Jasper van't Hof - Œuvre

 
firebyrd
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Jasper van't Hof - Œuvre

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Gepostet: 23.05.2012 - 07:54 Uhr  ·  #1
Jasper van't Hof - Œuvre

Jasper van't Hof habe ich zusammen mit dem Electric Circus noch 'elektrisch' kennen gelernt. Die Band bestand aus Toto Blanke (guitar, electronics), Edward Vesala (drums, percussion) und Jasper. Ein für mich denkwürdiges Konzert fand etwa 1976 statt. Ferner erlebte ich den Protagonisten noch in seiner 'afrikanischen Phase', mit Pili Pili, etwa 1988 muss das gewesen sein - auch sehr beeindruckend. Dann habe ich ihn später noch einmal im Trio mit Charlie Mariano und dem niederländischen Gitarristen Peter Tiehuis (ich glaube, diese Besetzung war es) gesehen.

Neben der überwiegend elektronischen Tastenarbeit hat sich Jasper van't Hof aber auch immer wieder nur auf das Piano beschränkt. So ist auch diese Musik wieder stärker am traditionellen Jazz orientiert, schafft allerdings spielend den Brückenschlag zum Hier und Heute. Und das wird nicht nur durch das mitunter mit leichtem Rockrhythmus unterlegte Fundament symbolisiert, sondern spätestens dann, wenn man sich einmal auf den Bass konzentriert, bemerkt man es. Denn Stefan Neldner spielt einen E-Bass und streut auf diese Weise viel Druck in die Musik. Insofern ist diese Musik eine wunderbare Kooperation verschiedener Generation des Jazz und letztlich ist es garantiert Jaspers Fusion-Vergangenheit, die für die Kompositionen mitprägend ist, die (es ist nichts Näheres aufgeführt) wohl allesamt von ihm stammen dürften.

In einem solchen Umfeld gibt es einige sich entfaltende Blüten. So erleben wir eine Kreation in tänzelndem Ambiente mit "Likewise", dass die Hörerschaft schnell in den Bann ziehen sollte, ist dieses Stück doch eine gesunde Mischung zwischen Intellekt und viel Gefühl. Auf jeden Fall kommt hier das zum Ausdruck, was die Musik der ganzen Platte symbolisiert: Agilität, Flexibilität und Spielfreude, gespeist aus vielen Ideen und auf gewisse Weise durchaus tanzbar. Denn eigentlich kann man den äußeren Extremitäten beim Lauschen der Musik keine Ruhe verordnen, es sei denn, wir stoßen auf eine Ballade wie "Dulcinea", die aber immer noch mit reichlich subtilem Swing versehen ist. Auch hierbei zeigt sich Fredy Studer als „einer der innovativsten Drummer Europas“ (so die Zeitschrift Drums & Percussion), denn auch in diesem Umfeld versucht er mitzugestalten.

Neben zarten Tönen gibt es wenig vom anderen Extrem, den reinen wilden Klängen. Ansätze hierzu finden wir auf "The Apollonians", wo es auch schon einmal leicht atonal klingt und das ist auch gut so. In der Thematik erinnert der Titel zunächst an die gute alte Zeit des Be Bop, allerdings durch Studer viel moderner angetrieben und die Improvisationen von Piano und Saxofon begeben sich auch in umfassendere Spielräume. Jasper van't Hof zeigt einmal mehr, wie er viele Spielarten des Pianos beherrscht, vom 'Weglassen' à la Thelonious Monk über lyrische Klänge mit zartem Anschlag bis hin zu fast explodierendem Spiel. Und auch genau diese kleinen Eruptionen von Sokal sind es, die das Ganze geschmeidig abrunden.


"Œuvre" ist für mich ein sehr gutes Beispiel von zeitgenössischem Jazz der europäischen Art, agieren hier doch ein Niederländer, ein Österreicher, ein Deutscher und ein Schweizer gemeinsam.

Musiker:


Jasper van't Hof (piano)
Harry Sokal (saxophone)
Stefan Neldner (bass)
Fredy Studer (drums, percussion)

Titel:

01:Œuvre (7:25)
02:Likewise (6:12)
03:Wrong End Of The Stick (3:19)
04:The Apollonians (7:28)
05:Dulcinea (5:41)
06:Mr. Sowieso (5:07)
07:Now Or No (8:46)
08:Yes But (5:39)
09:Elusive (4:24)
10:Nebula (4:18)


http://www.jaspervanthof.com/

Wolfgang
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pur
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Re: Jasper van't Hof - Œuvre

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Gepostet: 23.05.2012 - 21:04 Uhr  ·  #2
Hört sich sehr interessant. Notiere es mir mal.
radiot
 
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Re: Jasper van't Hof - Œuvre

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Gepostet: 23.05.2012 - 21:40 Uhr  ·  #3
Van't Hof habe ich auch zusammen mit Toto Blanke und Edvard Vesala gehört, ein herrliches Trio bei "Jazz in der Kammer" im DT Berlin. Schätzungsweise war das auch 1976. Aktuell habe ich nur zwei CDs von Van't Hof: "Operanoia" von Pork Pie mit Charlie Mariano (den man auch häufiger damals in der größten DDR der Welt hören konnte), Philip Catherine & featuring Don Alias (1996 auf intuition). Zweite Scheibe, auch auf intuition von 1998 ist die "Face To Face" mit besagtem Tastendrücker, Ernie Watts (Ja der! Blies auch mal bei Zappa!) und Bo Stief. Leider sind es nur die beiden Scheiben. Deine Rezi beeinträchtigt evtl. meine Geldbeutel!

Radiot grüßt! :8)
vinylsammler
 
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Re: Jasper van't Hof - Œuvre

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Gepostet: 27.05.2012 - 14:26 Uhr  ·  #4
bis jetzt habe ich nur ein album von ihm , ich kenne mich etwas zu wenig aus um mitreden zu können , äh dat alben heist pipi pipi oder pili pili :-)
Mr. Upduff
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Re: Jasper van't Hof - Œuvre

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Gepostet: 27.05.2012 - 20:30 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von vinylsammler
bis jetzt habe ich nur ein album von ihm , ich kenne mich etwas zu wenig aus um mitreden zu können , äh dat alben heist pipi pipi oder pili pili :-)

pillepalle..."dat" ist pili pili (und Live)...schon ein sehr starkes Stück ins Bein gehender Wippelwappelmukke...ich bringe die Rezi mal nach oben...
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