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John Martyn - Solid Air

Trurl

Betreff:

John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 15.01.2023 - 15:39 Uhr  ·  #663943
endlich im Jahr 1973 :-) Allein in diesem Jahr sind für mich drei Inselalben erschienen: THE WHO - Quadrophenia, YES - Tales from topographic oceans und MAGMA - Mekanik Destruktiv Kommandoh, dazu gesellen sich viele weitere tolle Prog- und Rockalben. so dass ich locker auf mehr als 12 Alben käme, um diesen Thread zu füllen. (zu den drei genannten werde ich sicherlich noch was schreiben) Aber da mein Herz auch für die eher nicht so bekannten Musiker schlägt und John Martyn leider am 29.01.2009 verstarb, mache ich mit diesem Album den Start, zumal es auch im Februar 73 erschien.

John Martyn - Solid Air
"Solid Air" – 5:45
"Over the Hill" – 2:53
"Don't Want to Know" – 3:02
"I'd Rather Be the Devil" (Skip James) – 6:18
"Go Down Easy" – 3:35
"Dreams by the Sea" – 3:17
"May You Never" – 3:41
"The Man in the Station" – 2:53
"The Easy Blues" – 3:20 (auf manchen CD-Versionen in "The Easy Blues/Gentle Blues" umbenannt)

John Martyn – vocals, acoustic and electric guitar; keyboards on "The Easy Blues"
Richard Thompson – mandolin on "Over the Hill"
Simon Nicol – autoharp on "Over the Hill"
Sue Draheim – violin on "Over the Hill"
Tony Coe – saxophone on "Dreams by the Sea" and "Solid Air"
John "Rabbit" Bundrick – acoustic and electric piano, organ, clavinet
Tristan Fry – vibraphone on "Solid Air"
Danny Thompson – acoustic bass
Dave Pegg – bass
Dave Mattacks – drums
Neemoi "Speedy" Acquaye – congas

John Martyn lernte ich, wenn ich richtig erinnere über eine Ausgabe der RORORO Rock Session-Reihe kennen, wo er im Lexikon der Außenseiter erwähnt wurde, wie auch sein Kollege Roy Harper. Da ich die Artikel spannend fand, begab ich mich auf die Suche nach Alben und landete bei diesem.

Geboren am 11.09.1948 begann er seine Karriere als klassischer Singer/Songwriter mit akustischer Gitarre. 1967 erschien mit London Conversation sein Debütalbum, ein Jahr später folgte The Tumbler.
Nachdem er seine damalige Partnerin Beverley geheiratet hatte, erscheinen zwei gemeinsame LPs. Hier begann er zunehmend mit elektrischer Gitarre und mit Echoeffekten zu experimentieren, um langsam seinen eigenen Stil zu entwickeln. Doch es wurde schnell klar, die musikalischen Wege waren zu unterschiedlich. Martyn veröffentlichte in Zukunft wieder solo (und die Ehe ging Jahre später auch in die Brüche, dazu die LP GRACE AND DANGER von 1980). 1971 erschien Bless the weather, ein Album, dass noch stark von der akustischen Gitarre geprägt ist.

Solid Air ist sein viertes Studioalbum, erschien im Februar 1973. Hier zeigt er erstmals sein ganzes musikalisches Spektrum, neben den klassischen Folksongs gibt es mit Rather be the devil oder Dreams by the Sea die ersten Ausflüge auf der elektrischen Gitarre samt Echoplex-Effekten. Neben Blues kommen starke Jazzeinflüsse hinzu (für meine Ohren😊).Prägend sind hier sein percussives Spiel und die kongeniale Begleitung der anderen Musiker (bei letzterem besonders die Congas). Ebenso lohnend der akustische Bass von Danny Thompson, der auch später häufig mit Martyn zusammenspielte, oder John „Rabbit“ Bundrick an den Tasten. Das ganze Album wird von einer nächtlichen verträumt-melancholischen Stimmung durchzogen, verstärkt durch Martyns eigene Stimme, nuschelnd-sanft eher ein Instrument, denn eine Textstimme. Ich kenne keinen Sänger, der für mich derart stark Emotionen ausdrückt. Den Titeltrack hat er übrigens seinem kurz zuvor verstorbenen Freund Nick Drake gewidmet.

2009 erschien eine Deluxeausgabe mit einer zweiten CD:
1. "Solid Air" (alternative take) – 5:48
2. "Over the Hill" (alternative take) – 3:28
3. "Don't Want to Know" (alternative take) – 3:26
4. "I'd Rather Be the Devil" (alternative take) (Skip James) – 7:39
5. "Go Down Easy" (alternative take) – 4:55
6. "Dreams by the Sea" (alternative take) – 3:22
7. "May You Never" (alternative take) – 3:33
8. "The Man in the Station" (alternative take) – 5:32
9. "The Easy Blues/Gentle Blues" (alternative take) – 4:49
10. "Keep On" – 4:57
11. "When It's Dark" – 8:36
12. "In the Evening" – 4:04
13. "May You Never" (single version) – 2:43
14. "The Easy Blues" (live) – 3:24
15. "May You Never" (live) – 3:39
16. "I'd Rather Be the Devil" (live) (Skip James) – 8:33

In den 80ern wurde er etwas bekannter. Mit dem schon erwähnten Grace and Danger und Glorious Fool trat er dank Mitwirkung von Phil Collins (mit dem wohnte er bei seiner Scheidung von Beverley zusammen, Collins trennte sich zu der Zeit ebenfalls von seiner damaligen Frau, das Ergebnis war Face Value) mehr ins öffentliche Bewusstsein. Beide Platten waren entsprechend auch erfolgreicher als frühere Werke. Sein letztes Album, an dem er noch komplett arbeiten konnte, erschien 2004 - On the cobbles. 2011 vollendeten die mitwirkenden Musiker Heaven and Earth, das Album an dem Martyn bis zu seinem Tode arbeitete.
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Mich begleitet John Martyn durch mein Leben und ich gebe zu, ich vermisse ihn.

trurl

caramel

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Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 16.01.2023 - 14:13 Uhr  ·  #664041
Vielen Dank für diese schöne Vorstellung.
Bisher kannte ich John Martyn nur von dem Sampler Electric Eden - Unearthing Britain's Visionary Music. Dort ist er mit zwei schönen Stücken vertreten.

Die Freundschaft mit Nick Drake blitzt, wie ich finde, an vielen Stellen seiner Musik auf. Hättest du es nicht geschrieben, hätte ich es erwähnt.

Die vorgestellte Platte gefällt mir gut. Im Moment läuft jetzt (aus der Tube) Live In Dublin, 1987 mit dem wunderschönen Sweet Little Mystery.

White Bird

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Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 17.01.2023 - 15:06 Uhr  ·  #664197
Ein kleines Meisterwerk, voller Anmut und zwischen verschiedenen Musikstilen pendelndes Album, das auch nach über 50 Jahren seines Erscheinens Freude beim Hören bereitet.

Interessant ist auch die Hinwendung zur elektrischen Gitarre, die seinen Musikstücken einen weiteren Glanz vermitteln. Markant ist auch sein eigenwilliger Gesang, der sich emotional in die Musikstücke einwebt.

Vielen Dank für die schöne Rezi.

badMoon

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Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 20.01.2023 - 11:54 Uhr  ·  #664539
Die erste 73'er - prima :-)

John Martyn ist bislang völlig an mir vorbeigerauscht. Völlig zu Unrecht, die Scheibe gefällt mir bestens. Nick Drake wird hier vergleichend genannt, ein wenig erinnert mich Martyns Musik auch an Jackie Leven.

Klasse Vorstellung, besten Dank - der Bestellbutton ist gedrückt.

Trurl

Betreff:

Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 20.01.2023 - 13:47 Uhr  ·  #664562
Zitat geschrieben von badMoon

Die erste 73'er - prima :-)
(...) ein wenig erinnert mich Martyns Musik auch an Jackie Leven.


jep, der passt auch in die Riege, ebenso Roy Harper

trurl

kraut-brain

Betreff:

Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 01.02.2023 - 00:01 Uhr  ·  #665768
Bei John Martyn geht es mir genauso wie badMoon. Namentlich habe ich ihn zwar wahrgenommen, seine Musik jedoch nur am Rande.

Insofern habe ich über diese Rezi die Chance gehabt, die Musik dieses Solisten einmal näher betrachten zu können. Und siehe da, die Hörproben haben mir gut gefallen. Das hat jetzt nichts mit der sogenannten "Altersmilde" zu tun, sondern vielmehr mit seinen vielschichten und bisweilen ausgefeilten Songs.

Auch von mir besten Dank für deine Rezi.

YETI

Betreff:

Re: John Martyn - Solid Air

 ·  Gepostet: 05.02.2023 - 21:01 Uhr  ·  #666350
Ich bin ebenfalls großer John Martyn Fan.
Solid Air halte ich für seine Beste, neben einer ganzen Menge weiterer Meisterwerke.
Danke, dass du Marytn wieder aus der Vergessenheit holst.