THE TONY WILLIAMS LIFETIME – Emergency!
Wer hat denn nun die erste Jazz-Rock-Scheibe veröffentlicht???
Noch immer gibt es unterschiedliche Auffassungen. Vor allem wird mitunter über die These, ob es nun „Bitches Brew“ oder „In a silent way“ , beide von Miles Davis, war, diskutiert.
Nicht außer acht lassen sollte man da die hier von mir vorgestellte Produktion des ehemaligen Davis-Schlagzeugers, die zwischen beiden oben genannten Platten, nämlich im Mai 1969, erschien.
Der unverkennbare Drive, den Williams bereits bei den ganzen Davis-Produktionen vorgestellt hatte, blieb hier erhalten. Nur das rockende Element hatte sich hier stark in den Vordergrund geschoben, stärker als bei allen anderen Jazz-Rock-Produktionen der Folgezeit.
Insofern betrachte ich dieses Album , aus der Sichtweise des Rock, als einen sehr wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Entwicklung der Fusion zweier Musikstile. Ich wage sogar zu behaupten, dass Davis hier bei der Entstehung von „Bitches Brew“ hier Eindrücke mitgenommen und verarbeitet hat.
Die Musik – das sind hier in erster Linie wahre „Klanglandschaften“, das hat Jam-Charakter und findet insofern Anlehnung an das, was damals auch im Rock Schule machte, vor allem in Kalifornien, eben die langen Jamsessions.
Neben Tony Williams tragen maßgeblich zu diesen Klangteppichen John McLaughlin an der Gitarre und Larry Young an der Orgel bei.
McLaughlin, noch relativ unbekannt, sein Mahavishnu Orchestra stand noch vor der Tür, und Young, der auf dem BLUE NOTE-Label bislang die Tradition der Hammondorgel Jimmy Smith’scher Prägung in neue Dimensionen geführt hatte, schufen wahre Kaskaden von Stimmungen, von Williams stets als Zeremonienmeister zusammengehalten. Laut, rau, ungestüm, mit „Lo-Fi“-Elementen, zerrend, wechselhaft, unruhig, so schienen hier neue Welten erforscht zu werden.
McLaughlin und Young lieferten sich regelrechte Schlachten, schufen sich Freiräume, trieben sich an, Williams rumpelte, swingte, rockte, wechselte das Tempo, ein wahrer Klangmoloch, der sich hier , heiß wie Lava, zähfließend den Weg in die Ohren der Zuhörer bahnte.
Was man sich hätte sparen können, sind die gelegentlichen „Gesangs“-Einlagen von Williams, die sehr schwach sind, man hat sich mittlerweile allerdings daran gewöhnt...
Hier die Stücke:
Emergency (Williams) 9:35
Beyon Games (Williams) 8:17
Where (McLaughlin) 12:10
Vashkar (Bley) 4:59
Via the Spectrum Road (McLaughlin/Williams) 7:49
Spectrum (McLaughlin) 8:50
Sangria for Three (Williams) 13:07
Something special (Herman) 5:37
Um die damalige Zeit hatte auch Jimi Hendrix mit Larry Young gejamt, zusammen mit Buddy Miles.
Ich hätte mir auf dieser Platte den guten Jimi auch vorstellen können. Es kam manchmal eine ähnliche Atmosphäre herüber.....
Damals eine Riesensensation, als die Aufnahmen auf 2 einzelnen LPs veröffentlicht wurden. Heute haben sie Platz auf einer CD.
Wolfgang
:idea: