Gerade erst wurden die Schweden
--->Hong Faux durchgeschleust, schon steht ein weiterer Silberling aus skandinavischen Landen auf dem Speisezettel. Nicht Schweden, sondern Norwegen ist diesmal der Lieferant dieses feinen Happens. Und am Micro steht diesmal eine Frau ihren Mann. Ob sie es ebenso kann, soll nun erforscht werden. Also, auf geht's.
Pristine - Road Back To Ruin / Norwegen / 2019 (Rock | Bluesrock | Stoner)
Kurz auf die Drums gedroschen, setzt schon die fette Stonergitarre ein, und schwupp wird der Opener "
---> Sinnerman" durch das Mikrofon getrieben. Drei Minuten lang die reinste Verfolgungsjagd - wer treibt hier wen? Die Drums die Gitarre? Die Gitarre die Stimme? Zwischendurch sattes Hammondgetöse. Ich glaube, die Gitarre treibt hier alles vor sich her und macht das Rennen. Grandios, keine Sekunde bleibt zur Erholung, das E-Werk hat mächtig zu tun, diesen Dauerstrom zu liefern, und Headbanger sind reif für den Physiotherapeuten.
Mit "
Road Back To Ruin" habe ich den Erstkontakt zu dieser Band, die mit diesem Album ihren fünften Longplayer vorlegt. Wer hier die Nase in den Wind hält, schnuppert schon wieder diesen leichten, im Trend liegenden Retro-Duft. Nachahmer? Aber woher denn - trotz Retro scheint hier ein Fass Frischware aufgemacht worden zu sein. Das scheppert dermaßen flockig und ungekünstelt-unverkrampft aus den Boxen, als wären hier Wegbereiter am Werk.
Gesang - Heidi Solheim * Gitarre - Espen Elverum Jakobsen * Bass - Åsmund Wilter Eriksson * Schlagzeug - Kim Karlsen * Orgel - Anders Oskal
Der titelgebende Song
---> Road Back To Ruin ist als nächstes fettes Pfund auf der Scheibe gelandet. Eine leichte Verbeugung vor LED ZEPPELIN? Auch auf diesem Song reißt der Dauerstrom nicht ab. Nachdem sich während der ersten ca. drei Minuten vertraut-rhythmische Sicherheit breitmachen könnte, wird am Ende noch ein wenig aufgedreht und die letzte Minute ein bisschen Gas gegeben.
Mit
---> Bluebird habe ich meinen ersten Favoriten auf dem Album ausgemacht. Rotzfrech und saucool groovt der Song und dürfte selbst hüftsteife Stuhlbesetzer zum zappeln bringen. Allerdings ist bei Pristine nicht nur Starkstrom angesagt. Mit der Ballade
---> Aurora Skies gibt es erstmals Gelegenheit, ein wenig Luft zu holen und die ersten sanften Töne zu genießen.
Dass Rockmusik, unterstützt von einem 20-köpfigen Streicher-Ensemble nicht in kitschige Gefilde abrutschen muss, wird mit
---> Cause & Effect bestens unter Beweis gestellt. Eine wunderschöne Ballade, die nach all den vorangegangenen Songs auf dieser Scheibe gar nicht vermutet wird.
Ein wenig orientalisch mutet
---> Blind Spot, mit 7:05 der zweitlängste Song auf dem Silberling an. Dies ist mein weiterer Favorit auf der Scheibe und unterstreicht die Vielfältigkeit der Band ebenso wie ihr handwerkliches Können.
Keines der Stücke dieses Albums weist irgendeine Schwäche auf. Ein Album voller Volltreffer, jeder wäre es wert, als Single ausgekoppelt zu werden. Wenn jedoch eine Band dermaßen in Topform ist, reicht dies einfach nicht für eine schnöde Single. Dann muss eben ein ganzes Album her. Gut so - denn diese Songs bilden eine homogene Einheit, die "am Stück" gehört werden wollen.
Retro-Rock vom Feinsten, voller Spielfreude und Abwechslungsreichtum. Ein vielschichtiges Album, welches für viele Hördurchgänge geeignet ist und dabei nichts von seiner Frische verlieren dürfte. Mich macht es neugierig auf die ersten Veröffentlichungen. Wenn diese ebenso vor Power und Spielfreude nur so strotzen wie dieses Album, dürfte die ein oder andere Neuanschaffung nicht auf sich warten lassen.
...und ganz nebenbei bin ich mir fast sicher, Holger Fischer endlich gepackt zu haben
Schmeißt die Nachbarn raus und traut euch, dem Verstärker seine Höchstleistung abzuverlangen. Dann macht das Album noch mehr Laune. Und wenn die Nachbarn sich weigern - für diese Fälle gibt's den Kopfhörer!
Achso - kann sie es? Und ob - wenngleich die Frage an sich natürlich schon einer kleinen Frechheit und Provokation gleichkam. Ob Er oder Sie am Micro steht, sollte völlig schnurze sein. Hauptsache, sie / er versteht sein / ihr Fach.
01 - Sinnerman 3:07
02 - Road Back To Ruin 4:50
03 - Bluebird 5:31
04 - Landslide 3:27
05 - Aurora Skies 5:04
06 - Pioneer 3:02
07 - Blind Spot 7:05
08 - The Sober 3:35
09 - Cause And Effect 6:16
10 - Your Song 3:01
11 - Dead End 2:34
12 - Ghost Chase 7:33