Hier die Besprechung der von mir ausgesuchten Filme:
Fargo
Überlassen Sie es ruhig den übermäßig einfallsreichen Gebrüdern Coen (Joel führte Regie, Ethan produzierte, beide schrieben das Drehbuch), einen verteufelt cleveren Kidnapping-Coup auszuhecken, der zugleich eine Komödie der Irrungen, eine Satire auf den amerikanischen Mittelwesten, ein spannungsgeladener Thriller mit straffer Handlung und eine leidenschaftliche Geschichte von kriminalistischem Pech ist.
Es beginnt alles damit, dass ein glückloser Autoverkäufer (perfekt gespielt von William H. Macy) äußerst ungeschickt die Entführung seiner eigenen Frau inszeniert. In den Händen zweier schusseliger Amateure, gespielt von Steve Buscemi und Peter Stormare (von denen einer von einer jungen Zeugin als "irgendwie komisch aussehend" und "nicht beschnitten" beschrieben wird -- was in den USA den Kreis der Verdächtigen durchaus einschränken kann), geht der Plan auf schreckliche Weise schief.
Die schwangere Dorfpolizistin von Brainerd, Minnesota -- hervorragend gespielt von Frances McDormand (Joels Ehefrau), die dafür mit einem Oscar ausgezeichnet wurde -- wird plötzlich mit einem Fall von mehrfachem Mord konfrontiert. Ihre Ermittlungen sind ausgeschmückt mit ungewöhnlichen Beobachtungen des Lebens im ländlichen Grenzgebiet von Minnesota und North Dakota.
Fargo befasst sich mit liebevollem Humor mit dessen hinterwäldlerischen Bewohnern.
Fargo, im einen Moment schockierend und gleich im nächsten urkomisch, ist ausgesprochen originell und unverkennbar amerikanisch.
Und der Film trägt den unverwechselbaren Stempel seiner genialen Schöpfer.
Quelle: Amazon
Die Musterknaben
Wem zum Stichwort "Deutsche Film- und Fernsehpolizisten" nur Derrick und Schimanski einfallen, sollte unbedingt seine Liste um diese Beiden erweitern: Die Kommissare Docker und Dretzke sind zwar nicht so rüde und wild wie der Bulle aus Duisburg. Sie vermitteln auch nicht die unterhaltsame Langeweile des Oberinspektors aus München. Die Cops aus Köln sind eine Katastrophe und dem nicht genug -- sie kommen auch noch im Doppelpack. Die beiden DVDs enthalten die Filme Dumm wie Brot und Phil Collins im Puff, die Regisseur Ralf Huettner (Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem) inszenierte. Co-Drehbuchautor Dominic Raacke brachte neben viel Witz auch ein gutes Stück Polizeirealismus in die Handlung -- schließlich ist dieser ihm durch seine Rolle als Tatort-Kommissar Ritter gut vertraut.
Die Fälle der Musterknaben sind, auch wenn die Titel es vermuten lassen könnten, keine albernen Klamotten, sondern zwei gut gespielte Krimikomödien, deren Erfolg auf den unterschiedlichen Charakteren der beiden Anti-Helden beruht. Die Darsteller der beiden Polizisten sind mittlerweile aus dem Deutschen Kino nicht mehr wegzudenken. Oliver Korittke spielte in Bang Boom Bang und Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit mit. Jürgen Tarrach war in Late Show, Kaliber Deluxe und Drei Chinesen mit dem Kontrabass zu sehen.
Quelle: Amazon
Eine Dame verschwindet
"Eine Dame verschwindet" gehört zu den großen britischen Frühwerken des legendären Genies Alfred Hitchcock. Auf unvergleichliche Art (und noch erstaunlicher, wenn man das Alter bedenkt - der Film ist von 1938) schafft es der Meister hier, souverän Spannung, Humor und Action zu verbinden.
Die Geschichte: Auf einer Zugfahrt durch den Balkan lernt die junge Engländerin Iris (Margaret Lockwood) die nette englische Lady Miss Froy (Dame May Whitty) kennen, die plötzlich auf unerklärliche Weise verschwindet. Und niemand an Bord des Zuges will sie gesehen haben...
So simpel diese Mystery-Situation auch ist, sie wird hier so konsequent zur Spannungsentwicklung benutzt, dass sie seitdem unzählige Male wieder verwendet wurde ("Breakdown", "Frantic", um nur einige Filme zu nennen).
Hitchcock überrascht, in dem er den Film als Screwball-Komödie beginnen lässt und alle Charaktere sorgfältig vorstellt, bis er endlich in den Zug gelangt, den er dann bis kurz vor Schluss nicht mehr verlässt. Es ist fantastisch zu sehen, wie gut heute noch die Spezialeffekte funktionieren (man vergisst völlig, dass der Zug nie wirklich fährt), und Hitchcocks Vorliebe für schwarzen Humor kommt glänzend zum Einsatz.
"Eine Dame verschwindet" ist ein Meisterwerk der Filmgeschichte und gehört einfach in jede gute Filmsammlung.
Quelle: Amazon
"Was mir bei Hitchcock immer wieder auffällt ist, daß seine Filme voller Erotik sind. Die Beziehungen Mann/Frau empfinde ich immer wieder als recht zeitlos" stanweb
Schöne Frauen
Genauso wie dieser Amazon Rezensentin erging es mir auch (stanweb):
Es ist einer der seltenen Momente. Man sieht abends nebenbei noch fern - und plötzlich bleibt man bei einem Programm hängen. Die Musik ist schön, eine besondere Stimmung kommt rüber und auf einmal hängt man fest.
Leider hatte ich - wie wohl andere auch - den Anfang verpasst. Aber was dann kam, hat mich doch sofort zum Kauf der DVD veranlasst. Und mittlerweile habe ich den Film schon dreimal auf DVD gesehen und langweilig ist er immer noch nicht. Der Film lebt nicht von der Spannung auf das Ende, sondern durch die Stimmung im Film.
Einige Feinheiten am Anfang versteht man erst so richtig, wenn man die weitere Geschichte kennt, mehrfach sehen lohnt also!
Vom Lachen über viele trockene Sprüche ("Das ist kein Berg!"), über dem Mitfühlen wegen des Unglücks von fast allen, dem Übermut bei den Betrunkenen bis zum Gefühl der echten Freundschaft fühlt und leidet und freut man mit. Filme, die einen nicht nur zum Lachen, sondern einfach zum Lächeln bringen, sind für mich besonders wertvoll. Dieser gehört definitiv dazu!
Ganz toll passt dazu auch Queeen Bee. Tolle Stimmen, tolle Lieder - es stimmt einfach.
"Eigentlich ist das ein Machofilm, Frauenmachos...?!
Die Sätze Rauchende Frauen, saufende Frauen, schöne Frauen auf der DVD treffen es ganz gut.
Dieser Film ist so wahr, hat soviel mit Leben zu tun, daß er mich immer wieder zu Tränen rührt. Ich kann mich schlapplachen, ich leide mit.
Erst nach mehrmaligem Anschauen ist mir aufgefallen, daß nie auch nur ein Gesicht eines mitspielenden Mannes zu sehen ist. Und das, obwohl zum Teil recht Bekannte dabei sind. Macht aber gar nichts!
Ein Teil des Duos "Queen Bee" ist übrigens die geniale Ina Müller." stanweb
Das Fräulein und der Vagabund
Die junge Hilfslehrerin Regine lebt in einem Heidedorf. Ihr Verlobter Gerhardt, der Sekretär des Kreisdirektors ist, wohnt bei seiner Mutter, einer selbstgerechten, ehrgeizigen und ordnungsliebenden Frau. Regine leidet unter der mangelnden Spontaneität und Ausgelassenheit in ihrer Beziehung zu Gerhardt. Als sie eines Tages ihre Klasse zum Unterricht in die Heide führt, begegnet sie dem Vagabunden Hannes, der Regine am darauffolgenden Sonntag mit einer "ausgeliehenen" Kutsche abholt. Er überredet sie mit sanftem Druck zu einem Ausflug in die Heide. Regine verliebt sich im Laufe des Tages in Hannes und verbringt die Nacht mit ihm. Am nächsten Morgen trennt sie sich von Gerhardt und gibt ihre Stelle in der Schule auf, um mit Hannes zusammen sein zu können. Doch sie ist für ihn nur eine unter vielen. Als sie dies erkennt, will sie aus dem Heideort fortgehen. Gerhardts Mutter kommt auf den Bahnhof und kann Regine überzeugen, dass Gerhardt sie braucht. Der ist nämlich verschwunden und hat seiner Mutter eine beunruhigende Nachricht hinterlassen. Inzwischen ist Gerhardt jedoch Hannes begegnet, der ihm nach einer heftigen Auseinandersetzung klar macht, dass Regine eigentlich nur Gerhardt liebt. Die wird am nächsten Morgen von ihrer Schulklasse zu einem früher versprochenen Ausflug in die Heide abgeholt. In der Heide trifft Regine Gerhardt, der als "neuer Schüler" ebenfalls dazulernen will. Hannes zieht derweil weiter.
Die katholische Kirche riet in ihrem "Filmdienst" vom Besuch des Films ab, die evangelische Kirche sprach sich ebenfalls gegen ihn aus und die Regierung des Saarlandes untersagte gar seine öffentliche Aufführung auf ihrem Hoheitsgebiet. Obwohl nichts daraufhinweist, dass der Film ohne diese Eingriffe ein Publikumserfolg geworden wäre, so haben sie doch zumindest dazu beigetragen, dass der Film zum grössten finanziellen Misserfolg für die JFU wurde.
Quelle: Kulturarchiv FH Hannover
"Die Story liest sich so plump wie viele dieser Heimatschmonzetten.
Sie ist es aber nicht.
Das Erstaunliche ist der Blick auf die Menschen und die Heimat, in diesem Fall die Lüneburger Heide.
Der Vagabund (in seiner einzigen Filmrolle überzeugt John-Pauls Harding) wird nie bloßgestellt. Sinngemäß heißt es an einer Stelle des Films "Ach Hannes, Du bist halt wie Du bist".
Er poppt sich ein bischen durch die Gegend- dazu gehörten bekanntlich schon immer mindestens zwei Menschen- und Beide haben Spaß daran.
Es war der einzige Film bei dem der erfolgreiche Kameramann Rolf Meier Regie führte. Wäre der Heimatfilm in dieser Richtung (anstatt dumpfem Geschichtsrevisionismus) in den 50er Jahren weiter gegangen, er wäre glänzend gewesen." stanweb