger: Die Paramounts waren sicherlich nur eine Randnote der damaligen Zeit und fügten sich in das musikalische Geschehen der damaligen Zeit ein. In der Tat ist diese Mucke nicht so ganz dolle.

Was wir aber beide festgestellt haben, ist die Bodenständigkeit von Robin Trower. Ein Musiker, der mit Procol Harum äußerst erfolgreich war und auch während seiner Zeit mit seinem Trio bis einschließlich 1981 ernorme Plattenumsätze zu verzeichnen hatte. Er war "eins" mit sich selbst und lebte nur für sein Lebensziel, und dieses war die Musik. Vor einem derartigen Musiker kann man nur den Hut ziehen.
nixe
 
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 10.05.2021 - 18:33 Uhr  ·  #10
Das Cover ist mir schon mehrfach über den Weg gelaufen, aber interessiert hat*s mich nicht.
Nun ja, der erste Song gibt mir auch recht, jedoch der Zweite läßt doch aufhorchen!
So geht das hin & her, was soll*s...
Immerhin mal gehört, thx!
Nix für ungut, ich zähl halt nicht.
Ach ja: bei "Little Bit Of Sympathy" kommt nochmal die "Lady Love"!
hmc
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Re: Robin Trower "Bridge Of Sights" -1974-

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Gepostet: 02.04.2024 - 11:24 Uhr  ·  #11
Wie bereits bei badger angemerkt; für mich sein Bestes.
Natürlich sind viele seiner Alben gut, dieses sticht für mich aber klar heraus.
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