Raoul Vignal „Years In Marble“ -2021-
Raoul Vignal wurde 1991 in Lyon geboren und kann als äußerst bodenständiger Musiker angesehen werden. Lediglich zweimal verschlug es ihn in die Metropolen Berlin und Paris, kehrte aber dann immer wieder zu seinem Bestimmungsort Lyon, dem dortigen Künstlerviertel Croix-Rousse, zurück.
Der Musiker kann als reiner Singer- und Songwriter beschrieben werden, der aber zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn auch französische Volkslieder und Folkiges in sein Programm mit eingebettet hatte. Bereits im Alter von 20 Jahren sammelte er erste Bühnenerfahrungen. Meistens waren es hierbei kleinere Clubauftritte, später folgten auch größere Festivals. Gerade diese Vielzahl von Auftritten schaffte ihm eine enorme Bühnenerfahrung, die er später in seinen Veröffentlichungen einfließen ließ. Während seiner Auftritte war er immer solo unterwegs (Gitarre und Gesang).
In dem Zeitfenster 2017 und 2018 veröffentlichte er seine ersten beiden Platten „The Silver Veil“ und „Oak Leaf“, die nachhaltige Eindrücke bei seinen Fans und Musikjournalisten hinterließen. Es war die Art von Musik, die als authentisch beschrieben werden kann und im Wesentlichen von der beruhigenden Stimme seiner Vocals und seinem individuellen Fingerpicking berührt und zugleich erfüllt werden.
Seinen großen Wurf landete er in meinen Augen mit dem vor kurzem erschienenen Album „Years In Marble“, das eine Bündelung seiner ganzen Stärken im Songwriting und der musikalischen Umsetzung offenbart. Neben Raoul Vignal (Gesang, Gitarre) wirkt auf dem Album nur noch Lucien Chatin (Schlagzeug, Percussion) mit.
Das Album:
Das Eröffnungsstück „City Birds“ führt den Hörer sofort in die berührende Welt des Musikers. Es wird von einem rhythmischen Teppich auf der Gitarre, dem einfühlsamen Drumming und dem poetischen Gesang getragen. Für zarte Kontrapunkte sorgen die Einwürfe auf der elektrischen Gitarre. Verträumt und zugleich nachdenklich startet der zweite Song „Century Man“. Hier finden Verknüpfungslinien zwischen dem leicht dumpfen Gesang, dem Fingerpicking, der bisweilen in kleine Melodien abdriftet und dem zurückhaltenden Schlagzeugspiel statt. Das dritte Stück „Coastal Town“ wirkt dagegen wesentlicher Euphorischer und hat im Gitarrenspiel einen leicht spanischen Unterton. Das Folgestück „Red Frisco“ vermittelt ungezügelte Wärme und auch der Refrain ist ein wahrer Seelentröster. Zudem zeigt es die filigrane Fingerpickingtechnik des Musikers auf. „Silence“ ist von einer berührenden Schönheit erfüllt. Hier bilden der Gesang, das Spiel auf der elektrischen Gitarre, den eingestreuten Halleffekten eine erfüllende Einheit, die dem Wort des Schweigens sehr nahe kommt. Der Folgestück „Summer Sigh“ ist ein klassischer Sing- Songwriter Song mit einer leichten Rocknote. Der 7. Song „A River Runs Wild“ hat einen angenehmen treibenden Groove, wird bei aller Forschheit von einer angenehmen Zartheit eingebunden. „To Bid The Dog Goodbye“ erinnert mich ein wenig an Gerry Rafferty und ist ein schwungvoll folkgetragener Rocksong. Das folgende „Heart Of The Lake“ ist mit über 5 Minuten Spielzeit der einzige Longtrack des Albums. Es ist der einzige Song, der in meinen Augen ein wenig abfällt, weil er letztlich zu wenige Spannungsbögen enthält. Das vorletzte Stück „By A Thread“ zeigt erneut das wunderbare Gitarrenspiel von Vignal auf, das geradezu mit den gesungenen Textzeilen verschmilzt. Umgarnt wird alles von dem subtilen Spiel auf dem Schlagzeug und erzeugt eine Einheit, die geradezu Gänsehaut vermittelt. Das Stück „Moonlit Visit“ bildet den Abschluss des Albums und entlässt den Zuhörer mit verträumten und leisen Zwischentönen. Und die hierbei erzeugte Stille ist eine würdige Zeichensetzung eines inhaltsreichen Albums.
Fazit:
Das Album enthält insgesamt 11 farbenfrohe und zugleich temperametvolle Musikstücke, die bisweilen hypnotisch, berührend, aber auch freudig herüberkommen und durch ihre Zeitlosigkeit glänzen. Ich wäre nicht verwundert, wenn der Musiker Raoul Vignal mit diesem Album für größere Aufmerksamkeit sorgen würde.
Musiker:
Raoul Vignal: Gitarre und Gesang
Lucien Chatin: Schlagzeug, Percussion
Titelliste:
"City Birds" 2:51
"Century Man" 3:08
"Coastal Town" 3:28
"Red Fresco" 3:11
"Silence" 3:39
"Summer Sigh" 3:00
"A River Runs Wild" 3:39
"To Bid The Dog Goodbye" 3:35
"Heart Of The Lake" 5:19
"By A Thread" 3:43
"Moonlit Visit" 2:41