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Emiliano Sampaio - Music For Large Ensembles Vol. II

Themen und Elemente verschiedener Kulturen fliessen wie selbstverständlich ineinander und ergeben einen wirklich einzigartigen Sound, einen Sound, nach dem man lange in dieser Form suchen muss.

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Emiliano Sampaio - Music For Large Ensembles Vol. II

 ·  Gepostet: 05.06.2020 - 19:47 Uhr  ·  #591528
Emiliano Sampaio - Music For Large Ensembles Vol. II

Der 1984 geborene Brasilianer Emiliano Sampaio, in Graz lebend, legt mit "Music For Large Ensembles Vol. II" eine Auswahl verschiedener Formationen vor, Mereneu Project & String Orchestra, Mereneu Project Extended, Mega Mereneu Project. Das Mereneu-Projekt mit Streichern ist ein Ensemble mit einer Gruppe von 18 Streichern. Das Mereneu Project Extended bietet Instrumente, die selten mit Jazz in Verbindung gebracht werden, wie Harfe, Oboe, Waldhorn und verschiedene klassische Schlaginstrumente. So wird das ursprüngliche Projekt erweitert.

Der ohnehin schon bunte Ausdruck der Musik gewinnt dadurch noch an Farbe. Dem Pressetext ist zu entnehmen, dass jeder Song seine eigene Geschichte hat. So ist der Eröffnungstitel "For Astor", inspiriert von der Musik Astor Piazzollas, den argentinischen Nachbarn gewidmet. "The Gard Nilssen Pattern" basiert auf einer Phrase, die der Gewidmete dem Interpreten Sampaio einst selbst gelehrt hatte, "Africa" bezieht sich auf die afrikanischen Wurzeln der brasilianischen Musik und "Balada para Brumadinho" ist eine Hommage an die Brasilianer, die bei einem Dammbruch im Jahre 2019 alles verloren haben.

Bereits der erste Song zeigt eine betörende Stimmung, wenn sich die Posaune und das Streicherensemble umschmeicheln, eine Harfe dazwischen zupft und ein Bass ruhig und gelassen den Rhythmus trägt. Schon schnell verspüre ich eine Tango-Atmosphäre, eine Stimmung, die sich wunderbar als Musik für einen Film eignen würde. Ein wenig Zirkus-Stimmung kommt auch auf, waghalsige Artisten in der Manege begleitend, mit spannenden und entspannten Momenten. Ja, wird ganz großartiges Kopfkino geboten. Dieser Auftakt ist einer nach Mass, ein Auftakt, der Spannung aufbaut, Lust auf mehr macht, und dabei sehr angenehme Gefühle verbreitet mit dem warmherzigen Ausdruck der Musik, die bisweilen einige humorvolle Momente sprießen lässt, soweit gehend, dass mir spontan auch das Willem Breuker Kollektief einfällt, das ja unter anderem auch mit Motiven von Kurt Weill spielte.

Und so besitzt jeder einzelne Song einen ganz besonderen Charme, mit einem jeweils sehr interessanten Ausdruck sowohl durch die sehr dichten Kompositionen, die raffinierten vielschichtigen Arrangements und die Einbeziehung von Soloinstrumenten, wie zum Beispiel auf "The Gard Nilssen Pattern" durch den hervorragenden Einbezug von Perkussionsinstrumenten innerhalb des beindruckenden Bläserarrangements. Auch auf "Africa" bestimmen natürlich Perkussionsinstrumente das Geschehen, die Themen füllen hier jedoch vor Allem Streicher mit beindruckender Präsenz aus, dazu kurze Einwürfe durch ein Baritonsaxofon.

Ja, bereits nach drei Songs bemerkt man die fast schon unglaubliche Kunst dieser Arrangements, die voller Lebendigkeit sprühen, Themen und Elemente verschiedener Kulturen fliessen wie selbstverständlich ineinander und ergeben einen wirklich einzigartigen Sound, einen Sound, nach dem man lange in dieser Form suchen muss. Folk, Big Band Jazz und Klassik fusionieren auf exzellente Weise, das ist schier umwerfend und betörend, was Emiliano Sampaio gelungen ist. Man verabschiedet sich mit einer Kollektiv-Improvisation, mit "Relax", das für Viele so gar nicht entspannend sein mag, weil das Wort Improvisation wird groß geschrieben. Der Künstler selbst bemerkt dazu:
"Relax“ ist der Abschied vom Album und fast vollständig improvisiert. Die Komposition war der Versuch, den Klang der Freiheit zu hören, alle möglichen Geräusche in die Luft zu lassen und sich gemeinsam vorzustellen, was als nächstes passieren wird.

Ich schliesse nur mit einem Wort: VOLLTREFFER!

Emiliano Sampaio (Gitarre, Kompositionen)

Mereneu Project & String Orchestra: (#1, 3, 8 )
Bass: Maximilian Ranzinger
Drums: Luis Andre
Woodwinds: Nicolo Loro, Thomas Fröschl, Patrick Dunst
Posaune: Ádám Ladányi
Trompete: Dominic Pessl, Jakob Helling
Violine: Michael Leitner, Isabella Sedlaczek, Andreas Semlitsch, Anna van der Merve, Iulia Ioanas, Yanet Infanzón, Darja Vasovic, Alyona Pynzenyk, Miona Vujovic, Nicolás José Gilabert
Bratsche: Anita Gnamu, Cristina Arandes, Jao Kotaro, Meng Jung
Cello: Charlotte Hirschberg, Fernando Trigueros, Katja Finsel, Gustavo Rodriguez

Mereneu Project Extended: (#2, 4, 5, 7 )
Bass: Maximilian Ranzinger
Drums: Luis Andre
Woodwinds: Patrick Dunst, Oleksandr Ryndenko, Cristina Miguel Martínez
Posaune: Ádám Ladányi
Trompete: Dominic Pessl, Gerhard Ornig
Percussion: Christian Pollheimer, Florian Pöttler
French Horn: Karl-Heinz Tapler
Oboe: Stas Zhukovskiyy
Harfe: Sandra Macher

Mega Mereneu Project: (#6)
Klavier: Michael Lagger
Bass: Maximilian Ranzinger
Drums: Luis Andre
Woodwinds: Patrick Dunst, Jonathan Herrgesell, Tobias Pustelnik, Jaka Erh, Oleksandr Ryndenko
Posaune: Ádám Ladányi, Karel Eriksson, Simon Kintopp, Johannes Oppel
Trompete: Dominic Pessl, Gerhard Ornig, Karl Rossmann, Žan Cesar

1 For Astor (7:27)
2 The Gard Nilssen Pattern (6:24)
3 Afrika (7:48)
4 Jet Lag (9:01)
5 Naked Tree (9:25)
6 Balada para Brumadinho (7:40)
7 Mr. Tappler (7:26)
8 Relax (10:58)


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