THE CLAYPOOL LENNON DELIRIUM - SOUTH OF REALITY
Tracks: 9
Label: PIAS
Vertrieb: Rough Trade
Erstveröffentlichung: 22.02.2019
Tracklist:
1. Little Fishes 6:06
2. Blood And Rockets: Movement I, Saga Of Jack Parsons - Movement II, Too The Moon 6:30
3. South Of Reality 3:28
4. Boriska 5:25
5. Easily Charmed By Fools 5:11
6. Amethyst Realm 7:47
7. Toady Man's Hour 3:13
8. Cricket Chronicles Revisited - Part I, Ask Your Doctor Part II, Psyde Effects 6:23
9. Like Fleas 3:31
Gesamt: 47:34 min
Besetzung:
• Les Claypool – Vocal, Bass, Mellotron, Drums, Producer.
• Sean Lennon – Vocal, Guitar, Mellotron, Drums.
• Paulo Baldi – Drums (“Boriska”, “Amethyst Realm”, “Ask Your Doctor”)
• Adam Gates – Voices (“Psyde Effects”)
• Josh Adam Meyers – Voices (“Psyde Effects”)
Lennon? Kommt da tatsächlich der Name Lennon im Bandnamen vor? Moment einmal. Gab es da mal nicht einen berühmten Musiker der auch diesen Namen trug? Richtig! Und dieser Lennon hier heißt Sean mit Vornamen und war 5 als sein Vater in New York erschossen wurde. Jetzt ist er 43 und macht seit 2015 gemeinsame Sache, sprich Musik, mit Les Claypool, Bassist und hauptberuflich tätig für die amerikanische Alternative Metal-Band „Primus“. Beide fühlen sich den 60ern/70ern sehr nahe und hier im besonderen der psychedelischen Musik. Schon auf ihrem ersten Album „Monolith of Phobos“ (2016) deuteten sie an, dass von ihnen noch zu hören sein wird. Dieses Versprechen lösen sie nun mit dem im Februar erschienenen „South of Reality“ ein.
Wer also interessiert ist wie die Beatles im hier und jetzt klingen könnten, nachdem sie ihre psychedelische Seite weiter gestärkt haben, sollte sich das Album zu Gemüte führen. Aber bitte nicht von dem geschmacklosen Kakerlaken-Cover abschrecken lassen. Dies hätten sie sich meiner Meinung nach sparen können. Das Artwork des Vorgängers war da wesentlich stilsicherer.
Claypool und Lennon verweben verschiedene Stile von Psychedelic-, aber auch Pop-Bands der 60er und 70er gekonnt miteinander ohne als Plagiatoren aufzutreten. Das Ganze entwickelt sich im Verlauf der 47 Minuten Spielzeit zu einem Füllhorn an feinen Hooks und auch ungewöhnlichen Tönen und Harmoniefolgen. Selbst beim dritten oder vierten Hördurchlauf entdeckte ich immer noch vorher ungehörtes.
Der verschroben wirkende Sound ist aber zugleich harmonisch-melodischer Psychedelic Rock gepaart mit dominanter Bass- und vielschichtiger Vokalarbeit. An anderer Stelle wird er auch als eine kreative Retro-Mixtur aus Psychedelic Rock, Funk, Prog Rock und Jams umschrieben, was eigentlich nur manifestiert, dass trotz deutlichem Sixties-Flair eine simple Kategorisierung bei diesem Duo keineswegs einfach von der Hand geht. Auch wenn die Vergangenheit offensichtlich heraufbeschworen wird, erkennt man in den Arrangements einen unterschwelligen, aktuellen Bezug.
Als Prog-Reminiszenz kann von den neun Song sehr rasch das leicht floyidge, knapp achtminütige ‘Amethyst Realm’ ausgemacht werden. Hier dröhnen Instrumente und Atmosphäre gekonnt vor sich hin, bis die die Stimmung in einem fulminanten Instrumentalteil mit Gitarre und Mellotron gipfelt. Für mich eindeutig der Höhepunkt des Albums und daher hier auch einer der Anspieltipps.
Amethyst Realm
Ansonsten überwiegen in allen Songs verspielte Arrangements gepaart mit irrwitzigen Tempiwechseln. Zu hören sind ferner Stücke mit teilweise experimentellem Einschlag, teilweise aber auch einfach und simpel, eben wie ein Beatles-Song. Claypool und Lennon favorisieren längere Stücke jenseits der fünf Minuten-Grenze, die mit ausgedehnten und sehr interessanten Instrumentalpassagen Aufmerksamkeit erfordern. Diese Instrumentalpassagen stellen dabei die Einleitung mit dem Gesangsteil oft in den Schatten.
Das sehr prägnante Bassspiel von Les Claypool erinnert in einigen Stücken an Flea von den Red Hot Chili Peppers, so beispielsweise wie in „Boriska“
Boriska
Bereits mit dem zweiten Stück „Blood and Rockets“ setzt das innovative Psych-Rock-Duo ein erstes Highlight. Es ist ein weitläufige Epos, das Lennon und Claypool beim Singen und Knurren über spacigen Synthesizern und Gitarren zeigt. "Wie hoch fliegt deine Rakete?" Lennon singt im Chor, seine Stimme erhebt sich zu einem eindringlichen Falsett. "Sei besser vorsichtig, denn du könntest die Welt in Brand stecken“.
Blood and Rockets
Claypool entwickelte das fröhliche, berauschende "Easily Charmed By Fools" aus einer Zeile einer Charles-Bukowski-Geschichte, die er mitnahm und jahrelang in seinem Notizbuch verweilen ließ. "Als es an der Zeit war, es zu konkretisieren, gab es keinen Mangel an Beispielen, um diesen Gedanken zu unterstützen", informierte er unlängst in einem Interview.
Easily charmed by fools
Lennon und Claypool produzierten South of Reality selbst, wobei der Primus-Frontmann in seinem eigenen Rancho Relaxo-Studio in Sonoma County, Kalifornien, Engineering und Mixing übernahm. Sie schrieben und nahmen das Album etwa zwei Monate lang auf, ausgelöst durch das, was Claypool als "den Wunsch beschreibt, in einem Raum zu sitzen und wieder Raumgeräusche zu machen".
Absolut gelungen das Ganze und mein Tipp: die Platte komplett durchhören!
P.S.: Auch unser lieber Mitartist Firyebyrd hat die Scheibe bereits unter die Lupe genommen und für gut befunden. Damit also ein doppelter Tipp des Monats. Nachzulesen hier: https://www.musikansich.de/review.php?id=20055
Tracks: 9
Label: PIAS
Vertrieb: Rough Trade
Erstveröffentlichung: 22.02.2019
Tracklist:
1. Little Fishes 6:06
2. Blood And Rockets: Movement I, Saga Of Jack Parsons - Movement II, Too The Moon 6:30
3. South Of Reality 3:28
4. Boriska 5:25
5. Easily Charmed By Fools 5:11
6. Amethyst Realm 7:47
7. Toady Man's Hour 3:13
8. Cricket Chronicles Revisited - Part I, Ask Your Doctor Part II, Psyde Effects 6:23
9. Like Fleas 3:31
Gesamt: 47:34 min
Besetzung:
• Les Claypool – Vocal, Bass, Mellotron, Drums, Producer.
• Sean Lennon – Vocal, Guitar, Mellotron, Drums.
• Paulo Baldi – Drums (“Boriska”, “Amethyst Realm”, “Ask Your Doctor”)
• Adam Gates – Voices (“Psyde Effects”)
• Josh Adam Meyers – Voices (“Psyde Effects”)
Lennon? Kommt da tatsächlich der Name Lennon im Bandnamen vor? Moment einmal. Gab es da mal nicht einen berühmten Musiker der auch diesen Namen trug? Richtig! Und dieser Lennon hier heißt Sean mit Vornamen und war 5 als sein Vater in New York erschossen wurde. Jetzt ist er 43 und macht seit 2015 gemeinsame Sache, sprich Musik, mit Les Claypool, Bassist und hauptberuflich tätig für die amerikanische Alternative Metal-Band „Primus“. Beide fühlen sich den 60ern/70ern sehr nahe und hier im besonderen der psychedelischen Musik. Schon auf ihrem ersten Album „Monolith of Phobos“ (2016) deuteten sie an, dass von ihnen noch zu hören sein wird. Dieses Versprechen lösen sie nun mit dem im Februar erschienenen „South of Reality“ ein.
Wer also interessiert ist wie die Beatles im hier und jetzt klingen könnten, nachdem sie ihre psychedelische Seite weiter gestärkt haben, sollte sich das Album zu Gemüte führen. Aber bitte nicht von dem geschmacklosen Kakerlaken-Cover abschrecken lassen. Dies hätten sie sich meiner Meinung nach sparen können. Das Artwork des Vorgängers war da wesentlich stilsicherer.
Claypool und Lennon verweben verschiedene Stile von Psychedelic-, aber auch Pop-Bands der 60er und 70er gekonnt miteinander ohne als Plagiatoren aufzutreten. Das Ganze entwickelt sich im Verlauf der 47 Minuten Spielzeit zu einem Füllhorn an feinen Hooks und auch ungewöhnlichen Tönen und Harmoniefolgen. Selbst beim dritten oder vierten Hördurchlauf entdeckte ich immer noch vorher ungehörtes.
Der verschroben wirkende Sound ist aber zugleich harmonisch-melodischer Psychedelic Rock gepaart mit dominanter Bass- und vielschichtiger Vokalarbeit. An anderer Stelle wird er auch als eine kreative Retro-Mixtur aus Psychedelic Rock, Funk, Prog Rock und Jams umschrieben, was eigentlich nur manifestiert, dass trotz deutlichem Sixties-Flair eine simple Kategorisierung bei diesem Duo keineswegs einfach von der Hand geht. Auch wenn die Vergangenheit offensichtlich heraufbeschworen wird, erkennt man in den Arrangements einen unterschwelligen, aktuellen Bezug.
Als Prog-Reminiszenz kann von den neun Song sehr rasch das leicht floyidge, knapp achtminütige ‘Amethyst Realm’ ausgemacht werden. Hier dröhnen Instrumente und Atmosphäre gekonnt vor sich hin, bis die die Stimmung in einem fulminanten Instrumentalteil mit Gitarre und Mellotron gipfelt. Für mich eindeutig der Höhepunkt des Albums und daher hier auch einer der Anspieltipps.
Amethyst Realm
Ansonsten überwiegen in allen Songs verspielte Arrangements gepaart mit irrwitzigen Tempiwechseln. Zu hören sind ferner Stücke mit teilweise experimentellem Einschlag, teilweise aber auch einfach und simpel, eben wie ein Beatles-Song. Claypool und Lennon favorisieren längere Stücke jenseits der fünf Minuten-Grenze, die mit ausgedehnten und sehr interessanten Instrumentalpassagen Aufmerksamkeit erfordern. Diese Instrumentalpassagen stellen dabei die Einleitung mit dem Gesangsteil oft in den Schatten.
Das sehr prägnante Bassspiel von Les Claypool erinnert in einigen Stücken an Flea von den Red Hot Chili Peppers, so beispielsweise wie in „Boriska“
Boriska
Bereits mit dem zweiten Stück „Blood and Rockets“ setzt das innovative Psych-Rock-Duo ein erstes Highlight. Es ist ein weitläufige Epos, das Lennon und Claypool beim Singen und Knurren über spacigen Synthesizern und Gitarren zeigt. "Wie hoch fliegt deine Rakete?" Lennon singt im Chor, seine Stimme erhebt sich zu einem eindringlichen Falsett. "Sei besser vorsichtig, denn du könntest die Welt in Brand stecken“.
Blood and Rockets
Claypool entwickelte das fröhliche, berauschende "Easily Charmed By Fools" aus einer Zeile einer Charles-Bukowski-Geschichte, die er mitnahm und jahrelang in seinem Notizbuch verweilen ließ. "Als es an der Zeit war, es zu konkretisieren, gab es keinen Mangel an Beispielen, um diesen Gedanken zu unterstützen", informierte er unlängst in einem Interview.
Easily charmed by fools
Lennon und Claypool produzierten South of Reality selbst, wobei der Primus-Frontmann in seinem eigenen Rancho Relaxo-Studio in Sonoma County, Kalifornien, Engineering und Mixing übernahm. Sie schrieben und nahmen das Album etwa zwei Monate lang auf, ausgelöst durch das, was Claypool als "den Wunsch beschreibt, in einem Raum zu sitzen und wieder Raumgeräusche zu machen".
Absolut gelungen das Ganze und mein Tipp: die Platte komplett durchhören!
P.S.: Auch unser lieber Mitartist Firyebyrd hat die Scheibe bereits unter die Lupe genommen und für gut befunden. Damit also ein doppelter Tipp des Monats. Nachzulesen hier: https://www.musikansich.de/review.php?id=20055