Mary Butterworth - s/t (Custom Fidelity 1969)
Side One:
1. Phase II
2. Optional Blues
3. It’s a Hard Road
Side Two:
1. Make You Want Me
2. Feeling I Get
3. Week in Eight Days
Michael Hunt - drums, voc;
Michael Ayling - bass, voc, flute;
Michael Lachus - Hammond;
Jim Giordano - guitar.
mal wieder zeit, eine ultrarare und Tom Cody-kompatible scheibe aus dem bereich psychedelia vorzustellen.
Mary Butterworth (benannt nach einer geld-fälscherin des 17. jahrhunderts) gründeten sich 1968 in
süd-kalifornien, wo sie sich in kurzer zeit einen privaten fankreis erspielten. zum dank an diese
fans, nahm man 1969 ein album auf, welches nur privat verkauft wurde und also nie offiziell
erhältlich war. kurz darauf trennte man sich um nie wieder zusammenzuspielen.
in europa wurde die band anfang der 80er bekannt, als zwei stücke ihrer lp auf dem (unter fans des
genres legendären) psych-sampler 'Gathering Of The Tribes' erschienen.
kurz darauf erschien das erste von mehreren counterfeits auf Breeder Records; das original war
nämlich mittlerweile bei einem $1000-preis angelangt.
legale wiederveröffentlichungen gab es u.a. auf Rockadelic; meine eigene version (nach dem
Breeder-counterfeit) wurde 1998 auf QCCS vom ehemaligen bassisten Michael Ayling herausgegeben.
wenn es also mittlerweile so viele möglichkeiten gibt, dieses einstmals so rare stück zu erwerben,
will man natürlich wissen, was es denn da zu hören gibt und ob der legendäre ruf gerechtfertigt ist.
'Phase II' beginnt mit einer flöte, die dich befürchten läßt, du hättest eine opernplatte aufgelegt.
aber, keine angst, reingelegt, gleich steigt ein ungeheuer nachhallendes drums ein und obwohl das
flötenspiel noch ein wenig verweilt und ein etwas jazziges gefühl erzeugt, merkst du schnell,
daß hier in andere welten vorgedrungen wird; eine fette hammond (mit einigen moll-akkorden)
übernimmt die führung, während die gitarre sich eher durch quirlende kleine noten bemerkbar
macht.
das stück geht gleich ungeheuer rein; man versteht, warum es auf der Gathering Of The Tribes
vorgestellt wurde.
bei diesem, wie allen anderen stücken der platte, merkst du am verhaltenen tempo, daß die
musiker bei der aufnahme ein verändertes zeitgefühl hatten und das ist (fast immer) ein hinweis
darauf, daß sie sich vorher produkte von Stanley Owsley III in den hals geschoben hatten;
das resultat ist also echte, und keine möchtegern psychedelia.
'Optional Blues' ist tatsächlich kein wirklicher blues, sondern eher ein leicht verjazztes stück psych,
wozu das saxophon-intro beiträgt. aber, wieder keine angst, das saxophon kommt rasch zum ende
und erneut übernimmt eine äußerst getragene orgel, unterstützt von noch mehr quirligen
gitarren-noten und einer extra-portion nachhall beim drums.
auch der sänger scheint, wie bei fast jedem stück, total aus dem 'off' zu kommen.
Mit 'It's A Hard Road', 'Make You Want Me' und 'Feeling I Get' bleibt man in etwa bei diesem stil;
hat aber natürlich jeweils sehr unterschiedliche melodiestrukturen. immer aber spielt die orgel in
der sturmspitze; immer hallt das drums so nach, als wäre das lang befürchtete kalifornische
erdbeben gerade angelaufen. und obwohl es immer wieder auch gitarrensoli gibt, spielt der mann
an den sechs saiten doch eher begleitende rhytmusgitarre.
mit 'A Week In Eight Days' sind wir schnell beim plattenende und absoluten höhepunkt angelangt;
dies ist (nach Phase II) das signaturstück Mary Butterworth's; erneut viel hall, moll-akkorde und ein
paar sehr dezente soli der gitarre; dieses stück wird dir nicht mehr aus dem kopf gehen.
die nummer verlangt quasi nach einer gut gefüllten pfeife und eine jener psychedelischen light-
shows, wie sie 1968 im Fillmore üblich waren..
wer 'Hunger' kennt und liebt, dem werden auch Mary Butterworth überaus gut gefallen; die musik
ist recht ähnlich: ein wenig verhalten; nicht aufdringlich, keinesfalls laut oder hart rockend, aber
dennoch mit viel druck und von einer geballten und anderweltlichen intensität.
Und damit kann man dieses werk zu recht unter den psych-klassikern jener tage einordnen.