Blind Ravage "Same" -1971-
Die aus Quebec/ Montreal stammende Band formierte sich im Jahre 1969. Wie man sehen kann, gab es in Kanada zu dieser Zeit auch eine sehr pulsierende musikalische Szene. Stellvertretend seien nur folgende Bands genannt: A Foot In Cold Water, Amish, Bent Wind, Chimo, Dionysos, Ellis, Jarvis Street Revue und Dutzende andere. Sämtliche Musiker waren zuvor in anderen Bands aktiv, spielten aber anfangs lediglich Coverversionen angesagter Künstler wie z.b. Deep Purple, Uriah Heep bzw. der Spencer Davis Group nach. Erst im Jahre 1970 gingen sie dazu über, auch eigene Musikstücke zu entwickeln und diese per Auftritte zu performen. In dieser Zeit kristallisierte sich die Band mit den Mitgliedern heraus, die im Folgejahr ihre erste und einzige LP aufnahm. Die Platte selbst wurde auf dem kandadischen Label "Cresent Street Records" herausgebracht und lediglich in ihrem Heimatland vertrieben. Auf diese Art und Weise ergab sich nie die Chance, dass in dem Nachbarland USA jemals eine LP in ein Schallplattengeschäft gelangte, von Europa ganz zu schweigen.
Die Band Blind Ravage spielten einen kernigen, facettenreichen und zugleich groovigen Rock, der sich nicht hinter angesagteren Künstlern/ Bands dieser Zeit verstecken musste. Tragend waren sicherlich das vielschichtige Spiel des Keyboarders und Gitarristen, aber auch die markante und kräftige Stimme ihres Sängers vermochte der Musik einen nachhaltigen Stempel aufzudrücken. Und die aus Bass und Schlagzeug bestehende Rhythmusfraktion fügte sich wunderbar in das musikalische Spiel der zuvor genannten Protagonisten ein.
Die LP besteht bis auf den Eingangssong "Susie Q" ausschließlich aus Eigenkompositionen. Selbst dem vielfach gecoverten Stück "Susie Q" verleibten sie ein eigenes Gesicht ein, das sich wunderbar in den musikalischen Kontext der Folgestücke einreiht. In den beiden Folgestücken "Toursaw" und "Friday Fish" findet der powervolle Rock seine Fortsetzung, wobei hier immer wieder das Spiel des Keyboarders und des Gitarristen hervorblitzten. Die Musik ist treibend und voller Kraft, reicht aber nicht in die Bahnen des typischen Hardrocks heran. Das vierte Stück "Prodigal" schaltet dann einen Gang zurück und man meint, in ihrem Spiel leichte Southernrockanteile zu erkennen, die sie trotzdem sehr überzeugend herüber bringen. In dem 5. Stück "My life" treten funkige Elemente hervor, bis die Acid geladene Gitarre das Thema übernimmt und einschmeichelt das Soli bestreitet, um gegen Ende des Stückes wieder zu den bluesigen Funkelementen zurückzukehren. Zudem wird dieses Spiel ausdrucksvoll von dem wahrlich kernigen Gesang unterfüttert. Die zweite Plattenseite startet mit der Ballade "Strange Power", die von dem schönen Spiel der Gitarre, des Keyboards und dem Gesang getragen wird. Ein Stück voller Melancholie und Emotionen, die gefühlvoll und keinesfalls schmalzig herüberkommen. Gerade die eingestreuten Orgelteppiche und das gefühlvolle Spiel des Gitarristen runden das Stück ab und machen es zu einem Highlight dieser LP. Die Folgestücke "Clement Jungle" und "Ruins" ziehen wieder das Tempo an und es wird wieder harter Rock zelebriert. Die beiden letzten Stücke "Disaster" und "Loser" kehren wieder einen leicht souligen Einschlag hervor, der stimmig und überzeugend dargeboten wird. Auch diese Art von Musik vermag einen in seinen Bann zu ziehen.
Abschließend sei angemerkt, dass die Gruppe "Blind Ravage" ein hörenswertes und zugleich kurzweiliges Rockalbum eingespielt haben. Sicherlich sind sie auch in der Nachbetrachtung lediglich der zweiten musikalischen Reihe zuzuordnen, aber ihre Musik weiß zu überzeugen und hat seinen ureigenen Charme.
Live war die Band natürlich in ihrem Heimatland Kanada und der Ostküste der USA unterwegs. Der große Wurf wollte letztlich nicht gelingen, weil die gesamte Vermarktung lediglich auf den kanadischen Markt ausgerichtet war. Und so kam es, wie es kommen musste, im Jahre 1973 wurde die Band aufgelöst. In der Folgezeit wandten sich noch drei Mitglieder dieser Gruppe dem Prog zu, aber auch dieser musikalische Schritt unter dem Gruppennamen "Clockwork" blieb lediglich eine musikalische Randnotiz.
Musiker:
Jean Charbonneau : Guitar
Andre Deguire : Drums
Serge Fleury : Organ
Robert Dufout : Bass
Tracklist:
Susie - Q : 2:45
Tousaw : 3:43
Friday Fish : 4:13
Prodigal : 3:42
My Life : 3:52
Strange Power : 6:13
Clement Jungle : 3:44
Ruins : 4:02
Looser : 2:39
Als Anspieltipps habe ich folgende zwei Titel herausgesucht:
[url=youtu.be/orXSNcph0zk]Blind Ravage "Susie - Q"[/url]
[url=youtu.be/RZ8l6BBg40k]Blind Ravage "Strange Power"[/url]
LG Kraut-Brain :e: