Ich liebte Creedence. Und ich liebe die Creedence-Scheiben. Noch heute! OK, mit Ausnahme der "Mardy Gras" und der "Live in Europa". Ansonsten, durchweg eine Bank. Schwelgen in Discoabenden zu frühpubertären Zeiten. Abrocken. Klammerblues. Diskussionen, ob die Stones, die Beatles oder CCR. Mitgrölen. In Erinnerungen schwelgen.
In Erinnerungen scheint mitunter auch ein Herr namens Fogerty zu schwelgen. Ihm tut es vielleicht gut. Aber, ...der Musikwelt auch?
John Fogerty - Fogerty's Factory | USA | 2020
Das Positive zuerst: Der aktuelle Kurs liegt im Fluss bei unter 10 €. Ob das nun ob der abgelieferten Qualität noch als positiv einzustufen ist, muss jeder*in selber beurteilen. Noch etwas Positives: Das Cover! Witzig, ist es doch dem Cosmos Factory-Cover nachempfunden. Nicht originalgetreu, aber immerhin. Natürlich fehlen die einstigen Mitstreiter. Dafür posieren nun Johnnys Kinder nebst himself. Er wieder auf einem Motorrad. Natürlich wesentlich fetter als damals. Nicht er, aber das Motorrad.
Ist die Musik nun ebenso fett, wird hier auch wieder abgerockt und geschwoft? Ist dieses "Have You Ever Seen The Rain" genau so schön wie damals? Sieht man bei "Proud Mary" wieder den stolzen Schaufelraddampfer durch die Flüsse ziehen? Oder würde der "Bad Moon Rising" heute wieder eine musikalische Initialzündung bei mir auslösen?
Nö! Weder dies noch das noch irgendwas. Legenden sollten Legenden bleiben. Was passieren kann, wenn eine Legende an seiner eigenen Legende herumschraubt, ist hier in aller Deutlichkeit zu sehen resp. zu hören. Natürlich ist es legitim, an einem kerzendurchleuchteten Adventsabend in melancholisch-sentimentaler Laune seine Familie um sich zu scharen und einen gemeinsamen Musizierabend miteinander zu verbringen. Aber, ...muss das in Altöl gepresst werden? Muss dafür weiterer Rohstoff in Form eines Silberlings verprasselt werden? Muss das überhaupt der Musikwelt angetan werden? Noch ein Nö! Mir erschließt sich der Grund nicht. Was sollte mich veranlassen, statt der alten, herzblutgeschwängerten, mit toller Band und der unnachahmlichen, mit heiserem Timbre röhrenden Stimme versehenen Originalscheiben ein Imitat aus dem Schrank zu ziehen? Nichts! Nothing! Nada!
Eigentlich kann es hier nur um Kasse gehen - was Mr. Fogerty wahrlich kaum nötig haben wird. Vielleicht geht es auch darum, seine Kids zu puschen und in das Musikbusiness einzuschleusen. Ob das Können reicht oder der Name herhalten muss? Wer weiß, möglicherweise wird man die Zukunft abwarten müssen.
OK, zur Platte. Musikalisch ganz nett, die Kids schrammeln und trommeln ganz ordentlich, wirken allerdings eher wie Statisten denn wie vollwertige Musiker. Fogertys Stimme, ...hat mit "damals" nichts mehr zu tun. Sie ist zwar noch immer heiser, aber eben nur noch heiser. Da rockt nichts mehr. Da fehlt einfach dieses Kratzen in der Heiserkeit, da fehlen die Power und die Kraft, mit der er früher ein ganzes Stadion ohne Mikro besungen hätte.
Ob wohl ein Rembrandt seine Kinder zusammentrommeln würde, um aus seiner "Nachtwache" ein Familienwerk zu machen? Statt der Ölfarbe würde ein Pelikan-Tuschekasten oder gar Photoshop verwendet? Wohl kaum. Solch eine Frevelei ist offensichtlich nur in der Musikwelt anzutreffen. Es sei denn, man heißt Kujau. Aber, ...der kommt auch nicht aus der Familie.
Achso, was mich beim Ansehen/-schauen von "
Have You Ever Seen The Rain" leicht sentimental berührte: Fogertys Sohn schaut seines Vaters leider zu früh verstorbenem Bruder Tom sehr ähnlich. Wenigstens etwas.
Das komplette Album in der Tube:
John Fogerty - Fogerty'S Factory