Geboren 1952 in der Inner City von Dublin begann Brendan Shiels in den mid-60s zuerst in einer
country and western truppe, bevor er als bassist zur Uptown Band wechselte, die in den beatschuppen
der hauptstadt angesagt war.
1967 fühlte er sich erfahren genug, um mit My Father's Moustache seine eigene band zu gründen;
dabei Noel Bridgeman (drums) und Bernard Cheevers (git) und ein junger Phil Lynott (gesang).
der bandname spiegelte Brendan's humor wieder, aber für die breite masse war das zu abstrus.
daher rasch die umbenennung in Skid Row, auch das allerdings wieder ein nicht ganz ernst zu nehmender
bandname:
Skid Row - a) die 'Rutschgasse' auf der gefällte Bäume abtransportiert werden;
- b) das daraus entstandene idiom für menschen, deren leben ins rutschen geraten ist und
die dann in stadtvierteln für die 'abgerutschten enden.
aber eine band für ab- und ausgerutschte sollte Skid Row nie werden, auch wenn Brendan bald Lynott hinauswarf,
weil der kein standfestes leben führte.
es war die zeit der großen musikalischen inspiration; Cream, Hendrix, natürlich Taste; viele bands
entledigten sich der verhältnismäßig simplen beat-strukturen, um komplexere töne zu spielen.
Skid Row liebten den blues, aber in seiner reinform war er ihnen zu restriktiv; sie spielten keine
coverversionen nach, sondern ließen nur einzelne elemente einfließen, wo sie dann mit
Rock, Jazz und sogar C & W gemischt wurden. statt starrer 4/4-muster gab es jetzt start/stops mit
unerwartete tempi-wechsel und rhythmus-strukturen.
'live' endete das oft in free-form-improvisationen
das war nicht nur keine musik mehr für die beatschuppen, auch Bernard Cheevers (im übrigen
ein exzellenter (blues-)gitarrist) fühlte sich nicht mehr wohl.
'Da Brush' ('die Bürste', wegen seiner struwwelhaare) hatte schon ein auge auf den 16-jährigen
gitarristen von Dr. Strangely Strange geworfen, und in der tat, es war der große wurf.
Gary Moore war aus Belfast in die Republik gekommen, weil er sich hier bessere
karrieremöglichkeiten versprach.
Nummer zwei in der band war aber Noel (Nollaig) Bridgeman, der schnell nicht nur zum besten
drummer irlands, sondern auch einer der geschätztesten in der rock-szene überhaupt werden
sollte. ein mann, der keine probleme mit außergewöhnlichen rhythmusmustern hatte und der
überhaupt aus spaß am drummen-als-solches aktiv war. sonntags morgens fand man ihn bei jazz-
sessions und wenn in irgendeinem aufnahmestudio ein top-drummer gebraucht wurde; wen
sonst als Noel hätte man gerufen. bis vor wenigen jahren hat er auch einfach und spontan
irgendeine in der kneipe spielende band verstärkt... immer bereit zu taten.
1969 begannen die aufnahmen zur ersten lp. Brush gab die melodien und texte vor;
wie so oft bei Iren gehts mal wieder um die Diaspora (Heading Home Again) oder die gehaßten
jobs in showbands, die man aber aus finanziellen gründen annehmen mußte (Unco-Up Showband
Blues) oder um thema nr. 1: (An Awful Lot Of Woman; After I'm Gone; Felicity).
die musikalischen strukturen (bereits oben erwähnt) waren viel zu kompliziert für tanzschuppen
oder gar für den sogenannten 'Ballroom Of Romance' der ländlichen gegenden; in der tat, es war
das, was man damals und ursprünglich 'progressive rock' nannte. und bei aller komplexität;
das wurde meist auch 'hardrockig' vorgetragen; die post ging ab, gähnen oder einschlafen
gehörte nicht dazu.
so kam die zustimmung eher von jenen, die sich gerne einen gefüllten bong genehmigen.
auch aus london und (wie fast immer) von John Peel kam großes lob.
selbst der Beat Club hatte witterung aufgenommen; aber vorher mußte neues ins angebotsregal
gelegt werden.
34 Hours (CBS 1971) betitelte dann die gesamtzeit, die man für die aufnahme des zweitwerks
brauchte. 6 stücke waren zumeist in diverse sektionen unterteilt; erneut mit teils abrupten
wechseln von thema, rhythmus, melodien oder instrumentalen passagen. textlich hielt es
Brendan weiterhin mit thema nr. 1: (Night Of The Warm Witch; Go I'm Never Gonna Leave You;
Lonesome Still; The Love Story).
man kann ihn gut verstehen, wenn man weiß, daß er in bezug auf drogen und alkohol totaler
abstinenzler war... (man sah ihn mit 'ner limo an der bar!) hat auch nie geraucht.
irgend etwas braucht der mann eben.
insgesamt war 34 Hours noch ausgereifter und der dazu fällige Beat Club-auftritt ließ für die
zukunft nur weitere steigerungen erhoffen.
auf der rückkehr aus bremen sah ich sie im Red Lion, Leytonstone, London und wußte vor
begeisterung nicht ein noch aus. das war, nach Taste, nun wirklich das beste aus der Republik
und für Dublin eine bisher nicht dargewesene einzigartigkeit.
Gary Moore gefiel, ....wenn man ihn denn zu sehen bekam... die meiste zeit versteckte er sich
schüchtern hinter den lautsprechern.
kaum zu glauben, daß ein so schüchterner mensch großmannsideen hatte, aber genau so war es,
als kurz darauf die 3. lp in angriff genommen wurde.... Gary fühlte sich zu besserem berufen...
tschüüß.
obwohl er nicht der maßgebende musiker war, erholten sich Brendan und Nollaig nie von diesem
shock. eine zeitlang zupfte Eric Bell von Thin Lizzy die gitarre, aber der zauber war ganz plötzlich
dahin. musiker kamen und gingen, manchmal wurde aus dem trio ein quintet, aber der zenit war
überschritten.
dennoch wurden noch 7"s eingespielt; 1973 gelang mit 'Dublin City Girls' gar ein massiver hit
(natürlich wieder über das, was einen mann bewegt), den selbst herr badger immer noch gerne
vor sich hinsingt. man spielte auch immer noch regelmäßige shows in und um dublin, speziell
in der heimatbastion Baggot Inn. die fans gingen halt hin.
1976, als Noel längst das handtuch geworfen hatte, erschien mit 'Alive And Kickin' eine lp voller
cover versionen. übel und unnötig. ein jahr später, wir hatten längst neue musik im ohr, legte
Da Brush eine solo-scheibe vor... gähn.
dann zog er sich aus dem musikgeschäft zurück; machte ein kinderprogramm fürs fernsehen und
nahm dazu passende kinderlieder auf. darüber hinaus engagierte er sich aktiv in sozialen projekten,
ohne die meisten davon an die große glocke zu hängen. ein meist sehr bescheidener mensch, der
allerdings im geselligen kreis vor humor sprüht und der deshalb häufig zu talkshows eingeladen
wurde.
wenn die welt einmal den sympathischsten unter den menschen sucht, wird Brush Shiels
ein kandidat dafür sein. Nollaig Bridgemen, dem die arroganz eines Ginger Baker völlig fehlt, wird
auch zu nennen sein.
2012 gab es noch einmal eine Brush Shiels-solo lp; leider ohne Nollaig und leider mit ein paar
neu-aufgenommenen stücken aus Skid Row-tagen. etwas völlig neues wäre den fans lieber
gewesen.
neben den beiden ursprünglichen alben gibt es heute weiteres material:
- Gary Moore, Brush Shiels, Noel Bridgeman (Snapper 2000)
ein paar 7"s und für die 3. lp vorgesehenes material. mir persönlich gefällts, aber so gut wie die ersten
beiden ist es nicht.
und es ist ärgerlich, daß Gary Moore dort immer als die hauptfigur präsentiert wird, die er nie war.
- Live And On Song (Hux 2006)
wieder ein paar spätere stücke und teil einer live-show für die BBC. wieder gilt: es gefällt, hat
aber nicht die wichtigkeit der frühen lps.
dann gab es noch ein bootleg, aufgenommen an keinem geringeren ort als dem Fillmore West, San
Francisco, wo Skid Row den versammelten Grateful Dead- und Jefferson Airplane-fans zeigte, daß
auch Iren jammen können, bis die ohren abfallen.
leider war die aufnahmequalität grottig.
Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es eine show heute abend im Baggot Inn auf der
gleichnamigen Street mit der originalbesetzung und wenn man mich dann fragen würde, 'was
macht dich glücklich', ich würde auf die bühne zeigen und sagen: DAS DA!