Hölle und Hallelujah, was für ein rotziger, fetter Sound. Höre ich da Blues, Bluesrock, R&B, Soul oder sonstwas? Egal! Die Amis haben's einfach drauf. Amis? Aber nicht doch, gepfiffen! Dänemark ist das Epizentrum dieses musikalischen Einschlags. Kaum zu glauben, aber wahr.
Kaum zu glauben ist auch, dass ich während des Cruisens durch unsere schöne, abwechslungsreiche musikalische Zirkuslandschaft an keinem einzigen dicken Stoppschild mit der Aufschrift "Mojo Makers" anhalten musste. Prima, denke ich mir, dann wird eben jetzt eines in den Boden gerammt. Auf geht's zum Stopp!
Die Mojo Makers sind eine dänische Kapelle, welche ihre musikalische Kreativität in bislang drei Alben auslebte. Schaut man sich das Artwork der Plattencover an, ist allein dies ein Genuss und könnte zum Blindkauf verleiten.
Ein wenig unentschlossen, welche der drei Scheiben ich hier vorstelle, wähle ich einfach die goldene Mitte. Zwar ist regelmäßig der gut gemeinte Rat zu vernehmen, dass nichts über das Debutalbum hinausragen kann. Dem konnte ich in der Vergangenheit nie vollständig zustimmen, und auch hier kann ich dieser Empfehlung nicht folgen. Nun denn, auf geht's zurück nach 2014!
Mojo Makers - Devils Hands | Dänemark 2014 | Bluesrock / Blues / R&B
01: Come On Brother (4:25)
02: Man Fire Soul (2:55)
03: Howl Away (4:02)
04: Fly On Baby (4:56)
05: Man Child (3:41)
06: Indian Woman (4:41)
07: One True Love (4:38)
08: Waiting For Your Love (4:15)
09: Naja (4:34)
10: Devils Hands (2:18)
11: Slight Return (0:50)
Mein lieber Scholli! Das dürfte der frischeste Wind in der Bluesszene gewesen sein, der mir in den letzten Jahren um die Ohren geweht ist. Kein laues Lüftchen, ein wahrer Wirbelsturm. Während Bonamassa, Freischlader und Konsorten zwar ihre phantastische Interpretationen des Blues liefern, liefern sie dennoch tagein-tagaus die gleiche Kost. Keine Überraschungen, nichts Neues. Gleiten auf bekannten, sicheren Schienen. Immer schön geradeaus, keine Weichen in neue Gefilde.
Kaum zu glauben, dass diese Herren aus Dänemark stammen. Die trauen sich was! Tiefschwarz tropft der Mississipiblues aus den Boxen. Mitunter scheint man einer Voodoo-Session beizuwohnen. Am Ende werden gar gospelmäßig die Hände des Herrn Jesus besungen. Oder sind es die Hände des Teufels? Egal! Die Gitarren fräsen an den Hochtönern, der Tiefbass drückt die Membranen so weit aus dem Gehäuse, dass die Lautsprecherbespannung abzuspringen droht. Und über allem diese gottbegnadete Stimme. Hölle, ...Dänen lügen nicht. Die Truppe hat es drauf. Da müssen Blueser im Stammbaum vertreten sein.
Kasper Osman beweist am Mikrofon seine unbeschreibliche Wandlungsfähigkeit. Mal scheint er in seinen Songs vor Schmerz zu versinken, dann wieder rotzt er dem Hörer dermaßen abgeklärt und cool den Blues um die Ohren, dass einem vor Staunen die Kinnlade herunterklappt. Ruhig auf dem Stuhl sitzenzubleiben scheint unmöglich. Fette Hammondpassagen sorgen für satten Drive, die Saitenfraktion verleitet dazu, hin und wieder selber zur Luftgitarre zu greifen. Bass und Drums stampfen den Rhythmus, die ganze Band spielt wie aus einem Guss, abgeklärt und voller Spielfreude, ohne dabei routiniert-professionell zu wirken. Für ein ganzes Stadion oder eine Riesenhalle ist das nicht geeignet. Aber, in einer überschaubaren, auch für Livesessions geeigneten Location wird die Post abgehen, da flirrt und brodelt es in der Luft, da siedet die Stimmung dem Höhepunkt zu.
Musik sagt mehr als tausend Worte, sagt man. Was also spricht dagegen, den Opener anzuwerfen und die Scheibe mit einem gospelähnlichem Song zu starten? A Capella geht es los, bevor Gitarre und Drums einsetzen und die Reise kräftig an Fahrt aufnimmt.
Come On Brother, so der Titel. Noch nicht überzeugt? Voilà, Gitarrenfreaks werden
Man Fire Soul lieben. Saucool, kein Geschnörkel, kurz und knapp auf den Punkt gebracht, bis am Ende der Stecker gezogen wird.
Vielleicht schimmert ein wenig Led Zeppelin durch? Auch gibt es Hinweise auf The Doors. Dennoch, hier ist nichts geklaut. Dem Booklet ist zu entnehmen, dass es sich bei den elf Songs durch die Bank um Eigenkompositionen handelt. Erstaunlich, wie ich finde. Hat doch fast jede Blueskapelle, die etwas auf sich hält, den ein oder anderen, von großen Meistern geschaffenen Bluesstandard im Repertoire. Hier kommt dieses wilde Gemisch aus Blues, R&B, Bluesrock oder Gospel ganz ohne die Vorbilder aus. Wer weiß, vielleicht wird diese Band einmal Vorbild für kommende Bluesheroen werden. Verwundern sollte es nicht.
Die Kapelle:
Kasper Osman (Vocals, Choir, Guitars)
Kristian Hoffmann (Guitars, Dobro, Lapsteel, Baritone Guitar)
Lars Emil Riis Madsen (Hammond B3, Wurlitzer, Percussion)
Kristian Bast (Bass)
Morten Hæsum (Drums, Percussion)
Soundschnipsel 1: Devils Hands
Fly On Baby
Devils Hands
Slight Return
Soundschnipsel 2: Wait Till The Morning
Wait Till The Morning
The Devil
Coming Home To You
Soundschnipsel 3: Songs Of The Sirens
Bless My Soul
Away
You Move Me
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