Helsinki-Cotonou-Ensemble - Same

Finland meets Africa, leichtgängige leidenschaftliche Fusion...

firebyrd

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Helsinki-Cotonou-Ensemble - Same

 ·  Gepostet: 08.06.2021 - 23:06 Uhr  ·  #621556
Helsinki-Cotonou-Ensemble - Same

Wie las ich jüngst zur musikalischen Einschätzung dieser Band? Weather Report meets Fela. Also stellt man sich diese besondere Art der Fusion von Weather Report (nur - welcher Zeitraum war gemeint?) vor in Verbindung mit der afrikanischen Fusion-Musik von Fela Kuti. Das Helsinki-Cotonou Ensemble besteht auf finnischen und afrikanischen (aus Benin, Westafrika) Musikern.

Entstanden ist die Band im Jahre 2012, als drei finnische Musiker nach Benin reisten, und sich mit dem Sänger und Perkussionisten Noel Saizonou zusammenschlossen. Musiker aus der Stadt Cotonou wirkten nachfolgend mit und der Name der Band war geboren, Helsinki-Cotonou-Ensemble.

Erste Songs entstanden in Benin und das Debüt-Album wurde in Helsinki fertiggestellt. Und nun das neue Album, mit gleichem Titel wie die Band. In der Regel stammen die Kompositionen von Saïzonou und Halonen, mit der einen oder anderen Mitarbeit. Und so ist gewährleistet, dass das Album Musik wie aus einem Guss enthält. Und das ist allerfeinste Fusion. Fusion, die sich verschiedener Stile bedient.

Und so vereint bereits der Eröffnungssong Elemente des bereits fusionierten Jazz' der Siebziger, hier spiegelt sich der Sound so mancher skandinavischen Band jener Zeit wider, spontan muss ich an Saluki denken. Herrlich, wie geschmeidig die Bläsersätze in den rhythmischen Teppich eingewebt wurden. Leicht und locker bietet sich der Gesang feil. Afrikanische Fröhlichkeit und Enthusiasmus fügen sich nahtlos in das westliche Ambiente ein. Oder in ein europäisch geprägtes Umfeld, denn dieser vom Jazz Rock geprägte Sound besitzt eine stark europäische Ausrichtung.

"The Craft" ist sehr modern gehalten, dadurch, dass hier ein Rapper, Synik, dieses aktuelle Element einbringt, auch sehr geschmeidig und flüssig und wie selbstverständlich, ohne diesen oft künstlich wirkenden Druck so manch eines neuzeitlichen Rappers, oftmals besonders aus deutschen Landen, und ohne sich derart in den Vordergrund und von hoher bemühter Wichtigkeit geprägt, so fliegt Synik elastisch und elegant mit der enorm groovenden Musik.

Helsinki oder Cotonou - was ist stärker im Vordergrund? Ich denke, überwiegend klingt diese Musik eher europäisch im Gesamtausdruck, und die afrikanischen Elemente bringen sich mehr oder weniger als Bestandteile des Ganzen ein, gelegentlich gewinnen sie die Überhand, wie zum Beispiel mit großen Anteilen im Song "Alôgô Kpèvidé- A Little Support". Hier reiht sich ebenfalls ganz stark der Song "Djogbé Ana Zon - You'll Return Without A Thing" ein, der sich am meisten in Richtung Fela Kuti orientiert, und dazu bricht dann das wilde Gitarrensolo von Halonen heraus, ein Supersong, vielleicht der beste des Albums!

Nun, letztlich sehe ich die Fusion beider Grundpfeiler, Finnland und Afrika, doch als gelungen an, allein, weil der Leadgesang von Noël Saïzonou halt afrikanisch ist. Und die Instrumentierung mag zwar weitestgehend und oft auch wesentlich westlicher Natur sein, doch sind es die afrikanischen Elemente, hauptsächlich durch die Perkussion, die auch eine wichtige Rolle für das Gesamtergebnis dieser mitreissenden Fusion spielen. Schließlich ist dadurch eine grandiose Mischung entstanden. Eine Mischung, die ganz einfach sehr lebendig ist, Leidenschaft ausstrahlt und mitreisst in einen Strudel von Rhythmus und Bewegung, ja, diese Musik strahlt Freude aus!

Und um die einleitenden Worte zurück zu kommen, Weather Report meets Fela, sehe ich das nicht unbedingt als erfüllt an. Denn die Elemente der Band Weather Report spiegeln sich allenfalls im Solowerk von Joe Zawinul wider, als sich dieser verstärkt der Weltmusik widmete, und, um Fela als Vergleich heranzuziehen, fehlen hier dann doch die bei ihm stärker ausgeprägten afrikanischen Rhythmus-Elemente, insofern bleibt sein Stil jedoch immerhin als einer der afrikanischen Bestandteile vorkommend. Wichtige Jazz-Elemente sind möglicherweise auch durch Mikko Pettinen ein wenig eingeflossen, war der Trompeter schließlich lange tätig beim UMO Helsinki Jazz Orchestra, Finnlands wohl bester professioneller Big Band. So könnte ich mir eine Zusammenarbeit des Helsinki-Cotonou Ensembles mit UMO recht gut vorstellen!

Noël Saïzonou (lead vocals, percussion)
Janne Halonen (guitars, background vocals, additional keyboards and percussion)
Sampo Riskilä (bass)
Juha Räsänen (drums)
Visa Oscar (keyboards)
Mikko Pettinen (trumpet, flugelhorn, background vocals)
Joakim Berghäll (saxophone)
Kasheshi Makena (percussion, background vocals)
Synik (rap)
Abdissa "Mamba" Assefa (percussion)
Janne Toivonen (trumpet)

1 Min He Mon Égbé - The One Who Sees Today (5:37)
2 The Craft Feat. Synik (3:50)
3 Alôgô Kpèvidé- A Little Support (4:36)
4 The Transition (1:22)
5 Aya Djidjè Na Minkpo - Happiness For All (3:37)
6 Min He Yôlô Mi - Fot The One Who Invited Me (3:50)
7 Hou Heto Alôkpa Homin - The Palm Lines (4:55)
8 Djogbé Ana Zon - You'll Return Without A Thing (5:05)
9 Do Akon Kpikpan - Stay Strong (6:27)

https://www.helsinkicotonouensemble.com/

holger_fischer

Betreff:

Re: Helsinki-Cotonou-Ensemble - Same

 ·  Gepostet: 07.07.2021 - 19:59 Uhr  ·  #623493

kraut-brain

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Re: Helsinki-Cotonou-Ensemble - Same

 ·  Gepostet: 09.07.2021 - 16:20 Uhr  ·  #623636
Für mich ein Festschmaus für die neugierigen und zugleich interessierten Lauscher.

Die weltmusikalische Mischung aus Fusions-, Soul-, Popelementen und Africanbeat macht Spaß und kommt beschwingt, mal aufbrausend und auch verhalten und gelassen herüber. Die Verknüpfung europäischer und afrikanischer Elemente sind in meinen Augen perfekt gelungen und erzeugen unter den Musikern eine überzeugende Einheit.

Somit danke für die stimmige Rezi und das Vorstellen dieses Ensembles.