Abgesehen von der hervorragenden Klangqualität stellen insbesondere die Leinsdorf-Aufnahmen auch ein musikalisches Highlight dar. Hier werden sorgfältig feinste Klangnuancen und dynamische Abstufungen herausgearbeitet, und darauf kommt es bei diesem spätromantisch-impressionistischen Programm auch besonders an. Erstaunlich ist auch, wie souverän das Los Angeles Philharmonic Orchestra das anspruchsvolle und schwierige Programm in einer „Quasi-live“-Situation bewältigt. Das deutet auf eine sehr gründliche Probenarbeit hin.
Diese Aufnahmen, die nur wärmstens zu empfehlen sind, sind im Moment in einer anderen Zusammenstellung auf einer Doppel-CD "The Leinsdorf Sessions" enthalten, die in den USA zu einem fairen Preis bestellt werden kann.
Zum Klang wäre vielleicht noch zu sagen, dass trotz der unterschiedlichen Aufnahmeräume gewisse Gemeinsamkeiten in der Klangcharakteristik auffallen: Beide Aufnahmen klingen sehr homogen, räumlich und natürlich – so, als würde man im Konzertsaal sitzen. Ich würde deshalb (trotz der 24-Spur Digital-Bandmaschine) vermuten, dass auch bei der Fiedler-Aufnahme eine eher sparsame Mikrofonierung (evtl. nur Stereo) zum Einsatz kam.
Eine solche Natürlichkeit und Raumabbildung ist, glaube ich, charakteristisch für „Stereo-Mikrofonie“, was schon zu Beginn der Stereo-Ära für Aha-Erlebnisse gesorgt hat (siehe
Interview mit Jack Pfeiffer , S. 3). Mit Poly-Mikrofonie ist eine solche Natürlichkeit wohl nicht zu erreichen (fairerweise muss man allerdings zugestehen, dass Letztere auch Vorteile haben kann, etwa eine bessere Breitenstaffelung). Insofern ist es schade, dass „Stereo-Mikrofonie“-Aufnahmen – zumindest, was Orchestermusik anbelangt – eher eine Ausnahmeerscheinung sind (oder liege ich da falsch?). Mir sind derartige Aufnahmen noch von Denon, darunter der legendäre Mahler-Zyklus unter Inbal (ist jetzt in einer Brilliant-Box zum Spottpreis erhältlich), bekannt oder, neueren Datums, die „One-Point“-Aufnahmen der Tschechischem Kammerphilharmonie unter Klaus Linkel.