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The Hatters - Live - Thunderchicken

badMoon

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The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 04.02.2021 - 10:11 Uhr  ·  #611552
The Hatters waren so freundlich, mir für den im Januar '21 stattgefundenen Alkohol-Songcontest ein Stück aus der hier vorgestellten CD zu spendieren. Nun war Sip Of Your Wine zwar der Titel, der ein alkoholisches Getränk besang, leider jedoch weder das stärkste Stück der CD noch live dargeboten. Dabei präsentieren doch gerade die hervorragend gejammten Songs die absoluten Livequalitäten der Band. Tatsächlich? Nun, wir werden sehen - auf geht's!

The Hatters - Live - Thunderchicken | USA 1993 | Blues-/JamRock

Informationen über The Hatters sind im weltweiten Netz nur sehr spärlich aufzutreiben. Mit Sicherheit kann derzeit davon ausgegangen werden, dass die Band drei Alben hervorgebracht hat (Live - Thunderchicken 1993 | The Madcap Adventures of the Avocado Overlord 1994 | You Will Be You 1995), bevor sie sich im Nirvana auflösten. Ebenso sicher weist das Lineup dieser CD folgende Bandmitglieder aus:
  • Adam Hirsh - Lead Vocals, Guitar
  • Adam Evens - Guitar, Vocals
  • Billy Jay Stein - Keyboards, Vocals
  • Jon Kaplan - Bass Guitar
  • Tommy Kaelin - Drums, Percussion
  • John Popper - Harmonica, Vocals

Wie einleitend erwähnt, befinden sich auf dieser CD, trotz des Titels "Live - Thunderchicken", auch Studioaufnahmen. Derer sind es drei an der Zahl, betitelt mit "Clip On", "When I Write My Last Song" und "Sip On Your Wine". Gestandene Bluesrock-Nummern, die bereits dank der eingestreuten Gitarrensoli erahnen lassen, wie die Kapelle wohl in guter Spiellaune live klingen würde. Besonders auf Clip On wird ab der dritten Minute kräftig in die Saiten gegriffen, der fette Groove sorgt für ordentlich Schmackes.

Mit dem dritten Song beginnt die Livesession. Aufgenommen am 29.07.93 während eines Konzertes at The Wetlands Preserve, New York City, wird sich mit Daydream annähernd sechs Minuten erst einmal warmgespielt. "Warmspielen" bedeutet nun keinesfalls, dass hier mit einer Portion Lustlosigkeit gestartet wird. Ganz und gar nicht, nach kurzer Ansage geht es gleich mit Volldampf los. Geile Gitarrenriffs begleiten den leicht heiseren Gesang, feines Keyboardgeschwurbel unterstreicht den tollen Improvisationscharakter.

Wenn nun erst einmal von "Warmspielen" gesprochen und dennoch fast euphorisch beschrieben wird - wie passt das zusammen? Die Lösung schimpft sich Feelgoodious Kind, auf der CD die vierte Nummer. Über zehn Minuten läuft der Song, die Spielfreude quillt sowas von satt und knackig aus den Boxen, dass die Ohren beginnen zu glühen. Wenn ab der ca. vierten Minute begonnen wird zu jammen, geht jedem Freund improvisierter Musikdarbietungen das Herz auf. Die E-Gitarre fräst sich durch den Song, das Keyboard hört sich zunächst wie ein Piano, fast wie leichtes Jazzgeklimper an, bis es als Keyboard erkannt wird. Der Bassist erinnert mich sehr an Mark King (Level42, seit 2017 auch Bass bei Gizmodrome [siehe die ---> Rezi von Firebyrd]), verrichtet seine Arbeit perfekt. Der Mann an den Drums spielt sehr präsent und sorgt gemeinsam mit seinen Mitspielern für das richtige Tempo. Ist die Hälfte der Nummer erreicht, wird noch einmal richtig Gas gegeben. Die Stimmung in der Hütte scheint zu brodeln, und spätestens jetzt dürfte klar sein, warum bei dem vorher erwähnten "Daydream" von Warmspielen geredet wurde. Das Folgestück Wave On schließt sich nahtlos an und sorgt dafür, dass der Adrenalinpegel auf konstant hohem Level bleibt.

Ein nach "Feelgoodious Kind" weiterer Höhepunkt auf der CD ist der Song Eaagh, The Jester Cried. Auch hier wird bestens aufgespielt und nach kurzer Zeit gejammt, dass sich die Balken biegen. Es braucht nur wenig Zeit und die Bereitschaft, sich auf die Livesongs einzulassen, damit sich das Gefühl einstellt, mittendrin und nicht nur dabei zu sein. Den Volumeknopf des Verstärkers auf viel Dampf gestellt, sollte dies kein Problem sein. Vorausgesetzt, eventuelle Nachbarn bringen über die Laufzeit von annähernd 55 Minuten die Geduld auf, dem Musikfreund das Vergnügen zu lassen.

The Hatters sind nicht nur einmal durch die Hörstube gefetzt. Abnutzungserscheinungen machten sich bisher nicht breit - ganz im Gegenteil. Durch das häufigere Hören weiß ich, was mich erwartet. Der Wiedererkennungsfaktor bei jedem Song steigert das freudige Gefühl zu wissen - gleich kommt das Keyboard, dann die Gitarre, ...da wird schon im Geiste kräftig mitgejammt. Anhängern derart toller Liveimprovisationen wird diese Scheibe garantiert gefallen - vorausgesetzt, man ist kein Freund weichgespülter Fahrstuhlmusik.

In diesem Sinne - lasst es krachen! Hoch mit dem Lautstärkepegel!

Für Interessierte: Neben der hier vorgestellten CD befindet sich eine weitere CD der The Hatters im Regal. Diese CD trägt den Titel The Madcap Adventures Of The Avocado Overlord und wurde besprochen auf Rocktimes, Rezi ---> siehe hier.



kraut-brain

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Re: The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 08.02.2021 - 18:47 Uhr  ·  #611932
Das ist Musik, die mich fast sprachlos macht, dieses aber im positiven Sinne. Was wäre da an mir vorbeigerauscht, wenn es nicht deine detallierte Rezi gegeben hätte.

Den bluesigen Jamrock kann man fast nicht gefühlvoller spielen, voller Wendungen und Entwicklungen, einfach nur schön.

badMoon, dir ist nicht nur eine perfekte Rezi gelungen, sondern du hast mit deinen Worten und den beigebrachten Titelbeispielen eine klare Kaufempfehlung bei mir ausgelöst ......

xanadu

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Re: The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 08.02.2021 - 20:17 Uhr  ·  #611952
Coole Besprechung, von den Hatters.
The Madcap Adventures Of The Avocado Overlord
liegt bei mir auch im Regal und verstaubt dort.
Ein Anreiz sie mal da rauszuholen und abstauben.

Und wenn ich schon dabei ibin und ich John Popper lies,
hol ich die Blues Traveller auch gleich raus.
forum/topic.php?t=23642
(Hab ich geschrieben und Trurl hat Sie eingestellt)

Vorsicht badMoon heißer Kauftip :-)

holger_fischer

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Re: The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 13.02.2021 - 18:35 Uhr  ·  #612303
Wolfgang, hallo!
Danke für diese Vorstellung einer Band, von der ich noch nie gehört habe. Zu Unrecht. Denn hier wird hervorragende, erdige, coole Musik geboten. Das ist mein Ding. Habe ich mir auch gleich vorgemerkt. Wenn man in der Pandemie schon nichts mehr machen kann, kaufen kann man. Und hier mache ich gerne mit.

hmc

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Re: The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 04.03.2021 - 16:31 Uhr  ·  #613739
Schön das die Band einmal Beachtung findet. Sie läuft regelmäßig bei mir.
Das hier beschriebene sehe ich als ihr bestes Album.

frimp

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Re: The Hatters - Live - Thunderchicken

 ·  Gepostet: 04.03.2021 - 22:48 Uhr  ·  #613781
John Popper ist natürlich ein Begriff von Blues Traveler und einigen Solokunststücken an der Harp. Dann will ich mal ein Ohr riskieren, danke!