Rock: Die Globale Musik

die welt endet nicht in USA/UK

 
badger
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Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 12:00 Uhr  ·  #1
betrachte ich meine lieblingsgruppen, so stehen in der ersten reihe
fast nur die ganz großen namen der rockgeschichte; ab den Beatles und
Stones und dann quasi von den Allmans bis Zappa einmal quer durch.

bis auf wenige ausnahmen stammen diese großen namen aus den USA
oder UK, weil es eben doch die Mutterländer von Beat und Rock sind,
während in allen anderen ländern doch erst einmal zugehört und gelernt
werden mußte, bevor man sich ans kopieren machte.
in der tat, es wimmelt überall nur so von kopien einer musik, die Briten
und Amis so viel besser und originärer gemacht haben. in keinem
andren land hat es bands gegeben, die den Beatles und Stones, von den
Allmans bis Zappa, das wasser hätten reichen können.

bands, die mehr rock'n'roll im blut hatten, mehr charisma, mehr
leichtigkeit und ungezwungenheit und mehr geniale melodielinien, gabs
also nirgendwo.
und damit könnte man das thema zu den akten legen....

aber dann kommt eine neue vermutung: wenn sie nicht besser waren,
dann doch vielleicht anders; und zwar anders auf eine art
und weise, die dem hörer noch etwas zusätzliches vermitteln kann;
andere vibrationen, die zusätzlichen hörgenuß bringen.

über den krautrock sind wir uns wohl alle einig; es gibt eine menge dinge,
die krauts nicht können; so richtig gut abgehende rock-hämmer haben sie
nur ganz wenige geschaffen; für Honky Tonk Woman oder Alright Now
hat es hier nicht gereicht.

aber das, wofür es gereicht hat, erweckt ein solch einmaliges
hörvergnügen und füllt eine nische, die eben nur in diesem land gefüllt
werden konnte.


und dann fällt uns auf, daß wir eigentlich immer schon ein paar
Niederländer und Skandinavier kannten; und daß uns z.B. Cuby &
The Blizzards, Q65
oder Living Blues so gefielen, weil sie da
etwas von der holländischen weltoffenheit einbrachten und damit eine
ganz eigene stimmung schufen, die sogar den englischen altmeistern
imponierte (und die ließen sich nicht leicht imponieren).

Auch die dänischen Burnin' Red Ivanhoe; schwedischen Made In
Sweden
oder finnischen Tassavellan Presidentti hat man ja
schon in den 60ern/ frühen 70ern gehört. natürlich nur, weils die Briten
(z.b. im Melody Maker oder in John Peel's radioprogrammen) gutgeheißen
hatten; aber immerhin; so ganz ignorant war man ja nicht.

trotzdem dauerte es lange, bis man den kopf frei hatte, denn noch bis
weit in die 80er jahre kaufte man hauptsächlich alte Briten und Amis, für
die man 20 jahre vorher einfach noch nicht das geld hatte.

und dann kommt der moment, wo man alles hat, was man haben will und
die dealer sind gezwungen, neue drogen auf den markt zu schmeißen.

zunächst haben viele die nase gerümpft; bands aus Belgien oder Island;
geh mir wech damit; Spanier, Italiener; soll das ein schlechter scherz
sein? die können doch unmöglich wissen, wie man rock'n'roll spielt,
sagte man, und kam doch selbst aus einem land, wo man unmöglich
wissen konnte, wie man rock'n'roll spielt....

irgendwann tauchte mal ein reißerisch angekündigtes 'hardrock monster'
aus island auf; Icecross; und siehe da, es WAR ein
hardrock-monster,
auf absolut gleicher höhe, wie andere gepriesene hardrock monster;
aber zusätzlich wurde dort eine düster-dräuende stimmung geliefert, die
damals eine völlig neue empfindung hervorrief.
Island ist ein kleines land; eine zweite Icecross hatten sie nicht im
programm, dafür aber noch ca. ein dutzend weiterer hochinteressanter
novitäten; wie Oddmen oder Trubrot.

aber den skaninaviern traute man ja immer schon eine menge zu.
noch überraschender war es, als aus Italien nicht nur gigolo-geknödels
kam; sondern reihenweise bands, die sich an den stilmitteln der großen
englischen prog bands orientierten; von Traffic, Jethro Tull bis hin zu
Gentle Giant und Yes. sogar US-psychedelia oder West Coast konnten
die machen; aber wir hatten es ihnen nicht zugetraut. wir hätten es
wissen müssen; John Cipollina und millionen andere Amis haben sich
von ihren italienischen vorfahren inspirieren lassen.

die italienischen Airplane, bzw. Jimi Hendrix hießen Circus 2000,
bzw. Garybaldi.. und dann wären da noch 100 weitere tolle bands...

es stellte sich schnell heraus, daß in praktisch jedem an westeuropäischer
kultur orientiertem land irgend etwas zu hören war;
eine handvoll bands zumindest, gab es überall; Spanien, Griechenland;
ex-Jugoslavien; ja selbst in osteuropa gab es absolut sensationelle
entdeckungen. Spaniens Pan Y Regaliz legten eine gefeierte psych-
und fuzz-scheibe vor, die ihresgleichen sucht; die polnischen Blackout
, später Breakout, zu ganz fantastischen blues-rockern.

selbst in rumänien; man hätte es wirklich nicht für möglich gehalten,
legten Phönix gleich mehrere hart-prog werke vor, dike in jede
entsprechende sammlung gehören.

über südamerika schrieb ich ja schon an anderer stelle, vielleicht läßt sich
auch verstandesmäßig nachvollziehen, warum die so ungewöhnlich gut
waren; schließlich stecken südamerikanische rhythmen schon seit
hundert jahren in der populärmusik;die jungs dort mußten also nur
ihre eigenen ursprünge etwas entstauben.
stell dir mal vor, daß es in einem kleinen land wie Puerto Rico
mindestens ein halbes dutzend wertvoller werke zu finden gibt!

die japaner ließen es nicht beim kopieren; ihre bands wurden schnell
immer eigenständiger und entwickelten einen eigentümlichen exotischen
charme. suchst du nach psychedelischen klassikern, dann dürfen die
Jacks mit Vacant World nicht fehlen;
wer hätte gedacht, daß egal welchen stil man bevorzugt,
die japaner eine reihe guter bands dieses stils anzubieten haben.
von der Flower Travelling Band bis zu Sadistic Mika;
jeder geschmack kommt auf seine kosten.

die südkoreaner hatten u.a. die band Sanulim mit gitarrenhelden
aus der spät-psych/acid-haltigen zeit, den man nur als allererste sahne
bezeichnen kann.
Wally Gonzalez und Mike Hannopol waren hard-/blues-rock
gitarristen von den Philippinen; mit ganz tollen solo-scheiben, aber wenn
ich hier schreibe, das Wally's erste band Juan De La Cruz
mindestens vier absolute blues-rock klassiker hingelegt hat, wird man es
wohl nicht glauben können.

immer noch auf den Philippinen legten Dakila eine scheibe hin, die
wohl fast jeder im forum als eine unveröffentlichte, frühe Santana
akzeptieren würde.

kehren wir zurück zui den sogenannten 'Fuzz-Monstern'; die sind
tatsächlich noch bis in die mitte der 70er in Nigeria (BLO) und
Sambia (WITCH) gemacht worden, als hier in europa schon alles im
disco-fieber war. die technischen vorbedingungen waren vielleicht nicht
so toll, wie bei Dieter Dirks, aber die mucke hat es in sich.

Ofege, Crissy Zembie, Peace; Question Mark; da gibts einen beweis
nach dem anderen: die wiege des rockm steht in afrika.

okay, nicht alle völker machten mit; konnten oder wollten es nicht.
aus China und der UdSSR ist nix gekommen; die hatten wohl andere
sorgen.
das in muslemischen ländern nicht groß gerockt wurde, kann man sich
wohl auch denken; anders da schon Israel, deren Churchills eine
weitere extraolrdinäre psychedelische bereicherung für jede sammlung
ist.

vor kurzem tauchten selbst bands aus dem Libanon und Iran der 60er
auf; ich habe sie noch nicht gehört, aber nach so vielen guten
erfahrungen aus der vergangenheit, kann man den lobeshymnen wohl
vertrauen.

selbst eskimos wissen, wie man mucke macht: Sume; 3 hochgelobte
plättlein voll mit.. und jetzt kommts, 'sonnigem, gitarrenbetontem
west coast rock'
.
die hams ja auch nötig. vielleicht nicht ganz so wie
Crosby, Stills, Nash und Young; aber tatsächlich sonnig und locker.

vieles ist mittlerweile ganz einfach bei Amazon zu haben; aber
interessanter ist natürlich das angebot der spezialhändler; Völkel und
Hot Wax hatte ich ja schon mehrmals erwähnt; es gibt aber noch eine
reihe anderer quellen.
irgendwie macht es eine riesenmenge spaß, diese ganzen rock'n'roll
emotionen aus fremden landen auf sich wirken zu lassen; logisch, daß
da ein gewisser exoten-bonus dabei ist, logisch auch, daß man nicht
immer genau den standard ultramodernster aufnahmetechniken erwarten
darf; aber selbst bei kleinen abstrichen hier und da, sind all diese
bands aus eher obskuren regionen doch eine ungeheure bereicherung
für meine rock-ohren.

und natürlich; sie werden nie die denkmäler der Dead und Quicksilver;
der Doors und Man zum einsturz bringen können;
vielleicht gerade deshalb liebe ich diese bands.
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hmc
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 12:18 Uhr  ·  #2
Ja ja, das ist ein sehr interessantes Thema und sehr gut rüber gebracht.

Heute muss man auch in der Musik die Globalisierung sehen und hoffentlich wird das mittlerweile auch von den meisten so akzeptiert.

Ich persönlich denke dass sich viele Länder freigeschwommen haben. Anfangs waren es sicherlich die Skandinavier, die schnell ihren Weg machten.
Ruphus wäre da ein gutes Beispiel.

Die Japaner machten zumindest schon sehr früh schräge Sachen, da kenne ich einige Bands die zumindest sehr interessant klingen.

Wer das auch halbwegs auf die Reihe bekommen hat, sind die Niederländer. Akkermann, Solution, Ekseption oder Focus haben sich nach einigen Anläufen ebenfalls auf ihre Stärken besonnen und ihren Weg gemacht.

Circus 2000 waren das Aushängeschild der Südfrüchte und kamen mit nie so vor, als wenn sie (sicherlich beabsichtigt), Anleihen an die USA und UK Bands nahmen.

Insgesamt gesehen, wachsen die Länder musikalisch zusammen, es scheint weniger Nachahmer zu geben, als das noch vor einigen Jahren der Fall war.

Anmerkung:
Der Osten hat sicherlich am meisten abgekupfert, sich aber ebenfalls freigeschwommen.
Das gilt für den Jazzrock, aber vor allem auch auf den Prog zu.
Riverside & Co machen ihr Ding.


Ach ja, Badger, auch mir macht es sehr viel Spaß, wenn ich etwas origienelles aus mir noch musikalisch unbekannten Gefilden entdecke.

Hoch lebe die gutesalte geniale USA und UK Musik, hoch lebe aber auch der "Nachwuchs" aus Hamudistan usw.
harper
 
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 13:10 Uhr  ·  #3
Toller Beitrag, badger.

Es dürfte den meisten hier schon aufgefallen sein das ich mich im Moment etwas intensiver mit Musik aus Japan beschäftige.
..und da gibt es Einiges zu entdecken !

Zur Zeit kämpfe ich mich, mit Hilfe eines dicken Langenscheidt durch Julian Cope's "Japrocksampler"





Vielleicht sollte ich ja mal etwas über meine Entdeckungen meiner musikalischen Japanreise hier preisgeben.
womus-205
 
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 14:03 Uhr  ·  #4
Ein faszinierender Beitrag ! Wie Gary Cooper im "High Noon"
Zitat
Verfasst am: 01.02.2010, 12:00 Titel: Rock: Die Globale Musik
schießt der badger überzeugende Argumente und lockt sogar so einen Schreibfaul-pelz wie mich aus der gemütlichen winterlichen Schweigsamkeit heraus!


Zitat
Anmerkung:
Der Osten hat sicherlich am meisten abgekupfert, sich aber ebenfalls freigeschwommen.


Es fehlten einfach Kontakte mit angelsächsischen Musikern: Ich war auf dem ersten Konzert von Muddy Waters ( in Rahmen von Jazz Jamboree Festivals im Warschau 1976) In ersten Reihen saßen nur Musiker !!!

Kleine Anekdote zum Entstehung der Breakout.
Das war Eric Burdon der 1965 nach dem Konzert von Animals hat dem Piotr Pulawski (Gitarist von Gruppe "Polanie" - die als Vorgruppe von Animals im Warschau agierten) eine akustische Gitarre und ganze Stapel von Tonbänder mit Aufnahmen von schwarzen Bluessänger. Poplawski hat Gitarre behalten aber Tonbänder schenkte er Tadeusz Nalepa (Blackout später Breakout)

Wer weiß wie hätte sich Nalepa's musikalische Karriere entwickelt ohne diese Geschenk ??
tschiibii
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 14:18 Uhr  ·  #5
@badger

sehr interessanter Beitrag :!:

st_gallier
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 16:07 Uhr  ·  #6
nur soviel -

mein finnischer kumpel iss glühender anhänger von wally gonzales bzw juan de la cruz band.
und ich glühender verehrer der finnischen cultcombo kingston wall.

iss dieser planet nich ein einzig globales roggnroll dorf.

shine on
freaksound
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 16:48 Uhr  ·  #7
@Badger : toll beschrieben (und bestärkt mich nur noch mehr die Ohren auch links und rechts der "Hauptstrasse" aufzumachen)
Danke !
Tom Cody
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 18:35 Uhr  ·  #8
@Badger, danke für diesen tollen Beitrag.

Es ist genauso ( zumindest bei mir ), wie Du es so treffend geschildert hast. Mein Hauptaugenmerk lag im großen und ganzen bisher in den USA, im UK und natürlich im Krautrockbereich.

Erst viel später kam Skandinavien (Titanic ausgenommen) und weitere Exoten hinzu.

Klar, hat natürlich auch mit dem Einkommen zu tun. Als Jugendlicher (Schüler, Azubi) damals, mußtest Du mit dem Geld äußerst sparsam umgehen und daher auch Prioritäten setzen. Deshalb wurden seinerzeit auch hauptsächlich nur "sichere" Käufe getätigt und das "Risiko" gescheut.

Viele Sachen waren zu dieser Zeit aber auch ehrlich gesagt schlichtweg unbekannt (mir jedenfalls).
hmc
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 18:40 Uhr  ·  #9
Tom Cody, Deshalb wurden seinerzeit auch hauptsächlich nur "sichere" Käufe getätigt und das "Risiko" gescheut.


Sehr guter Punkt.
badger
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 01.02.2010 - 21:56 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von womus-205
Kleine Anekdote zum Entstehung der Breakout.
Das war Eric Burdon der 1965 nach dem Konzert von Animals hat dem Piotr Pulawski (Gitarist von Gruppe "Polanie" - die als Vorgruppe von Animals im Warschau agierten) eine akustische Gitarre und ganze Stapel von Tonbänder mit Aufnahmen von schwarzen Bluessänger. Poplawski hat Gitarre behalten aber Tonbänder schenkte er Tadeusz Nalepa (Blackout später Breakout)

Wer weiß wie hätte sich Nalepa's musikalische Karriere entwickelt ohne diese Geschenk ??


Breakout & Naleppa waren schon ungewöhnlich gut und wenn sie sich
ihr bluesgefühl von ein paar alten tonbändern abhörten, dann muß man
sagen: 'Alle Achtung'.
von Breakout/Blackout/Kabasinska und Naleppa stehen hier ettliche
scheiben; alle ganz hervorragend.
die Polonie hab ich mir ausnahmsweise noch für später aufgehoben;
vielleicht bei einem fläschlein Zubr oder Warka!
risou
 
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 02.02.2010 - 18:51 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von badger
Zitat geschrieben von womus-205
Kleine Anekdote zum Entstehung der Breakout.
Das war Eric Burdon der 1965 nach dem Konzert von Animals hat dem Piotr Pulawski (Gitarist von Gruppe "Polanie" - die als Vorgruppe von Animals im Warschau agierten) eine akustische Gitarre und ganze Stapel von Tonbänder mit Aufnahmen von schwarzen Bluessänger. Poplawski hat Gitarre behalten aber Tonbänder schenkte er Tadeusz Nalepa (Blackout später Breakout)

Wer weiß wie hätte sich Nalepa's musikalische Karriere entwickelt ohne diese Geschenk ??


Breakout & Naleppa waren schon ungewöhnlich gut und wenn sie sich
ihr bluesgefühl von ein paar alten tonbändern abhörten, dann muß man
sagen: 'Alle Achtung'.
von Breakout/Blackout/Kabasinska und Naleppa stehen hier ettliche
scheiben; alle ganz hervorragend.
die Polonie hab ich mir ausnahmsweise noch für später aufgehoben;
vielleicht bei einem fläschlein Zubr oder Warka!


Da bin ich mal gespannt welche Anekdoten um Niemen, Nalepa, Kubasinska, SBB, Grechuta etc. da noch ans Tageslicht kommen.
YETI
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 04.02.2010 - 22:21 Uhr  ·  #12
Danke für diese Anregungen! :daumen:

Hab mir schon öfter überlegt wie wohl das Publikum in Ägypten, Libanon, Zypern, Nordafrika und Griechenland auf Bands wie Embryo oder Agitation Free reagiert hatte als diese, Anfang der 70er, dort spielten.
badger
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 04.02.2010 - 22:35 Uhr  ·  #13
Zitat geschrieben von YETI
Danke für diese Anregungen! :daumen:

Hab mir schon öfter überlegt wie wohl das Publikum in Ägypten, Libanon, Zypern, Nordafrika und Griechenland auf Bands wie Embryo oder Agitation Free reagiert hatte als diese, Anfang der 70er, dort spielten.


ich vermute mal, die reagierten insgesamt mit freundlichem wohl-
wollen; wobei sie sich dachten:
'einen teil dieser musik kennen wir doch irgendwie'
während sie einen anderen teil vielleicht nicht so ganz verstanden.

ein anderes beispiel:
wir haben früher mal himmel und hölle in bewegung gesetzt, um
platten von Kaleidoscope (US) zu kriegen; mit all diesen 'nahöstlichen'
instrumenten und akkordwechseln; dann hörten wir die israelischen
Churchills und begriffen, wer sich hier von wem inspirieren ließ...
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 04.02.2010 - 23:20 Uhr  ·  #14
Churchills!? das macht mich, schon wieder, mächtig neugierig denn auch für mich ist Kaleidoscope US eine All time-Favorite-Band.
Meine liebste ist die Beacon from Mars die allerdings eher für das Improvisationsvermögen der Band steht.

Generell bin ich aber der Meinung, dass überwiegend die westlichen Bands die Vorreiterrolle in Sachen Rock spielten.
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 04.02.2010 - 23:28 Uhr  ·  #15
Jürgen, solche Beiträge hauen mich einfach immer um und ich weiß oft gar nicht, was ich dazu sagen soll. Einen Aspekt hat Dein Dortmunder Namensvetter ja schon gebracht: Keine Kohle kein Risiko - auf der anderen Seite hatten wir damals ja viel elegantere Möglichkeiten zu hören, entweder mit den "Telefonhörern" am Plattentresen oder wir hatten einen Laden der hatte 3 Kabinen, wo man mit 3 Leuten gut sitzen konnte, rauchen, Cola verkauften sie Dir auch dazu, nur Joints wurden nicht gern gesehen.

Ich weiß noch, dass ich bei einer Gelegenheit mit einem Stapel von 10 LPs reingegangen bin und mich nach 2 Stunden für Them Again entschieden habe, in dem Stapel war was von den Troggs und Aftermath von den Stones, Dave Clark Five, mehr fallen mir nicht mehr ein. Das waren dann aber fullprice Records 18,-- Mack.

Risiko gegangen sind wir doch erst als die Grabbelkisten bei Montanus und in manchen Kaufhäusern aufkamen, das war aber schon tief in den 70ern, da kamen dann auch echte Neuerkenntnisse.

Ich muss aber neidlos zugeben, ich habe das nie so akribisch betrieben wie Du und ich habe in mancher Hinsicht auch einen "anderen Geschmack", trotz der Riesenschnittmenge bei uns beiden.

es gab für mich auch die wunderbaren Zeiten der ersten "billigen" Platten: Klassik, aber auch Jazz und Sonderserien von Platten, die schon große Verkaufszahlen hatten. Ich habe noch meine ersten Brandenburgischen Konzerte auf EUROPA, dies Label wird bei mir immer mit Pink Mice verbunden bleiben, leider gehörten die Scheiben meiner Exfrau ud die wollt sie mir auch nicht geben.

Ich hatte ein paar holländische, skandinavische, bißchen tschechische von einem Freund aus Bratislava, aber so richtig spezielle wie Du sie beschreibst.... da kann ich nur staunen.

Schöner Beitrag!

Nobby
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 04.02.2010 - 23:28 Uhr  ·  #16
Zitat geschrieben von YETI
Churchills!? das macht mich, schon wieder, mächtig neugierig denn auch für mich ist Kaleidoscope US eine All time-Favorite-Band.
Meine liebste ist die Beacon from Mars die allerdings eher für das Improvisationsvermögen der Band steht.

Generell bin ich aber der Meinung, dass überwiegend die westlichen Bands die Vorreiterrolle in Sachen Rock spielten.


das sehe ich genau so; aber wenn du wissen willst, wo viele inspirationen
der westlichen bands herkamen, dann muß man einfach nach afrika,
südamerika und asien (in dieser reihenfolge) schauen.

die Churchills haben sich vielleicht RE-INSPIRIEREN lassen und
damit eine 1968er-psychedelische scheibe hingelegt, die champions-
league-spitzenklasse darstellt.

du kennst die band vielleicht unter ihren nachfolgenamen Jericho
und dann Jericho Jones (identische besetzung, aber nicht
mehr psychedelisch, sondern eher hard-rockig-bis-progressive).
Rabatz
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 11:52 Uhr  ·  #17
Prima Beitrag, Badger :daumen: Was mir die englischsprachigen Bands an Breite liefern, das finde ich bei deutschen und skandinavischen Gruppen in der Tiefe. Den letzteren Ländern fehlt wohl das "Ohrwurmgen" :lol:
Rabatz
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 11:54 Uhr  ·  #18
Ich vergas: Die Jericho hab ich zwar "nur" als LP, schwer empfehlen kann ich sie aber trotzdem :8)
nobbygard
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 12:01 Uhr  ·  #19
Zitat geschrieben von Rabatz
Prima Beitrag, Badger :daumen: Was mir die englischsprachigen Bands an Breite liefern, das finde ich bei deutschen und skandinavischen Gruppen in der Tiefe. Den letzteren Ländern fehlt wohl das "Ohrwurmgen" :lol:


Nicht dass Du jetzt hier pro Genmanipulation auftrittst - dann wirste gelöscht!

:blaugrins:
Rabatz
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 12:28 Uhr  ·  #20
Zitat geschrieben von nobbygard
Zitat geschrieben von Rabatz
Prima Beitrag, Badger :daumen: Was mir die englischsprachigen Bands an Breite liefern, das finde ich bei deutschen und skandinavischen Gruppen in der Tiefe. Den letzteren Ländern fehlt wohl das "Ohrwurmgen" :lol:


Nicht dass Du jetzt hier pro Genmanipulation auftrittst - dann wirste gelöscht!

:blaugrins:


Nobbygard, (Ohr-) Genmanipulierte findest Du wohl weniger hier als viel mehr bei RTL :lol:
womus-205
 
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 13:55 Uhr  ·  #21
Zitat
okay, nicht alle völker machten mit; konnten oder wollten es nicht.
aus China und der UdSSR ist nix gekommen; die hatten wohl andere
sorgen.


Tatsächlich auch China kennt man keine musikalische Beispiele ( es wundert im Anbetracht der menschlichen Potenzial [quantitativ] )

Bei Russen gab es ein paar Bands die schon in 60-en Jahren entstanden, aber zuerst offiziell ende der 70-Jahren ihre Aufnahmen machten. Beispiel :
Maschina Wremeni ( deutsch: Zeitmaschine) aus Moskau oder "Aquarium" aus Sankt Petersburg (früher : Leningrad).

Link (Wikipedia) Maschina Wremeni - http://de.wikipedia.org/wiki/Maschina_Wremeni
Link (Youtube) : http://www.youtube.com/watch?v=kCfy04tah4w&feature=related

Link (Wikipedia) Aquarium - http://de.wikipedia.org/wiki/Aquarium_%28Band%29
Link(YouTube) Aquarium - http://www.youtube.com/watch?v=0PdN46Wls_U&feature=related

In Russland auf Grund des politischen Drucks gab es ein Phänomen den nirgendwo in so einem Ausmaß gab : Magnitizdaty.
Das Wort setzt sich zusammen aus "Magnit"(magnitnaya plyenka = Magnettonband) + "izdat" (herausgeben, veröffentlichen).

Zahlreiche Bands haben ihre Musik so aufgenommen und weiter verbreitet, man kann sagen als Heimwerker. Als Material für Tonträger wurden oft Röntgenbilder benutzt.

Aufnahmen wurden manchmal auf zusammengebastelten Geräten gemacht !





Im Oktober letztes Jahres strahlte ARTE eine englische Dokumentation :

Wie die Beatles den Kreml stürmten (Grossbritannien, 2009, 60mn)

Es war sehr interessant ( leider so spät) und komisch und gleichzeitig tragisch in diesen Aussagen, die zeigten wie ein Regime die natürliche Vitalität und Kreativität einer ganzen jungen Generation blockieren und unterdrücken wollte.


Mit Gitarren bewaffnete Jugendliche, Rock'n'Roll: Das alles war dem Kreml nicht geheuer. So erklärte Regierungschef Chruschtschow in den frühen 60er Jahren die elektrische Gitarre gar zum "Feind des sowjetischen Volkes" - fest entschlossen, die "Verderbnis" der Jugend zu verhindern. Doch der Kreml hatte die Rechnung ohne die Beatles gemacht. - Eine Dokumentation über das kulturelle Phänomen der "Beatlemania", das vor über 40 Jahren auch die Sowjetunion erfasste und vielleicht mit dazu beitrug, den Kommunismus zu Fall zu bringen.

[i]Musik in der Sowjetunion - das war ein Politikum. Auch die Musik der Beatles war verboten, die Gruppe erhielt nie die Erlaubnis, in der Sowjetunion aufzutreten. Dennoch wuchs ihre Popularität unaufhörlich. Unzählige Bands entstanden, die sich wie die Beatles kleideten und ihre Musik spielten. Im ganzen Land kursierten Radiomitschnitte von Radio Luxemburg, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden.
Trotz oder gerade wegen des harten Vorgehens der Obrigkeit übten die Beatles einen großen Einfluss auf die Gesellschaft und die Haltung der Menschen aus: Millionen junger Leute wurden durch sie zu glühenden Befürwortern der westlichen Kultur und gingen emotional auf Distanz zum Sowjetsystem. So bereiteten die Beatles vielleicht sogar den kulturellen Weg für den Fall der Berliner Mauer.
"Die Beatles und ihre Lieder haben die Herzen Millionen junger Menschen berührt und sie auf das, was später passieren sollte, vorbereitet. Es gibt kein anderes westliches Phänomen mit einem solch tiefgreifenden Einfluss auf die inneren Angelegenheiten der Sowjetunion, die den Jugendlichen nichts Vergleichbares zu bieten hatte", resümiert Art Troitzki, Russlands führender Rockjournalist. Die lange russische Liebesaffäre mit den Beatles fand im Sommer 2003 ihre Erfüllung: Paul McCartney spielte auf dem Roten Platz in Moskau vor 100.000 Menschen, viele von ihnen waren in Tränen aufgelöst.

Die Dokumentation ist eine persönliche Reise des renommierten britischen Filmemachers Leslie Woodhead durch mehrere Länder der ehemaligen Sowjetunion. Über die Auswirkungen der Beatles auf ihr Leben erzählen unter anderem "Russlands ultimativer Beatles Fan" Kolja Vasin, die gefeierten Rockmusiker Boris Grebenschikow und Sascha Lipnitzki, der "Beatlemania"-Buchautor Juri Peljuschonok und Russlands stellvertretender Ministerpräsident Sergej Iwanow. Letzterer meint sich zu erinnern, er habe anhand der Beatles-Songs Englisch gelernt.


http://www.arte.tv/de/woche/24…=2009.html

Hier kann man (in englisch) in Kurzfassung ein paar Fakten über die russische Rockgeschichte nachlesen : http://www.russia-ic.com/culture_art/music/380/

womus-205
nobbygard
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 15:14 Uhr  ·  #22
Wahnsinn, was du immer ausgräbst, Marek!
Tom Cody
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 17:14 Uhr  ·  #23
Yep, toll gemacht, Marek!
womus-205
 
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 18:06 Uhr  ·  #24
Der Dank gehört badger! Er mit seinem tollem Beitrag lenkte meine Gedanken in diese unentdeckte, unbekannte Musiklandschaften.

womus-205
badger
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Re: Rock: Die Globale Musik

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Gepostet: 05.02.2010 - 20:55 Uhr  ·  #25
hallo marek,
vielen dank für deinen hochinteressanten beitrag.
große klasse, sehr informativ!

ich hab mal an einem buch mitgeschrieben, daß die rock-szene in
den europäischen ländern beschrieb (Euro Rock; 1981 auf rororo)
und die damalige UdSSR wurde dabei von einem Gerd Ruge
beschrieben.
der mann war politischer korrespondent der ARD, damals schon über
50 und mit rock'n'roll hatte er nichts am hut.
gerade deshalb war er wohl der bestmögliche schreiber, denn alle
beispielbands, die er nannte, hatten auch mit rock'n'roll nichts am hut;
jedenfalls nicht mit der musikform, die man in den anderen ländern
der erde so spielte.
hab dann in den 90ern in diverse sachen reingehört und mir dabei
gedacht; die haben wohl einfach nicht die mentalität dafür;
die kommen an die polen und tschechen nicht heran.

vielleicht liegts daran, daß die polen und tschechen viel besseres
bier brauen...?

ich hab gerade die tschechischen Olympic gehört und schätze mal,
das die russen halb-sibirien für eine einzige solche band hergeben
würden.

es mag ausnahmen geben, aber:
wo das kyrillische anfängt, hört der rock'n'roll auf.
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